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Hintergrund

Kinder verstehen: Anmerkungen

Auf dieser Seite finden Sie die im Buch mit grauen Zahlenvermerken versehenen Anmerkungen und Literaturhinweise (ab der 12. Auflage). Die Anmerkungen bis zur 11. Auflage finden Sie hier.

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1
In der Natur soll der »Lockstoff Zucker« das Gegessenwerden der Früchte fördern – schließlich sorgen die Konsumenten für die Verbreitung der Pflanzensamen, die sie etwa über ihren Stuhlgang im weiteren Umfeld verbreiten. Da wundert nicht, dass viele Raubtiere wie etwa Seelöwen und Seebären, deren natürliche Ernährung nicht aus Beeren und Früchten, sondern ausschließlich aus Fleisch besteht, keine Geschmacksrezeptoren für Süßes ausbilden. Dass dagegen Allesfresser (wie etwa Bären) durchaus einen Sinn für Süßes haben, zeigt die Tatsache, dass diese sich durchaus ab und zu an einem Bienenkorb vergreifen.
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Wie wichtig das Erkennen von Bitterem ist, zeigt sich zum einen daran, dass die Rezeptoren für Bitterstoffe nicht nur auf der Zunge zu finden sind, sondern auch am Gaumen, Rachen und sogar Kehlkopf. Zudem kann Bitteres in unvorstellbar niedrigen Konzentrationen erkannt werden. Der aus Enzian gewonnene Bitterstoff Amarogentin kann noch in einer Verdünnung von 1 : 60 Millionen geschmeckt werden – das wäre ein Schnapsglas des Stoffes auf 6000 Badewannen!
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Tatsächlich wird von Wissenschaftlern diskutiert, ob es auf der Zunge vielleicht auch Rezeptoren für eine sechste Geschmacksqualität gibt, und zwar für Fett: Galindo 2011, Yasumatsu 2018 und Gaillard 2018.
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Diese konservative Voreinstellung scheint auch bei vielen anderen Säugetieren eine wichtige Rolle zu spielen. So wissen etwa Kammerjäger, wie schwer es ist, Ratten zu vergiften – man muss ein möglichst geschmackloses Gift auf ein bereits bekanntes Nahrungsmittel aufbringen.
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Hendy 2000. Eine gute Übersicht zum Essen-Lernen auch bei Benton 2004 oder Dallacker 2019.
13
Mennella 2002. Manches spricht dafür, dass die Vorliebe für salzige Nahrung nicht angeboren ist, sondern sich in der frühen Kindheit in Abhängigkeit vom Salzgehalt der zugeführten Nahrung entwickelt (Stein 2012).
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Interessant dabei: Supertaster finden sich häufiger unter Frauen. Und deren Empfindlichkeit für Bitterstoffe nimmt in der Schwangerschaft, vor allem im ersten Drittel, stark zu – mit den Wechseljahren nimmt die gesteigerte Empfindsamkeit dagegen wieder ab. Die Natur scheint also gerade bei Frauen im gebärfähigen Alter für eine besonders empfindliche Voreinstellung gegenüber möglicherweise giftigen – und damit fruchtschädigenden – Nahrungsmitteln gesorgt zu haben (gute Übersicht bei Duffy 2000.
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Dass die Schwangerschaft keine geeignete Zeit ist, um Diäten auszuprobieren, zeigt auch eine andere Untersuchung, nach der Mütter, die am Anfang der Schwangerschaft eine Diät beginnen, ein erhöhtes Risiko haben, ein Kind mit Spina bifida (»offene« Wirbelsäule oder »offenes« Rückenmark) zu gebären. Durch die Diät wird nämlich möglicherweise auch die Zufuhr von Vitaminen wie der für die Entwicklung des Kindes wichtigen Folsäure reduziert (Carmichael 2003).
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Das hat den US-amerikanischen Kinderärzteverband in ihren neuen Richtlinien zur Säuglingsernährung zu einer eindeutigen Stellungnahme veranlasst: »Stillen ermöglicht eine günstigere Geschmacksprogrammierung und kann möglicherweise dazu beitragen, dass Säuglinge besser lernen, ihre Kalorienaufnahme selbst zu regulieren.«([AAP 2012]( https://doi.org/10.1542/peds.2011-3552 )). Neuere Forschungsergebnisse unterstützen diese Aussage (Hausner 2010 Forestell 2007.
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Farrow 2008. Eine andere Studie (Remington 2012) untersucht, ob vielleicht das Gegenteil von Zwingen zu mehr Begeisterung fürs Gemüse führt – also Belohnungen, etwa durch Sticker. Dies scheint zumindest kurzfristig bei Kindergarten-Kindern zu wirken (allerdings nur, wenn es sich tatsächlich um eine materielle Belohnung handelt, also nicht nur um Lob). Allerdings ist weder der langfristige Erfolg bekannt, noch die Frage geklärt, ob das Lenken erwünschten Verhaltens über Belohnungen nicht generell eine Bürde für den Lebensweg der Kinder ist.
33
Spitzer 2002, (Buch, S. 253).
34
Evolutionsbiologen nennen diesen Teil der Entwicklung, in dem sich Kinder auf zukünftige Rollen und Umwelten vorbereiten, auch »konditionale« – also bedingungsabhängige – Anpassung.
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Evolutionsbiologen nennen diesen Teil der Entwicklung auch ontogenetische – also entwicklungsgeschichtliche – Anpassung.
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Kidd 1906, Buch.
40
Small 1998, Buch Seite 178 und Jelliffe 1978.
43
Radbill, S. X. (1976). The role of animals in infant feeding. In American Folk Medicine (pp. 21-30). University of California Press.
44
Fouts 2005, S. 46.
45
Krebs 2001, Buch, S. 138.
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Eine aktuelle Übersicht zur Frage „Wie oft an die Brust“ findet sich auf meiner Webseite.
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Czerny 1922, in: Manz 1997.
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Während der deutsche Begriff »nach Bedarf« noch recht positiv klingt, wählten die anglosächsischen Länder für das vom Säugling gesteuerte Trinken den Begriff »on demand«, den man etwa mit »nach Wunsch« oder sogar »auf Befehl« übersetzen kann – Begriffe also, bei denen eher negative Vorstellungen (wie etwa die der Mutter als Dienerin) mitschwingen. Neuerdings wird deshalb in den USA versucht, den Begriff durch das neutralere »on cue« (etwa: auf Signal) zu ersetzen.
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Pridham 2001 und Saunders 1991. Eine ausführliche Übersicht auch bei: Horta 2007. Dabei spricht einiges dafür, dass der vorbeugende Effekt nicht allein an der Zusammensetzung der Muttermilch liegt, sondern dass dafür das Stillen selbst (und die damit verbundene Erfahrung von Selbsttätigkeit und Selbstregulation) die entscheidende Rolle spielt. (Li 2012).
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Perkin 2018. Gute Übersicht zum Zusammenhang zwischen Säuglingsernährung und Schlaf bei: basisonline.org.uk/hcp-sleep-and-feeding-method/.
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So beinhaltet eine recht erfolgreiche, schon vor Jahrzehnten durchgeführte Intervention zum Beispiel auch das Ersetzen von nächtlichen Mahlzeiten durch Zuwendung und Tragen sowie Än-derungen am Tagesablauf: Birch 1993.
69
Die Empfehlungen der American Academy of Pediatrics, Committee on Nutrition, 2010: Baker 2010. Die Kritik der Empfehlungen durch die American Academy of Pediatrics, Section on Breastfeeding, 2011: Schanler 2011.
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Gute Übersicht möglicher negativer Auswirkungen einer Eisensupplementierung bei nicht-anämischen Kindern bei: Iannotti 2006.
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Gray 1990, Labbok 1997. Nächtliches Stillen und Prolaktin: Cutler 1980.
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Irle 1906. In: Krebs 2001 Seite 131.
75
Dettwyler 1995, Nelson 2000 und Yovsi 2003, in: Fouts 2005.
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Fogel, M. L., Tuross, N., & Owsley, D. W. (1989). Nitrogen isotope tracers of human lactation in modern and archaeological populations. Carnegie Institution of Washington Yearbook, 88, 111-117. Weitere interessante Studie zu der Schätzung der Stilldauer aus Knochenfunden: Waters-Rist 2011.
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Da wundert nicht, dass der Zeitpunkt des Abstillens bei den meisten Tierarten mit der Reife der Kinder zu tun hat. Größere Kinder werden zu einem früheren Zeitpunkt abgestillt als weniger entwickelte. Gorillas in Zoos, die ja üppig versorgt werden und entsprechend rasch wachsende Kinder haben, stillen ihre Kleinen oft nur halb so lang wie wild lebende Gorillas! (Lee 1991) Diese Abhängigkeit der Stilldauer vom kindlichen Entwicklungszustand wird beim Menschen nicht beobachtet.
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Wie in Kapitel 3 besprochen reicht die »Milchleistung« der Mutter aus, um den Nahrungsbedarf des Säuglings im ersten Lebenshalbjahr abzudecken. Kinderärzte gehen davon aus, dass von einem echten Milchmangel erst gesprochen werden kann, wenn ein Säugling unzureichend mit Nährstoffen versorgt wird und sich sein Wachstum verlangsamt. Bei den allermeisten Fällen, in denen Mütter einen Milchmangel vermuten, ist das aber nicht der Fall. Vielmehr liegen hinter den meisten Fällen von Milchmangel keine Stillprobleme, sondern subjektive Bedenken, ob Stillen auch wirklich die Bedürfnisse des Kindes (weiterhin) befriedigt. Folgende Einflüsse können die »Epidemie« des Milchmangels teilweise erklären:
– Manche Frauen sind darüber besorgt, dass ihre Milch nach dem ersten Monat so »bläulich« und dünn aussieht und dass ihre Brüste jetzt nicht mehr so »voll« sind. Beides ist normal – Angebot und Nachfrage haben sich jetzt lediglich besser eingependelt, und gerade die fettarme Vormilch (sie ist wegen des zu Beginn des Stillens stärker ausgeprägten Let-down-Reflexes eher einmal zu sehen) sieht im Gegensatz zur Nachmilch bläulich aus. – Auch dass Stillkinder im Vergleich zu »Flaschenkindern« häufiger trinken, kann Mütter vermuten lassen, ihre Milch reiche nicht aus. Allerdings gehört die häufigere Nahrungsaufnahme zum Kleingedruckten des Stillens (vgl. Kapitel 2). Solange das Kind gedeiht, liegt kein Milchmangel vor. – Nicht selten interpretieren Frauen das Schreien im Rahmen von Dreimonatskoliken als Hungergeschrei. Das ist verständlich – denn bei Koliken schreien die Kinder nun einmal vorzugsweise nach dem Trinken oder suchen ganz aufgebracht Trost an der Brust. – Dass Mütter so oft berichten, nicht genug Milch zu haben, könnte auch mit der Art des Stillens zusammenhängen – bei den hierzulande üblichen langen Intervallen nämlich ist die Vormilch sehr wässrig. Da aber nicht wenige Mütter meinen, die Mahlzeit müsse innerhalb einer bestimmten Zeit abgeschlossen sein, kann das schon bedeuten, dass diese Kinder ihr Fett nicht abkriegen und dann auch häufiger schreien. Jedenfalls ist es auffällig, dass gerade die gut ernährten westlichen Frauen über Milchmangel klagen. Zudem deuten manche Daten darauf hin, dass »Milchmangel« ein urbanes Problem ist – auf dem Land stellen sich Frauen diese Diagnose seltener aus.
83
Fouts 2005, S. 38.
86
Der Einfluss der väterlichen Meinung ist verblüffend stark (Arora 2000). Der Einfluss des Vaters auf die Stilldauer wird in vielen Kulturen beobachtet und könnte durchaus auf einen evolutionär angelegten Konflikt hinweisen: die Brust der Partnerin ist beim Menschen nun einmal sowohl Nahrungsquelle für das Kind als auch Quelle des sexuellen Vergnügens (Obermeyer 1997).
89
Chen 1989 und Konner 1976, S.218-245, in: Lee 1989.
90
Der Evolutionsbiologe Trivers hat sogar versucht, den Abstillkonflikt in Zahlen zu fassen: Hört eine Mutter mit Stillen auf, um mit der gesparten Energie für ein neues Geschwisterchen zu sorgen, dann sollte das abgestillte Kind in seinem eigenen Interesse auf einen Abstilltermin pochen, an dem der Nutzen, den es durch das Stillen gewinnt, bei etwa 50 Prozent der Kosten der Mutter liegt.
95
DeLoache 2000, Seite 136.
96
DeLoache 2000, Seite 217.
98
Wells 2005, in: Fouts 2005 S. 29 – 50.
102
Pinker 2002, Buch, S. 250.
104
Nach einer Theorie des australischen Evolutionsbiologen David Haig spielt dabei auch eine Rolle, ob in einem Fetus die vom Vater stammenden oder die von der Mutter stammenden »Wachstumsgene« aktiver sind (tatsächlich können in einem Organismus über den Mechanismus des Imprinting wahlweise Gene mütterlicher oder väterlicher Herkunft an- oder abgeschaltet werden). Sind die vom Vater vererbten Wachstumsgene aktiver, so scheint der Fetus rascher zu wachsen (Haig 2002). Haig erklärt dies aus der evolutionären Perspektive, nach der es eher im Interesse des Vaters ist, auf eine möglichst komplette Ausnutzung der mütterlichen Ressourcen zu pochen, als im Interesse der Mutter, die mit jeder Schwangerschaft ja ein weitaus höheres Risiko eingeht und deshalb immer auch auf eine möglichst »ökonomische« Schwangerschaft aus sein sollte.
106
109
Silverman 2004 in: Ellis, Buch S. 292-313.
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Zutavern 2008 sowie Sausenthaler 2011. Dagegen scheint sich die Vermutung, dass Stillen auch vor der Entwicklung einer Zöliakie schützt, nicht zu bestätigen: Silano 2016.
121
Neville 1988, in: Goldman 2013.
122
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Zu dieser Erklärung von Corruccini (Corruccini 1984) gibt es auch eine konkurrierende Spekulation: Aus traditionellen Gesellschaften ist bekannt, dass Babys, die eng bei ihrer Mutter schlafen und nachts gestillt werden, seltener am Daumen lutschen ( Siegler 2006, S. 30) – und Letzteres kann durchaus zu einer Fehlstellung der Kieferknochen führen, wenn es andauernd und insbesondere bis über das Durchbrechen der bleibenden Zähne hinaus praktiziert wird.
127
Davis 1939. Weitere interessante Erklärungen zu diesem Experiment bei: Strauss 2006. Dass Kinder eine Zeitlang manche Nahrungsmittel deutlich bevorzugen, dann aber wieder von diesen ablassen um nun auf andere „Lieblingsspeisen“ umzuschwenken, könnte mit dem von Ernährungsphysiologen beschriebenen Effekt der „spezifisch-sensorischen Sättigung“ zu tun haben. Demnach führt nämlich die permanente Wiederholung bestimmter Geschmacksqualitäten allmählich zu deren Ablehnung. Dies könnte ein Trick der Natur sein, der eine zu einseitige Nahrungsauswahl verhindert. (Der Effekt der spezifisch-sensorischen Sättigung kann damit als eine Art Gegenprogramm zu einer anderen Tendenz der Kinder verstanden werden, nämlich dass sie das bereits Bekannte bevorzugen – durch dieses auch als „mere exposure effect“ bekannte Programm lernen Kinder von Geburt an, lieber bei dem zu bleiben, was sich bisher bewährt hat).
129

Paul 2011. Das durch das Baby gesteuerte Zu»füttern« scheint aber auch der Geschmacksentwicklung gut zu tun: Townsend 2012 sowie Hetherington 2011.

Dass der vorbeugende Effekt gegen Übergewicht nicht unbedingt von der Muttermilch selbst ausgeht, sondern dass dabei die im Rahmen des Stillens sozusagen eingeübte Selbstregulation die entscheidende Rolle spielt, zeigt beispielsweise Li 2012.

131
HA-Nahrungen können zwar möglicherweise gegen die Neurodermitis im ersten Lebensjahr vorbeugend wirken. Ob der Effekt darüber hinaus anhält, ist jedoch strittig. Ein vorbeugender Effekt von HA-Nahrungen gegenüber andere allergische Erkrankungen wie etwa Heuschnupfen oder Asthma kann nicht nachgewiesen werden (AAP 2008).
132
Renz-Polster 2016, Blogbeitrag.
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Jede Zeit hatte ihre eigenen Einschlafstrategien. In den 1920er und 1930er Jahren etwa galt für viele Kinderärzte als ausgemacht, dass Aufregung in den Nachmittags- und Abendstunden ganz zu vermeiden sei – selbst die freudvolle Erwartung des von der Arbeit heimkehrenden Vaters könne zu Schlafproblemen führen. Der Vater solle deshalb seine Rückkehr lieber hinter die Bettzeit des Kindes legen (Jenni 2005). Und die führenden Pädiater des auslaufenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts wie etwa Luther Emmett Holt wetterten gegen die Verwendung von Wiegen, die eine »Gemeinheit« gegen das Kind seien, weil sie zu einer »Überstimulierung« führten – und, noch schlimmer: weil selbst diese Ersatztechnik die Kinder angeblich zu sehr von der Aufmerksamkeit durch Erwachsene abhängig mache (Valsiner 2000)!
138
Wikan 1990, Buch.
139
Wie dieser Konflikt rationalisert wird, zeigen die Ausführungen der Ratgeber-Autorin Anna Wahlgren 2004: »Du kannst natürlich auch mit einem Kind, das abends quengelig wird, umhergehen und es auf dem Arm oder auf dem Schoß einschlafen lassen – oder dich hinsetzen und das Kind dicht an deinem Körper schlafen lassen.« Aber (sie spricht von einem drei Wochen alten Säugling!): »du läufst Gefahr, das kindliche Streben nach einem eigenständigen Leben (…) zu behindern.«.
140
Nicht umsonst nennen Ethnologen die früheren bäuerlichen Kulturen auch »crib and cradle«-Kulturen – also Krippen- und Wiegen-Kulturen. Eine umfassende Beschreibung der sehr unterschiedlichen Schlafarrangements in traditionellen Kulturen liefert etwa das Forscher-Ehepaar Whiting (Whiting 1964, Buch).
141
New, R. S., & Richman, A. L. (1996). Maternal beliefs and infant care practices in Italy and the United States. Parents’ cultural belief systems: Their origins, expressions, and consequences, 385-404.
142
Der Verhaltensforscher und Kinderarzt Melvin Konner bemerkt dazu lapidar: »Wir wenden heute eine ganze Menge Energie auf, um die natürliche Tendenz von Mutter und Kind, in den Armen des anderen einzuschlafen, zu bekämpfen.« ( Konner 2003, S. 312).
143
Harris 2007, S. 11.
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Früher wurde nicht selten ein dritter Weg gewählt: Die kleinen Schlafverweigerer wurden »chemisch« ruhiggestellt, wie ein Zitat aus einem alten Elternratgeber zeigt (Kübler 1891): »Helfen (…) die einzigen erlaubten Einschläferungsmittel, wie gelindes Wiegen oder ein langsames Hin- und Herfahren des Korbwagens nicht, so nehme man dennoch nicht Zuflucht zu den oft so verderblichen Mitteln, die ungeduldige Ammen oder Kindermädchen nur zu gern anwenden, um unruhige Kinder zum Schlafen zu bringen. Zu diesen Mitteln gehören: das heftige Schaukeln oder Wiegen, das Kitzeln an verschiedenen Stellen des Leibes, das Waschen des Kopfes mit Branntwein oder das Einflößen kleiner Gaben von diesem oder ähnlichen geistigen Getränken oder einer mit Mohnköpfen abgekochten Milch, die Verabreichung von Schlafpulvern, welche nicht selten Opiate oder andere betäubende, gehirnreizende Ingredienzien enthalten.«.
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Largo 2004, Buch, S. 160 und Sievers 2002.
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Largo 2004, Buch, S. 184.
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Largo 2004, Buch, S. 148.
166
Super, C. M., Harkness, S., Van Tijen, N., Van Der Vlugt, E., Fintelman, M., & Dijkstra, J. (1996). The three R’s of Dutch childrearing and the socialization of infant arousal. Parents’ cultural belief systems: Their origins, expressions, and consequences, 447-466.
169
Ludington, S. M., Anderson, G. C., & Hadeed, A. (1989). Maternal-neonatal thermal synchrony during skin-to-skin contact. individual papers, 286. und Anderson 1995.
170
Hierzu liegt inzwischen eine Vielzahl an wissenschaftlichen Untersuchungen vor (Ferber 2004, Field 2001, Scafidi 1990. Wodurch genau diese Effekte vermittelt werden, ist jedoch nicht genau bekannt – vieles spricht dafür, dass neben dem direkten Hautkontakt auch die synchronisierende Wirkung des Schlafpartners eine Rolle spielt (vgl. Kapitel 12). Auch das geringere Stressniveau, dem ein sich sicher fühlendes Kind ausgesetzt ist, könnte eine Rolle spielen.
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Dafür spricht auch Folgendes: Je älter Kinder werden, umso häufiger findet man sie nachts im Bett der Eltern. So schlafen fast die Hälfte der Kindergartenkinder in der Schweiz öfter als ein Mal pro Woche bei ihren Eltern (Jenni 2005). Dieser hohe Anteil legt den Verdacht nahe, dass das gemeinsame Schlafen von Eltern und Kinder nicht immer dem Wunsch der Eltern entspricht, sondern dass es sich womöglich um eine »erzwungene« Notlösung handelt. Tatsächlich geben Eltern gerade bei Kindern Schlafprobleme an, die erst nach dem ersten Lebensjahr im elterlichen Bett landen. Kein Wunder, dass in diesen Fällen auch die Schlafqualität der Eltern zu wünschen übrig lässt (Lam 2003).
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Hrdy 2000,Buch, Seite 291.
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Stayt 1968. In: Krebs 2001.
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Yovsi 2003, in: Fouts 2005.
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Die wohl beste Zusammenfassung von Studien zu diesem Thema findet sich bei Hrdy 2009 S. 130 ff. Die Literatur im einzelnen: van IJzendoorn 1992, Oppenheim D, Sagi A, Lamb ME. Infant-adult attachments on the kibbutz and their relation to socioemotional development four years later. In: Chess S, Hertzig ME, eds. Annual progress in child psychiatry and child development, 1989. Philadelphia, Pa: Brunner/Mazel Inc.; 1990:92-106., van IJzendoorn 1988.
197
Chen 1989 und Bird-Davis 2005, in Hewlett 2005.
199
Jones, in: Michael 1973.
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Über diese Ergebnisse wird sich manche Mutter wundern ( Sagi 1981 und Soltis 2004. Väter scheinen bei der Unterscheidung der Schreiursachen noch schlechter abzuschneiden (Greenberg 1974).
205
Kübler MS. Das Buch der Mütter. Leipzig: Abel und Müller, 1891.
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Die Tatsache, dass gerade die Babys in asiatischen Länder außergewöhnlich wenig weinen, könnte auch damit zusammenhängen, dass asiatische Babys möglicherweise von ihrem angeborenen Temperament her besonders ausgeglichen sind (wir gehen darauf in Kapitel 13 kurz ein).
208
Largo 2004, Buch, S. 207.
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215
Barr 1989. Eine weitere Studie zu diesem Thema von A. Lucas kam zu einem gegenteiligen Resultat, allerdings ist diese Studie methodisch fragwürdig: Lucas 1998.
218
Tatsächlich zeigen die vielen mit »hypoallergenen« Säuglingsmilchnahrungen angestellten Studien keine konsistente und nachhaltige Wirkung auf die Schreidauer. Auch die angeblich kolikvermindernde Wirkung einer »hypoallergenen« Ernährung bei der Mutter darf bezweifelt werden – die Studie, die diese Ernährung angeblich unterstützt (Hill 2005), hat einige methodische Mängel.
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Olafsdottir 2001 und Ernst 2009. Eine Metaanalyse (Dobson 2012) unterstreicht einmal mehr die methodischen Schwierigkeiten in der Bewertung manualtherapeutischer bzw. osteopathischer Therapien. Sie zeigt jedoch auch das: je besser und verlässlicher das Studiendesign, desto weniger lassen sich echte Besserungen nachweisen.
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Die von manchen Autoren beobachtete »erhöhte Reaktivität« oder »verringerte Selbstregulationsfähigkeit« bei Kolikkindern könnte durchaus Folge und nicht Ursache der Koliken sein. Allerdings gibt es Hinweise, dass „Kolikbabys“ später doch häufiger als die anderen Kinder mit Verhaltensproblemen wie etwa ADHS zu kämpfen haben ( Santos 2015 sowie Hemmi 2011. Allerdings ist auch hier unklar, welche Belastungen – biologischer, genetischer oder umweltbedingter Art – hierfür verantwortlich sein könnten.
223
Der Schreigipfel in den frühen Abendstunden spricht dafür, dass Kolikkinder einfach »mehr von dem tun, was Babys normalerweise tun«. Gegen die Theorie eines »Kontinuums« spricht allerdings die Tatsache, dass gerade der elterliche Umgangsstil, der einen deutlichen Einfluss auf das »normale« Schreien zeigt, keinen Einfluss auf das Kolikschreien hat.
225
Savino 2009. In einer anderen, allerdings kleinen und methodisch wenig verlässlichen Studie wir auch der Magenkeim Helicobacter pylori als Auslöser von Dreimonatskoliken verdächtigt: Ali 2012.
227
Dass an der Melatonin-Hypothese etwas dran sein könnte, zeigt ein Experiment an frühgeborenen Babys, deren zirkadianer Rhythmus durch zyklische Lichtestrahlung beeinflusst wurde und die darunter tatsächlich weniger weinten: Guyer 2012 Nähres zu der im Text erwähnten Jet Lag Theorie: Jenni 2011.
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232
DeLoache 2000, Seite 107.
233
237
Illingworth 1991, Seite 307.
238
Goodenough, F. L. (1931). Anger in Young Children. USA: University of Minnesota Press. S. 382.
239
Kano 1998. In: Nishida 1999.
240
242
Auch wenn sich der Beherrschungstrieb Endes des zweiten Lebensjahres mit aller Macht manifestiert, so sind frühe Wurzeln schon in der Säuglingszeit zu erkennen. Schon zwei Monate alte Babys reagieren positiver, wenn sie selbst etwa für das Abspielen eines Musikstückes sorgen können, als wenn es ihnen vorgespielt wird (Lewis 1990).
243
Grinde 2002, S. 240.
244
Largo 2007, Buch, S. 105.
245
Paul R. Lawrence und Nitin Nohria, denen wir diese Erweiterung verdanken, tragen auch der »materialistischen« Seite unserer Bedürfnisse Rechnung und benennen auch das »Ansammeln von Objekten, durch die wir unseren Status erhöhen« als universelles menschliches Bedürfnis (Lawrence 2002). Und ein Blick in den Alltag bringt noch ein weiteres Bedürfnis auf die Liste: das Bedürfnis »Objekte zu manipulieren« – jeder kennt es, der Kinder beim Spielen im Sandkasten beobachtet oder der selbst einmal etwas gebaut, gestaltet oder sonstwie »erschaffen« hat.
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Wem das »unnatürlich« erscheint, der mag bedenken, dass es durchaus in der menschlichen Natur liegt, sich nicht mit den »natürlichen« Beschränkungen zufriedenzugeben (wir gehen darauf in Kapitel ###9 ausführlich ein).
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250
Largo 2007, Buch, S. 535.
251
Illingworth 1991, Seite 286.
252
DeLoache 2000, Seiten 86 u. 89.
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Bakker 2000, Bakker 2002 und Barone 2009. In einer anderen Studie zeigen sich negative Auswirkungen sogar schon bei einem Zuwarten über 24 Monate hinaus. Allerdings ist die Aussage wegen der Methodik fraglich (Joinson 2009).
256
Largo 2007, Buch, S. 542.
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Woher das rührt, ist nicht sicher zu sagen. Es könnte sein, dass der Darm des Kindes an die längere Stillzeit angepasst ist, die in der menschlichen Frühgeschichte die Norm war.
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Jackson 2005: What doesn’t go up mustn’t fall down: the vertical-horizontal illusion and evolved fall avoidance theory. Paper presented to the Human Behavior and Evolution Society, Austin, TX.
265
Nesse 1996 S. 211.
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Das erklärt auch, warum die Physik, die Anfang des 20. Jahrhunderts ungeheuer populär (und durchaus mit der heutigen Stellung der Medizin beim Laienpublikum vergleichbar) war, längst nur noch Experten zugänglich ist – die Physik hat sich sozusagen in einem Quantensprung von den Möglichkeiten des Alltagsdenkens entfernt.
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Schon 50 Jahre vor Darwins Coming-out hatte sich ein anderer Naturforscher, der Franzose Jean-Baptiste Lamarck an einer »evolutionären« Erklärung versucht. Um mit den Änderungen der Natur Schritt zu halten, müssen nach seiner Theorie Lebewesen ihre Organe unterschiedlich stark nutzen: Werden sie nur wenig benötigt, bilden sie sich zurück, werden sie viel gebraucht, so wachsen sie. Diese gebrauchsbedingten Änderungen werden nach Lamarcks Theorie an die Nachkommenschaft weitergegeben. So meinte Lamarck, der lange Hals der Giraffen habe sich deshalb entwickelt, weil sich die Tiere strecken mussten, um an die feinen Triebe der Baumkronen heranzukommen. Der Theorie des französischen Naturforschers war keine bleibende Rolle beschieden: Die angenommene Vererbung erworbener Fertigkeiten ließ sich wissenschaftlich nicht nachweisen und war auch nicht mit den Modellen der in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelten klassischen Genetik vereinbar. In jüngster Zeit allerdings wurde deutlich, dass erworbene Eigenschaften durchaus auch genetisch »fixiert« und dadurch auch von Generation zu Generation weitergegeben werden können. Im Rahmen dieser sogenannten epigenetischen Vererbung werden zwar nicht die Gene selbst verändert. Dafür wird aber ihre »chemische Umhüllung« je nach Milieubedingungen so beeinflusst, dass die Gene anders abgelesen werden. Diese Veränderungen werden teilweise mitvererbt. So kann etwa die Farbe des Fells von Ratten durch eine bestimmte Ernährung während der Empfängnis verändert werden – die so veränderte Fellfarbe ist dann auch bei den nachfolgenden Generationen zu beobachten. Natürlich bedeutet dies nicht, dass damit Lamarcks Erklärung der Evolution richtig wäre: Der epigenetischen Vererbung ist nämlich ein klarer – genetisch fixierter – Rahmen vorgegeben, und tatsächlich beruht die Evolution zu einem weitaus überwiegenden Teil auf Änderungen der Gene selbst. Indem sie eine neue, umweltabhängige Dimension in die Evolution einführt, trägt die Epigenetik aber dazu bei, dass die Wirkungsweise der Evolution immer besser verstanden werden kann.
273
Man könnte die Evolution so verstehen: Weil sie ja darauf hinwirkt, dass Lebewesen möglichst gut an die vorgefundene Umwelt angepasst sind, sollten alle Merkmale in der Natur (oder gar auch unser menschliches Tun und Lassen) als Anpassungen zu verstehen sein. Demnach wäre alles an uns so, wie es ist, weil das einmal gut für unsere Fitness war. Das stimmt nicht. Auch wenn unser äußeres Erscheinungsbild, unsere körperlichen Funktionen und auch unser Verhalten von adaptiven Kräften mit geformt sind, ist unsere Natur nicht nur ein auf das Überleben und die möglichst effektive Fortpflanzung zugeschnittenes Werkzeug. Denn während manche Merkmale tatsächlich entstanden sind, weil sie dem Träger klar definierte Fitness-Vorteile verschafften, sind nicht wenige Merkmale sogenannte Nebenprodukte – Merkmale also, die bei der Entwicklung anderer Merkmale »nebenbei« entstehen: Wir haben einen Bauchnabel nicht weil das irgendwie »gut« für uns wäre, der Bauchnabel ist vielmehr das Nebenprodukt einer anderen adaptiven Lösung (der Nabelschnur). Ähnliches gilt für die Brustwarzen des Mannes oder seine Glatze. Auch viele Krankheiten sind Nebenprodukte der Evolution – sie kommen deshalb vor, weil die diesen Krankheiten zugrunde liegenden genetischen Merkmale für deren Träger in den meisten Fällen positive Auswirkungen haben – nur wenn die genetischen Merkmale in bestimmten Kombinationen auftreten, entsteht eine Krankheit. Beispiele sind die Sichelzellanämie, die Mukoviszidose oder die Hämochromatose. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass Lebewesen manche Merkmale auch der sexuellen Auswahl verdanken – viele Merkmale sind nicht deshalb da, weil sie uns ein leichteres oder möglichst reibungsloses Leben verschaffen, sondern weil wir damit mögliche Partner für uns einnehmen können: Die schönen langen Haare der menschlichen Art sind sicher nicht entwickelt worden, um daraus Schlingen für die Jagd zu fertigen, und dass die Brüste der Menschenfrau – entgegen denen bei allen anderen Säugetieren – auch jenseits der Stillzeit »vorgehalten« werden – auch diese Last verdankt die Frau nicht der natürlichen, sondern der sexuellen Selektion. Und gerade beim Menschen kommt noch ein entscheidender Einfluss dazu: die Kultur. Sie ist es, die uns Menschen die Anpassung an die (inzwischen größtenteils von uns selbst geschaffenen) Lebensbedingungen ermöglicht. Ein riesiges Fettpolster an unserem Bauch ist keine Anpassung, sondern das Resultat unserer kulturellen Leistung, unser Auskommen auch ohne Bewegung verdienen zu können … Und gerade unser Verhalten folgt zu einem erklecklichen Teil keinen »Überlebenszielen«, sondern Traditionen, Moden oder Obsessionen. Zudem muss berücksichtigt werden: Auch wenn sie entstanden sind, um Lebewesen bei der Lösung von Lebensproblemen zu helfen, sind Adaptionen keineswegs immer unproblematisch. Sie stellen keine »optimalen« Lösungen dar, sondern Kompromisse – das ergibt sich aus dem Prinzip der Evolution: Sie sind »gut genug«, aber nicht perfekt. Man denke nur an die Kreuzung der Luft- und Atemwege, die schon manchen Erstickungstod ermöglicht hat … Adaptionen sind auch aus einem weiteren Grund nicht perfekt. Sie können nämlich durch Manipulation unterlaufen werden – manche Mitspieler manipulieren sozusagen das Adaptations-Selektions-Spiel, indem sie Signale zur Täuschung nutzen. Ihre Adaption ist es, andere zu täuschen – der Kuckuck lässt grüßen.
274
Das Originalzitat dazu: „The sight of a feather in a peacock’s tail, whenever I gaze at it, makes me sick!“ Charles Darwin, in einem Brief an den Pflanzenforscher Asa Gray, 3. April 1860.
275
Was einen möglichst guten Partner ausmacht, ist dabei von Art zu Art unterschiedlich. In jedem Fall hängt der »Wert« eines Partners von dessen Fruchtbarkeit ab, bei vielen Arten spielt zudem die Pflegekompetenz – also die für die Aufzucht des Nachwuchses erforderlichen Qualitäten – eine große Rolle (dazu gehören teilweise auch »soziale« Merkmale wie etwa der Rang in der Gruppe). Ja, die Kriterien können sich sogar von Jahr zu Jahr ändern: Die Weibchen der Prärieammern etwa suchen sich ihre Männchen jedes Jahr nach anderen Merkmalen aus – ist die Nahrung knapp, so fliegen sie auf größere Schnäbel, in Jahren, in denen es viele Feinde wie etwa Erdhörchen gibt, ist eher die Körpergröße gefragt, also Verteidigerqualitäten.
278
Tatsächlich ist die Frage, wo genau die Evolution ihre Hebel ansetzt, bis heute unbeantwortet. Auf welche »Einheit« wirkt die Selektion? Schauen wir uns im Folgenden die Diskussion einmal genauer an und betrachten die Kandidaten im Einzelnen. Spielt sich die Konkurrenz um die knappen Ressourcen auf der Ebene der Art ab? Das wurde noch bis in die 1950er Jahre hinein geglaubt, ist aber offensichtlich falsch. Denn die Mitglieder einer Art verschaffen sich Fitness-Vorteile sehr wohl auf Kosten anderer Mitglieder derselben Art: Jedes Lebewesen konkurriert nun einmal zuallererst mit demjenigen, das dieselben Nahrungsquellen nutzt und das sich um ein- und denselben Partner bemüht. Setzt die Evolution an der Gruppe an? Das muss aus demselben Grund abgelehnt werden – auch Gruppenmitglieder konkurrieren untereinander. Allerdings ist an der Idee der an der Gruppe ansetzenden Selektion schon etwas dran. Denn manche Merkmale haben sich tatsächlich dadurch evolutionär durchgesetzt, dass ganze Gruppen ein bestimmtes Verhalten entwickelt haben – die Merkmale sind also in der Konkurrenz zwischen verschiedenen Gruppen entstanden. Pinguine zum Beispiel könnten gar nicht in der Arktis mit ihren Temperaturen bis unter 60 Grad Minus leben, hätten sie nicht irgendwann die »rotierende Spirale« erfunden, also die Eigenart, sich eng aneinandergedrängt in einem Haufen aufzuhalten, wobei die außen stehenden Tiere regelmäßig durch neue Tiere aus dem Haufeninneren ausgewechselt werden. Dadurch hält sich der Wärmeverlust für jeden Einzelnen in einem vertretbaren Rahmen und die Gruppe als Ganzes kann überleben. Allerdings: Während für manche soziale Eigenschaften tatsächlich die Gruppenselektion als Erklärung hilfreich ist, in den allermeisten Fällen setzt die Selektion nicht an der Gruppe an. Also am Individuum? Das passt schon eher, wenn man in Rechnung stellt, wie intensiv Individuen in allen Arten um Nahrung und Partner konkurrieren. Aber ganz stimmen kann auch das nicht. Denn es sind immer nur einzelne Merkmale bzw. Verhaltensweisen, mit denen sich Individuen ihre Vorteile verschaffen und die durch die Selektion verändert werden: Ein festerer Schnabel hilft, härtere Nüsse zu knacken, ein prächtigeres Ornat einen Partner stärker zu beeindrucken, die bessere Jagdstrategie die fettere Beute zu erlegen. Das führte in den 1970er Jahren zu der Annahme, dass die Selektion letzten Endes an einzelnen Genen ansetze – denn damals war man davon überzeugt, dass bestimmte äußere Merkmale eins zu eins durch einzelne Gene bestimmt würden. Nach dem britischen Evolutionsbiologen Richard Dawkins, der diese Idee in den 1970er Jahren populär machte, konkurrieren »egoistische« Gene mit anderen »egoistischen« Genen um ihr Weiterleben. Gelingt es einem Tier etwa durch die Hilfe eines bestimmten Merkmals, mehr Nachkommen zu hinterlassen, so erhöht sich der Anteil der Gene in der Population, die für dieses Merkmal verantwortlich sind. Diese Gene setzen sich also durch. Individuen sind für Dawkins deshalb nur ein »kurzlebiger Verband langlebiger Gene« oder schlicht »Genfähren«. (Dawkins 1976) So befremdlich das Dawkinssche Modell für manchen klingen mag, es war ein gedanklicher Fortschritt. So ist beispielsweise das Phänomen der indirekten Fitness (das in Kapitel 9 vorgestellt wird) mit einer auf das ganze Individuum oder auch auf einzelne Merkmale gerichteten Selektion nicht zu verstehen. Wirklich beantwortet hat aber auch Dawkins die Frage nach der »Selektionseinheit« nicht. Denn zum einen setzt die Selektion immer am Phänotyp eines Individuums an – also seinen (nach außen wirksamen) Merkmalen und Verhaltensweisen. Die aber sind nur lose mit der genetischen Ausstattung verknüpft – gerade die Verhaltensweisen bei sozialen Arten spiegeln in starkem (und je nach Randbedingungen unterschiedlichem) Maße Umwelteinflüsse wider. Zudem hat sich gezeigt, dass das alte Bild, nach dem jedes Gen eine bestimmte, immer gleiche Wirkung für die körperlichen Abläufe hat, gar nicht stimmt. Identische Gene wirken vielmehr unter unterschiedlichen Bedingungen sehr unterschiedlich. Ihre chemische Struktur ist nur lose mit ihrer Funktion verknüpft: Gene sind keine »Perlen auf einer Schnur«, auf der jedes Gen für sich selbst scheint und wirkt, sondern sie funktionieren in – für Umwelteinflüsse offenen – Verbänden und Systemen. Manche dieser Umwelteinflüsse wirken sogar stofflich auf die Gene zurück, indem sie deren chemische Hülle permanent verändern (von diesen teilweise von Generation zu Generation vererbbaren epigenetischen Einflüssen war bereits in einer anderen Anmerkung zu diesem Kapitel die Rede). Zudem muss immer das Wirkprinzip der Evolution berücksichtigt werden. Durch die Selektion werden nicht einzelne Merkmale ausgelesen, sondern vielmehr deren Passung zur Umwelt – damit kann ein bestimmtes Gen in der einen Umwelt ein Vorteil sein, in einer anderen eine Behinderung. Konkret heißt das: Auf welche »kleinste Einheit« die Selektion wirkt, lässt sich so gar nicht sagen. Ganz sicher jedenfalls ist: Wenn bestimmte Merkmale »ausgelesen« werden, so werden damit nicht bestimmte Gene ausgelesen, sondern allenfalls bestimmte Geneffekte – die aber hängen nicht direkt mit dem Gen selbst zusammen, sondern schließen Umwelteinflüsse mit ein. Die Selektion setzt damit nicht an einer bestimmten Struktur an, sondern an einer virtuellen Einheit. Und diese enthält nicht nur genetische Information, sondern auch Informationen aus der Umwelt, Gen-Umwelt-Interaktionen und Gen-Gen-Interaktionen (bzw. »Passungen«). Gerade beim Menschen kommt ein weiteres dazu: die kulturelle Selektion nämlich. Die »Merkmale« eines Menschen, mit denen er in seiner Umwelt zurechtkommt, spiegeln nun einmal nicht nur genetische oder auch epigenetische Einflüsse wider, sondern sie sind in erster Linie das Produkt kultureller Einflüsse – und werden damit auf nicht-biologischem Weg »vererbt«. Die virtuelle Einheit, an der die Selektion beim Menschen ansetzt, enthält also nicht nur konkret-biologische, sondern auch symbolische Information. Und das bringt – natürlich – weitere Wechselwirkungen und Kontingenzen in das Modell ein. Diese machen es noch schwerer zu bestimmen, über welchen Hebel und auf welche Einheit der Selektionsdruck beim Menschen im Einzelfall genau wirkt.
279
280
Ausnahmen sind natürlich die Haustiere, bei denen durch Züchtung innerhalb weniger Generationen starke Veränderungen erzielt wurden.
281
Nesse 1996 S. 134.
283
Dieses Phänomen ist auch für Volksgruppen bekannt, die erst in den letzten Generationen sesshaft wurden, die also vom Jäger- und Sammlerleben ohne landwirtschaftliche »Zwischenstufe« in die bewegungsarme und kohlenhydratreiche Moderne eingetaucht sind (dies gilt für die nordamerikanischen Indianer genauso wie für die australischen Aboriginees, aber auch für die meisten Asiaten, die unter den modernen Lebensbedingungen ein extrem hohes Diabetesrisiko haben). Wie gut die genetischen Anlagen auf das lokal vorhandene Nahrungsangebot zugeschnitten sind, zeigen auch andere Befunde. So unterscheidet sich etwa der Speichel in seinem Gehalt an Amylase (einem stärkeabbauenden Enzym) von Region zu Region – und zwar je nach Stärkegehalt der dort vorherrschenden Nahrung (Perry 2007).
285
Hrdy 2000,Buch, Seite 104.
286
Das heißt nicht, dass die Welt beliebig anders aussähe – die Evolution »konvergiert« nun einmal auf grundlegende Prinzipien. So wurde etwa das Linsenauge im Lauf der Evolution – völlig unabhängig voneinander – mehrmals »erfunden«.
288
289
Neurath,O: Protokollsätze, in: Erkenntnis 3 (1932), S. 206.
290
Dekkers 2003, S. 299.
291
292
Martin Luther: Vom ehelichen Leben, Reclam 1986, Erstausgabe 1522.
294
Harris 2002, S. 508.
295
Der bis heute einflussreiche Arzt und Psychoanalytiker John Bowlby, dem wir in Kapitel 10 begegnen werden, nennt die Lebensbedingungen, an die der Mensch sich im Laufe seiner Geschichte angepasst hat, das »environment of the evolutionary adaptedness« (etwa: die Umwelt der evolutinären Angepasstheit). Die von ihm stark beeinflusste Bindungstheorie geht davon aus, dass Kinder eben diese Umwelt »erwarten« und auf abweichende frühkindliche Lebensbedingungen mit Bindungsstörungen reagieren.
299
Buss 2004 S. 56-57.
300
Saw 2002, sowie Young 1969, Tedja 2018. Eine gute Zusammenfassung auch bei Deutschlandfunk Kultur.
301
Manche vermuten sogar, der Mensch unterläge gar nicht mehr den Kräften der Evolution – er entwickle sich als Art nicht mehr evolutionär fort. Schließlich sorge der Mensch durch seine Kultur, insbesondere durch medizinische und soziale Fortschritte dafür, dass die Natur nicht mehr durchgreifen könne. Tatsächlich spricht vieles dafür, dass die Evolution beim Menschen heute anders verläuft als noch vor wenigen Hundert Jahren, und auch anders als bei den anderen Arten. Zum einen: Die Sterblichkeit, insbesondere die Säuglings- und Kindersterblichkeit ist insgesamt stark zurückgegangen. Und wer überlebt hat nur noch wenig damit zu tun, wie »angepasst« der Betroffene ist. Damit ist die natürliche Selektion, also die Auslese nach einer möglichst guten Passung zwischen Individuum und Umwelt, zumindest in den hoch entwickelten menschlichen Populationen nur noch schwach wirksam. Und auch wer sich fortpflanzt und in welchem Maße hängt zumindest in den Industrienationen nicht mehr unbedingt damit zusammen, wie gut ein Mensch die Ressourcen seiner Umwelt nutzen kann, d.h. wie »angepasst« im Darwinschen Sinn er ist. Ja, der Mensch steuert inzwischen durch Empfängnisverhütung und die neuen medizinischen Fertilitätstechniken seinen Fortpflanzungserfolg zu einem großen Teil selbst – und dabei spielen Anpassungsvorteile im evolutionären Sinn kaum eine Rolle. Andererseits wirken wichtige Selektionskräfte auch heute noch, insbesondere die vorgeburtliche Selektion (die sich etwa als »Wettlauf der Spermien« und auch als Selektion von Gameten durch Fehlgeburten äußern kann), und auch die sexuelle Selektion macht sich weiter bemerkbar: Manche Menschen haben einen leichteren Zugang zu Partnern als andere und haben damit mehr – wenn auch in sehr unterschiedlichem Maße genutzte – Möglichkeiten, Nachkommen zu hinterlassen. Unter dem Strich findet Evolution also weiter statt, das heißt, es ändert sich auch weiterhin die Häufigkeit bestimmter Merkmale und ihrer Gene in der Bevölkerung – die genetische Entwicklung ist also auch beim Menschen keineswegs zum Stillstand gekommen (Reed 2006). Allerdings hat sich die Richtung der Evolution durchaus geändert – sie verläuft nicht mehr unbedingt hin zu einer immer besseren Anpassung an die Umwelt. Dafür spielen kulturelle bzw. soziale Faktoren bei der Fortpflanzung eine größere Rolle (wer entscheidet sich für Kinder, wer nicht? Wer hat Zugang zu reproduktiver Unterstützung, und wer nicht? Wer wandert aus, wer wandert ein?). Evolution ist damit weiterhin eine Tatsache, aber sie ist beim Menschen stärker von kulturellen Faktoren und damit nicht mehr unbedingt vom Primat der möglichst weitgehenden Anpassung an die Umwelt bestimmt. Damit sind zwei Dinge klar. Zum Ersten: Der Mensch hat über seine kulturellen Fähigkeiten das Wirken der Evolution modifiziert. (Bei den Nutzpflanzen und Nutztieren hat er sie sogar durch seine nicht an Fitness, sondern an Ertragskriterien ausgerichteten Zuchtbemühungen weitgehend ausgehebelt). Zum Zweiten: Was die evolutionäre Entwicklung des Menschen betrifft, so ist der Fortpflanzungserfolg von der »Hardware« (also den Passungsvorteilen) teilweise auf die kulturelle »Software« übergegangen – die stärkste Triebkraft der Evolution ist heute die kulturelle Anpassung, und die hat mit Fitness im klassischen Sinn (also dem mit einer möglichst guten Anpassung verbundenen Fortpflanzungserfolg) nichts mehr zu tun: Die ideale Form der kulturellen Anpassung kann beim Mensch die Kinderlosigkeit, also der völlige Verzicht auf Fitness im klassischen Sinn sein. Viele »biologische« Merkmale werden damit beim Menschen nicht mehr auf »natürliche« Art verändert: Die Einführung von Brillen und Kontaktlinsen wird beim Menschen nicht zu einer allmählichen Verschlechterung der Sehkraft führen. (Ginge es nach den Prinzipien der natürlichen Selektion allein, so könnte das erwartet werden: Wenn die Sehtüchtigsten keine Vorteile gegenüber den Sehbehinderten mehr haben, so werden die entsprechenden Anlagen für Scharfsichtigkeit nicht mehr »ausgelesen«.) Die von der natürlichen Selektion angetriebene Evolution ist also zumindest zum Teil sozusagen »ausgehebelt« – womöglich, und hoffentlich, zugunsten einer »menschlicheren« Welt.
302
Junker 2006, Seite 51.
303
Hrdy 2000,Buch, Seite 24.
304
Largo 2004, Buch, S. 36.
305
306
Suomi, S. J. (1990). The role of tactile contact in rhesus monkey social development.
307
Streit 2014. Bei den übrigen Primaten steht die Schutzfunktion dagegen ganz im Vordergrund – erst mit etwa drei Jahren wagen sich etwa Schimpansen weiter als fünf Meter von der Mutter weg.
308
311
Bensel 2002, Seite 105.
312
313
Polan 1999. In: Cassidy 2018.
314
Schore 2002, in: Keller 2011 und Cicchetti 1994.
316
Die Bindung klappt allerdings nur zuverlässig, solange das Mutterschaf nur zwei Schäfchen zur Welt bringt. Ein drittes Schäfchen wird in der Regel nicht angenommen. Die Bindung der Mutter an das Lämmchen läuft dabei über den Geruch – das Mutterschaf erkennt den Geruch ihres Fruchtwassers an ihrem Lamm. Schäfer machen sich das zunutze – sie können »überzählige« Schafe bei einer fremden Mutter mit nur einem Lämmchen unterbringen, indem sie das unterzuschiebende Schaf mit dem Fruchtwasser der »Adoptivmutter« einreiben.
318
319
Tronick 1985, in: Reite 2012.
320
Grossmann 2006 S. 14 u. S.268.
322
Hormonelle Veränderungen lassen sich bei Nagern auch schon dadurch auslösen, dass man sie immer wieder mit Neugeborenen zusammenbringt. Auf diese Weise lassen sich sogar Mäuseväter dazu bringen, die kleinen Mäuschen abzuschlecken, in ein Nest zu tragen und sich schützend über sie zu kauern.
323
Auch wenn es dazu keine Statistik gibt, so ist anzunehmen, dass adoptierte Kinder heute und hierzulande nicht weniger Liebe und Zuwendung bekommen als biologische Kinder. Dies spricht natürlich nicht grundsätzlich gegen eine unterstützende Wirkung der »Hormone«. Denn Adoptionen sind letzten Endes ja immer auch Auswahlprozesse, bei denen Menschen mit sehr hoher Motivation zur Elternschaft und mit überdurchschnittlichen sozialen Ressourcen ausgewählt werden.
325
326
Hrdy 2002. In: Peterson 2011 S. 76.
327
Hrdy 2000,Buch, Seite 472.
328
330
332
Hrdy 2000,Buch, Seite 166.
334
Grossmann 2006, in: Keller 2011, sowie Meins 2002.
335
Die Forschung nennt folgende Einflussfaktoren, die der Feinfühligkeit zugrunde liegen: die Qualität der Beziehung der Mutter zum Vater, die Unterstützung der Mutter durch andere, ihre psychische Verfassung sowie die Hoffnung, die sie in das Kind gesetzt hat (Maccoby, E. E., & Martin, J. A. (1983). Socialization in the context of the family: Parent-child interaction. Handbook of child psychology: formerly Carmichael’s Manual of child psychology/Paul H. Mussen, editor.).
337
338
Kleine Kinder sind in dieser Hinsicht Erwachsenen überraschend ähnlich, die sich in Beziehungen auch nur positiv entfalten können, wenn sie sowohl Bindung (»Bezogenheit«) als auch Eigenständigkeit (Autonomie) erfahren können.
339
Aussagen über die genaue Rolle des Vaters für die langfristige Bindungssicherheit des Kindes sind auch aus einem anderen Grund gar nicht so leicht zu treffen. Denn allein schon die verlässliche Anwesenheit eines Vaters steht für eine sozial reichhaltige Umwelt, die ja ihrerseits eher »sichere« Bindungserfahrungen ermöglicht.
340
Lamb 2004, in: Lamb 2004.
343
Harris 2002, S. 144.
344
Hewlett 1983, in lozoff 1983.
346
349
Hrdy 2000,Buch, Seite 487.
351
Deshalb greifen auch Ansätze wie »Re-Bonding«-Therapien oder »Re-Birthing« zu kurz, bei denen Mutter und Kind die Geburt sozusagen nachspielen, etwa um Schreibabys zu helfen, eine »blockierte Bindungserfahrung« wieder aufleben zu lassen.
352
Hrdy 2000,Buch, Seite 471.
354
Bensel 2002, Seite 103.
355
357
363
364
365
Harris 2002, S. 279.
368
Harris 2002, S. 240.
369
Hrdy 2001, Video.
370
372
Manche Kinderärzte nehmen an, dass nicht nur Vernachlässigung, sondern auch bestimmte Verhaltensprobleme bei Säuglingen und Kleinkindern Ausdruck einer gestörten Bindung sein können – vom exzessiven Schreien bis zu Essstörungen oder mangelndem Gedeihen. In vielen Fällen kann dahinter tatsächlich eine gestörte Bindung ausgemacht werden. Allerdings: Bindungsstörungen können in solchen Fällen auch die Folge der Probleme mit dem Kind sein – vor einer vorschnellen Zuordnung als »Bindungsproblem« muss man sich also hüten.
373
Hrdy 2000,Buch, Seite 313.
375
Noch heute ist die Rate der Misshandlungen bei Frühgeborenen doppelt so hoch wie bei termingeborenen Kindern ( Frodi 1981 und Daly 1981.
376
French 2002, in: Bornstein 2002.
377
Hrdy 2002, in: Peterson 2011, S. 79.
378
Hrdy 2004 S. 80.
380
Evolutionsbiologen gehen davon aus, dass in jagenden und sammelnden Kulturen der durchschnittliche Altersabstand zwischen Geschwistern etwa bei 3 bis 4 Jahren lag: Robson 2008. Große Datenbestände zeigen, dass auch heute noch ein enger Geburtenabstand von unter zwei Jahren mit eher ungünstigeren Entwicklungsverläufen korreliert: insgesamt etwas geringere Intelligenz, geringerer Schulerfolg und schlechtere Gesundheit: Conde-Agudelo 2012, Buckles 2012. Auch scheint die Anpassung zwischen den Geschwistern bei engen Geburtenabständen schwieriger zu sein: Volling 2012.
381
Hrdy 2000,Buch, Seite 475.
382
Hrdy 2000,Buch, Seite 481.
384
385
Stellt man in Rechnung, wie sehr Erwachsene auf den Kinder-Look »abfahren«, so verwundert einen nicht, dass dieser auch als Schönheitsmerkmal recycelt wurde. Tatsächlich sind nach dem Befund der Attraktivitätsforschung »kindliche« (neotene) Gesichtszüge ein wesentlicher Bestandteil dessen, was Männern an Frauen attraktiv erscheint: die großen Augen, das Stupsnäschen, der runde Kopf, die langen Wimpern – das vertraute Manipulationsprogramm mit einem blauen Engel drauf!
386
Hrdy 2000,Buch, Seite 461.
387
Konner 2003, Buch. S. 486.
388
Hrdy 2000,Buch, Seite 97.
392
Hrdy 2004 S. 88.
396
Das Experiment kann bei youtube verfolgt werden.
398
Hrdy 2002. In: Peterson 2011 S. 98.
400
401
402
Hrdy 2000,Buch, Seite 418.
403
405
Tatsächlich zeigen Untersuchungen, dass die Beziehung zu den Eltern durch die Fremdbetreuung nicht leidet, solange die Eltern zuhause weiterhin empfindsam mit dem Kind umgehen und es ihnen gelingt, eine ausgeglichene Balance zwischen Fremdbetreuung und Betreuung in der Familie zu finden ( Ahnert 2003, NICHD 1997, NICHD 1999. Stressvolle Lebensumstände zuhause und lange Betreuungszeiten in der Krippe dagegen können zu Beziehungsproblemen führen ( DeMulder 2000 und NICHD 2003.
406
410
Kirkilionis, E. (1989). The human infant as a clinging young – With specific focus on the prophylaxis of hip dysplasia. Unpublished doctoral dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br., Freiburg, Germany., Bower 1987 und Hoaglund 1981.
411
Renz-Polster 2018. Eine Zusammenfassung auf deutsch: https://www.kinder-verstehen.de/mein-werk/wissenschaft/der-plattgelege-ne-hinterkopf-bei-saeuglingen-die-wissenschafltiche-arbeit-dahinter.
414
415
Konner 2003, Buch. S. 310.
416
Konner 2003, Buch. S. 417 u. 518.
417
Konner 2003, Buch. S. 418.
418
Eltern 8/2005, Magazin.
422
Dorsch Lexikon der Psychologie, → Persönlichkeit.
423
Steven Pinker, nach: THE NEW YORKER, November 22, 2002, sowie Saucier 1996.
425
Kulturübergreifende Untersuchungen zeigen, dass Frauen verglichen mit Männern verträglicher, gewissenhafter, extrovertierter, aber auch emotional weniger stabil sind (Costa 2001 und Schmitt 2008. Insbesondere die statistisch höheren Werte auf der Gewissenhaftigkeits-Skala dürften mit dafür verantwortlich sein, dass Frauen in den Industrieländern inzwischen bei den Bildungsabschlüssen gegenüber den Männern deutlich vorne liegen.
426
Bei der Ausprägung dieser Verhaltensmuster dürfte die aus Kapitel 9 bekannte frequenzabhängige Selektion eine wichtige Rolle gespielt haben.
428
Harris 2007, S. 89ff.
434
Harris 2007, S. 117.
437
Barkow 1976 sowie Harris 2007, S. 195.
438
Psychology Today Magazine, Sep/Oct 2004, Last Reviewed 18 Nov 2004 Article ID: 3587.
439
Omark 1976, in: Chance 1976, Edelman 1973, Harris 2010, Buch, S. 94 und 216.
445
Hrdy 2000,Buch, Seite 515.
446
Pinker 2002, Buch, S. 214.
447
Hewlett 2005, Marlowe 2005, in: Hewlett 2005.
449
Harris 2007, S. 214.
450
Es ist anzunehmen, dass diese in der Literatur beschriebene Aufteilung (Edwards 1993) auch etwas mit den unterschiedlichen Vorlieben von Jungen und Mädchen zu tun hat: Das durchschnittliche Mädchen interessiert sich eher für soziales »Rollen«spiel, der durchschnittliche Junge dagegen bevorzugt körperliche »Action«.
451
Der Spieltrieb lässt sich bei vielen Arten jedoch keineswegs wahllos »abrufen«. Gerade bei den jagenden Tierarten scheint das Spielen regelrecht in den Tagesablauf »eingeplant« zu sein. Löwenjungen etwa bleiben ganz ruhig in ihrem Versteck, solange die Mutter auf Jagd ist. Dann werden die Kleinen gesäugt, und erst danach ist Spielzeit. Dabei kommen auch die anderen Löwenjungs aus dem Rudel angelaufen, und die Kleinen spielen zusammen.
452
An der Beobachtung, dass kleine Löwen ihre Spielkameraden wie Beutetiere anspringen, noch bevor sie dieses Verhalten jemals bei ihren Eltern beobachtet haben, lässt sich ablesen, dass ein Teil des »Spielprogramms« bei Säugetieren genetisch verankert ist.
453
Krebs 2001, Buch.
454
455
457
Silberbauer 1965, in: Krebs 1965, Buch S. 76.
458
Wie hartnäckig ineffizient das Verhalten von Kindern ist, zeigen auch Experimente von Völkerkundlern, in denen die Ausbeute beim Sammeln aufs Gramm genau abgewogen wurde – für den Ertrag machte es keinen Unterschied, ob die Kinder alleine oder mit Erwachsenen zum Sammeln losgingen (Tucker 2005, in Hewlett 2005, S. 147-171.
460
Harris 2002, S. 196 und 352.
461
Harris 2002, S. 272.
462
Diese Annahme steht zudem im Widerspruch zur Meinung der allermeisten Eltern rund um den Globus, für die die Vorstellung, sie müssten ihre Kinder unterhalten, schlichtweg »absurd« ist (Harris 2002, Seite 509). Die Ethnologen Whiting und Edwards gehen sogar davon aus, dass das gemeinsame Spiel von Mutter und Kleinkind die soziale Isolation der westlichen Mütter widerspiegelt – die Kinder seien sozusagen mangels Alternative deren wichtigster Partner für den mitmenschlichen Austausch (Harkness 2001).
463
Dies wurde schon in den 1970er Jahren etwa von Appleton beobachtet (Appleton 1975). Manche Evolutionsbiologen erklären die kindliche Vorliebe für Zelte, Forts und Baumhäuser auch damit, dass solche Plätze in der ursprünglichen, raubtierhaltigen Umwelt die sichersten Spielorte waren (Ruso 2003 und Legendre 1991). Das scheint allerdings doch etwas weit hergeholt.
465
Hrdy 2000,Buch, Seite 155.
467
Bard 2002, in: Bornstein 2002.
470
471
Dix 1986, Fleming 1987 und Corter 2002, in: Bornstein 2002.
472
Hrdy 2004 S. 84.
474
475
Small 1998, Buch Seite 224.
476
480
Bourne 2004. Allerdings scheint das letzte Wort da noch nicht gesprochen zu sein. So gibt es durchaus Hinweise, dass der left cradle bias eben doch einen ganz banalen Grund hat: dass dabei nämlich die wichtigere (rechte) Hand der Mutter für die Bewältigung der Alltagsaufgaben frei bleibt – und das ist nun einmal in den meisten Fällen die rechte Hand (van der Meer 2006).
481
Diese Überzeugung ist nicht neueren Datums. Das Buch der Mütter aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert (Kübler MS. Das Buch der Mütter. Leipzig: Abel und Müller, 1891) fasst es so: »Werfen wir einen Rückblick auf alle die Anforderungen, welche das Gedeihen des Säuglings an die Stillende stellt, so werden wir uns sagen müssen, dass allein die sich selbstvergessende Mutterliebe im Stande ist, ihnen auch bis ins Kleinste zu entsprechen.«.
482
Das Zitat ist dem Online-Artikel „Babies Arrive All at Once“ von Jan Hunt entnommen (http://www.naturalchild.com/jan_hunt/babies.html.
483
Kagan 2000, Seite 133.
484
Im Mittelalter dagegen war es zumindest in den erfolgreichen Schichten durchaus verbreitet, dem Vater die »formende« Kraft auf das Kind zuzusprechen. In der Antike sah man sogar ganz von den Eltern ab und meinte, auf die Qualität der Ammenmilch käme es an ( Kagan 2000, Seite 132).
486
Dass viel mehr Vogeleltern ihren Nachwuchs gemeinsam versorgen als Säugetiere liegt auch daran: Beim Großziehen eines Vogels kann der Vater weitaus besser mithelfen als bei den Säugetieren, wo sowohl das »Ausbrüten« als auch die direkte Nahrungsversorgung des Nachwuchses zwangsläufig in der Hand (und dem Bauch) der Mutter liegt.
488
Hrdy 2004 S. 77.
489
490
Gesinde 1942 in: Krebs 2001.
491
Hrdy 2004 S. 92.
492
Die ursprünglich von dem Zoologen George Williams formulierte »Großmütter-Hypothese« ist in Details umstritten (Hawkes 2003) und auch nicht die einzige Erklärung der sozusagen »mitten im Leben« einsetzenden weiblichen Unfruchtbarkeit (so stellt etwa Frank Marlowe der Großmütter-Hypothese eine »Patriarch-Hypothese« entgegen). Dennoch ist sie die bis heute plausibelste Erklärung der weiblichen Fruchtbarkeitsstrategie.
496
Katz 1981, in: Lamb 2005.
497
Geary 2000, Seite 69.
499
502
Geary 2007, in: Salmon 2007.
503
Hillard Kaplan, Stacy Rucas: Friends, Status and Fitness, Poster bei der European Human Behaviour and Evolution Conference 2008.
504
Ja, Forscher gehen so weit, selbst die weibliche Schönheit über ihre zentrale Rolle im kooperativen Aufziehmodell zu erklären: Warum ist beim Menschen die Frau das schöne Geschlecht und nicht, wie bei den anderen Arten üblich, das Männchen? Eine mögliche Antwort: Genauso wie der Säugling (vgl. Kapitel 10&) steht auch die Mutter selbst unter »Verführungszwang« – denn im Interesse ihres Kindes muss sie die Hilfe der anderen mobilisieren – und dabei hilft ein gewinnendes Aussehen allemal ( Renz 2006, Seite 183). Insbesondere könnte in dieser Hypothese die Tatsache eine Erklärung finden, dass weibliche Schönheit so großzügige Anleihen beim Kindchenschema macht – attraktive Frauengesichter weisen in ihren Proportionen große Ähnlichkeit mit Kindergesichtern auf, sie zapfen so möglicherweise die Behüterinstinkte ihrer Umgebung an.
505
Unter arktischen Bedingungen basierte die Ernährung fast ausschließlich auf Großwildjagd sowie Fischerei mit der Harpune. Dass dies »Männerberufe« waren, hat einen doppelten Grund. Zum einen können Säuglinge nicht auf die Jagd mitgenommen werden. Zum Zweiten: Frauen waren unter ursprünglichen Bedingungen etwa drei Viertel ihrer fruchtbaren Zeit entweder schwanger oder sie stillten. Es hätte wenig Sinn gemacht, sich als Frau auf extrem übungsabhängige Tätigkeiten wie die Großwildjagd zu spezialisieren!
506
508
Das gilt zumindest unter den Bedingungen der menschlichen Frühgeschichte. Im Zuge der kulturellen Entfaltung des Menschen haben sich – natürlich – auch die Zutaten geändert, die es für ein »erfolgreiches« Leben braucht.
509
Largo 2007, Buch, S. 21.
511
512
Das Krabbeln wird dagegen nicht gefördert, und tatsächlich scheinen sich afrikanische und »westliche« Kinder bei diesem Meilenstein nicht zu unterscheiden.
513
Super 1987 in Oates 1987.
515
Largo 2007, Buch, S. 16.
518
So gibt es keinen Hinweis, dass kanadische Kinder, die mit schulischem Lernen schon sehr früh beginnen, später besser schreiben und rechnen können als deutsche Kinder. Und auch die Ergebnisse der PISA-Studie korrelieren nicht mit dem frühen Beginn schulischen Lernens.
519
Pinker 2002, Buch, S. 390.
520
Ridley 2004, Buch, S. 263.
521
Ridley 2004, Buch, S. 83.
522
523
Harris 2002, S. 53.
524
Weil sich der Einfluss der Eltern oft nur in vielfältiger Brechung wahrnehmen lässt, wird immer einmal wieder vermutet, das beste, was Eltern tun könnten, sei, ihre Kinder gar nicht zu erziehen. Liest man die vorangegangenen Abschnitte, so entlarvt sich die Vorstellung von der Nicht-Erziehung als Fantasie: Erziehung passiert, egal ob wir das wollen oder nicht. Sie ist Teil jeder Begegnung zwischen Menschen und natürlich in ganz besonderem Maße Teil der Begegungen in der Familie. Kein Wunder also, wenn die frühen Völkerkundler erstaunt vermelden: »Obwohl also die Bambuti-Kinder anscheinend ohne methodische Erziehung heranwachsen, sind sie alles andere als ungezogen (Schebesta 1948, in: Krebs 2001 S. 100). Derselben Meinung ist E. Mjöbergs, die über die Dajak auf der Insel Borneo schreibt: »Die Kinder wiederum wissen trotz des Genusses unbeschränkter Freiheit, was ihnen geziemt« (Egli 2004 , in: Krebs 2001 S. 22).
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529
531
Piaget, Jean: Das moralische Urteil beim Kinde. Frankfurt/M. 1932/1973. Original: Le jugement moral chez l’enfant, 1932.
532
Hrdy 2002. In: Peterson 2011, S. 105.
541
543
Asendorpf 2008, in: Schneider 2008.
544
545
Das hängt allerdings sehr stark von den Lebensbedingungen ab. In »harten« Umwelten, in denen komplizierte oder Kraft erfordernde Tätigkeiten dominieren (wie bei den Kung in der Kalahari), können Kinder weitaus weniger zum Lebensunterhalt beitragen als etwa in herdenhaltenden Gesellschaften oder in Sammlergemeinschaften, die in einem günstigen, raubtierfreien Terrain leben (Gurven 2005 in: Hewlett 2005 und Gurven 2006.
546
Dekkers 2003, S. 103.
547
Gurven 2005 in: Hewlett 2005.
548
Ein weiteres Merkmal der menschlichen Entwicklung stellt dagegen keinen Sonderweg dar: seine langsame Reifung. Das Menschenjunge braucht ja fast zwei Jahrzehnte, um erwachsen zu sein. Die erst spät einsetzende Fruchtbarkeit scheint tatsächlich ein universelles Phänomen langlebiger Arten zu sein (Alvarez 2000). Langlebige Arten, so die Erklärung der Biologen, können es gut verschmerzen, wenn sie ein paar Erwachsenenjahre »opfern« und sich dafür intensiver auf ihr Erwachsenenleben vorbereiten. Es lohnt sich für diese Arten sozusagen, »vorweg zu investieren« – sei es in Wachstum (man denke an den Elefanten) oder Kraft (man denke an den Löwen) oder eben in das Erlernen besonderer Fertigkeiten (wie beim Menschen).
549
Tucker 2005, in: Hewlett 2005.
550
Flinn 2005, in: Burgess 2005, Buch, S. 81.
552
Ein solches »aufgeteiltes« Wachstum spart gegenüber einem gleichmäßigen Wachstum immerhin sechs Prozent an Energie ein (Gurven 2006).
553
DeLoache 2000, Seite 203.
555
Zumindest lässt sich nicht von der Hand weisen, dass die Selbstentfaltung des Kindes und die Kompetenzerwartungen der Gesellschaft in der Erziehung immer wieder hartnäckig in Reibung treten. Ich führe diese Diskussion in meinem Buch „Die Kindheit ist unantastbar“ (Beltz 2014).
556
Das Zitat stammt aus dem Buch: Honoré 2008.
558
Dr. med. Stefan Nolte, Marburg, persönliche Mitteilung 2007.
559
Andere Traditionen sind sogar auf schnellem Weg tödlich: Falls bei einem Baby bei den Bavenda Bantu die Oberkieferzähne vor den Unterkieferzähnen durchbrechen, wurde der Säugling getötet – andernfalls, so der tradierte Glaube, würde jeder, der von dem Kind gebissen würde, sterben (Krebs 2001).
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561
Harris 2002, S. 152.
563
Nachträgliche Vergleiche aber sind nur wenig aussagekräftig. So verglich die Psychologin Diana Baumrind in den 1960er Jahren drei Erziehungsstile (autoritäre, permissive und »autoritative« Erziehung – also grob gesagt »zu hart«, »zu weich« und »gerade richtig«) (Baumrind 1967). Tatsächlich zeigten sich zwar bescheidene, aber doch klare Unterschiede bei den Kindern: Die Kinder der »gerade richtig« erziehenden Eltern kamen meist besser mit anderen Kindern und Erwachsenen aus, sie bekamen bessere Noten in der Schule und sie gerieten als Teenager seltener in Schwierigkeiten. Das heißt: Kinder kompetent erziehender Eltern sind kompetenter. Aber sagt das wirklich etwas über die Auswirkungen des Erziehungsstils aus? So neigen Eltern, die selbst Probleme haben, womöglich eher zu einem problematischen Erziehungsstil, gleichzeitig sind in diesen Familien aber die Kinder schon von vornherein mit mehr Problemen belastet – wenn sie später mehr Probleme haben, muss das nicht unbedingt am Erziehungsstil liegen. Bei anderen Eltern könnte der Erziehungsstil auch eine Reaktion auf ein »schwieriges« Kind sein und damit einen Sekundäreffekt darstellen. »Nicht gutes Erziehungsverhalten erzeugt gute Kinder, sondern gute Kinder erzeugen gutes Erziehungsverhalten«, bringt Judith Harris diesen Einwand auf den Punkt. Auch Vergleiche zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen lassen Skepsis aufkommen: So erziehen die US-Amerikaner in der weißen Mittelklasse ihre Kinder – nach Baumrinds Klassifikation – »gerade richtig«, und die nach diesem kulturell favorisierten Modell erzogenen Kinder schneiden auch tatsächlich besser ab als etwa die autoritär erzogenen Kinder (Letztere gehören mit größerer Wahrscheinlichkeit zu den Problemkindern). Bei anderen ethnischen Gruppen in den USA allerdings werden andere Zusammenhänge beobachtet. Hier ist oft der autoritäre Erziehungsstil der kulturell favorisierte Weg. Tatsächlich sind unter den autoritär erzogenen Asiaten und Schwarzen in Amerika nicht mehr Problemkinder als bei den »gerade richtig« erzogenen (Harris 2002, Seite 86).