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Beratungsfrage

Streit mit der pubertierenden Tochter

Meine Tochter ist 15 Jahre alt. Seit sie mit ungefähr 12,5 Jahren in die Pubertät kam, entgleist unsere Beziehung zunehmend. Neulich wünschte sie mir sogar meinen eigenen Tod. Wenn sie von der Schule kommt, geht sie auf ihr Zimmer, knallt die Tür hinter sich zu und kommt dann auch nicht mehr raus. Dort hört sie Musik und liegt stundenweise einfach auf ihrem Bett. Wenn ich ihr Zimmer mal gelüftet hab, bisschen Ordnung reinbringe oder das dreckige, verschimmelte Geschirr rausräume, tickt sie komplett aus. Ich hab bei ihr überhaupt nichts mehr zu sagen und es fühlt sich so an, als ob ich sie gar nicht mehr kennen würde. Ich mache mir Sorgen – um ihre psychische Gesundheit und um ihre Zukunft. Hast Du Ideen, wie ich ihr helfen kann?

Ja, sehr wohl habe ich die. Hier kann ich nur ein paar Kerzen anzünden, passt ja zur Weihnachtszeit. Vielleicht tust auch Du das im Kopf immer wieder, um langsam Licht und Orientierung in Eure Beziehungskiste reinzubringen?

  • Wie wunderbar, dass Beziehungen lebendig sind und sich auch immer wieder in neue Richtungen formen lassen. Du und Dein „Kind“ waren einmal verbunden, das löst sich nicht einfach auf. Das ist Eure Basis.

  • Bleiben wir aber gleich bei der Verbundenheit, an der scheint es jetzt zu hapern. Und das merkt man. Denn nur wer sich verbunden fühlt, arbeitet gerne zusammen. Wie könnt Ihr neue Maschen knüpfen? Denke dran rum. Eine Basis ist das Interesse, das verstehen-Wollen: Was bewegt Dich gerade? Und: gibt es etwas, das Euch beiden Spaß macht (100 % gibt es das!)? Eine geteilte Aufgabe vielleicht sogar? („Wer nachts gemeinsam das Feuer hütet, wächst zusammen“ – HRP) Leider dominieren bei uns im Alltag oft die trennenden Erfahrungen – welche sind das bei Euch? Die solltet Ihr Euch vornehmen.

  • Du bist frustriert mit Deiner Tochter – und Deine Tochter ist frustriert mit Dir – warum? Weil Deine Tochter sich nicht gesehen fühlt (zurecht, es geht ja immer nur um das, was sie „falsch“ macht). Und Du natürlich auch nicht. Wie da rauskommen? Siehe die vielen Kerzen – Immer gilt dabei: wir Eltern machen hier den ersten Schritt, das ist unsere Verantwortung.

  • Es gibt einen Zauber: Gut vom anderen denken. Ich würde Dir wünschen, dass es Dir gelingt, positive Seiten an Deiner Tochter zu entdecken, so dass Du auch mal aus dem Herzen heraus gut über sie reden kannst. Nichts stärkt mehr als ein solches inneres Zunicken. Es macht auch die Konflikte (die werden weiter da sein) leichter lösbar.

  • Das gemeinsame Leben mit sehr unterschiedlichen Perspektiven auf die Welt ist schwer genug. Du musst jetzt nicht Euer gemeinsames Kapital vergeuden, indem Du Probleme für Deine Tochter löst, die für sie gar keine sind. Sei offen zu Dir: würdest Du Deine Mutter in Deinem Zimmer rumräumen lassen wollen? Soll wirklich das dreckige Geschirr zwischen Euch stehen? Jetzt, wo Deine Tochter versucht, sich langsam bei sich selber zuhause zu fühlen?

  • Wo immer Konflikte auftreten – lerne immer besser sie konstruktiv statt destruktiv zu lösen. Gut, wenn Ihr anfangt, offen zu kommunizieren, schreibt Euch Zettel, schreibt Euch Briefe, in Ruhe – baue eine gesunde Kommunikationsbasis auf. Wenn man die hat darf man sich auch mal entschuldigen und nachfragen, was der andere sich vielleicht gewünscht hätte…

  • Versuche, hinter (oder unter) das momentane Verhalten Deiner Tochter zu schauen. Dass sie Dir den Tod wünscht: es wäre tödlich, das wirklich für bare Münze zu nehmen. Wahrscheinlich ist sie schwer gekränkt – und wirft Dir indirekt vor, dass DU die Beziehung tötest … Und geht in ihrem Entsetzen darüber zu weit.
  • Und vielleicht die wichtigste Kerze zum Schluss: Unsere Kinder machen das, was sie machen, letzten Endes für sich – nicht gegen dich. Nimm das gerne auch als eine Art Schutz. Ich nenne es auch das „Elternfell“. Es wärmt, es puffert ein bisschen ab, und lässt uns trotzdem unsere Kinder gut spüren.

Das sind nur einzelne Gedanken, um eine andere Perspektive auf eure Situation anzuregen. Gerne würde ich Dich da auf mein neues Buch verweisen, denn da geht es genau um diese ‚unsere Basis‘:

Das kommt aber erst Ende Februar raus (hier kann man es vorbestellen).

Einstweilen fährst Du wie immer super mit Inke Hummel: z.B ihr „“.

Unter anderem um solche Erziehungsfragen dreht sich mein neues Buch: "Mit Herz und Klarheit - Wie Erziehung heute gelingt und was eine gute Kindheit ausmacht". Es erscheint Ende Februar.
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2 Kommentare

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  • Dominique Artel

    Oh, wie toll, ein neues Buch von Ihnen! Das ist aber eine schöne Neuigkeit. Danke für diesen Text, für die Kerzen. Die immer wieder mal durchlesen, wenn nicht alles so glatt läuft, wie man es gerne hätte, tut bestimmt gut. Das Buch wird natürlich bestellt.
    Seit “Erziehung prägt Gesinnung*, was ich mir meinem aktuellen Leben entsprechend als Hörbuch gekauft hatte und für welches ich sehr gerne hier nochmals Werbung machen möchte, finde ich Sie mindestens doppelt, wenn nicht dreifach sympathisch und so wichtig für ein gesundes glückliches Zusammenleben und Aufwachsen. Danke für Ihre Arbeit und wie toll, können auch wir zusammen einen Weg gehen (von den Babyjahren bis hin zu der Pubertät).
    Alles Gute und Liebe im Neuen Jahr 2024 und danke 💖

  • Sandy

    Danke für den Artikel. Ob er wirklich hilft? In der Theorie weiß ich das alles. Praktisch findet meine Tochter meine wunden
    Stellen und trifft mich mit ihren verletzenden Worten. Heute beispielsweise kam, sie sei nur so schlimm geworden, weil ich sie nicht erzogen habe und sie mit mir unter einem Dach leben müsse. Das tat und tut unheimlich weh. Klar kann ich mir bildhaft vorstellen, ich hätte eine Glaskuppel um mich und alles prallt an mir ab. Das schaffe ich nicht. Ich bin auch ein Mensch und wenn permanent Grenzen überschritten werden, fällt der Ressourcen orientierte Blick mega schwer. Ich war immer so stolz auf mein kleines Mädchen, was nun groß wird. Aktuell? Ist alles verdammz schwer. Sie trifft sich mit Peers, ist so gut wie nie da, da ist auch keine Beziehungsarbeit möglich.