Gewalt gegen Kinder – hier wird dazu geraten
Die wahren Hintergründe des Parental Alienation Syndroms - Teil II
Dies ist der zweite Teil der Recherche von @kinderverstehen.de zum wahren Hintergrund des Parental Alienation Syndroms. Einer Theorie, aufgrund derer in Deutschland Hunderte von gesunden, sozial gut integrierten Kindern ihren – meist alleinerziehenden – Müttern weggenommen wurden und werden. Den Müttern wird dabei nicht etwa Gewalt, Missbrauch oder Vernachlässigung vorgeworfen, sondern eine angebliche Störung ihrer Bindung zum Kind. Sie sorgten, so der Vorwurf gegen die Mütter, durch eine Art Gehirnwäsche dafür, dass ihre Kinder ein so genanntes Parental Alienation Syndrome (PAS) entwickelten - und deshalb den vormals geliebten Vater ablehnten. In Wirklichkeit – das legt diese Recherche nahe - ist diese angebliche Diagnose die Erfindung eines mutmaßlich pädophilen Kinder- und Jugendpsychiaters, der damit den perfekten Weg zur Täter-Opfer-Umkehr entwickelt hat.
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+++ Teil 1 dieser Recherche ist hier verfügbar +++
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Die Zuschreibung einer Krankheit als Machtmittel
Wie wir in Teil 1 gesehen haben entwickelte der US-amerikanische Kinder- und Jugendpsychiater Richard Gardner seine PAS-Theorie bei seiner Tätigkeit als Gutachter in sorgerechtlichen Auseinandersetzungen, bei denen er vornehmlich der Pädophilie angeklagte Väter vertrat. Sein Standunkt in den allermeisten dieser Fälle: Die ablehnende Haltung der Mutter gegenüber einem Kontakt des Vaters mit dem Kind habe in Wirklichkeit seinen Ursprung darin, dass die Mutter an einer Störung leide. Er nannte sie Parental Alienation Syndrome – elterliches Entfremdungs-Syndrom. Im Rahmen dieser Störung würde die Mutter dem Kind durch eine Art „Gehirnwäsche“ einflüstern, den eigentlich geliebten Vater abzulehnen.
Und für dieses „Krankheitsbild“ hatte Dr. Gardner auch gleich eine Liste von „Diagnosekriterien“ parat – etwa dass das Kind die immer auch vorhandenen „positiven Seiten“ des abgelehnten Elternteils negiere und zu „Hass und Abneigung“ desselben neige (bei genauerem Hinschauen handelt es sich allerdings eher um Orakel als um spezifische Diagnosekriterien).Hier die von Gardner eingeführten „Diagnosekriterien“ des PAS: (aus: Barbara Khalili-Langer, Was ist dran am Parental Alienation Syndrome?)
– Hass und Abwertung eines Elternteils durch das Kind.
– schwache, absurde oder alberne Begründungen für diesen Hass und diese Abwertung,
– Fehlen der üblichen Ambivalenz gegenüber dem entfremdeten Elternteil (seine positiven Seiten werden negiert),
– starkes Bestehen des Kindes darauf, dass es allein seine Entscheidung war, einen Elternteil abzulehnen,
– reflexartige Unterstützung des bevorzugten Elternteils während des Sorgerechtsstreits,
– Fehlen von Schuldgefühlen bezüglich des Verhaltens gegenüber dem entfremdeten Elternteil,
– Gebrauch von Redewendungen und Szenarien des bevorzugten Elternteils,
– Abwertung nicht nur des entfremdeten Elternteils, sondern auch von dessen Familie und Freunden.
Die „Schuld“ liegt in den von Gardner beschriebenen Fällen deshalb fast immer bei der Mutter. (Ich übernehme hier die ursprüngliche Zuschreibung von Gardner, der zunächst das PAS tatsächlich als eine Krankheit der Mütter beschrieb. Erst später redete er dann auch von einem möglichen PAS bei Vätern. Fakt ist aber bis heute, dass die Vorwürfe eines PAS oder einer „symbiotischen Bindung“ fast ausschließlich Mütter betreffen). Sie, die Mutter, sei es, die die Ablehnung zum Vater erzwinge und so dafür sorge, dass das Kind seine natürliche Liebe zum anderen Elternteil verleugne und diesem „entfremdet“ würde. Zugrunde liege dabei oft eine „zu enge“ Bindung zum Kind. Diese führe dazu, dass die Mutter „bindungsintolerant“ sei – also nicht ertrage, wenn das Kind seine angestammte Beziehung zum Vater auslebe.
Die Heilung erzwingen
Weil durch die Entfremdung vom Vater die Entwicklung des Kindes in Gefahr stehe, führe bei einem PAS kein Weg daran vorbei, das Kind aus der krankhaften Beziehung zu seiner Mutter zu „befreien“. Dazu solle das Kind und der angeblich entfremdende Elternteil eine Therapie bei einem speziell ausgebildeten PAS-Therapeuten erhalten, um sie von der ungerechtfertigten Ablehnung zu „heilen“. Bis zum Beginn der Therapie dürften Kontakte zwischen dem „entfremdenden“ Elternteil und dem Kind nur noch unter Überwachung stattfinden, um eine weitere „Gehirnwäsche“ zu verhindern.
Den Gerichten empfiehlt Gardner in seinen Schriften, das von PAS betroffene Kind zum Umgang mit dem abgelehnten Elternteil zu zwingen. Widersetze sich das Kind, so sei eine „threat therapy“ (Droh-Therapie) angezeigt, dem Kind also damit zu drohen, dass seiner Mutter das Sorgerecht entzogen wird. Fruchte auch dies nicht, so sollte das Kind zum abgelehnten Elternteil umplatziert werden und der Mutter schließlich das Umgangsrecht ganz entzogen werden. Und das nach einer simplen Gleichung: Je mehr ein Kind den Umgang mit dem Vater ablehne, desto eher sollte man dann eben diesem das alleinige Sorgerecht zusprechen.
Unzählige Mütter haben auf diese Weise in den letzten Jahrzehnten das Umgangs- und oft auch das Sorgerecht für ihr Kind verloren. Viele der Kinder landeten (und landen weiterhin) in Heimen.
Gardner benutzte diese Theorie dann sehr häufig auch – und zwar lange Zeit erfolgreich – um darzulegen, dass dem kindlichen Vorwurf einer erfolgten Misshandlung kein Glauben zu schenken sei, denn: im Grunde spiegle dieser Vorwurf nur eine symbiotische Beziehung zur Mutter wider, die dem Kind den Missbrauch nur eingeflüstert habe. Eine übrigens gerade in Deutschland bis heute von einschlägigen Gutachtern erfolgreich genutzte Strategie.
Trennung auf richterliche Anordnung
Spätestens hier sollten wir uns einmal ansehen, was es in der Praxis bedeuten kann, wenn das Urteil eines PAS einmal gefällt ist und Gardner´s „Therapien“ zur Anwendung kommen.
Pittsburgh, im Jahr 1998. Am Familiengericht wird der Fall der Grieco-Brüder Justin (14 Jahre), Patrick (12 Jahre) und Nathan (16 Jahre) verhandelt. Die Brüder – sie leben bei ihrer seit 8 Jahren von ihrem Vater getrennten Mutter – weigern sich seit mehreren Jahren, die angeordneten (und zum Teil mit Polizeigewalt durchgesetzten) Besuchszeiten bei ihrem Vater weiter einzuhalten. Ihre Begründung: ihr Vater sei gewalttätig und sie hätten – insbesondere nach einem traumatischen Angriff des Vaters auf ihre Mutter – Angst vor ihm. Die Brüder flehen das Gericht regelrecht an, sie nicht zu Besuchen bei ihrem Vater zu zwingen.
Auftritt Richard Gardner als wichtigster Gutachter des Vaters. Er sagt aus, die Kinder würden lügen, sie seien von ihrer Mutter einer „Gehirnwäsche“ unterzogen worden und würden nur deren negatives Bild vom Vater übernehmen. Er empfiehlt deshalb seine „Droh-Therapie“, die auch prompt umgesetzt wurde. Den Kindern wird gesagt, sie müssten ihren Vater besuchen und dabei „respektvoll und gehorsam“ sein – andernfalls käme ihre Mutter ins Gefängnis. Kurz darauf erhängt sich der 16-jährige Nathan in seinem Schlafzimmer. Er hinterlässt eine Notiz, nach der das Leben der Brüder zu einer „endlosen Qual“ geworden sei. Weder Gardner noch das Gericht weichen nach dem Suizid von ihrer „Diagnose“ ab. Erst durch einen Bericht in der lokalen Zeitung werden die Umgangsregeln für die überlebenden Kinder geändert.
Zurück nach Deutschland. Schauen wir uns einfach einmal an, welch krasses Unrecht mit dieser Theorie begründet wird. Und in welche Hölle auf Erden die betroffenen Kinder und Mütter (in aller Regel sind es ja die Mutter) geschickt werden können – mit dem bloßen Vorwurf eines PAS.
Und noch ein Beispiel, wie leichtfertig mit dem PAS-Vorwurf Gewalt ausgeübt wird:
Und noch ein Beispiel:
Und hier eine ausführliche Recherche zum Thema Kindesentzug wegen angeblicher „Elternentfremdung“ von ippen investigativ.
Interessant auch diese Recherche bei „Report Mainz“ der ARD – auch weil sie die Frage nach den Hinterleuten zumindest einmal aufwirft:
Diese Fälle mögen nach mittelalterlicher Teufelsaustreibung klingen, aber sie passieren vor unseren Augen. Auf Anordnung deutscher Familiengerichte. Während die Gesellschaft über die Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz diskutiert.
Und stets lautet die Behauptung, hervorgebracht von den immer gleichen Gutachtern: Hier liegt ein PAS vor. Oder Eltern-Kind-Entfremdung. Oder Bindungsintoleranz. Oder eine zu enge Bindung.
Es gehört zu den erschütterndsten Teilen meines Berufsalltags, wenn ich die entsprechenden Hilfeschreie von Müttern bekomme, die sich in einem geradezu kafkaesken System von Vorwürfen praktisch nicht wehren können – auch weil jede Gegenwehr als Bestätigung der „Diagnose“ gewertet wird.
Mit welcher Willkür Anschuldigungen von angeblicher „Bindungsintoleranz“ erhoben werden zeigen Fallsammlungen, die wir unter anderem dem Hamburger Soziologen Dr. Wolfgang Hammer verdanken. Auf die Veröffentlichung von 42 Fallverläufen zu Fremdunterbringungen gegen den Willen von Eltern und Kindern in einer Fachzeitschrift für Jugendhilfe erhielt er 612 Rückmeldungen zu ähnlichen Fällen, was auch zeigt, wie groß das Dunkelfeld ist. Schon damals zeigten sich auffällige regionale Häufungen von richterlichen Inobhutsbeschlüssen aufgrund angeblicher “Bindungsintoleranz”, die sich auch bestimmten Gutachter-Netzwerken zuordnen liessen – ein auf bewusste Instrumentalisierung der Gerichte hindeutende Tatsache, die Dr. Hammer zuletzt in einer umfassenden Veröffentlichung dokumentierte.
Türöffner für Nachtrennungsgewalt
Und diese Sammlung an Menschenrechtsverletzungen wird jedes Jahr größer, auch weil bei einem derart subjektivem und leicht zu erhebenden Vorwurf wie dem PAS das Tor zur Ausübung von Nachtrennungs-Gewalt weit offen steht. Und wie akut und weit verbreitet das Problem von Gewalt gegen Frauen nach der Trennung ist, hat sich in den letzten Jahren immer deutlicher gezeigt.Weitere Literatur dazu: Terre des femmes: „Nachtrennungsgewalt und institutionelle Gewalt bei Gewaltbetroffenheit in Umgangs- und Sorgerechtsangelegenheiten“, online unter https://frauenrechte.de/fileadmin/user_upload/20240505_Umfrageergebnisse_19_.pdf sowie das hervorragende Buch “Mütter klagen an” von Christina Mundlos
Neue Variante: Kindesentzug wegen angeblichen „Münchhausen by proxy“-Syndroms
Gerne wird inzwischen auch eine „medizinische“ Variante des “zu-enge-Bindung-Themas” herangezogen: Die Mutter lege es darauf an, ihr Kind krank zu machen – um dadurch ihre „symbiotische“ Beziehung zum Kind voll ausleben zu können oder sonstwie in eine für sie vorteilhafte Rolle zu kommen. Dieses tatsächlich existierende, aber eigentlich extrem seltene so genannte „Münchhausen by proxy“-Syndrom (Münchhausen-Stellvertretersyndrom, MbP) wird in manchen Gutachten inzwischen als PAS-Ersatz verwendet (vielleicht um den zumindest bei vernünftigen FamilienrichterInnen inzwischen in Misskredit geratenen Begriff zu vermeiden).
Die angebliche MbP-Diagnose wird heute aber auch gerne genommen um Kinder ihren Eltern wegzunehmen, die die Schule krankheitsbedingt nicht mehr besuchen können – etwa weil die Kinder an Long Covid oder einem Chronischen Fatigue-Syndrom leiden (beides Krankheiten, die manche KinderärztInnen entweder nicht kennen oder – entgegen der wissenschaftlichen Evidenz – als “psychisch bedingt” ansehen).
Es heißt dann: Mama mache ihr Kind krank, damit sie es zuhause pflegen könne und so einen „sekundären Krankheitsgewinn“ habe – die Pflege ihrer zu engen Beziehung zum Kind nämlich. Im Zuge der Pandemie hat diese Schwurbelei geradezu inflationäre Ausmaße angenommen – wie gesagt, meist aus dem schlichten und für meinen Berufsstand beschämenden Grund, weil ein Kollege oder Kollegin einfach „nicht an Long Covid glaubt“. Wer das selbst nicht glaubt, möge sich hier ein Bild machen – für solche mit größter Härte verfolgte „Inobhutnahmen“ reicht oft das „Bauchfühl“ eines Arztes oder einer Ärztin vollkommen aus (dabei ist die Abgrenzung eines echten MbP von einem Chronischen Fatigue Syndrom keinesfalls ein medizinisches Husarenstück.Hier ein Fachartikel zum Thema Chronisches Fatigue Syndrom (in der Fachliteratur auch ME/CFS genannt) im Kindes- und Jugendalter; ein großer Teil der Long Covid Fälle verläuft chronisch als ME/CFS. Außerdem eine Tabelle mit den Unterschieden zwischen ME/CFS und MbP.
Gewalt gegen Kinder: hier wird dazu geraten
Und wer meint, bei diesen Fällen käme nicht auch hierzulande die ganze von Dr. Gardner vorgeschlagene Brutalität und Gewalt zum Einsatz, der irrt:
„Die Kinder sagten, dass ihnen das wechselartige Besuchsmodell nicht gut tat. Deswegen sei es zum Streit mit dem Vater gekommen und sie hätten keinen Kontakt mehr zu ihm haben wollen. Auf Antrag des Vaters beschloss das zuständige Familiengericht in Wismar, dass die drei Kinder auch unter Anwendung von unmittelbarem Zwang und Unterstützung von Polizeibeamten bei der Mutter herausgeholt und zum Vater gebracht werden.“
Der oben geschilderte Fall der Grieco-Brüder lässt grüßen. (Natürlich wissen alle Beteiligten, dass Gewalt gegen Kinder eigentlich verboten ist. Durch welchen Trick Kindern dann dennoch Gewalt angetan werden kann, erklärt der Familienrechts-Experte Prof. Ludwig Salgo von der Universität Frankfurt in diesem Interview.)
Und noch einmal: Bei diesen hier dokumentierten Fällen geht es nicht etwa um Vernachlässigung, Gewalt oder Missbrauch. Diese Kinder werden ihrer bisherigen Hauptbindungspersonen aus einem sozial intakten, gut funktionierenden Umfeld weggenommen. Und häufig ins Nichts gestürzt: entweder sie kommen ins Heim. Oder in häusliche Ersatzpflege. Oder zu dem von ihnen abgelehnten Elternteil, beladen mit all den Trennungs- und Verletzungserfahrungen. Und wie die bereits angesprochene Bestandsaufnahme von Inobhutnahmen gegen den Willen von Müttern und Kindern zeigt, reichen dafür reine Beschuldigungen – etwa vom Ex-Partner – vollkommen aus.
Und noch einmal: bei diesen Vorwürfen kann es genügen, dass einer Mutter eine „zu intensive“ Stillbeziehung nachgesagt wird. Oder es wird behauptet, die Ex-Partnerin wolle ein Kleinkind seinem Vater entfremden, weil dieses bei ihr zuhause noch im Elternbett schlafe. Um hier einmal mir aus mehreren Fällen persönlich bekannte Beispiele zu nennen.
Schuldfrage: gelöst
Aber zurück zu Dr. Gardner, ohne den dieses ganze System undenkbar wäre.
Mit seiner PAS-Theorie war Gardner tatsächlich ein regelrechter Geniestreich gelungen. Er hatte die letzte Lücke in seiner Verteidigungsstrategie für des Missbrauch verdächtige Väter geschlossen. Mehr noch: er hatte seinem Blatt jetzt eine Karte hinzugefügt, die praktisch IMMER stach: den Vorwurf eines PAS.
Dies war Teil 2 der Recherche von @kinderverstehen.de zum Hintergrund des Parental Alienation Syndromes. Teil 3 wird noch einmal zusammenfassend in Gardner´s Werk eintauchen und fragen, wer eigentlich mit welchen Interessen auf diese Theorie setzt. In Teil 4 werden wir Vorschläge unterbreiten, wie dieser Alptraum zu beenden ist.
* * *
Und hier noch einmal ein persönlicher Kommentar, der mir wichtig ist: Es geht hier nicht um pauschale Bewertungen der deutschen Familiengerichte (es gibt gute FamilienrichterInnen und es gibt schlechte FamilienrichterInnen, so wie es gute und schlechte ÄrztInnen gibt) und vor allem nicht um pauschale Bewertungen der deutschen Jugendämter und ihrer MitarbeiterInnen, die oft schier Unglaubliches in großer Verantwortung leisten und für den Kinderschutz unerlässlich sind.
Es geht mir um die Benennung eines zu Himmel schreienden Unrechts, das bei *manchen* FamilienrichterInnen, bei *manchen* JugendamtmitarbeiterInnen, bei *manchen* Verfahrensbeiständen und bei viel zu vielen GutachterInnen ein offenes Ohr gefunden hat.
Es geht mir aber vor allem darum, dass PAS, “Bindungsintoleranz”, “symbiotische Bindung” (und neuerdings auch ein komplett aus seiner eigentlich medizinischen Bedeutung gelöstes “Münchhausen by proxy Syndrom”) von interessierten Lobbygruppen zum taktischen Mittel aufgebaut werden, um ihre Interessen durchzusetzen. Es geht mir darum, dass rund um diese “Diagnosen” ganze Netzwerke entstanden sind, die damit Unrecht tun.
Diese Recherche hat unglaublich viel Zeit gekostet, und Geld für die zu sichtende Original-Literatur dazu. (Ich habe mich mit diesem Projekt mehrfach an Investigativ-Portale, auch öffentlich-rechtliche, gewendet, die Resonanz war ehrlich gesagt bescheiden). Wir haben deshalb diesen Spendenbanner eingerichtet, so kannst Du unsere Arbeit unterstützen.
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Magda
zur weiteren Recherche:
https://www.ndr.de/fernsehen/programm/epg/Eltern-im-Scheidungskampf,sendung1425786.html
Magda
Brauchen Sie eigentlich dieses Syndrom, um einen Missstand zu decken, der Kinder und eines ihrer Elternteile entfremdet, obwohl Manipulation, Instrumentalisierung, Falschbeschuldigungen in Familienstreitigkeiten seit Jahr und Tag bekannt sind? Ist es nicht so, dass es egal ist, ob es Kranheitszeichen gibt, wenn es ausreichende und nachweisliche Fälle gibt, die belegen, wie sehr Kinder zur elterlichen Waffe gemacht werden? Daher ist Ihre Intension zur Veröffentlichung dieses sehr einseitigen und nicht objektiven Blogbeitrages fragwürdig bzw. scheint die Antwort auf der Hand zu liegen. Ich finde es im Namen aller betroffenen Kinder, Eltern und Familienangehörigen mehr als fahrlässig, wenn auch Sie gemachte Erfahrungen abstreiten und Menschen, die in dem Begriff Parental Alienation (mit oder ohne nachweislichen Krankheitszeichen) genau das erkennen, was ihnen widerfahren ist und es benennen wollen, um andere Eltern und ihre Kinder zu schützen.
Magda
Wie Sie sicherlich wissen, gibt es den Missbrauch mit dem Missbrauch. Niemand kann bestreiten, dass es gewalttätige Väter gibt, die den Begriff nutzen, um ihre Gewalt weiter auszuüben. Wenn Ihr Blog nur solche Menschen ansprechen würde, die diesen Missbrauch betreiben, dann wäre ich – ebenso wie viele andere, denen der Kinderschutz und die Kinderrechte am Herzen liegen – auf Ihrer Seite. Aber da Sie auch Menschen ansprechen, die ganz andere Erfahrungen gemacht haben und die Opfer eines Systems sind, das oft im Widerspruch zu den Rechten von Kindern und Eltern steht, muss ich Ihre Haltung und Ihre Veröffentlichung kritisieren.
Ich möchte Ihnen etwas schildern, das auch Ihnen klar erscheinen sollte, wenn Sie sich objektiv mit diesem Thema beschäftigen. Wenn wir Mütter, Väter und ehemals betroffene Kinder davon berichten, dass wir Erfahrungen mit einer Form von induzierter Entfremdung gemacht haben – sei es durch den Begriff PA (Parental Alienation) oder durch die Eltern-Kind-Entfremdung –, dann müssen drei Hauptkriterien erfüllt sein:
– eine Manipulation eines Kindes liegt vor, was eindeutig festgestellt werden muss (und wo Aussage gegen Aussage beim Familiengericht nicht ausreichen kann).
– dass das Kind die Manipulation übernommen und sich zu eigen gemacht hat, was eindeutig festgestellt werden muss (wobei der verbal geäußerte Kindeswille nicht immer maßgebend sein kann aufgrund einer ggf. vorherigen Manipulation).
– dass zuvor eine gute Beziehung zwischen dem abgelehnten Elternteil und dem Kind bestand, dass also keine Form von Missbrauch durch den abgelehnten Elternteil vorliegt und auch keine starke Vernachlässigung durch ihn. Auch das muss eindeutig festgestellt werden. Liegt Missbrauch oder Vernachlässigung vor, ist die Ablehnung eines Elternteils durch das Kind gerechtfertigt und eine Eltern-Kind-Entfremdung im Sinne von Parental Alienation, PA, ist nicht gegeben.
Viele Gegner von PA, zu denen ich Sie momentan zählen muss, weigern sich, diese drei grundlegenden Kriterien zur Voraussetzung einer tatsächlichen Eltern-Kind-Entfremdung zu akzeptieren. Entweder wollen sie diese nicht zur Kenntnis nehmen oder verschweigen sie schlichtweg.
Deshalb meine direkte Frage an Sie: Streiten Sie ab, dass es in Fällen von Sorgerechts- und Umgangsregelungen zu einer Verkettung dieser drei Kriterien kommen kann? Streiten Sie ab, dass in einem solchen Fall von Entfremdung eine Form der Nachtrennungsgewalt vorliegt?
Kerstin
was soll die Einteilung in Gegener von PA und nicht Gegener? Herr RP hat beweist immer wieder, dass ihm allein am Wohl der Kinder gelegen ist. mir scheint, Sie haben sich nciht alles bis zum Ende durchgelesen… oder wie interpretieren Sie die Worte von R.P. am Ende diese Beitrages?
Herbert Renz-Polster
Also ich danke für den Beitrag, und vielleicht wäre es ganz gut dann alle 4 Teile dieser Reportage zum PAS zusammen zu haben, damit Sie meinen Standpunkt dann auch kennen (das Stückeln in 4 Teile hat viele Gründe, hier ist es jetzt eher nachteilig…). Aber ja, das ist ein total wichtiger und richtiger Punkt, ich habe meine Position dazu schon ganz klar in “Mit Herz und Klarheit” (Seiten 71 bis 80) dargelegt, und das kommt wirklich noch ganz ausführlich in Teil 4 – also ja, natürlich gibt es eine manipulative Form der Entfemdung, das bestreite ich keine Sekunde. Mein Punkt ist allerdings ein wirklich wichtiger und entscheidender: PAS, wie von Gardner formuliert ist NICHT geeignet um eine Unterscheidung zwischen manipulativer und den viel viel häufigeren “normalen”, nicht-pathologischen Formen zu treffen, im Gegenteil, alles landet in einem Topf, der offen ist um damit jede Suppe zu kochen die man will, und damit auch für Machtmissbrauch. Also ich will Sie wirklich bitten noch eine Weile zu warten mit weit reichenden Schlüssen bezüglich meiner Position… Ich danke!
PS und trotzdem noch ein klitzekleiner Kommentar zu Ihrem Kommentar: wenn Sie das Kriterium “vormals gute Beziehung” zu dem abgelehnten Elternteil benennen, dann würde mir da die Kriterien Abwesenheit von “Missbrauch oder Vernachlässigung” nicht ausreichen.
Alles Gute!
Jana Strahl
Ich arbeite als Pädagogin intensiv mit Eltern, zumeist in Bildungskontexten, aber auch im Rahmen von Elternberatungen und -begleitung. Und ja @Magda, ich stimme mit Ihnen überein, dass Kinder nach einer Trennung auch von einem Elternteil instrumentalisiert werden können. Dennoch bewegen wir uns in diesen Fällen immer im Bereich von Annahmen und Aussagen gegen Aussagen, die natürlich auch gefärbt sind vom Schmerz über das Zerbrechen einer Beziehung. Und ja, ich bin absolut der Meinung, dass Gerichte da einen Blick darauf haben müssen und dass Mütter und Väter – eventuell auch verschärft – dazu angehalten werden müssen, die Beziehung zum anderen Elternteil nicht zu stören. Aber hierfür gibt schon sehr gute Programme, z.B. “Eltern aus der Klemme”, in denen von einem Psychologen-Team mit Eltern UND Kindern gearbeitet wird.
Aber NIEMALS und ich betone, wirklich NIEMALS darf es soweit gehen, wie einige dieser Fälle. Mit einer vermeintlich wissenschaftlichen Diagnose wird der Kindeswille komplett mit Füßen getreten. Niemand schaut einfach AUSSCHLIE?LICH auf die Kinder und deren Erleben, deren Gefühle und deren Wünsche. Für mich grenzt das teilweise an behördlich angeordnetem Kindesmissbrauch.
Es gibt ja auch aus der Jurisprudenz Ansätze, wie vermieden werden kann, dass das Kind zum Instrument für den Trennungsschmerz seiner Eltern wird ➡ https://de.wikipedia.org/wiki/Cochemer_Modell#Arbeitsweise
Sybille Möller
Das “Cochemer Modell” wurde von einem Anhänger Richard Gardners erfunden. Der Trick dahinter: Man zwingt Eltern dazu, sich “zu einigen”, um “Entfremdung zu verhindern.” Dieses Konzept ist sowohl in wissenschaftlicher und auch in rechtsstaatlicher Hinsicht sehr problematisch, besonders aber dann, wenn Partnerschaftsgewalt vorliegt.
Ro
Habe online eine andere Mutter kennengelernt. Sie befindet sich in einer Beziehung, in der sie jahrelang von ihrem Partner isoliert und früher auch tätlich angegriffen wurde. Mittlerweile haben die beiden zusammen ein Kind und er tut ihr “nur noch” psychische Gewalt an. Die Isolation konnte sie dank des Kindes nach und nach etwas aufbrechen. Nun plant sie mit größtem Bedacht die Trennung. Ein Teil dieses Plans ist: Abstillen. Denn sie hat gehört, dass man ihr deswegen eine zu enge Bindung nachsagen und das Kind entziehen könnte. Sie nimmt ihrem Kleinkind etwas, das ihm guttut, weil sie Angst haben muss vor Familiengericht und Jugendamt. Traurig, dass es so weit schon gekommen ist.