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Kommentar21. Oktober 2014

Von der Aktivierung der weiblichen Fachkraft. Und vom richtigen Gebrauch der mütterlichen Brust.

Heute ist wieder so ein Tag. Für wie stulle hält man das durchschnittliche Exemplar von Homo sapiens eigentlich?

Als erstes kommt eine Pressemeldung der Bundesagentur für Arbeit rein. Die BA nimmt offensichtlich gerade ihre letzten Patronen aus dem Gürtel: “Die oft starren Betreuungszeiten in Kitas passen nicht zur heutigen Lebens- und Arbeitswelt. Wir brauchen mehr Absicherung der Betreuung in Randzeiten und an Wochenenden. Nur so können wir Arbeitskräftepotenziale insbesondere unter den Alleinerziehenden aktivieren“, appelliert Heinrich Alt, Vorstandsmitglied der BA. Sein Vorschlag: eine Offensive “für die Umschulung in den Erzieherberuf” mit “verkürzten, zweijährigen Ausbildungsgängen”.

Ouups, lieber Herr Alt, da hätten Sie mich aber vorher fragen müssen!! Das klingt doch irgendwie … technokratisch, ja: kalt! So wie das Institut der Deutschen Wirtschaft Köln damals mit seiner Forderung nach einem raschen Krippenausbau, die es mit der Befürchtung begründete, “dass in Zukunft nicht mehr genügend Humankapital zur Verfügung steht, um den produktiven Einsatz des Sachkapitals zu ermöglichen.”  Und jetzt Sie: die Kinder sollen bitteschön an den Randzeiten wegorganisiert werden können, damit der Wirtschaft auch nachts und an den Wochenenden genügend Servicekräfte zur Verfügung stehen? Genau so klingt das nämlich für normale Menschen!

Aber ich weiß, so meinen Sie es nicht! Ihnen geht es um die Verbesserung der heutigen Lebens- und Arbeitswelt! Aber dann, lieber Herr Alt, halten Sie sich doch auch bitteschön an die übliche Sprachregelung. Sie hat sich bewährt, und sie hält bis heute die Eltern von der Straße fern. Und so schwer ist das gar nicht:

Um den Jüngsten ein besseres Bildungsangebot machen zu können, sollten Krippen und KiTas auch an den Abenden und Wochenenden geöffnet sein. Die Ansprüche an die Bildung der Kleinen sind in der heutigen Lebens- und Arbeitswelt gestiegen, und nur durch eine flexible Teilhabe an inklusiver und partizipativer Bildung hat jedes Kind eine Chance auf einen gerechten Start in die Wissensgesellschaft.

Kein großes Ding, hat mich genau zwei Minuten gekostet! Nun müssen Sie halt eine Weile damit leben, dass manche meinen, Sie wollten sich ja doch nur an die Mütter ranmachen. Zumal an Allein-Erziehende, wie Sie dann auch noch schreiben. Aber in Wirklichkeit geht es Ihnen doch um die KINDER, um unser aller Zukunft!

Und dann, am gleichen Tag, das. Unter der Überschrift “Die 20 wichtigsten Medizin-Mythen” geht die ZEIT auf die Irrtümer in Gesundheitsfragen ein.

Mythos Nummer 8: Langes Stillen ist gesund! Nein, ist es eben nicht! Mit dem üblichen Hinweis auf “Experten” heisst nämlich das Fazit des Autors, Jan Schweitzer (klingt nach Arzt, oder?): “Vier Monate volles Stillen sind absolut ausreichend.” Und dazu ein Cartoon von einem Kind mit Schulranzen, das wie ein Weltmeister an der Mutterbrust trinkt. Nun weiß ich nicht, was man dort in der Redaktion so einwirft um besonders kreativ zu sein, aber als Leser – puuuh, *schwindel*!! Eine gute Mutter, so habe man bisher gedacht, sei nur, wer “ausgiebig und ausdauernd” stillt. Sagt Herr Schweitzer. Hmmm. Dann der Hinweis, “dass das genaue Gegenteil der Fall ist”! Ja, und dann dieser Kleine, der sich an der Brust seiner Mutter die Zeit vertreibt, bis der Schulbus kommt. Was wir dann lernen: das “ausschließliche” Stillen über 4 Monate hinaus könne vielleicht Allergien verursachen (die Forscher seien da noch uneins). Aber vorsorglich gehöre ein Deckel aufs Stillen, ganz logisch: “Noch ist die Frage nicht endgültig beantwortet, aber man kann sagen:  Vier Monate volles Stillen sind absolut ausreichend.” Wer merkt da schon, dass der Deckel vielleicht ein bisschen klemmt – man freut sich ja so mit dem Jungen, dass er statt Nuckeln jetzt endlich mal Fußball spielen darf.

Vielleicht kann man bei aller Unklarheit da vielleicht absolut mal das sagen: Man braucht als Zeitung zum Erfolg offensichtlich nur genügend Leser, die dumm genug sind, dass sie nicht verstehen, für wie dumm sie verkauft werden.

Und da dachte ich mir, was wohl mein Herr Alt bei der Bundesagentur für Arbeit dazu sagen wird, wenn er am Wochenende die ZEIT aufschlägt und erfährt, dass die mütterliche Brust eigentlich zumeist übertrieben eingesetzt wird. Ha, wird er sagen, da hammers: und die wollen sich volle DREI JAHRE in der sozialen Hängematte ausstrecken? Wo wir uns den Allerwertesten aufreissen, um Arbeitskräftepotenziale zu aktivieren? Also wenn man da nicht mal nach vier Monaten einen Punkt machen kann. Auch den Frauen wird man ja wohl ein bisschen Effizienz abverlangen dürfen, wir stehen schließlich im globalen Wettbewerb.

Aber dann, lieber Herr Alt, rufen Sie mich dieses Mal doch wirklich an, bevor Sie eine Pressemeldung rausgeben. Mutterschutz, Babypause, Elternzeit und so weiter – heikle Themen, Sie wissen schon. Es geht Ihnen ja nicht darum, den Müttern das Stillen madig zu machen oder gar die Brust nur als Dekoration zu sehen. Sie wollen, dass dieses unser Land im Innovationswettbewerb mithalten kann (das Wort können Sie sich schon mal merken). Und dazu muss man auch mal Forderungen stellen, und auch mal wieder diesen Ruck beschwören. Sie erinnern sich ja noch, Roman Herzog damals, und wenig später hatte der Ackermann von der Deutschen Bank schon eine Rendite von 25%. Ja, dieser Ruck soll jetzt ruhig auch mal durch die Mütter gehen. Bitte, Herr Alt, fordern Sie den Ruck! Nur tun Sie es diesmal um Himmels Willen mit den richtigen Worten. Ich bin jederzeit für Sie da!

11 Kommentare

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  • Vera K.

    Satire pur, danke, einfach toll 🙂 Zum Glück haben wir Eltern Herz und Hirn und müssen nicht alles blind glauben was uns mancher Lobbyist weismachen will! Mir tun aber all diejenigen leid die sich jetzt den Mist von Bekannten und Verwandten anhören dürfen. Es stand ja in der Zeitung und dann ist es wahr! 😉

  • Paula

    Besten Dank.. Ich wußte erst nicht, ob ich heulen oder lachen soll, als ich die Meldung in der Zeitung sah. Wie schön, dass ich dank dieses Blogposts nun doch eher drüber lachen kann. Auch wenn es mir ein bißchen im Hals stecken bleibt, das Lachen.

  • maren

    Danke für das Kommentieren. Gleichzeitig habe ich die Frage, wann es endlich ein “genug” gibt. Da nützt auch kein Umformulieren etwas, sondern es ist die Alternativlosigkeit zu “Wirtschaft, Wachstum, Innovation,Ökonomie und Effizienz”, die mich erschreckt. Es wird nachwievor so getan, als hätten wir unendlich viele Ressourcen auf diesem Planeten, alles ist in Human-und Sachkapital einteilbar und dann muss es nur noch verwaltet und geschickt aktiviert werden. Die zweite Frage ist hier also auch- hier ganz klar die Kinder im Vordergrund- welche Welt wollen wir ihnen hinterlassen? Vielleicht sind dann offene, unglückliche Formulierungen fast besser, denn dann regt sich vielleicht eher Widerspruch, als wenn diese Ansinnen auch noch schön verklausuliert werden. Ich wünsche mir ein noch deutlicheres Eintreten für die Kinder im Sinne der Frage_ was wollen wir wirklich? In diesem Leben, in der Zukunft, auf diesem Planeten? So jedenfalls kann es nicht weiter gehen.

  • Katharina Koch

    Pädagogisches Coaching hat einen Link geteilt.
    Gepostet von Katharina Koch · 4. Mai
    Blog 4 Kinderkrippen

    In den letzten Jahren sprießen Einrichtungen für Kinder unter drei Jahren wie Pilze aus dem Boden. Die Politik investiert viele Gelder in Einrichtungen und auch das eingeführte Elterngeld begünstigt die Fremdbetreuung. Eltern bekommen ein einheitliches Elterngeld egal ob sie ein oder zwei Jahre ihr Kind selbst betreuen. Dies wiederum bedeutet, wer sich zwei Jahre Elternzeit nimmt hat große finanzielle Einbußen. Denn man könnte ja nach einem Jahr wieder arbeiten und ein eigenes Einkommen haben. Eltern die ihre Kinder aufwachsen sehen wollen, bekommen sozusagen nur die Hälfte von dem, was Eltern bekommen, die ihr Kind nach einem Jahr in eine Fremdbetreuung geben. Damit erreicht die Politik einerseits, dass sich Eltern aus finanziellen Gründen früher von ihren Kindern entfremden. Ausserdem erlangen Krippen dadurch eine Selbstverständlichkeit. Irgendwie gibt ja fast jeder sein Kind in eine Fremdbetreuung bevor es zwei/drei Jahre alt wird und somit wird es zu einer Art Normalität ohne dass man darüber nachdenkt.
    Schaut man jedoch auf die Familien sehen die Bedürfnisse ganz anders aus! Aus meiner Praxis weiß ich dass es keinem Elternteil leicht fällt, sein Kind mit dem ersten Geburtstag abzugeben. Gefühle lügen doch nicht! In den ersten drei Jahren passieren so viele Meilensteine in der Entwicklung des Kindes. Das schönste Beispiel ist wohl das Laufen lernen. Ich bringe mein nichtlaufendes Kind mit einem Jahr in die Krippe. Dort ist es von 7:30 Uhr bis 16:00 Uhr. Danach ist es noch zwei Stunden wach bis es wieder schläft. Wie groß ist dann die Wahrscheinlichkeit, dass ich als Eltern erlebe, wie es zu laufen beginnt? Ein Mathematiker könnte das jetzt gut ausrechnen. Genau einmal habe ich einer Mutter erzählt dass ihr Kind zu laufen begonnen hat, in der Krippe. Die Traurigkeit und der Neid der mir da entgegen geschleudert kam, haben mich sofort zu dem Entschluss gebracht dies nie wieder zu tun! Dann sagt das Kind vielleicht noch zum ersten Mal „Mama“ aber nicht zur leiblichen Mutter sondern zur Erzieherin. Es gibt viele solche Situationen und Eltern die ihr Kind in eine Fremdbetreuung geben werden damit konfrontiert. Je früher man sein Kind abgibt, um so häufiger wird man in solche Situationen kommen, die sich gegen die Natur anfühlen.
    Es fühlt sich einfach falsch an ein Kleinkind das vielleicht bis vor kurzem noch gestillt wurde in eine Gruppe abzugeben. Wenn ich ehrlich bin fühlt es sich auch falsch an ein solch junges Kind zu betreuen. Die Verantwortung die ein fremdes so junges Kind mitbringt ist für einen guten Erzieher kaum zu ertragen. Ich bin mir über die Bedürfnisse der jungen Kinder sehr bewusst und deshalb weiß ich, ich kann keine Mutter/Vater ersetzen. Ich bin nun mal einfach nicht Eltern, das ist nicht mein leibliches Kind. Daran ändert auch meine Professionalität nichts. Eine Fremdbetreuung kann immer nur familienergänzend und nie ein Ersatz für die Familie sein! Jeder Erzieher der ihnen etwas anderes erzählt hat einfach keine Ahnung. Wenn nicht gerade eine Gefährdung des Kindeswohles vorliegt, ist nun mal ein Fremdbetreuung immer nur zweite Wahl im Vergleich zu einer familiären Betreuung. Für mich persönlich gibt es keine pädagogischen Gründe, ein Kind vor dem zweiten Lebensjahr fremd betreuen zu lassen. Allein die Nachteile die ein Kind dadurch beispielsweise im Bereich seiner Bindungsfähigkeit davon trägt sind nicht aufzuwiegen, da sie das Kind für das restliche Leben prägen und beeinflussen. In einer Einrichtung gibt es nun mal nur „käufliche Bindung“. Erzieher werden mal krank, haben Urlaub und wechseln auch mal ihre Stelle. Das steht ihnen auch zu, aber alles dies geht zu lasten der Bindungsfähigkeit der Kinder, ihrer Kinder, deines Kindes.

    Es gibt wenige Langzeitstudien über die Auswirkungen von Fremdbetreuung bei sehr jungen Kindern.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Kinderkrippe

    Hier sind einige aufgeführt. Und es ist erschreckend. Ein Studie besagt dort, Krippenbetreuung hätte die Auswirkung das mehr Kinder Abitur machen. Das klingt ja erst mal schön. Aber was bringt es einem Kind wenn es Abitur hat und ein Arschloch ist und nicht fähig eine stabile Beziehung zu anderen Menschen aufzubauen. Menschen sind soziale Wesen. Ist man dann glücklich wenn man erwachsen ist und Geld verdient aber keine Freunde hat weil man sozial inkompetent ist? Das ist für die Politik schön wegen dem Bruttosozialprodukt. Aber wollen wir in einer Gesellschaft leben die aus geldgeilen Egoisten besteht? Wir erziehen hier gerade die Generation die sich mal um uns kümmern soll wenn wir alt sind! Das macht mir Angst.
    Andere Studien belegen leider das vermehrte Auftreten von Auffälligkeiten im sozialen Verhalten der Kinder.
    Das wundert mich nicht. Ich habe im letzten Jahr viele, viele Einrichtungen in Deutschland kennenlernen dürfen. An allen Ecken und Enden fehlt Geld und Personal. Es werden wahllos Erzieher eingestellt, weil man froh ist das die Betreuungszeiten in irgendeiner Form abgedeckt werden. Als Erzieher bekommst du immer einen Job egal welche Qualifikationen du aufzuweisen hast. Und die wirklich guten Erzieher verlassen den Job ,weil sie die Art und Weise wie mit jungen Kindern umgegangen wird, nicht ertragen können. Erzieher die diesen Job mit ihrem Gewissen vereinbaren können, haben nicht verstanden was junge Kinder brauchen, ignorieren es oder befriedigen ihre eigenen Machtgefühle mit der Abhängigkeit der jungen Kinder.

    Ich möchte keinen dazu verdammen ein Hausmütterchen oder Hausväterchen zu werden. Aber ich denke man sollte Eltern die Chance geben sich anders zu organisieren damit sie ihre Elternschaft auch als solche erleben dürfen. Denn die schönen Momente sind doch der Grund warum wir zum Beispiel schlaflose Nächte in Kauf nehmen. Es muss sich die Waage halten zwischen Elternpflichten und Elternrechten. Eltern sollten frei entscheiden dürfen wieviel Zeit sie mit ihren Kindern verbringen wollen. Grundsätzlich kann man sagen, dass ab einem Alter von ca. zwei Jahren, bis zu sechs Stunden Betreuung im nicht familiären Kontext pädagogisch vertretbar und auch sinnvoll sind. Es wäre wünschenswert wenn Eltern sich mehr untereinander organisieren und junge Kinder den Alltag einfach mit leben dürften.

    Wir sollten Kindern nicht das Gefühl geben eine Belastung zu sein. Wir sollten die Kinder bei jeder Gelegenheit früher aus dem Kindergarten oder der Krippe abholen. Wir sollten die gemeinsame Zeit auskosten. Stress und Zeitdruck prägt viel zu oft unsere Verhaltensweisen. Genießen sie die Kindheit ihres Kindes denn die Zeit verfliegt so schnell. Die Kindheit ist zeitlich begrenzt. Unsere eigene Kindheit war es und die unserer Kinder und Kindeskinder ist es ebenfalls. Bei Großeltern kann man sich einiges abschauen. Sie haben schon erlebt wie schnell die Zeit vergeht und das spiegelt sich, in der Art und Weise wie sie ihren Enkeln begegnen, wieder. Ich kann mich nur immer wiederholen, lasst eure Kinder in Ruhe aufwachsen. Hetzt sie nicht von Termin zu Termin. Dazu werden sie in ihrem erwachsenen Leben noch oft genug gezwungen sein. Geben sie ihrem Kind die Möglichkeit einen entspannten und ausgeglichenen Grundcharakter zu entwickeln um so optimal dem Stress entgegen treten zu können, der sie im Laufe des Lebens noch erwartet.

    Katharina Koch

    • Regina

      danke für den Text und die Kommentare!

      als einen Kompromiss für Arbeiten und Kinder-selbst-betreuen organisieren wir seit Mitte August ein Eltern-Kind-Büro in München: eine Bürogemeinschaft für Eltern, die im Home-Office arbeiten können, UND ihre Kinder selbst betreuen wollen: die Kinder kommen mit ins Büro und haben einen eigenen Raum zum Spielen. die Eltern kümmern sich abwechselnd um die Kinder und stehen für ihr Kind jederzeit zur Verfügung.

      in Leipzig gibt es den “Rockzipfel” schon seit 2010.

      wir hoffen, die Idee verbreitet sich und mehr Eltern bekommen die Möglichkeit, von zuhause zu arbeiten.

    • Katrin

      Danke für den tollen Kommentar und die Ausführungen. Ich kann dir dazu ein neues Buch empfehlen, das auf viele dieser Studien eingeht : Vater, Mutter, Staat von Rainer Stadler, welches mir, neben dem Buch von Herrn Renz-Polster Die Kindheit ist unantastbar, aus der Seele spricht.

  • Sarah

    Ich finde die Forderung der BA nicht per se schlecht.
    Ich suchte vor einem Jahr für meinen einjährigen Sohn eine Betreuung in der Randzeit. Dabei ging es mir nur um die Randzeit und keine Vollbetreuung über Tag, da ich am späteren Nachmittag zu arbeiten beginne und die Zeit bis der Papa von der Arbeit kommt überbrückt werden sollte.
    Es war nicht möglich eine Tagesmutter für nur wenige Stunden und noch weniger für die Stunden am späten Nachmittag zu gewinnen. Bei den Kindergärten sieht es genauso aus. Es gibt 25 h Plätze, die beginnen aber am Morgen zu zählen. Mit einem 45 h Platz darf ich mein Kind dann auch am Nachmittag bringen, zahle den Vormittag aber mit, wobei das auch nicht so lange ging, bis der Papa nach Hause kam.
    Bei uns gab es also keinerlei Angebot für meinen Bedarf, dabei wollte ich nur wenige Stunden die Woche arbeiten gehe, um als Selbständige Kontakt zu meinen Kunden halten zu können.
    Deutlich schwieriger als gedacht war das.

    Bzgl. Stillen nur ein kurzer Kommentar. Mein Sohn (>2 Jahre) wird nach wie vor gestillt. Und nein, nicht nur Nachts, sondern auch tagsüber, wenn wir zusammen sind. Und nein, ich weiß noch nicht wann ich aufhöre. Uns gefällt es und tut gut.

  • Carmen

    Schön, dass ich diese Seite gefunden habe.
    Ich bin 35 Jahre, Mutter von 2 Töchtern (10 und 12 Jahre) und selbst Erzieherin.
    Es hat sich so vieles geändert, dass ich nun schon oft daran dachte
    meinen Beruf als Erzieherin aufzugeben.

    Weil ich das Gefühl habe, für ein System zu arbeiten….wo ich mich nicht mehr sehe,
    keinen Platz mehr finde, mit meinen Werten, mit meinen Wünschen für die Kinder…und auch für die Eltern.
    So vieles hat sich “verdreht”.
    So vieles wird “verdreht”.

    Mein großes Anliegen ist es ein “Sprecher” für die Kinder sein – einzustehen für ihre Gefühle, ihre Gedanken, ihre Bedürfnisse….ihnen ihre Freiheit zu bewahren und dafür zu kämpfen.
    Es fällt mir zunehmend schwer.
    Ich hoffe, dass es noch mehr Menschen gibt, die “aufstehen” und überlegen welches “Spiel” da läuft.
    Mit Spielregeln, die wer bestimmt?
    Mit Spielregeln, die in uns eindringen….
    Ich sehe es generell mit Sorge – wie die Wirtschaft so vieles gut “Gewachsene” einfach überfährt …man sieht es in der Natur und jetzt sind wir bei den Familien und Kindern angelangt.
    Auch wir sind gefragt, wie wir generell mit Ressourcen umgehen (Lebensstandard, Konsum, Zeit,… etc.)

    Wir sollen nie aufhören uns – immer wieder – ehrlich zu fragen, was wir für unsere Kinder wollen …und was unsere Kinder brauchen und wollen. Was bedeutet denn glückliche Kinder?
    Eine glückliche Kindheit?

    Mal schaun wo meine Reise weitergeht……

    P.S. Bitte denkt auch an die Mütter und Väter, die nicht von zuhause aus arbeiten können. (Altenpflege, Krankenpflege, im Verkauf, Erzieher…….)

  • Katrin

    Danke für diesen Artikel. Es ist wirklich traurig wie wir Eltern in Deutschland immer mehr dazu gedrängt werden, noch effizienter, noch besser und mehr zu arbeiten. Selbst unsere Familienministerin Frau Schweswig sagte ja bereits, das Ziel wäre es, Mütter möglichst bald Vollzeitnah in Beschäftigung zu bringen.
    Nachdem wir nun schon unsere alten Menschen ausgelagert haben und uns nicht mehr selbst kümmern müssen/wollen, sind jetzt die nächsten dran die sich nicht wehren können. Unsere Kleinkinder.

    Ich als Altenpflegerin würde also, wenn ich arbeiten gehen würde, meine Tochter einer Erzieherin anvertrauen zur Pflege und Aufsicht um meinerseits die Mutter dieser Erzieherin zu pflegen… Und das alles für ein paar Euro die Stunde. Denn sowohl Erzieher als auch Altenpfleger gehören nicht zu den Grossverdienern in diesem Land. Denn sie kümmern sich ja “nur” um noch nicht oder nicht mehr nutzbares “Humankapital” wie die Wirtschaft das so pervertiert ausdrückt.

    Meine Kinder sind also “Humankapital”? Ich habe derer 3, im Januar kommt Nr.4. Mein ältester Sohn ist 16, geht auf die Oberstufe und will Abitur machen, von sich aus und das obwohl er 3 Jahre bei mir zu Hause war. Welch Wunder!! Meine Tochter, jetzt 19 Monate, habe ich 6 Monate voll gestillt und dann ganz langsam nach ihrem Bedürfniss und ihrem Tempo feste Nahrung eingeführt. AUch mit meinem nächsten Kind werde ich so verfahren.

    Für mich ist der Zeit Artikel nur ein weiterer, der der Wirtschaft in die Hände spielt, so wie es fast überall üblich ist. Eigentlich müssten sich endlich mal all die Eltern die so gerne bei ihren Kindern bleiben möchten, aber es sich schlicht nicht leisten können, endlich zusammentun und eine Riesendemo in Berlin gegen das Elterngeld veranstalten. Denn das ist der größte Mist der Familienpolitik überhaupt. Hilft den Gutverdienern und benachteiligt Geringverdiener. Es sorgt dafür das Mütter gegen ihr Bauchgefühl handeln beim Kind zu bleiben. Ich jedenfalls kenne keine Mutter in meinem Bekanntenkreis die ihr Kind mit 1 Jahr freiwillig in die Krippe gibt. Es stecken immer wirtschaftliche Zwänge dahinter und das hat nichts mit guter Familienpolitik zu tun, sondern nur mit guter Wirtschaftspolitik.

  • Christoph Meleschnig

    Interessanter Blog… vl interessieren dich diese Fakten zur weiblichen Brust:

    ###vom webmaster gelöscht#### sorry wir machen keine Werbung für kommerzielle Angebote

  • Anja K.

    Habe gerade, mit meinem in den Schlaf gestillten Baby im Arm ;), mit Freude diesen wunderbaren Kommentar gelesen.

    Die Kommentare darunter stimmen mich sehr nachdenklich, da sie so viele unserer Themen hier zuhause betreffen.

    Das erste Kind ging mit 1,5 Jahren in die Kita, irgendwann muss ja wieder ein zweites Gehalt her. Den Tag davor und die ersten Tage der Eingewöhnung waren tränenreich, bei mir, nicht beim Kind. Immerhin hatte ich die ersten Schritte und die ersten Worte miterlebt. Aber nurnoch maximal 4 Stunden am Tag das eigene Kind zu sehen, das doch am liebsten seine Zeit mit den Eltern verbringen möchte… schon bald wird es nicht mehr so sein… Gestillt habe ich es bis >3, es wollte und konnte sich nicht lösen, das war ok, wir haben es in seinem Tempo ganz sachte ausschleichen lassen. Laut Kita hätten wir das am besten schon vor der Eingewöhnung abhaken sollen, sonst kann sich das Kind ja nicht lösen, schlafen etc. Das Kind hat nie(!) geweint, weder beim Abschied, noch beim Schlafen gehen, hat sich gleich wohl gefühlt.und eingefunden. Und beim Wiedersehen gab es wieder Mama und kuscheln und ganz viel Nähe.
    Nun ist Kind Nr. 2 da, das mit 1,5 Jahren zur Kita soll, länger ohne zweites Einkommen geht einfach nicht. Als die Zusage kam, hatte ich einen Kloß im Hals, gerne würde ich mich länger um sie kümmern, man weiß ja, wie es in der Kita so läuft… Ob es ihr und mir wirklich dabei gut gehen wird, mal sehen. Ich denke nur darüber nach, da ist wieder der Kloß… Darf ich nur nicht zu laut sagen, vor allem nicht in der Krabbelgruppe, in der alle Mamis darum bangen, überhaupt einen Krippenplatz für ihr dann Einjähriges zu bekommen (ländliche Gegend, extremer Kitaplatzmagel). Obwohl, vielleicht sollte ich es genau dort aussprechen, denn eigentlich sagen da auch alle immer nur, dass sie wieder arbeiten müssen, weil das Geld sonst nicht reicht, die wenigsten, weil sie wirklich wollen. Mütter, die heutzutage Zeit mit ihren Kleinkindern verbringen wollen, können ja nur nicht loslassen und sind zu faul arbeiten zu gehen. Nur, dass der Krippenplatz gut 2/3 meines Nettogehalts (als Erzieherin in der Krippe, welch Ironie) fressen wird, darüber sprechen wir lieber nicht… für wen oder was arbeite ich da eigentlich?

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