Kommentar13. September 2020

Die “Elternschule” wurde geschlossen – Elternschule geht weiter

So war das wahrscheinlich nicht geplant als der Film "Elternschule" an der psychosomatischen Abteilung der Klinderklinik Gelsenkirchen-Buer gedreht wurde. Die Abteilung wurde jetzt geschlossen. Beileid will ich hier nicht aussprechen, aber gerne einen Kommentar zum Ereignis abgeben.

Seit dem 12.9.2020 ist es offiziell: Die psychosomatische Abteilung der Kinderklinik Gelsenkirchen-Buer wurde geschlossen. Als Grund genannt wird das: die Patienten seien fortgeblieben. Eine genauere Stellungnahme der Klinikleitung wird für morgen (14.9.2020) erwartet. Hoffen wir einmal, dass es dieses eine Mal nicht um die Verfehlungen der KritikerInnen geht, sondern um die Probleme des Programms selbst.

Zu viel Licht

Denn Fakt ist, dass die Eltern inzwischen einfach mehr Informationsquellen zur Verfügung haben als zu der Zeit als der Film auf die Bühne kam. Das Therapieprogramm wurde ja nach und nach von Kinder- und Jugendpsychiatern (etwa dem Twitter-Kanal von Dr. Dierssen), diversen ärztlichen Fachgesellschaften und unzähligen BloggerInnen, Eltern und Fachkräften auseinander genommen (besonders dankbar für seine Hintergrundrecherchen bin ich dem medizinischen Recherche-Portal Medwatch, das schon auf die Problematiken dieses Therapieprogramms verwies als etwa die ZEIT noch von einem in Gelsenkirchen angeblich stattfindenden “Zivilisations-Crashkurs” faselte. Den aller-allergrößten Beitrag aber leisteten wahrscheinlich die vielen Mütter und Großmütter, die mit ihren Kindern selbst in der Klinik waren und sich nach und nach aus der Deckung trauten und ihre persönlichen Erfahrungen in den sozialen Medien teilten oder sich etwa Katia Saalfrank anvertrauten. (Dass dies nicht selbstverständlich ist, zeigen für mich die vielen Lücken, die sich auch bei anderen umstrittenen Therapieverfahren auf einmal auf Eltern-Blogs auftun. Ich persönlich halte es jedenfalls für bedenklich, wenn Ärzte Patienten juristisch zur Aufgabe kritischer Positionen zwingen, weil hier eine Übermacht ins Spiel kommt, der Familien einfach nicht gewachsen sind). Katia Saalfrank, ich danke Dir von Herzen. So wie ich den vielen Ärztinnen und Fachkräften danke, die ihre Abende damit verbracht haben, den Hintergrund dieser Klinik zu recherchieren – Tina vorneweg. Und ich danke auch dem ehemaligen Mitarbeiter der Klinik, Prof. Klosterhalfen, der trotz schweren juristischen Drucks nicht müde wurde, die Geschichte dieser Klinik chronologisch niederzuschreiben und von seinen eigenen Erfahrungen zu berichten.

Der Beitrag der Kanzleien

Tatsächlich dürfte nämlich auch eine Rolle gespielt haben, dass auch die zweite bisherige Abwehrstrategie der Klinik ins Schleudern gekommen ist. Bisher war es ja so, dass Kritiker und Kritikerinnen auf Schritt und Tritt mit juristische Schritten zu rechnen hatten. Da bekamen Blogger Unterlassenserklärungen, aber auch Elternvereine, ein ehemaliger Mitarbeiter der Klinik sowie renommierte Buchautoren. Selbst eine ärztliche Fachgesellschaft wurde mit Unterlassensklagen überzogen. Kritische Ärzte wurden gar mit Schadensersatzforderungen konfrontiert (ähnlich wie es derzeit die Südtiroler Obstbauer tun, die damit ihren hohen Pestizideinsatz aus der Kritik halten wollen – dass solche Strategien zulässig sind, finde ich persönlich bedenklich, weil sie ein Macht-Ungleichgewicht begründen, das einen Rechtsstaat in seinen Grundfesten bedroht: Wer das Geld hat um die Söldner in den Kanzleien zu bezahlen, setzt sich durch). Selbst auf Rezensionen im Internet wurde mit anwaltlichen Schreiben reagiert.

Dann focht eine Großmutter eines an der Abteilung “behandelten” Kindes ihren Fall bis vor Gericht durch. Und siehe da: Die Richterinnen liessen keinen Zweifel daran, dass sie die Kritik für zulässig halten. Dieser Schuss vor den Bug dürfte in Gelsenkirchen für Ernüchterung gesorgt haben: Juristische Drohungen würden die “Elternschule” nicht retten können.

Zunehmende Kritik in der Presse

Gleichzeitig muss die Klinik aber auch das verstanden haben: Mit der vorausschauenden Absolution, die ihr am Anfang quer durch die deutsche Presselandschaft zuteil wurde, war es spätestens nach der Ausstrahlung des Kinofilms im Fernsehen vorbei. (Damals hatte die ARD die Verteidigung der Klinik sogar direkt übernommen und auf ihrer Webseite allen Ernstes behauptet, in der Klinik würde “das Bindungsverhalten durch stetig wiederkehrende, therapeutisch begleitete Interventionen verbessert”. Ja, durch die Therapie gelänge die autonome Entwicklung des Kindes „in einer liebevollen, geborgenen Familienatmosphäre“.  Statt KritikerInnen vor der Ausstrahlung zu Wort kommen zu lassen wurde dann ein 30-minütiges Interview mit Dietmar Langer vor die Sendung gesetzt.)

Inzwischen war auch klar geworden, dass zentrale Behauptungen der Klinik faktisch nicht haltbar sind – etwa die Behauptung, die in Gelsenkirchen praktizierte Therapie sei zu “85 bis 87%” erfolgreich. Oder die Behauptung, das Behandlungsverfahren richte sich nach den aktuellen wissenschaftlichen Leitlinien (eine offensichtliche Falschbehauptung, die ungeachtet dessen anfänglich sogar von seriösen psychologischen Fachgesellschaften wie der Deutschen Gesellschaft für Verhaltenstherapie unterstützt wurde – was noch einmal zeigt, was für eine seltsame Geschichte hier zu ihrem Ende kommt).

Der Kaiser ist nackt

Eine Rolle dürfte auch gespielt haben, dass manche Misstände erst im Zuge der Auseinandersetzung mit dem Film bekannt wurden. Etwa dass die Säuglinge und kleinen Kinder in der Klinik dort täglich vom Stationsarzt untersucht werden sollten “auch wenn das medizinisch gar nicht nötig wäre«. Und zwar im Untersuchungszimmer,  »weil es nochmal den Stress erhöht”. Die kleinen Patienten sollten also bewusst beängstigt und durch vorgetäuschte ärztliche Untersuchungen unter Stress gesetzt werden – um Stressresistenz aufzubauen (Details zu dieser schier unglaublichen “Therapie”-Form hier). Dieser als “Stressimpfung” bezeichnete Teil des Gelsenkirchener Behandlungsverfahrens kam erst durch das der DVD “Elternschule” beigelegte Bonusmaterial vollends ans Licht. Ans Licht kam auch, dass ALLE in Gelsenkirchen aufgenommenen Säuglinge und Kleinkinder dort mit dem so genannten “Trennungstraining” behandelt werden – egal, ob sie wegen einer Hauterkrankung, Asthma oder wegen einer Schlafstörung aufgenommen werden. Tatsächlich wird diese “Therapie” also ohne Diagnostik und ärztlicher Indikation durchgeführt – einfach so. An einer Kinderklinik!

Der positiv gestimmte Teil meiner Person sagt mir deshalb das: Die Gelsenkirchener Klinik dürfte erkannt haben, dass diese Praktiken irgendwann als das bewertet werden, was sie offenbar sind: als ärztliche Kunstfehler. Sie dürfte gewusst haben, dass sie nicht für immer auf ein halb geschlossenes Auge bei der zuständigen Ärztekammer sowie dem Gesundheitsministerium von Nordrhein-Westphalen würde rechnen können (angesicht der inzwischen bekannten Tatsachen kann ich tatsächlich nur das sagen: Die für die Gelsenkirchener Klinik zuständigen Aufsichtsorgane – die  Ärztekammer Westphalen-Lippe sowie das Gesundheitsministerium NRW – haben schlichtweg versagt. Ja, sie haben angeblich die Klinik “geprüft”, aber fanden die Therapie dann doch in Ordnung. Vielleicht ist es ja schon ein Fortschritt, dass wenigstens in den Veröffentlichungen aus der Abteilung inzwischen keine Grußworte des Gesundheitsministers persönlich mehr zu finden sind, wie das noch zu Zeiten Prof. Stemmanns der Fall war).

Wie geht es weiter?

Mir ist eines klar: Die Auseinandersetzung um diese Form der “Therapie” wird weiter gehen. Ein großer Teil derer, die diesen Film gesehen haben, fand und findet die darin gezeigte Behandlung (ich bezeichne sie als Unterwerfung) kleiner Kinder in Ordnung. Ein großer Teil der bürgerlichen Presse hat regelrechte Jubelarien gesungen, von wegen hier “lernen die Erwachsenen Autorität”. Daran wird sich auch dadurch nichts ändern, dass nun die Klinikabteilung geschlossen ist. Die Änderungen in der therapeutischen HALTUNG, das sind Generationenprozesse, die etwas mit dem Kinderbild der Eltern und der Behandelnden zu tun haben.

Auch ist anzunehmen, dass der Protagonist des Filmes, Dietmar Langer, weiterhin mit seinem “Elternführerschein”-Projekt durch die Lande ziehen wird – ein offenbar von konservativen Kirchenkreisen gesponsortes Erziehungsprogramm, das gerade bei kirchlichen Trägern wohl immer noch gut ankommt.

Wie gut verankert die von Dietmar Langer vertretenen Therapieauffassungen selbst in “offiziellen” Kreisen sind, wurde mir zuletzt klar, als in der Deutschen Hebammen Zeitung (DHZ) ein Fortbildungsartikel zum Thema Fütterstörungen erschien – ein inhaltlich in weiten Teilen veralterter und mit kaum mehr auszudenkenden therapeutischen Vorstellungen geschmückter Beitrag (in einem Fallbeispiel etwa sollte die “Essstörung” eines  7-Monate alten Säuglings durch einen Ernährungsplan mit 4 (VIER) Mahlzeiten pro Tag kuriert werden – bei 12-stündiger Nahrungspause in der Nacht – ein Protokoll, das Dietmar Langer offenbar von seinem Vorgänger Stemman übernommen hat, der für Säuglinge ab 6 Monate generell vier Mahlzeiten in 24 Stunden vorsah, allen Ernstes). Auf Rückfrage bei der Redaktion hiess es dann: Der Autor sei von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) als kompetenter Autor empfohlen worden, er würde für die Gesellschaft sehr gut besuchte Fortbildungen anbieten. Das ist es, was ich meine: “Elternschule” geht – Elternschule bleibt.

Ein Kapitel schliesst sich

Deshalb zum Schluss das. Dass die Abteilung schliessen musste, war spätestens nach Bekanntwerden der dort tatsächlich praktizierten “Therapie” unvermeidlich. Statt darüber Häme zu empfinden plädiere ich eher für Realismus. Ich wünsche den Angestellten dieser Abteilung, dass sie sich der Verlockung entziehen, sich wieder als Opfer darzustellen. Die vielen Redakteurinnen dieser Republik werden Euch diesmal nicht wieder tröstend in die Arme schliessen, oder Euch gar Reportagen unter der Überschrift “Kinderflüsterer” widmen (so allen Ernstes der Titel eines Beitrags im Magazin “Socialcourage” der Caritas). Die Klinik hat ihr Programm offensiv und genau dargelegt. Dafür bin ich dankbar. Sie hat mit allen Mitteln, Versprechungen und – vielfach falschen – Behauptungen für ihr Programm geworben. Nur: die Kundschaft hat jetzt offenbar das Vertrauen in diese Versprechungen verloren.

Nicht mehr und nicht weniger. Ein weiteres Kapitel des an Irrungen und Wirrungen reichen Buches der Kinder-Psychologie schliesst sich vor unseren Augen.

23 Kommentare

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  • Mareike

    Danke für Ihren Kommentar, Dr. Renz-Polster.

    Ja, ein Glück, dass diese Abteilung endlich geschlossen ist. Doch leider bleibt u.a. die Schreiambulanz weiterhin zugänglich und auch Herr Langer und Dr. Lion verbleiben an der Klinik. Ich hoffe inständig, dass er darüber nicht weiter wirken kann.

  • Sue

    Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank an Sie und alle, die sich für Kinder und Familien eingesetzt haben (im Großen oder Kleinen, Zusammen kann etwas passieren). Deswegen stimmt mich das für heute positiv, trotz des Wissens um die verbleibende Arbeit ein neues Kinderbild in unsere Gesellschaft zu etablieren.

  • Jonas

    Puh, das ist harter Tobak. Ich kann die Berichte über diese Klinik kaum ertragen. Die armen Kinder, die so etwas durchmachen mussten. 🙁 Gut, dass das nun zumindest dort ein Ende hat. Aber ich mache mir gar keine Illusionen, diese Haltung gegenüber Kindern gibt es noch an genug anderen Stellen.

  • Mascha

    Hurra! Was für eine tolle Nachricht! Ich kann es gar nicht glauben, ich hatte nach dem bisherigen Verlauf tatsächlich schon fast die Hoffnung verloren. Umso mehr danke ich Ihnen und allen, die im Großen und im Kleinen dafür gekämpft, aufgeklärt, sich eingesetzt haben, dass diese Klinik /Abteilung geschlossen wird und dieses furchtbare Prozedere ein Ende findet!

  • Sylke

    oje, durch Zufall habe ich dies hier gerade gelesen und da werden dunkle Erinnerungen wach. Gott sei dank, dass diese Abteilung endlich geschlossen wurde!! Ich war mit meiner an Neurodermitis erkrankten Tochter vor 15 Jahren dort, noch in der Zeit des Dr.Stemman. Ich bin letztendlich von dort geflüchtet und auf direktem Wege in das nächste Kinderkrankenhaus in Köln gefahren. Meine Tochter hatte eine Blutvergiftung und es war gerade noch rechtzeitig…
    Mit einer Anzeige bei der Ärztekammer damals bin ich nicht weit gekommen… Wir haben versucht zu vergessen und zu verzeihen.
    Deshalb nochmald danke, dass diese Abteilung nun geschlossen ist und hoffentlich auch bleibt!

  • Stefan

    Es ist sehr schade, dass eine Einrichtung basierend auf Polemik schließen muss. Auch der obige Artikel ist leider nichts anderes als ein “ha, die sind weg”, garniert mit etwas möglicher Sachkompetenz.
    Wir waren dort und es wurde kein Kind gebrochen oder misshandelt. Ganz im Gegenteil. Und irgendeinen Zwang uns gegenüber fanden wir auch nicht vor.
    Daher: Schade, dass die Polemik mal wieder gesiegt hat.

    • Jennifer

      Ihr Kommentar ist für mich viel mehr als Polemik zu bezeichnen als der obige Artikel.

      Im Artikel finde ich sehr viele sachliche Argumente GEGEN die Klinik. Wo sind Ihre FÜR die Klinik? Was sie schreiben ist ebenso eine subjektive Empfindung wie sie diesen Artikel als unsachlich bezeichnen.

      Im übrigen wurde die Klinik, wie im Artikel geschrieben, nicht aufgrund der Artikel von Dr. Renz-Polster geschlossen, sondern weil die Patienten ausgeblieben sind. Es wollten einfach nicht mehr genug Eltern mit ihren Kindern dort hin. Was hat das mit Polemik zu tun? Das ist scheinbar eine Tatsache. Es sei denn, die Klinik lügt…

    • Herbert Renz-Polster

      Danke, Sie haben die Auseinandersetzung mit diesem Thema auf meinem Blog wahrscheinlich nicht mitbekommen, deshalb hier ein Hinweis auf einige umfassende Beiträge, in denen ich mich mit dem Konzept der “Elternschule” auseinandersetze:

      https://www.kinder-verstehen.de/mein-werk/blog/elternschule-kinderaerzte/
      https://www.kinder-verstehen.de/aktuelles/elternschule-ein-rueckblick/
      https://www.kinder-verstehen.de/mein-werk/blog/elternschule-therapie-in-not/

      Es geht darin auch um die Frage, worin das “Brechen” eines Kindes bestehen könnte. Danke

    • Katha

      Wir waren letztes Jahr dort und können die Vorwürfe ebenfalls nicht bestätigen. Im Gegenteil. Sofern es hier erwünscht ist, würde ich Euch gerne mal UNSERE Geschichte in diesem Blog “erzählen”.

  • Uli Butz

    Und die Verantwortlichen?
    Mein Urteil: Lebenslänglich Mäuseburg und Gitterbett!
    Uli

  • Monika

    Gut, dass diese Klinik geschlossen wurde!
    Bessere Kontrollen wären dringend erforderlich.
    Wenig beachteter Nebeneffekt dieses schrecklichen Vorgehens in Gelsenkirchen ist, dass es Eltern kranker Kinder abschreckt, die Kleinen in einer benötigten Kur/Reha anzumelden, da dort ja offensichtlich schreckliche Dinge passieren können…
    Zum Glück ist es nicht überall so, meine Tochter war wegen Asthma in Reha und ich war 24 Stunden am Tag überall dabei und es wurden nur Sachen gemacht, die wirklich der Lunge helfen (Atemübungen, Sport am Meer etc) und nicht die armen kranken Kinder noch gequält. Ein Kind mit Asthma, was erleben musste, nachts keine Luft zu bekommen, sucht umso mehr nachts die Sicherheit bei seinen Eltern!
    Gerade für chronisch kranke Kinder ist es auch essentiell, dass sie keine Angst vor Ärzten bekommen!

  • Veronika Rampold

    immerhin etwas!
    Die Kirchen werden hoffentlich auch bald kapieren, dass das, was dieser Langer propagiert, weder christlich noch kindgemäss ist. Mit Ausnahme gewisser Freikirch-Sekten, in denen, ganz wie im extremistischen Islam, der Mann wörtlichgenommen das haupt der Frau ist und zumindest formal, wenn auch in D nicht ausgeübt, Gewalt über Leben und Tod von Weib und Kind hat. die sind selber toxisch, das passt.

  • Hendrik Morgenstern

    Vielen Dank für dieses Statement!
    Es stimmt sehr bedenklich, wie verbreitet leider heute noch diese Ansichten und Haltungen auch in ärztlicher wie pädagogischer Praxis auftauchen.

  • ama

    Die Abteilung “Pädiatrische Psychosomatik, Allergologie und Pneumologie” der Kinder- und Jugendklinik Gelsenkirchen wurde praktisch ausradiert.

    Nicht nur die Website der Abteilung wurde gelöscht, nein, auch Lion und Langer wurden vollständig aus der Website der Kinder- und Jugendklinik Gelsenkirchen entfernt. Ihr Name taucht nirgendwo mehr auf.

    Aber es kommt noch doller: Der online zu lesende Reklameflyer der Kinder- und Jugendklinik Gelsenkirchen aus dem Jahr 2018 wurde mit Datum 3.9.2020 geändert und damit am 10.9. 2020 die bisherige Version auf dem Server überschrieben. In dieser Fälschung, die den Eindruck erweckt, dieser Flyer sei so seit 2018, sind Lion und Langer und die gesamte Abteilung ausradiert.

    Die Beweise sind gesichert und liegen online vor. 🙂

  • Katja

    Dass die Abteilung schließen musste, ist erfreulich. Das Gedankengut wird uns aber vermutlich noch eine Weile – zumindest im bestimmten Kreisen – begleiten. Trotzdem bin ich optimistisch, dass solche Methoden nach und nach durch artgerechte 🙂 Hilfsangebote ersetzt werden – nicht zuletzt durch u.a. Ihren unermüdlichen Einsatz, lieber Herr Renz-Polster. Herzlichen Dank!

  • theresa

    Danke an alle, die sich öffentlich und privat für einen gleichwürdigen Umgang mit Kindern direkt und indirekt einsetzen! Danke an Sie, Herbert Renz-Polster!

  • Lange

    Wann endlich schließt sich nur das Kapitel des so außerordentlich fachkundigen Herrn Renz-Polster??? Wahrscheinlich nicht so schnell, da es ja unglaublich einfach ist eine Meinung in die Welt hinauszuposaunen, unabhängig vom tatsächlichen Kenntnisstand des Herrn. Meinungshascherei ist schnell gemacht und Forschungstätigkeiten und das Verfassen von bedruckten Seiten (oder das Aufsetzen von Texten in das www) ersetzen nie eine tagliche praktische Auseinandersetzung mit PatientInnen. (und politische Meinungsmache zugunsten vermeintlich liberaler oder linker Positionen hätte man dann auch nicht nötig….armselig…..)

    • Herbert Renz-Polster

      Ich verstehe, dass Sie mich beleidigen wollen. Klappt besser, wenn Sie sich zuerst mal hinsetzen und überlegen, was Sie da eigentlich schreiben.

  • Guido

    Wir waren da mit unserem Kind. Das können 99% der Kritiker wohl nicht sagen.
    Wir waren zufrieden dort. Wir haben diese Klink anderen weiterempfohlen! Das hatten wir nicht getan, wenn wir dort Misshandlungen unseres Kindes erfahren hätten.
    Schade ist, das Polemik und radikale mutmaßende Eltern diese Abteilung im Internet kaputt gemacht haben.
    Man muss sich dabei Mal überlegen das der Film von der Abteilung und den dort Leitenden initiiert wurde! Diese wollten zeigen was Sie dort machen und wie.
    Die Therapie dort kann ich nicht in ein paar Worten erklären. Man war schließlich 4-6 Wochen stationär dort. Ja es ging um Trennung von Mutter und Kind, um Stress und den Umgang damit. Um Routinen und Ausgleich.
    Wir haben mittlerweile ein zweites Kind. Beide sind gesund und ausgeglichen. Wir sind froh da gewesen zu sein und bedauern alle Eltern die diese Anlaufstelle heute nicht mehr haben.

    • Nicole Eber

      Schön, dass es hier auch positive Kommentare gibt. Auch ich war dort. Und ich kann nur sagen, dass ich vorher so verzweifelt und am Ende war, dass meinem Sohn und mir dort quasi das Leben gerettet wurde!
      Danke

  • Clars

    Auch wenn die Veröffentlichung des Artikels schon eine Weile her ist möchte ich dennoch auch ein Danke äußern, für Ihren Artikel.
    Ich spreche aus einer Position, von denen, so habe ich das Gefühl, noch wenig gehört wurde. Ich war dort im Alter von 4 Jahren Patientin. Zu dem Zeitpunkt wurde das ganze noch von Dr. Stemman geleitet.Ich gehe so weit, zu sagen, dass mich die Zeit in Gelsenkirchen traumatisiert hat, auch wenn ich weis, dass dieses Wort nicht leichtfertig genutzt werden sollte. Ich bin nun 26 aber Gelsenkirchen und der Name Dr. Stemman werden mich für immer begleiten.
    Für mich war dieVeröffentlichung des Films „Elternschule“ ein Schock, aber auch eine wahnsinnige Erleichterung, denn aus den traumatischen Erlebnissen einer 4-jährige wurde plötzlich öffentliche Kritik.
    Ich wünsche mir bis heute sehr, dass Stimmen von Betroffenen, also den damaligen Kindern, mehr Raum gegeben wird und sich auch mit den Langzeitfolgen und -schäden, die „Gelsenkirchen“ bei Menschen ausgelöst hat, beschäftigt wird.
    Ich bin aber vor allem froh, dass es vorbei ist und freue mich über jeden Artikel, in dem sich die Mühe gemacht wird, sich mit diesem Thema auseinander zu setzen. Es macht es für uns Betroffene leichter, einen Weg für uns im Umgang mit den Erfahrungen in Gelsenkirchen zu finden.

  • Nicole Eber

    Ich bin echt erschüttert über diesen Text. Sowas kann nur jemand schreiben, der nie in einer so verzweifelten Situation war, wie z. B. ich. Ich war 2012 bei dieser Therapie und ich war so verzweifelt, dass ich schon viel zu oft kurz davor war mit dem Auto einfach gegen einen Baum zu fahren um damit mich und vor allem meinen 2010 geborenen Sohn von unserer Quälerei zu erlösen. Wir beiden haben bis dahin 2 Jahre, quasi nicht geschlafen!! Ich war buchstäblich am Ende. Die Menschen in dieser Abteilung haben meinen Sohn und mich GERETTET. Auch meine beiden jüngeren Kinder würde es heut ohne diese Klinik nicht geben. Ich gebe zu, dass es verdammt schwere 3 Wochen waren, aber es waren gleichzeitig auch die besten 3 Wochen meines Lebens. Weil meine Situation endlich und tatsächlich zum ersten Mal verstanden wurde und weil mein Sohn und ich gerettet wurden. Ich benutze ganz bewusst dieses Wort, gerettet!
    Mein Sohn ist heut 12, kern gesund, anständig, hilfsbereit, ein toller Schüler, ein super großer Bruder und einfach ein wundervoller Sohn. Und wir haben ein ganz ganz tolles Verhältnis zueinander, so dass ich ich bei ihm auch keinerlei Angst vor der Pupertät habe. Ich bin mir bei ihm sicher, dass das problemlos verläuft.
    Ich weiß nicht wer sie sind und wie sie zu der Klinik stehen, aber ganz ehrlich: Ich finde diesen Text ganz persönlich beleidigend mir gegenüber. Selbst nach 10 Jahren bin ich dieser Abteilung so Dankbar, dass ich es nicht in Worte fassen kann!
    Ich hoffe sie haben den Arsch in der Hose, diesen Text auch in den Kommentaren stehen zu lassen. Aber ich fürchte sie lassen nur Kommentare zu, die in ihrem Sinne sind. Und damit tun sie dann genau dass, was sie bei anderen kritisieren

  • Nina U.

    Ich kann diese Artikel und andere Kritiken auch am Film bis heute nicht nachvollziehen. Ich war 2017 mit meiner Tochter dort, nachdem wir über 6 Jahre und unter großem Stress an chronischer Obstipation gelitten haben. Meine Tochter wurde über 5 Jahre dauerhaft durch einen SChulmediziner der auch noch an einer Universität lehrt auf Movicol gesetzt und abhängig gemacht, in 5 Jahren haben wir mehr medizische Fachabteilungen in Krankenhäuser durch gehabt – ohne jeglichen organischen Befund. Mein Kind blieb krank und ich war psychisch am Ende. Auf die Klinik gekommen bin ich durch damalige Bekannte, die ebenfalls dort waren. Unser damaliger behandelnder Kinderarzt verweigerte uns eine Überweisung dorthin , aus moralischen Gründen. Ich kann die Kritik bis heuten nicht verstehen. Nach vier Wochen Programm war meine Tochter Beschwerde frei, auch wenn die Tage nicht leicht waren, weil man auch als Elternteil sehr an seinen eigenen Mustern arbeiten muss. Meine Tochter wurde zu keinem Zeitpunkt seelisch oder körperlich behandelt, im Gegenteil. Meine TOchter musste auch niemals jeden Tag ins Stationszimmer zur Untersuchung. Visite war einmal in der Woche – wie kommt man auf solche Aussagen? Ich habe auch danach großen Beistand erfahren. Durch die Elterninitiative und weiteren Kontakt zu Dr. Lion , den ich jederzeit anrufen oder per Email weiterhin um Rat fragen konnte. Auch wir waren umgeben von Schreikindern, Neurodermitits – Kindern und hatten viele Jahre mit anderen Familien Kontakt – ihre Kinder – beschwerdefrei. Wieso wird eine psychosonmatische ganzheitliche Behandlung so abgelehnt? Ich habe damals mit Bedauern festgestellt , dass die Psychosomatik geschlossen wurde. Ich war bei der Erstvorstellung des Kinofilmes. Viele Freunde und Bekannte haben den Elternführerschein dort gemacht oder durch das Jugendamt empfohlen bekommen – bis heute zeigen diese Ansätze Früchte. All die Menschen , die meinen Sie könnten negative Berichte der Eltern aus der Klinik glauben – ich habe so viele Eltern kommen und gehen sehen, die nach 1-3 Tagen abgereist sind – weil Sie es nicht ausgehalten haben, nicht unbedingt deren Kindern . Weil sie ihre Muster und Verhaltensweisen nicht ändern wollten und meinten , man möchten ihnen dort was böses – kamen Sie doch auf Eigeninitiative dorthin. Es bleibt mir bis heute ein Rätsel ! Mein Kind ist seitdem vollständig „geheilt“ , symptomfrei und hatte auch zu keiner Zeit eine Rückfall. Nichts anderes hat uns geholfen. Ich bin und bleibe der Klinik ewig dankbar, dass sie uns damals aus diesem Hamsterrad des chronischen Stresses geholt haben und uns gezeigt haben, wie wir uns selbst helfen können. Nichts anderes hat das geschafft ! Und auch heute – viele Jahre nach unserer Behandlung werde ich das Programm weiter verteidigen!

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