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Beratungsfrage

Mein 17 Monate alter Sohn haut seit einigen Wochen

Mein 17 Monate alter Sohn haut seit einigen Wochen. Nach mir, nach anderen Kindern auf dem Spielplatz, manchmal auch nach sich selbst. Das geschieht häufig in Situationen, in denen er frustriert und überfordert ist. Ich hatte versucht, ihn zu einer Tagesmutter zu geben, aber das habe ich wieder aufgehört. Nachdem er dort auch nach anderen gehauen hat und die Tagesmutter ihm danach sehr viel Abneigung entgegenbrachte, war das für mich nicht stimmig.

Das Wichtigste vorweg: Das Verhalten deines Sohnes darf nicht zwischen euch geraten, denn es hört von selber auf. Nicht durch Druck, Strenge oder Negativ-Sein. Sondern durch den ganz normalen Umgang in der Familie. Und die soziale Entwicklung des Kindes.

Hauen – bei manchen Kindern auch Beißen – ist viel häufiger als viele denken. Und es zeichnet nicht etwa „schlecht erzogene“ Kinder oder Kinder mit einer problematischen Entwicklung aus – sondern zumeist ganz normale Kinder, die in ganz normalen Familien leben. Wichtig deshalb auch, dass du dich nicht für dein Kind schämst.

Das „Problem“ dahinter ist ein Doppeltes: der geistige Hubraum des kleinen Kindes reicht noch nicht aus um zu verstehen, was sein Verhalten für den anderen bedeutet. Das Kleinkind hat noch kein gutes „soziales Verständnis“. Das entwickelt sich erst richtig ab etwa 3 Jahren. Gleichzeitig kann ein Kleinkind seine Impulse noch nicht gut kontrollieren, der Topf der Gefühle läuft sozusagen einfach über.

Vom Kind aus ist es so: Durch die körperliche Aggression – Hauen oder auch Beißen – kann es momentane Anspannung abreagieren. Das ist nicht immer Frust, manchmal sogar Freude oder einfach Erregung. Oder es kann dadurch eine Situation, die es überfordert, „überspielen“. Und natürlich kann es seinen Wirksamkeitstrieb ausleben (und wie!).

Tatsächlich kommt es zum Hauen und Beißen oft dann, wenn das Kind angespannt, „übermacht“ oder momentan überfordert ist. Manchmal tritt das Verhalten deshalb auch in der Abstillphase auf – das Kind hat noch nicht gelernt sich anders „runterzuregulieren“. Auch in der Kita ist das Verhalten nicht selten – die Kinder haben noch keine guten Strategien um Kontakte anzubahnen und in die Gruppe hineinzufinden.Wie damit umgehen? Zurückschlagen oder -beißen nutzt gar nichts, im Gegenteil. Natürlich zeigst du, dass es dir weh tut, aber du bist nicht böse auf dein Kind. Du bietest ihm viel Körperkontakt an, manche Kinder suchen ja geradezu das Raufen und Balgen um dabei auch zu lernen, wie man Spannung auf positive Weise ablässt.

Ausgrenzen (etwa in der Kita) ist keine gute Strategie, im Gegenteil, es ist falsch. Die Kinder brauchen jetzt Brücken um auf andere Art wirksam zu sein! Kluge Erzieherinnen wissen das und binden das Kind ein anstatt es auszuschließen. Und sie wissen auch, dass es nichts bringt aus dem Verhalten ein großes Ding zu machen, die hauenden (oder beißenden) Kinder anzuschwärzen oder zu stigmatisieren.

Wie gesagt, sie sind normale Kinder, die den Umgang mit anderen noch lernen!

Dieser Beitrag beruht auf dem Buch des Kinderarztes und Wissenschaftlers Dr. Herbert Renz-Polster: „Kinder verstehen. Born to be wild - wie die Evolution unsere Kinder prägt". Es beschreibt die Entwicklung der Kinder aus dem Blickwinkel der evolutionären Verhaltensforschung.
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1 Kommentar

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  • Jale

    Danke für diesen entspannten und fundierten Ratschlag!!
    Meine Einzelerfahrung: Meine Große war mit 18 Monaten auch keine Kandidatin fürs Kinderturnen, sie wollte das haben, was die anderen haben, sonst hat sie geschubst. Ich habe das mit dem Kinderturnen dann erstmal gelassen, später war es mit der sozialen Interaktion dann völlig easy. Mit gemischtaltrigen Kindern (bis 6 Jahre älter) war es von Anfang an top… wen wunderts 😉