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Beratungsfrage12. März 2024

Wie mit meiner willensstarken Tochter (2J) umgehen?

Unsere Tochter wird bald 2 und hat einen starken Willen. Soweit so normal. Jetzt ist es nur oft so, dass Sie sich in Dinge so unglaublich reinsteigert, dass ich manchmal (oft) gar nichts mehr mit ihr unternehmen möchte / kann. Gestern musste Sie vom Karussell absteigen und hat sich fast 1h nicht beruhigen lassen, am Ende haben wir beide geweint. Was tut man? Unternimmt man weniger und sitzt in den 4 Wänden fest oder hält man das "danach" einfach zusammen aus? Ich bin so traurig, dass alles immer in Tränen endet.

Danke, und ja, das kann ich total nachvollziehen! Und andere Eltern sicher auch… Denn: ich habe diese Frage deshalb ausgesucht, weil sie häufiger gestellt wurde. Du bist, eindeutig, in deinem Kummer nicht allein.

Das vorweg: Ich kann Dir für deinen ganz eigenen Fall kein genaues Skript geben. Das geht nicht, weil ich weder dein Kind, noch dich, noch eure Geschichte kenne. Ich kann dir aber einen Hintergrund schildern, aus dem du bestimmt etwas mitnehmen kannst. Ja, auch ganz konkret für dich und deine Tochter.

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Die letzte Frage beantwortest du selbst: „In den 4 Wänden festsitzen“ – nein, das ist wirklich kein Weg. Schauen wir lieber gemeinsam, was sonst noch geht… 😉

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Zornanfälle in der Autonomiephase sind meist durch Frustration ausgelöst: Das Kind kann sein Ziel nicht erreichen, etwa weil ihm etwas misslingt oder weil ihm jemand etwas verwehrt („nein, wir fahren nicht noch mal, wir müssen nach Hause“). Das ist eine altersgerechte Reaktion, Kleinkinder lernen ja erst nach und nach ihre Gefühle gut zu regulieren. Das hat nichts mit „schlechten Absichten“ zu tun („mein Kind will Aufmerksamkeit“ – was für eine gemeine Denke!).
Und niemand ist schuld. Auch du nicht.

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Manchen Kindern fällt die Selbstregulation von ihrem Naturell her schwerer als anderen – sie haben sozusagen straffer aufgezogene Saiten. Und ja, das kann lästig sein. Diese Kinder haben dafür andere Stärken, und das weißt du auch (sie können z.B. auch himmelhoch jauchzend sein).

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Aber auch bestimmte Situationen und Einflüsse erschweren die Selbstregulation. Etwa Überreizung, Müdigkeit, Hunger, oder auch Langeweile. Da hast du immerhin einen Hebel, um dein Kind im Vorfeld zu unterstützen.

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Im Fall des Falles wünsche ich Dir das, was ich ein „Elternfell“ nenne. Also, dass du ein bisschen einen Schutz hast, einen Puffer. Und in Dir bleiben kannst – also nicht selbst auch noch überwältigt wirst.

Das hilft dir bei der Gratwanderung: Du bleibst bei deinem Nein – aber unterstützt trotzdem dein Kind. Aber wie?

Nicht indem Du dein Kind ignorierst, dass schafft nur Hilflosigkeit und Stress. Dies tut eurer Vertrauensbasis auch nicht gut.

Dein Kind braucht jetzt vielmehr ein Stabilitäts-Signal: ich bin da, ich bin bereit, die Welt wird wieder gut sein! Und: es ist kein riesen Ding, du schaffst das, wir werden wieder die Sonne sehen!

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Und hier weiche ich vielleicht vom bedürfnisorientierten Kanon etwas ab. Klar signalisieren wir dem Kind, dass seine Gefühle okay sind! Aber manchmal machen Eltern damit auch die Gefühle des Kindes zu ihren eigenen und signalisieren (ohne es zu wollen): da ist Dir jetzt wohl etwas ganz ganz Schlimmes passiert! Lass uns unbedingt dieses Schreckliche gemeinsam durchstehen!

Nein, es ist wirklich nichts Schreckliches passiert. Ich habe Dir Nein gesagt, das wars. Und dieses Nein hatte einen guten Grund – für Dich, oder für mich. Oder für uns als Familie. Das darfst du dann auch mit vollem Herzen ausstrahlen.

Also: Die Gefühle deines Kindes sind okay: Kind, du darfst gefrustet sein!

Aber deine Gefühle sind auch okay: Meine Entscheidung war gut, wir schaffen das!

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Konkret heißt das: Du bist deinem wütenden Kind gegenüber zugänglich und fragend („magst du, dass ich dich in den Arm nehme?“). Aber du akzeptierst auch, dass dein Kind das ablehnt. Und du fummelst nicht immer an ihm herum. Auch nicht mit vielen Worten und Fragen und Erklärungen.

Kurz: Du bist BEI deinem Kind, ohne IN ihm zu sein.

Denn du hast eine Aufgabe, und an die kannst du dich aktiv selbst erinnern: „ich halte hier mal einstweilen weiter die Tiger fern! Und sorge dafür, dass das Leben weiter geht!“ Da darfst du dann auch z.B. den Abwasch machen – solange die Härchen auf deinem Elternfell weiter spüren, wie es um dein Kind steht, ist das okay. Das gibt deinem Kind das Signal: Keine Gefahr, Du erlebst jetzt ein Gewitter, umso wichtiger, dass ich nach dem Feuer schaue!

Du darfst sogar deine Lieblingsmusik anmachen, wenn es dir den Tunnel ins Leben ausleuchtet.

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Denn dein Kind wird nach und nach lernen.

  •  Weil es älter wird
  • Weil ihr nach dem Vulkanausbruch in Ruhe noch mal drüber „redet“ („Du wolltest noch einmal eine Runde fahren, und weil ich Nein gesagt habt bist du zornig geworden…“)
  • Weil dein Kind dich immer wieder als stabilen Anker erlebt.

So gut es eben geht. Auch wir Eltern lernen ja jedes Mal dazu.

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9 Kommentare

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  • Johanna

    Einen Aspekt möchte ich hinzufügen. Mit einem 2 jährigen Karussell fahren ist oft einfach zum scheitern verurteilt. Denn die Runden sind begrenzt und weil es so schön war, möchte es mehr und versteht nicht, dass es nicht geht, weil andere Kinder noch fahren. Dann muss man es runterheben, weil es freiwillig nicht absteigt und das ist dann ein Drama für die Autonomie. Ich habe das so auch erlebt. Mit dem 3. Kind gehe ich tatsächlich nicht mehr an so Orte. Sondern wir schaukeln… denn da habe ich Spielraum, dem nochmal auch ein wenig mehr nachzugeben. Oder gehen um Spielplatz aufs kostenlose Karussell oder im Zweifel mehr in die Natur statt zu Menschenmengen. Im Wald schreit mich mein Kind dann manchmal auch an, weil ich etwas nicht mehr möchte, was es will. Aber ich kann durchatmen. Keiner sieht mich. Kein Sozialdruck. Und das Kind in Ruhe lassen und ein paar Kräuter pflücken und dann ist es spätestens in 20 min wieder gut.

  • La Celestina

    „Und hier weiche ich vielleicht vom bedürfnisorientierten Kanon etwas ab. Klar signalisieren wir dem Kind, dass seine Gefühle okay sind! Aber manchmal machen Eltern damit auch die Gefühle des Kindes zu ihren eigenen“

    Eine spannende Wahrnehmung. Für mich ist das, was Sie im folgenden schreiben der Kern von Bedürfnisorientierung: Wir haben den Überblick über die unterschiedlichen Bedürfnisse des Kindes und priorisieren in unserer Reaktion, welches wir gerade befriedigen können und wollen.

    Ja, wir „verhageln“ hier gerade das Bedürfnis nach Spiel und Spaß, aber wir befriedigen das (gemeinsame) nach Sicherheit und Orientierung. Und auch das (gemeinsame) nach Wachstum und Entwicklung. Denn unser Kind braucht Selbstregulation wenn es selbständiger werden will.

    Und wir brauchen auch Sicherheit, dass wir es schaffen können (immer wieder) und das wir dabei auch im Auge des emotionalen Sturmes in Sicherheit sind.

    Denn ganz ehrlich, das Elternfell braucht doch eine riesige Portion Selbstregulation. Wir sind ständig in unserem Bedürfnis nach Leichtigkeit frustriert (Nein zum Zähneputzen, Haarekämmen, in die Schule gehen, im Haushalt helfen. um 22 Uhr nach Hause kommen, sich an die Verkehrsregeln halten….). Das hört doh erst auf, wenn die Kinder endlich ausziehen und weit davor geht noch nicht mal mehr stellvertretende Kraft (oder wer hebt seinen Teenie aus dem Bett?).

    Also: bist du selbstsicher ist dein Kind sicher, Frust lernt ihr gemeinsam aushalten und werdet so beide gestärkt in eurer Selbstwirksamkeit

    • Monika K.

      – In der Arbeit mit Kindern habe ich die Erfahrung gemacht: Wenn man den Kindern die Bedürfnisse erfüllt, nicht alle Wünsche, und schon gar nicht sofort, dann machen sie einem alles, was man sinnvollerweise von ihnen erbittet.
      – Für die not-wendigen Tätigkeiten wie Zähneputzen usw haben sich Rituale besonders bewährt: Die Zähne freuen sich schon aufs geputzt werden, und nach erfolgreicher Abwicklung aller Bett-geh-Rituale noch eine Geschichte vorlesen oder erzählen. Die Kinder führen wie beim Fahrrad-Fahren-Lernen: Jetzt nach links, vor der Straße halten (vor dem Überqueren)…
      – „bist du selbstsicher ist dein Kind sicher“.

  • Katharina

    einfach nur: Danke für diesen Artikel!
    Seit zwei Tagen hat unser kleiner Sohn solche Wutanfälle und der Text kommt gerade wie „bestellt“ und hilft uns enorm weiter, nun die richtige Haltung zu finden. Wir müssen da auch erst reinwachsen. Lieben Dank

    • Liese

      Sag doch mal zu deinem Sohn,er soll den Namen:“Luise“ aussprechen. Und es filmen und hierhin schicken.

  • Andrea

    Nur ein kleiner Tipp, der sich bei unseren Kindern bewährt hat: vorher ankündigen: „ so, jetzt noch 1 Runde, dann müssen wir weiter“ oder „ in 10 Minuten müssen wir/ deine Freundin nachhause“. Das Kind wird nicht aus dem Spiel gerissen, sondern kann sich ein bisschen darauf einstellen- auch wenn es nicht weiß, was 10 Minuten sind ( man kann auch gerne nochmal erinnern „ gleich ist es soweit „)

    • Elke

      kann ich nur zustimmen – war und ist bei uns auch wichtig, nochmal Raum zu geben für eine letzte Runde- bevor was beendet wird und was neues beginnt.

      Und im Supermarkt teile ich oft mit, dass ich verstehe, dass dies oder jenes jetzt gewünscht wird und auch sage: vielleicht beim nächsten Mal. Das ist wirklich eine Chance, vorrausgesetzt, dass wir auch bereit sind, das beim nächsten Mal zu ermöglichen, falls es dann überhaupt noch von Interesse ist.

  • Sumi

    Wir hatten öfter so Gefühlsausbrüche nach der Kita, wo dann nie etwas richtig sein konnte, zumindest so die erste (halbe) Stunde danach oder so… Sie ist nun schon größer, manchmal sagt sie selbst „ich kann nicht aufhören“. Ich habe gemerkt, dass es hilft, um da rauszukommen, quasi von der krassen Amygdala-Aktivität wegzukommen (abgeguckt von Panikattacken), wenn man dem Kind sagt „Sage mir drei Dinge, die blau sind“ (oder etwas ähnliches)… Das funktioniert gut bei uns, das Kind ist wieder mit einer anderen Hirnregion dabei, hat eine einfache Aufgabe und da kann ich dann ansetzen und z.B. etwas anderes vorschlagen, was wir machen können.
    Manchmal braucht es auch wirklich erst mal körperliche Nähe zur Beruhigung, am besten soll wohl Tragen sein für den Vagusnerv…

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