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Beratungsfrage24. September 2024

Endlose Einschlafbegleitung

Meine Tochter Elisa wird bald vier, aber das Einschlafen ist noch immer eine Katastrophe.

Sie zögert das Zubettgehen zuerst mit allen Mitteln raus, da gibt es dann lange Arien rund ums Zähneputzen, auch das Vorlesen ist oft nicht wirklich entspannt, denn sie will immer noch ein Buch. Und dann fällt ihr immer noch etwas ein, was sie noch „braucht“. Von Wasser trinken bis dass sie noch Hunger hat. Und statt dann sich im Bett ruhig hinzulegen will sie dann oft noch turnen. Wenn sie dann soweit ist, begleite ich sie natürlich bis sie schläft (sie will eng bei mir sein und will, dass ich bei ihr liege), nur dauert das dann oft noch mal über eine Stunde.

Ich bin dann total frustriert, weil ja alles liegen bleibt und für uns als Eltern und Paar ist es auch schwierig, weil wir nie was gemeinsam machen können. Es zehrt einfach unglaublich an der Substanz, zumal ich dann danach auch ziemlich k.o. und ohne Power bin. Gefühlt verbringe ich den halben Tag mit Einschlafbegleitung.

Ich glaube mit Deiner Frage triffst Du einen Nerv. So oft klagen Eltern über diese endlosen Abende, in denen die Kinder alles wollen bzw. können, nur nicht schlafen. Und das eben auch noch lange ins Kleinkindalter hinein. Nicht ohne Grund heisst das wohl auflagenstärkste Elternbuch zum Thema Schlaf: Go the fuck to sleep.

Ich kann Dir jetzt nicht sagen: a, dann b, dann c, mach das und dies und es wird klappen – Schlafberatung, das ist meine Erfahrung, gehört zu den individuellsten Problemen überhaupt. Aber ich will Dir ein Bild mitgeben, das mache ich bei manchen Fragen gerne, denn dann kannst du es selber betrachten und versuchen, Deine Situation damit besser zu verstehen.

Und wie manche wissen, schöpfe ich viel aus dem Verständnis der menschlichen Evolutionsgeschichte, denn hier haben sich unsere grundlegenden menschlichen Verhaltensmuster eingeschliffen – unser Schlafverhalten gehört dazu.

Nimm also dieses Bild, um das Prinzip – und damit auch unser Dilemma heute – zu verstehen:

Über 99% der Menschheitsgeschichte sah die „Schlafbegleitung“ in etwa so aus: Die Erwachsenen und die Kinder saßen abends ums Feuer, das war schließlich unser Gemeinschaftsraum, da wurde gekocht, da wurde gegessen, geplant, geredet, gestritten, gesungen, da hat man sich vor den Tieren geschützt und da hat man sich gewärmt.

Wie lief das mit dem Schlaf der Kinder?

Die kleinen Kinder wurden gestillt und schliefen dabei ein. Oder sie waren sonstwie am Körper einer vertrauten Person geparkt und rutschten dort in den Schlaf. Und die älteren Kinder? Die waren auch mit im Kreis dabei, und wenn sie müde waren, suchten sie sich das, was sie eben zum Schlafen brauchten: einen Lagerplatz bei einem vertrauten Erwachsenen, ein Lägerle mit anderen Kindern – eben eine Schutzzone, in der sie warm, sicher und entspannt sein konnten.

Und in einem ähnlichen „Stil“ läuft das in den indigenen Gemeinschaften noch heute – und interessanterweise zucken die Eltern dort, wenn man sie nach „Schlafproblemen“ fragt, nur die Achseln. Auch dort ist ein „ins Bett bringen“ unbekannt – jedenfalls wird das Einschlafen der Kinder nicht als abgetrennter Vorgang zum sonstigen Leben mit seinen vielen Aufgaben begriffen. Stattdessen ist das Einschlafen in die Erwachsenentätigkeiten eingebaut – siehe oben.

Schauen wir uns das jetzt aber noch einmal genauer von der Regulationsebene her an.

Offenbar gab es zwei (Co-)Regulationsstrategien (natürlich mit Übergängen und Mischungen, aber so ganz grob). Die eine nenne ich „körpernah“, die andere nenne ich „Schutzglocke“:

Strategie „körpernah“ – das bedeutet die direkte Mitregulation über den Körper, also z.B., dass ein Kind gestillt wird und so in den Schlaf findet. Oder eben am Körper durch Nähe, Körperbewegungen, akustische Signale etc. mitreguliert wird und dann über diese Brücken in den Schlaf gleitet.

Bei der „Strategie Schutzglocke“ sind die Kinder natürlich auch nicht alleine, aber sie regulieren sich jetzt selber in den Schlaf. Ihre Brücke dazu ist die Präsenz vertrauter anderer Menschen, die sie sozusagen unter ihre „Schutzglocke“ nehmen: Alles gut hier, wir halten die Tiger fern, ihr dürft schlafen.

Der gemeinsame Nenner dieser – fließend ineinander gehenden – Strategien: Die Regulation der Kinder erfolgt WÄHREND DIE ERWACHSENEN IHR DING TUN – .also das machen, was für sie wichtig ist und bei dem sie sich wohl fühlen. Niemand steht vom Feuer auf, und „bringt sein Kind ins Bett“ – was würde man alles verpassen!

Ich glaube im Vergleich zu diesem Bild fällt der Unterschied deutlich auf: Durch die Abtrennung des „Ins Bett-Bringens“ des Kindes von den Alltagstätigkeiten der Erwachsenen entsteht leicht eine Stress-Situation: für die Erwachsenen, die oft genug die Einschlafzeit der Kinder nicht wirklich geniessen können, weil sie ihnen den Abend verhagelt. Aber auch für die Kinder, die dieses Seilziehen um den Schlaf auch rasch aufgreifen und dann oft prompt eine Art angespanntes Vermeidungsverhalten entwickeln – wach sein ist gut, das Schlafen dagegen nicht so mein Freund… Und noch etwas kommt oft dazu: durch die fortwährende Anspannung rund um das Thema Schlaf stehen die Kinder dann oft umso mehr auf dem Gaspedal stehen, was ihre Forderungen nach Begleitung und Co-Regulation angeht – ein Teufelskreis, den viele kennen dürften.

Zurück vom „Bild“ zur Realität hier und heute. Sie ist anders, wir leben anders, um 6 klingelt der Wecker, die Kinder müssen rechtzeitig ins Bett, wir können ihrem Schlafrhythmus oft keinen Raum geben, und wir haben sooo viele andere Hindernisse!

Trotzdem will ich das „Bild vom Feuer“ in den Raum stellen, damit wir besser verstehen, wo unsere Probleme liegen. Als ein tieferes Hintergrundwissen sozusagen.

Denn vielleicht kannst Du tatsächlich entlang des Bildes von der „Schutzglocke“ denken: Gäbe es vielleicht eine Konstellation in der Du entspannt(er) sein kannst und doch gleichzeitig präsent? Ich glaube ein dreijähriges Kind kann sich sicher fühlen, wenn Du eine Dir wichtige Tätigkeit in seiner Nähe ausführst – und Du dabei eines ausstrahlst: ich bin hier, und ich halte die Tiger fern (oder: ich sitze hier an der Nähmaschine und flicke deine Matschhose 😉 ). Aber ich bin mit etwas mir sehr Wichtigem beschäftigt.

Wir sind am Lagerfeuer, alles gut.

Dieser Beitrag beruht auf dem Buch des Kinderarztes und Wissenschaftlers Dr. Herbert Renz-Polster: „Kinder verstehen. Born to be wild - wie die Evolution unsere Kinder prägt". Es beschreibt die Entwicklung der Kinder aus dem Blickwinkel der evolutionären Verhaltensforschung.
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20 Kommentare

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  • FranziskaR

    Im Buch “Artgerecht” wird ähnlich empfohlen; erstmal die zu Bettgehrituale zusammen machen… je nachdem wie die aussehen, lesen kuscheln oder ähnliches. Und wenn man merkt, das Kind ist tatsächlich müde (auch das ist meiner Meinung nach wichtig, auch Kinder brauchen unterschiedlich viel schlaf), dann sich entfernen mit “MaPa macht mal eben noch schnell Wäsche” oder “…geht Duschen und kommt dann wieder” dann natürlich wieder kommen 😉 vielleicht ist das Kind dann tatsächlich in der Zeit alleine eingeschlafen, wenn nicht, wieder dazu setzen und später nochmal probieren. Wenn es klappt, lernt das Kind so mit der Zeit vielleicht auch das es alleine einschlafen kann.
    Je nach persönlicher Situation zu Hause, kann ein späteres ins Bett gehen auch hilfreich sein. Mein 2,5 jähriger ist auch vor 21 Uhr nicht müde, da spar ich mir auch das 19 Uhr in Bettbringen, denn die Zeit kann ich noch sinnvoll nutzen und er darf nach dem Abendessen noch etwas ruhiges (!) spielen.

    Ansonsten kann ich nur ebenfalls sagen bei uns klappt es besser, wenn ich selbst entspannt bin. Wenn mein Sohn nur noch liegt und kuschelt, aber noch Zeit braucht zum Einschlafen, lese ich tatsächlich nebenbei einfach ein Ebook im Dunkelmodus. Das Entspannt mich, weil ich das Gefühl hab noch etwas für mich zu tun, dadurch liege ich nicht “hibbelig” daneben mit “wann schläfst du endlich” im Kopf.

    LG

  • Dr. med. Silke Weixler

    Ganz oft liegt es auch daran, dass die Kinder einfach nicht müde sind. Und das liegt entweder daran, dass sie morgens ausschlafen können ( wenn das geht, schön!) und/ noch Mittagsschlaf z.B in der Kita machen. Dann sind erst wieder wirklich müde, wenn die Eltern auch fast ins Bett gehen. Die meisten Kinder brauchen diesen Mittagsschlaf aber mit spätestens 3 Jahren nicht mehr.
    Also vielleicht mit der Kita sprechen, geht es, dass sie wach bleibt? Und konsequent morgens wecken. Das alles beruht eigentlich auf der ganz einfachen Rechnung, dass Kinder je nach Alter z.B 12h Schlaf brauchen. Nimmt man an einer Stelle 1h weg, „ holen“ sie sich die zu einem anderen Zeitpunkt, werden also vermutlich früher müde.
    So eine Ungewöhnung dauert ca. 1 Woche.
    Vielleicht hilft es:)

    • Stefanie

      Hallo Frau Dr. Weixler !
      Für die Entwicklung der Kinder ist Schlaf enorm wichtig und übrigens für uns Erwachsene auch. Ich selbst erlebe als Erzieherin was um Kindergarten passiert, wenn Eltern sagen, das Kind soll nicht mehr schlafen, da es sonst abends nicht ins Bett geht. Man zieht die Kinder durch…auch wenn sie 3 sind… durch den oft für sie anstrengenden Kita Alltag.Das ist Streß im Kleinkindalter und einfach schädlich für die gesamte Entwicklung. Oft sollte es meiner Meinung nach für die ,.älteren’ sogar eine 2. Schlafenszeit ab 14 Uhr geben, gerade wenn die Kita bis 17 Uhr offen ist.
      Als Mama von 3 Kindern weiß ich auch, das man manchmal froh ist abends keinen ,struggle’ wegen des Schlafens zu haben, aber
      wie Herr Renz Polster sagt….entspannt bleiben und da sein ! Die Kids brauchen das Gefühl der Sicherheit und ich denke nicht nur sie ( ;
      Stefanie

  • Sylvia

    Einfach nur DANKE für diesen Beitrag. Schon so viel probiert und gelesen darüber und wenig echte Leichtigkeit erfahren. Mit dem
    Bild vom Lagerfeuer habe ich sie gerade wieder! Danke!

  • Monika K.

    Die Kinder werden müde, wenn sie sich austoben können, also mit den Kindern rennen = Stress-Abbau. Danach etwas ruhiges zum herunter Dimmen wie zB vorlesen. Dann Abendessen, dann zu-Bett-geh-Ritual.
    Ich beobachte heutzutage häufig, dass sich manche Eltern von den Kindern und deren Wünschen bestimmen lassen. Bedürfnisse erfüllen ja, essen, trinken, Kleidung, spielen, Bewegung an der frischen Luft, aber nicht alle Wünsche, und die schon gar nicht sofort.
    Rituale sind hilfreich, aus dem Fenster schauen, “alle gehen jetzt schlafen”, Vorhänge verdunkeln, im Vorfeld sagen “Wir lesen EIN Buch und dann schließ die Augen und träum was Schönes.” die Tür noch einen Spalt auf lassen, auch Geschirr-Spülen-Geklapper hindert die Kinder nicht, sondern beweist ihnen die Gegenwart der Eltern. Selbstregulation müssen die Kinder lernen, spätestens in der Schule wird diese Fähigkeit voraus gesetzt.

    • Nika

      Ihre Vorstellung von Kind-zum-Schlafen-Bringen hat sehr wenig mit HRPs Lagerfeuer-Bild zu tun…
      Das Video ist ziemlich gruselig.

      • Monika K.

        @Nika Das ist kein Video, sondern ein Gute Nacht LIED, das alle Bedürfnisse des Kindes anspricht.
        Ich habe gute Erfahrungen gemacht mit Schlafliedern, singe aber höchstens zwei, dann “Schlaf schön und träum was Hübsches.” fertig.

    • Miriam W.

      Leider haben Sie in Ihrer Auzählung zwei ganz wichtige, natürliche Bedürfnisse vergessen: Nähe und Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft.
      Genau darin unterscheidet sich Ihr “Satt-und-sauber”-Konzept von den Ideen, Vorschlägen und dem Bild des Lagerfeuers bei HRP und in der oft heute praktizierten Erziehung, in der “Eltern sich von Ihren Kindern und deren Wünschen bestimmen lassen”. Wenn ich sie richtig verstehe, geht es Ihnen vor allem um schon sehr frühe Selbstregulation, die gelingt aber am besten und wird dort gelernt, wo Co-Regulation angeboten und gelebt wird. Aus sich heraus und durch Alleine-Lassen wird keine Selbstregulation gelernt, dazu gibt es genügend Studien – und es war auch aus evolutionsgeschichtlicher Sicht unsinnig oder gar lebensgefährlich.

      • Monika K.

        @Miriam W “Nähe” ist selbstverständlich, werde ich in meine unvollständige ‘Aufzählung’ aufnehmen. “Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft” ist mit der Liebe zum Kind gegeben, werde ich auch abspeichern.
        Kinder brauchen Grenzen genauso wie Eltern die Leitplanken in Serpentinen brauchen. Sie wollen wissen, woo ist die Grenze. Die müssen die Eltern und ihre Nerven setzen.

  • Jale

    So ein wunderschöner Beitrag, man fühlt sich gleich ganz behütet und wohlig 😊!
    uns trögt tatsächlich schon seit vielen Jahren (und insbesondere seit wir mit der 1/2 jährigen Großen “Kinder verstehen” gelesen haben 😉 ) das Bild vom Lagerfeuer 🔥 😊
    (das konventionelle ins Bett bringen um 19h haben wir eigentlich nie gebraucht und die Kinder hatten noch nie Probleme einzuschlafen). Wir Großen verlagern unseren Mittelpunkt halt auch Richtung Schlafplatz und machen dort, was uns noch gut tut oder was es noch braucht. Es gibt ja genug, was man bei gedämpftem Licht tun kann 😉 Oder das Kleine krabbelt irgendwann auf den Arm und ratzt dort weg. (An einem echten Lagerfeuer passiert das fast automatisch, total spannend!). Vielen Dank !!!
    (PS: Man merkt einfach immer wieder, dass zu “99% der Menschheitsgeschichte” kein konventioneller Haushalt gemacht werden musste und schon gar nicht von einer Person alleine…🙃
    PPS: und wie ungeheuer ungerecht die Ressourcen verteilt sind. Das ist so ein Unding. Je belasteter eine Familie (durchaus nicht nur abhängig vom Geld, aber auch sehr stark), umso unwahrscheinlicher oft ein ungestresstes Lagerfeuersetting, die Möglichkeit, sein Leben kindgerecht gestalten zu können… oder gar die Möglichkeit auch mal draußen auf Terrasse/Balkon/Garten zu übernachten, wo es sein kann, dass Kinder unter Sternen unheimlich gut schlafen….).

  • Maja

    Danke für die wertvollen Beiträge. Die zum Thema Schlafen werden viel kommentiert 😉

    Ich finde schön, dass HRP auch auf die Individualität einer jeden Familie Wert legt, denn wir sind ja wirklich alle anders, was den Familienhintergrund ebenso betrifft, wie auch die Charaktere und Bedürfnisse.

    Unser 4jähriger war schon immer ein Frühzubettgeher und Frühaufsteher. In unserer Großstadtblase übrigens super selten anzutreffen. Bis ca 1,5 ist er 17:30 todmüde gewesen und 5 Uhr aufgestanden. Fanden wir das früher aufstehen ätzend?. Ohhh ja! Wie oft hörten wir, dass wir ihn einfach später schlafen legen sollten. Aber mein Mann hat sich dagegen gewehrt: Unser Sohn ist müde, also darf er auch schlafen!

    Mit 2 bis 2,5 ist er 21 Uhr eingeschlafen (mit Mittagsschlaf) und dennoch 5:30/6:00 aufgestanden.
    Und plötzlich fanden wir 21 Uhr doof, weil wir keine “Freizeit” mehr hatten. Gleichzeitig konnten wir abends länger unterwegs sein etc. Er wollte plötzlich auch immer mal was trinken, mal was essen, mal ein Spielzeug in der Hand halten. Wir hatten dann immer schon soweit alles bereit am Bett: Wasser, ein Stück Apfel und ein Auto oder was gerade angesagt war. Wir haben gelernt zu akzeptieren und sind mit ihm schlafen gegangen. Mit dem Wegfallen des Mittagsschlafs hat sich dann wieder alles gewandelt.

    Als Vierjähriger schläft er derzeit 19 Uhr ein und steht 5:30/6:00 auf (ohne Mittagsschlaf). Das ist SEIN Rhythmus. Der zweite Sohn scheint einen ähnlichen Rhythmus zu haben, was es uns erleichtert.

    Uns trägt durch das Familienleben, dass wir unser Erwachsenenleben und das Kinderleben nicht so getrennt sehen, gleichzeitig auch Rücksicht nehmen. Wir übermüden unsere Kinder nicht am Abend und nehmen dadurch keine abendlichen Einladungen an (ist derzeit nuneinmal so). Und so können alle zu ihren Zeiten schlafen (nur wir müssen notgedrungen morgens auch aufstehen 😉)

    Übrigens gibt es bei uns im Herbst/Winter einmal die Woche im Familienzentrum Lagerfeuer und Stockkbrot. Wir gehen mit den Kindern regelmäßig dorthin, haben das Abendbrot schon dabei und alle Kinder liegen 18:45 glücklich und nach Rauch riechend im Bett. Wir begleiten auch den Vierjährigen, lassen ihn nie alleine. Mögen auch nicht alle Eltern. Aber wir genießen die Nähe ebenso.

    Was ich für mich jetzt mitnehme und umsetzen möchte: im bett auch einfach bei gesimmten Licht lesen. Daran habe ich früher nie gedacht. Vielleicht dauert das Einschlafen dann 15 Minuten länger, bin selber aber ruhiger und habe auch schön entspannt.

  • JFM

    Vielleicht ist das Zauberwort “entspannt”? Unser 1,2-jähriger geht nicht gern schlafen, will aber dauernd auf den Arm, während ich die Küche aufräume. Und, ja, ich könnte ihn in die Trage nehmen, das müsste ich noch probieren. Mein Mann liest in Ruhe und ich komme zu nix. Und der Kleine will partout zu Mama. Dann gehen wir eine kleine Runde an die frische Luft und wieder rein. Oder er stillt nochmal. Oder ich lese kurz in einem Buch, dass er mir dann wieder wegnimmt. Und zwischendrin probieren wir Einschlafstillen. Und dann zwischendrin noch Küche aufräumen. Laptop traue ich mich nicht, aber er mag ja auch schon Küche aufräumen oft nicht. Und mit der Zeit bin ich recht unentspannt, weil ich weiß, dass ich nicht zum Aufräumen und zu meinen Mails und zum rechtzeitigen Schlafen komme. Heute habe ich dann irgendwann weiter in meinem ereader gelesen (im Bett) und auf einmal wollte er doch zu meinem Mann … Das Bild mit dem Lagerfeuer ist für mich irgendwie trotzdem unklar, weil es diese Phasen gibt, in denen er mich nicht mal in Ruhe Abendessen lässt oder aufräumen oder Podcast hören und ich wirklich mit ihm sein soll. Und diese Phasen sind halt manchmal lang, wenn ich eh schon vorher kaputt bin. Wie da entspannt bleiben gelingen kann? Heute ging es letztlich mit dem Lesen, aber die Aufgaben bleiben dann liegen. Schwierig das mit dem Lagerfeuer, scheint bei uns nicht lagerfeuerig genug zu sein und ich weiß grad nicht, wie das anders ginge … Oder es liegt halt doch an was anderem, zB langweiliger krank Tag zuhause …

    • Maja

      Es scheint sehr wuselig am Abend zuzugehen. Für deine eigene Entspannung, die du dir ja auch verdient hast, wäre es toll, wenn dein Mann erst einmal die Küche aufräumt, die Wäche macht etc und danach liest. Dann wüsstest du, dass das nicht mehr deine Aufgaben sind. Ich kann schon voll nachvollziehen, dass du bei einer ewig langen to do Liste nicht in die Entspannung kommst. Und ob es sich aufs Kind überträgt, ist ja auch erst einmal zweitrangig. Auch du hast einen Feierabend verdient und dieser dürfte doch auch gerne kuschelnd mit deinem Kind beginnen, ohne wartender Hausarbeit!

  • Ines

    Unser „Lagerfeuer“ ist wohl das Familienbett, ursprünglich Beistellbett, dann Ehebett und jetzt haben wir eine 3,60m breite Liegefläche, jeder seine 90cm. Und so gehen wir auch immer zusammen mit den Kindern ins Bett, d.h. Mein Mann macht sie bettfertig während ich noch die Küche fertig mache. Dann komme ich dazu. Ein Kind liegt bei mir, das andere bei meinem Mann und das Einschlafen geht eigentlich recht schnell und es gibt keine Diskussion. Wenn wir mal später ins Bett gehen sagt das kleinere Kind selber, dass es müde ist und fragt ins Bett gehen zu dürfen.

    ABER: ich fand es auch nicht immer so toll meine Abende im Bett zu verbringen, auch wenn wir beide dann oft einen Film zusammen schauen (iPad und Kopfhörer). Die Kinder haben anfangs auch immer sofort bemerkt wenn wir uns aus dem Bett geschlichen haben und sind aufgewacht. Ich habe mir damals schon auch öfter die „Tür auf-Kind rein-Tür zu“-Variante gewünscht, aber wenn ich sehe welche Szenarien es andernorts gibt ist es mir so doch lieber und ich erinnere mich an meine eigene Kindheit: ich hatte oft Angst alleine zu schlafen und möchte das nicht für meine Kinder.
    Aber ein Zeitaufwand ist es allemal und ich kann auch Eltern verstehen, bei denen das nicht möglich ist und die das Zusammenschlafen mit den Kindern nicht mögen.

  • Jale

    HRP selber macht in einem früheren Post jede Menge Vorschläge, wie man das mit der Schutzglocke ausgestalten kann:

    “(…) Und dann überträgt sich natürlich eure Anspannung “jetzt schlaf doch endlich ein!” auf das Kind und es entsteht ein Teufelskreis.

    Ihr könnt versuchen, neue Wege in die Entspannung zu finden. Ich nenne das auch: Zurück auf Los! Diese Wege beinhaltet eine umgekehrte Perspektive. Im Vordergrund steht jetzt Eure eigene Entspannung. Sie wird sich dann allmählich auf Euer Kind übertragen. Ihr würdet also abends das Programm nach EUCH richten. Und Euer Kind darf dabei sein!

    Manche Eltern stellen sich einen Tisch ans Bett und machen dort die liegen gebliebene Arbeit am Laptop. Sie sind präsent und schaffen eine Atmosphäre des Schutzes, ohne dabei „Einschlafmanager“ zu sein. Andere machen eine Handarbeit, von Bügeln bis Nähen (eine Mutter stellte tatsächlich gleich die Nähmaschine ins Schlafzimmer!). Oder die Eltern machen es sich zusammen gemütlich, unterhalten sich bei einem Glas Wein oder lesen sich gegenseitig vor. Oder schauen einen Film. Da schläft das Kind vielleicht nicht gleich ein, aber es lernt allmählich das Loslassen und zur Ruhe kommen. Und irgendwann ist der Schlafstress weg.
    Sehr viele Kulturen praktizieren diese „umgekehrte Perspektive“. Da gibt es kein „wir bringen dich jetzt ins Bett“! Das ist ja tatsächlich etwas komplett Künstliches, dafür hätte man zu 99 % der Menschheitsgeschichte vielleicht gar keine Zeit oder auch Bock gehabt und Nerven schon gar nicht. Stellt euch einmal das Lagerfeuer vor, an dem alle gegessen, gequatsch und geplant haben. Wie sind die Kinder da eingeschlafen? Genau.
    Das hier sind nur Beispiele, jede Familie muss da ihren eigenen Weg finden. Die Zeiten in denen das Kind wieder besser einschläft werden wieder kommen. Für euren Weg wünsche ich euch alles Gute!”

  • Linda

    Ich muss zugeben, da bin ich gespannt, wie das bei uns funktionieren wird.
    Jetzt mit 10 Monaten schaut mein durchaus müdes Baby (wenn ich zu langsam bin, werde ich ins Bett genölt) bei jedem noch so kleinen Geräusch erstmal, ob es sich lohnt wieder aufzustehen. Auch wenn die Augen eigentlich schon lange zu sind. Flüstern ist eine ganz dumme Idee, wir Eltern kommunizieren per Handy in Textnachrichten.
    Wie das beim älteren Kind zum entspannten Einschlafen während wir irgendwas machen werden soll, sehe ich noch gar nicht. Ich könnte das Zweitbettchen zwar in der Küche oder im Wohnzimmer oder oder aufstellen, aber wie Mini dann einschlafen soll, kann ich mir jetzt im Traum nicht vorstellen.
    Da plant man so schön und liest vorher und bekommt dann ein Kind, zu dem das absolut nicht passen will.

    • FranziskaR

      Das wird alles besser, versprochen. Bei unserem Sohn war das anfangs genau so, nicht einmal ablegen im Bettchen vom Arm aus war möglich. Rausschleichen nur, wenn man den genauen Weg über den Fußboden ohne knarzen wusste…

      Das wurde tatsächlich nachdem er selbstständig laufen konnte besser, was ja evolutionär auch Sinn ergibt. Wenn Sie sich selbst helfen können, sind sie etwas weniger Abhängig davon das jemand in der direkten Nähe ist.

      Mittlerweile ist der Schlaf so fest, dass sogar herumtragen und ausziehen usw. möglich ist.

      Weiterhin tritt denke ich irgendwann auch ein Gewöhnungseffekt für Umgebungsgeräusche ein, daher denke ich es ist auch nicht gut sie davon vollkommen abzuschirmen. Irgendwann “lernen” sie ja das bestimmte Geräusche zu Hause normal sind.

    • Mama von Dreien

      Mit 10 Monaten sind unsere Kinder immer im Tuch (es geht natürlich auch in der Trage) gewesen, wo sie tagsüber auch stundenlang waren, dort einschlafgestillt weggenuckelt, danach im Tuch auf die Seite/auf den Rücken geschoben, und ich/wir haben gemacht, was wir noch wollten…(Oder auch einfach nur genossen und gekuschelt). Geräuschpegel quasi egal, weil vertraute Elternnähe ja spürbar. Sobald wir selbst dann schlafen sind, Kind mit uns abgelegt…
      Ich muss sagen, dass ich das auch geliebt habe mit dieser Nähe und nicht anders hätte haben wollen 😍 wir aber auch nicht den Blitzblank Anspruch und mein Mann den Haushalt genauso als “Seins” betrachtet..da haben wir an einem Strang gezogen.

  • Sonja 😊

    Das Lagerfeuer und Schutzglocke Bild haben wir gestern mal ganz praktisch getestet – wir Großen hatten Besuch und statt sich der leidigen Frage hinzugeben “wer bringt die Kinder (die am liebsten noch gerne mit dabei wären, aber schlafen sollten)ins Bett” und ist solange außen vor, haben wir ein kleines Licht auf den Couchtisch gestellt (Kerzen wären natürlich noch lagerfeueriger gewesen 😉 ) und die Kinder durften ihre Leseecken-Felle auf den Boden legen und sich dann bettfertig darauf unter Wolldecken kuscheln. Wir Großen haben uns ganz normal weiter unterhalten und ratzfatz waren die Kinder eingeschlafen. Irgendwann später konnten wir sie ins Bett tragen. Das wollen sie ab jetzt am liebsten immer so machen 😀

  • klukasocial

    “Die Erwachsenen und die Kinder saßen abends ums Feuer, das war schließlich unser Gemeinschaftsraum”

    Bin gerade auf längerem Besuch bei der Familie in Brasilien und ich schwöre es ist hier in manchen Aspekten genauso wie bei den indigenen Vorfahren.

    Nur ist heutzutage das Lagerfeuer halt der Fernseher im Wohnzimmer. Dreijährige, die nach 22 Uhr (blanker Horror für deutsche Eltern) schlafen.

    Ruhe gibt es auch nicht, es wird “geplant, geredet, gestritten” und das sehr laut.

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