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Grenzen
Hallo, so soll der Sommer doch sein! (Ich hab extra gegoogelt, ob wirklich überall so toll die Sonne scheint wie bei uns im Allgäu, man will ja nicht bei denen, die sowieso im Regen stehen, auch noch schlechte Vibes verbreiten).
Hier dreht sich gerade viel um das Thema SIDS (da stelle ich ab heute auch die ersten erklärenden Beiträge zu unserer neuen Veröffentlichung auf meinen Blog www.kinder-verstehen.de), aber ich habe ja versprochen, in den Sommerwochen jeweils einen Impuls zu geben. Die konkreten Praxisfälle fangen wir dann nach der Ferienrunde wieder an, weil hier grad auch einiger Erholungsbedarf ist. Und wie gut passt da das langsamere Tempo des Sommers dazu!
Aber zum Thema meines Impulses heute: die Grenzen.
Da habe ich ja in MHK einiges dazu gesagt, darunter auch das: dass ich eigentlich gar nicht verstehe, warum das so arg kompliziert sein soll mit den Grenzen. Und genau das erkläre ich hier ganz kurz in diesem Video. In genau 45 Sekunden. Ihr könnt also gleich wieder raus und den Sommer genießen. Herzlich grüßt HRP
»Kinder brauchen Grenzen? Ich würde es anders sagen: Kinder brauchen Orientierung. Und die entsteht weder einfach dadurch, dass wir ihnen Grenzen setzen, noch dadurch, dass wir ihnen einfach Freiheit lassen. Sie entsteht dadurch, dass Kinder mit echten Menschen leben, die sie mit Herz und Klarheit begleiten.« (Herbert Renz-Polster, in: „Mit Herz und Klarheit“, Piper 2024)
Und noch was, weil ich danach gefragt wurde: die Video-Ausschnitte, die ich zur Zeit immer wieder in die Dienstag-Sprechstunde reinnehme, stammen von einem Online-Vortrag, er ist nicht öffentlich verfügbar. Wir werden aber nach den Ferien damit beginnen, buchbare Themenabende anzubieten, zu einer ganzen Reihe von super interessanten Themen. Johannes baut dazu gerade eine Webseite auf, wenn sie dann hübsch ist und gut funktioniert, starten wir. Da pfeifen dann aber vielleicht schon die Herbstwinde. Also: den Sommer geniessen. Nochmal herzlich, HRP
Jale
ja, manches geht, manches geht nicht und das kann man vermitteln.
Optimal: Wenn man sein Leben so einrichten kann, dass vieles geht. (Hat man leider nicht immer in der Hand, es lohnt sich aber, hier zu schauen, was so geht) …
Und: Wenn man es prägnant und freundlich vermitteln kann und eine gangbare Alternative aufzeigen. “Zugewandtes Nein”.
Ein kleines Detail noch: HRP hat immer plädiert, man müsse seine eigenen psychischen Baustellen nicht zwingend bearbeitet haben als Eltern. Klar, der Anspruch wäre auch immens. Aber, genau für sowas hilft es halt doch massiv, muss aber nicht zwingend schon vor der Geburt erfolgt sein. (Da gibt es auch ein gutes Buch, ich glaube es heißt, “Kind Du machst mich wahnsinnig”.
Es hilft, wenn ich in mir ruhe, ein gutes Selbstvertrauen habe, meine Schwächen kenne und akzeptiere, wenn ich von mir selbst weiß, dass ich mein Bestes gebe und damit zufrieden bin. Wenn ich mich nicht selbst durch perfekte Kuchen oder perfekte Ordnung oder perfektes Berufsleben beweisen muss in meinem Wert. Wenn Kinder eben nicht durch eine harmlose Aktion meine eigenen Untiefen triggern und ich unangemessen reagiere. Wenn ich es nicht nötig habe, meinen schwachen Selbstwert durch die Kinder oder auf ihre Kosten zu stärken. Wenn ich nicht verzweifelt versuche, meinen Kindern alles Leid zu ersparen oder ihre beste Freundin zu sein. Wenn ich meinen Wert nicht nach der Großartigkeit meiner Kinder bemessen muss. Etc.
Bei ganz vielem, was HRP als gute Autorität benennt, gehört eigene psychische Aufgeräumtheit als Eltern halt doch dazu bzw. hilft ganz massiv dabei ! Es passiert sonst leider nur zu häufig, dass man entweder im Stress genau die Fehler der eigenen Eltern im Sinne von (verbaler/emotionaler oder sogar körperlicher) Gewalt wiederholt oder ins Gegenteil überreagiert. Selbstreflexion (ohne unangemessene Selbstbezichtigung) ist als Eltern echt hilfreich!
Und bei dem weniger präsenten Elternteil ist diese Fähigkeit leider häufig noch weniger ausgeprägt bei gleichzeitiger Selbstzufriedenheit: Denn das “intuitiv Erziehen” ist in der Regel leider häufig eben genau das, unreflektiert die Fehler bzw. die gewaltvolle Erziehung der eigenen Eltern wiederholen, bzw. das was man kennt: “Hat mir auch nicht geschadet” – oh doch, leider sehr oft hat es das.
Hier treffe ich mich wieder mit HRP, dass Erziehen eine krasse Kulturleistung ist und eben nicht angeboren 😉
Charlotte
Vielen Dank für diese schöne Ergänzung, der ich nur beipflichten kann!
Ich hatte das Glück, meine eigenen, leider sehr gewaltvollen Kindheitserfahrungen vor dem ersten Kind in Einzel- und Paartherapie aufarbeiten zu können und habe den Eindruck, dass genau diese “psychische Aufgeräumtheit” mir hilft, in mir selbst zu ruhen und auch meinem Kind ein Ankerpunkt sein zu können.
Es ist viel wert, wenn man den eigenen Keller kennt und vielleicht sogar mal eine gute Lampe installiert hat…
Tanja
Danke für diese tollen Ergänzungen! Sehr treffend.
Sabrina
Dein Buch ist einfach magisch. Ich bin undenkbar dankbar! Danke Herbert! Absolute Empfehlung und ich wünsche mir, von Herzen, es wird auf Englisch übersetzt und international bekannt.
Monika K.
DANKE an HRP! Ja, “damit das MITEINANDER gelingt.” Ja, es soll jedem gut gehen. Das geht, wenn jeder über seinen eigenen Tellerrand hinaus schaut. Und das MITEINANDER gelingt, wenn wir ein paar Regeln einhalten, so wie sie im Straßenverkehr auch NOT-WENDIG sind. Man kann den Kindern vor lauter gut gemeinter “Eigenwirksamkeit” die Freiheit der Entscheidung überlassen. Gut gemeint ist nicht immer gut. Kinder kennen die Konsequenzen oft nicht. Man kann die Kinder auch konstruktiv in die Richtung führen, von der man weiß, dass sie gut für alle ist. Johannes Don Bosco sagt es kurz gefasst: “Den guten Kern im Jugendlichen freilegen, damit das Leben junger Menschen gelingt.” Das ist manchmal eine Gratwanderung. Rücksicht nehmen, warten können, Einfühlungsvermögen, Kooperation, Schwächeren helfen, kurz Sozialverhalten einüben, Frustrationstoleranz, Resilienz fördern, man kann es auch “Emotionale Intelligenz” nennen, die spätestens in der Schule gebraucht wird. Böses muss man böse nennen dürfen. Wichtig ist, die Realität im Blick haben. Autorität sein heißt nicht autoritär. Und anti-autoritär hatten wir schon einmal, und müssen heute mit den manchmal schmerzlichen Konsequenzen leben. – Nonsense ist nonsence.