Kommentar23. Oktober 2018

Elternschule – Therapie in Not

Die Diskussion um den Film Elternschule geht weiter. Und das ist gut so, schließlich soll der Film nächstes Jahr als Fernsehfilm in die Wohnzimmer der Eltern kommen. Höchste Zeit also, einen Blick auf das im Film dargestellte Behandlungskonzept zu werfen. Die Klinik selbst nennt es “Multimodale 3-Phasen-Therapie” , und beschreibt diese als eine “ganzheitlich gesundheitsorientierte” Behandlungsweise, die von der Abteilung Psychosomatik “in Verbindung modernster medizinischer und therapeutischer Erkenntnisse und Lehren” entwickelt worden sei. Nach dieser Selbstauskunft handelt es sich um “ein nachweislich sehr erfolgreiches Behandlungskonzept”. Zuletzt verwieß der leitende Psychologe des Programms, Dietmar Langer, in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung auf Heilungsquoten “von 85 bis 87%” [Quelle: SZ 20.10.2018, S. 52].

Baustein “Trennungs-Training”

An den in dem Film gezeigten Behandlungen dürften den ZuschauerInnen – neben der “konsequent-liebevollen” Erziehung 😉 – vor allem drei Begriffe und Behandlungen in Erinnerung bleiben:

  • das so genannte “Ess-Training”
  • das so genannte “Bindungs- und Trennungs-Training” (BTT) und
  • das so genannte “Schlaf-Training”. Dieses auch Schlafverhaltenstherapie genannte Training folgt dem Modell der so genannten unmodifizierten Extinktion, d.h. es sieht eine komplette Trennung des Kindes von seiner Bezugsperson während der Nacht vor (die Nachtschwester überwacht den in einem dunklen Raum in einem Bett mit extrahohen Gittern verbrachten Säugling bzw. Kleinkind per Monitor, und interveniert in Notsituationen – z.B. “wenn sich das Kind im Bettzeug verheddert hat”, so Dietmar Langer in dem genannten SZ-Interview. Wenn alles gut geht, schläft das Kind “nach 6 bis 8 Tagen” (Dietmar Langer, SZ 20.10.2018) dann auch in seinem eigenen Bettchen ohne Protest.

Nun habe ich zum “Ess-Training” in meinem ersten Beitrag zum Film schon einiges gesagt, und über das Thema Schlaftraining ist auch schon viel geschrieben worden (auch von mir, etwa hier).

Heute geht es mir um das Thema “Bindungs- und Trennungs-Training” (BTT). Dieses steht in dem Programm der Klinik insofern zentral, als es von den leitenden Therapeuten auch als “Vorbereitung” auf das nächtliche Schlafverhaltenstraining gewertet wird. Der “Bindungs”-Teil des BTT ist für alle leicht verständlich und baut auf allgemein akzeptierten Grundlagen auf: gemeinsam Entspannendes tun zum Beispiel.

Der umstrittene Teil ist der “Trennungs”-Teil des BTT, das “Trennungstraining”. Wie es funktioniert, schildert der Film in seinen – für mich – beklemmendsten Sequenzen: Babys und Kleinkinder werden von ihren Müttern in einen besonderen Raum (die so genannte “Mäuseburg”) gebracht. Ohne tröstende Regung sitzt eine Fachkraft auf dem Boden, während die Kinder nach Weggang ihrer Mütter das Verhalten zeigen, das die Entwicklungspsychologie “Bindungsverhalten” nennt:  Panik, herzzerreissendes Weinen und Rückzug. In einer kaum auszuhaltenden Szene kauert ein kleines Kind unter dem Waschbecken, die Kamera fängt seinen bewusst herbeigeführten Trennungsschmerz ungefiltert ein. Die Trennung von den Eltern soll nach Angaben der Therapeuten “mindestens 30 Minuten” andauern.

Das Ziel?

Nur – welches Ziel soll damit erreicht werden? Recherchiert man den Begriff Trennungs-Training, so findet man ihn in keinem der gängigen Lehrbücher der Entwicklungspsychologie. In den wissenschaftlichen Datenbanken PubMed, Web of Science Core Collection, Cochrane Library, Embase, LILACS and CINAHL ist der Begriff weder auf Deutsch noch auf Englisch im Zusammenhang mit Menschen oder deren Therapie zu finden. In PubMed verweist der String “separation training” auf einen einzigen Eintrag, und da geht es um Rhesusaffen. Googelt man das Wort Trennungs-Training, so tauchen die Seiten der Gelsenkirchener Klinik zwischen Seiten über einen Scheidungsfilm und Seiten zu Hunde- und Pferdeerziehung auf.

Was steht also dahinter? Woher stammt die Idee, das kleine Kinder durch die bewusst herbeigeführte Trennung von ihren Müttern einen therapeutischen Gewinn erfahren?

Die Geschichte des Trennungs-Trainings

Die Suche führt zu dem Namen Prof. Ernst August Stemmann und damit tief in die von ihm geprägte Geschichte der Klinik.  Nach den mir zugänglichen Informationen (z.B. hier) war Herr Professor Stemmann jahre- bzw. jahrzehntelang, nämlich bis zum Jahr 2008, Leiter der Abteilung Allergologie der Bergmannsheil und Kinderklinik Buer gGmbH in Gelsenkirchen, aus der die jetzige Abteilung für Pädiatrische Psychosomatik, Allergologie und Pneumologie hervorging, auf der die “Elternschule” gedreht wurde.  Ernst August Stemmann hat das so genannte Gelsenkirchener Behandlungsverfahren begründet, das sich damals vor allem auf die Behandlung der Neurodermitis und anderer allergischer Erkrankungen bezog, und schließlich auf kindliche Verhaltens-  bzw. “Regulations”störungen erweitert wurde.

Stemmanns Schriften und Vorträge werden bis heute über den mit dem Klinikprogramm eng verbundenen Verein Allergie- und umweltkrankes Kind e.V. (AUK) beworben und vertrieben. Der AUK ist ein so genannter Selbsthilfeverein, er dürfte seine recht große Mitgliederzahl auch der Tatsache verdanken, dass “Ratsuchende […] auch Vereinsmitglieder werden [müssen], um regelmäßige Unterstützung zu bekommen” – ein Selbsthilfeverein mit selbstverständlicher Mitgliedschaft sozusagen, da bringt man es dann schnell mal auf 50 Ortsverbände. Seine Vernetzung in die Kassen-Landschaft scheint ebenfalls recht gut zu sein – so war etwa ein AOK- Regionaldirektor viele Jahre lang 1. Vorsitzender des Vereins.

Die Begründung des Trennungs-Trainings

Aber zurück zum Nestor des Gelsenkirchener Programms, Prof. Stemmann. Seine medizinische Hypothese ist in Schriften wie dieser sowie in seinem 2002 publizierten Buch “Selbstheilung (Spontanheilung) der Neurodermitis: Das Gelsenkirchener Behandlungsverfahren” dargelegt, weitere Informationen sind älteren Serverabzügen aus den Webseiten der Gelsenkirchener Klinik zu entnehmen. Prof. Stemmann geht offenbar davon aus, dass es sich bei Neurodermitis um die Folge eines Trennungstraumas handele, wie etwa der Geburt oder dem Weggehen der Mutter im falschen Moment: “Minutiöse Analysen haben ergeben, dass dem erstmaligen Auftreten einer Neurodermitis meist ein traumatisches Trennungsereignis vorausgegangen ist.”[Quelle] (N.B.: Auf welche “Analysen” er Bezug nimmt, ist mir unklar, nach Recherchen des SPIEGEL deutet manches darauf hin, dass er diese Theorie im Rahmen einer zumindest zeitweiligen Begeisterung für die parawissenschaftliche “Neue Germanische Medizin” entwickelt hat).  Nach dieser Theorie kann eine Allergie sich dann ausbilden, “wenn der Mensch Kontakt mit einer eiweißhaltigen Substanz (Pollen, Tierschuppen, Nahrungsmittel etc.) hat und gleichzeitig (zufällig) eine Situation durchlebt, die ihn gefühlsmäßig überfordert.”[Quelle]

“Wenn bei einem neurodermitiskranken Säugling nach einem Trennungstrauma als Ursache seiner Krankheit gefahndet wird, stößt man zunächst auf Ablehnung. Bei gezieltem Nachfragen kann aber jede Mutter über Erlebnisse berichten, die sie nach ihrer Schwangerschaft gehabt hat und die ihr als besonders traumatisch in Erinnerung geblieben sind. Beispiele sind Kaiserschnitt, Abstillen, Trennung vom Partner, Abgabe des Säuglings an die Großeltern, frühzeitiges außerhäusiges Arbeiten der Kontaktperson, Umzug in eine neue Umgebung.” [Quelle]

“Der so entstehende unkontrollierbare Stress und die eiweißhaltige Substanz werden zeitgleich vom Gehirn wahrgenommen, konditioniert und im Langzeitgedächtnis gespeichert. Die eiweißhaltige Substanz, aus Pollen, Tierschuppen oder Nahrungsmittel, ist jetzt zum Allergen geworden, weil sie bei künftigem Kontakt das Gehirn an das traumatische Ereignis erinnert.” [Quelle]

Eine Allergie sei deshalb “erlernt und kann auch wieder verlernt werden.” [Quelle] Hierzu müssten die “Selbstheilungskräfte des Kindes” aktiviert werden.

“Die allergischen Reaktionen (…) sind nur „Nebeneffekte“ ungünstiger Stressbewältigungsstrategien. Um diese Symptome abzubauen, muss der Betreffende lernen, mit Stress besser umzugehen und ein positives Bewältigungsverhalten aufzubauen .” [Quelle]

Und hier kommt nun das Trennungs-Training ins Spiel. Denn: an Neurodermitis erkrankte Kinder seien aufgrund des erlebten Auslöse-Traumas “trennungsempfindlich, trennungsängstlich” [Quelle]:

“Der Neurodermitiserkrankte kann sich aufgrund seiner Trennungsangst nicht von seinen Eltern lösen und auch keine neuen Kontakte aufbauen.” (E.A. Stemmann, G. Starzmann, D. Langer) [Quelle]

Vor allem aber reagierten deren Angehörige, allen voran die Eltern, unbewusst so, dass das Problem verstärkt werde:

“Sie versuchen durch vermehrte Zuwendung, das Leiden des Betroffenen zu bessern. Im Gegensatz zu der akuten Krankheit führt Zuwendung bei der chronischen Krankheit leider zu einer Verstärkung und Fixierung des Leidens. Das liegt an der Funktionsweise des Zwischenhirns, das Verhaltensweisen wie Kratzen, Husten oder Niesen, falls sie beachtet werden, unbewusst verstärkt und wiederholt auslöst.” [Quelle] “Über die Reaktionen der Bezugspersonen, die diese Prozesse ungewollt verstärken, und einen weiteren Selbstwertverlust bei dem Erkrankten zur Folge haben, kommt es zur Chronifizierung.”[Quelle]

Die Antwort: der Betroffene muss lernen seine “Trennungsproblematik” zu überwinden. Denn so kann er “lernen,  sich an bestimmte Stressoren zu gewöhnen.” [Quelle] “Dies geschieht zum einen durch Herabsetzung seines Lebensstress mittels entspannende Verfahren und zum anderen dadurch, indem er sich der traumatischen Situation, die ihn hat krank werden lassen, stellt und sie aktiv verarbeitet; ein Beispiel wäre die Überwindung der Trennungsangst bei der Neurodermitis durch ein Trennungs-Bindungs-Training.” [Quelle]

An anderer Stelle wird auch die “Gegenkonditionierung im Sinne eines Stressimpfungstraining” empfohlen: “hierzu werden Standardsituationen des klinischen Alltags genutzt (z.B. Trennungssituationen, Statusuntersuchung, Esssituationen, Kontaktzeiten Eltern-Kind)”. [Quelle]

Zurück zum Film

Und damit sind wir wieder mitten im Film gelandet. Denn die hier wiedergegebenen Zitate stammen zu einem guten Teil aus einer Veröffentlichung unter Mitautorenschaft der heutigen Abteilungsleitung, Herrn Langer und Herrn Dr. Lion.

… Erinnert sich jemand an die Untersuchungssituation in dem Film, in dem die Mutter sich umso weiter von ihrem Baby bzw. Kleinkind entfernen soll, je mehr dieses bei der Untersuchung weint? Für mich ein deprimierendes Beispiel einer “Gegenkonditionierung im Sinne eines Stressimpfungstraining”, für das Stemman die “Statusuntersuchung” ausdrücklich empfiehlt (siehe Zitat oben – das Wort “Statusuntersuchung” ist der medizinische Begriff für die körperliche Untersuchung)

… Und die  “Mäuseburg” – in der das Trennungstraining durchgeführt wird? Auch sie offenbar eine Arena, in der die kleinen Patienten  gegen Stress “geimpft”  werden sollen.

Das Bindungs-Trennungs-Training scheint mir damit als ein bis heute praktiziertes historisches Konzept, dessen Grundlagen offenbar ursprünglich aus der Allergiebehandlung stammen, und das nun irgendwie auf die psychosomatischen Erkrankungen des Kindes generell übertragen wird (zu denen die Gelsenkirchener Abteilung auch die “Regulationsstörungen” des Kleinkindes rechnet). Ich bin sprachlos. Denn aus bindungstheoretischer Sicht erscheint mir dieser Ansatz eher als ein Trainingsprogramm zur weiteren Verunsicherung eines bereits belasteten Mutter-Kind-Bindungssystems.

Trennung kleiner Kinder

Ich will deshalb zum Schluss  dieses Trennungstraining aus Sicht der Kinder kommentieren.

“Das kleine Kind kann nicht allein sein”, so drückt es Remo Largo in seinem Buch “Babyjahre”  lapidar aus. Das wissen alle Eltern. Die Kinder protestieren gegen das Alleingelassen-Werden mit aller ihnen zur Verfügung stehenden Macht und Kraft. Und das ist gut so, denn auf die Trennung von der bisher zuständigen und bewährten Schutzperson stand in der Menschheitsgeschichte oft genug die Höchststrafe – der Tod per Kralle nämlich. DAS ist der Grund, weshalb sich kleine Kinder so heftig gegen die “kalte” Trennung, also das Alleingelassen-Werden ohne Schutzbezüge wehren.  Und das ist der Grund, weshalb man Trennung  mit einem Kind auch nicht einfach “trainieren” kann, indem man ihnen ihre Mütter oder Väter wegnimmt (die “gelehrigen” Kinder wären gewiss nicht unsere Vorfahren geworden).

Nein, der Weg zur Trennungsfähigkeit bzw. Autonomie führt für das Kind immer über Bindungs-ÜBERGÄNGE. DESHALB werden Kinder in Krippen und Kitas eingewöhnt, DESHALB sorgen Eltern dafür, dass die Kleinen ihren Babysitter gut kennen und mögen, und so weiter. Natürlich können Kinder auch lernen, sich von ihren Bindungspersonen zu trennen. Aber eben nicht auf die “kalte” Art, also ohne Übergang in ein neues Schutz-Verhältnis. Sondern – wir sind hier bei den Grundannahmen der heutigen Entwicklungspsychologie! – indem sie Vertrauen zu einer anderen schützenden Person aufbauen und diese Sicherheit nutzen um die Trennung zu bewältigen. Oder indem sie allmählich in sich selbst ein Gefühl von Sicherheit aufbauen –  weil sie nämlich immer wieder die Erfahrung gemacht haben:  ich komme hier nicht in Not, hier bin ich auch ohne meine Eltern sicher und kann daraus lernen. Mit diesem angesammelten Erfahrungsschatz unter den Flügeln können Kinder auch zum Beispiel nach und nach lernen, etwa beim Einschlafen alleine zu sein. Nur, man kann dieses Gefühl von Schutz und Heimat nicht erzwingen. Gestresste Kinder lernen nicht.

Aber es funktioniert doch!

Ja, die Kinder hören irgendwann auf zu protestieren, und das schreiben sich die Verfechter des Gelsenkrichener Programms als Erfolg zu.

Aber Hand aufs Herz: Welche andere Wahl haben die Kinder denn?  Im menschlichen Programm zum Umgang mit Notsituationen stehen zwei Optionen zur Verfügung: Weglaufen oder kämpfen. Wenn aber beides nicht geht, greift das alte Säugetierprogramm: sich ducken, still werden, Energie sparen. Biologen nennen es Schutzstarre. Also: aus Not Ruhe geben. Denn das Toben führt auf die Dauer ja nur zu Erschöpfung und ruft Fressfeinde herbei. Ratten im Labor, deren Käfige man immer wieder unter Strom setzt, hüpfen eine Weile nach jedem Stromschlag wie wild umher und versuchen zu fliehen. Irgendwann aber legen sie sich auf den Käfigboden, trotz der Stromschläge. Bei Hunden gehen die Experimente noch weiter (z.B. hier beschrieben). Haben sie keine Möglichkeit, den Stromstößen zu entgehen, so werden auch sie lethargisch. Öffnet man später eine Trennwand in dem Käfig, durch die sie auf die sichere Seite entkommen könnten – nutzen sie sie nicht. Die Biologen nennen das erlernte Hilflosigkeit.

Ich wünsche mir, dass wir dieses “Trennungs-Training” vor diesem Hintergrund diskutieren. Ich wünsche mir vor allem, dass das therapeutische Konzept TRANSPARENT gemacht wird: Gibt es Untersuchungen zu möglichen unerwünschten Effekten? Welche Daten stehen zur Verfügung, wo sind sie publiziert, wer hat sie erhoben, wer hat sie ausgewertet, und so weiter.  Wenn ein Herr Dietmar Langer behauptet, die in dem Film gezeigte Therapie habe Heilungsraten von “85 bis 87%”, dann darf man auch nachfragen. Professor Stemmann hat für seine “Therapie” – vielleicht zufällig? – ebenfalls Erfolge von bis zu “87%” angegeben [Quelle]. Veröffentlich hat er seine “Ergebnisse” übrigens im Rundbrief  5/2000 des Selbsthilfevereins Allergie- und Umweltkrankes Kind; sie basieren auf den subjektiven Angaben derer, die das Programm abgeschlossen haben und zu einer Auskunft bereit waren (beim größten Teil dürfte es sich dann auch noch um Vereinsmitglieder handeln…). Ich kenne keinen Wissenschaftler, dem bei solchen Angaben nicht die Augenbrauen hochgehen.

Ansonsten verweist Prof. Stemmann in diesem Rundbrief auf eine “prospektive Studie”, die als “Dissertation in Druck” sei. Eine abgeschlossene Doktorarbeit also, die nun “im Druck” sei. Autor: Dietmar Langer. Ist die Arbeit inzwischen erschienen? Und warum ist die mit ihr verbundene Doktorwürde noch nicht erteilt? Jedenfalls, wenn die oben angesprochenen Zahlen die Daten sind, auf die sich die Klinik heute bezieht (“ein nachweislich sehr erfolgreiches Behandlungskonzept”), dann kann ich als Wissenschaftler nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.

Einfach zu behaupten: wir haben ja Erfolg, das kann, nein, das DARF für einen Kinofilm, der sich auch als Quelle allgemeiner Informationen zum Thema Erziehung versteht, nicht ausreichen. Erfolg hatten in der Geschichte schon sehr viele Erziehungsmethoden. Das KANN nicht das Kritierium sein, wenn nicht gleichzeitig die Nebenwirkungen auf dem Prüfstand stehen.

Produkt einer medizinisch umstrittenen Aussenseitermethode

Wenn ich zum Schluss zusammenfassen darf, so beruht ein zentraler Baustein des in dem Film vorgestellten Therapiekonzepts – nämlich das so genannte Bindungs- und Trennungs-Training –  in weiten Teilen auf einer von einem umstrittenen ärzlichen Kollegen aufgestellten Theorie, nach der die Trennung von Babys und Kleinkindern von ihren Bezugspersonen heilend wirken könne. Die Protagonisten dieses Films behaupten, dies sei richtig und therapeutisch sinnvoll. Ich bezweifle dies und verweise auf die ungeklärten Risiken und die in meinen Augen fragwürdige Begründung des Konzepts.

Jedes Medikament, das wir Ärzte verordnen, muss heute ein Zulassungsverfahren durchlaufen, um Wirkung und Nebenwirkung transparent zu machen. Krankenkassen übernehmen aus diesem Grund keine Kosten für Medikamente, deren Wirkung nur auf Behauptungen oder Empirie beruhen (“bei meinen Patienten hat der Saft immer gewirkt”). Aus diesem Grund lehnen Krankenkassen auch die Kosten für therapeutische Verfahren ab, für die es keine wissenschaftliche Evidenz gibt (ich nehme einmal die Irisdiagnostik als Beispiel) – selbst wenn eminente Fachleute die Hand dafür ins Feuer legen. Evidenz, sagen die Kassen, geht vor Eminenz.

Mit dieser Bestandsaufnahme stehen Forderungen im Raum

Erstens. Mit dieser demnächst auch für das öffentlich-rechtliche Fernsehprogramm vorgesehenen Kinofilm wird einer auf umstrittenen Theorien beruhenden Therapiemethode ein öffentliches Forum geboten. In einem Fall, in dem krasse Aussenseitermethoden wie etwa das “Trennungs-Training”  in einem positiven, in meinen Augen sogar werbenden Licht gezeigt werden, sind Hintergrundrecherchen und Bewertungen durch unabhängige Experten unerlässlich. Ich sehe nicht, dass diese ausreichend eingeholt wurden. Dies muss nachgeholt werden.

Zweitens. Die rund um diesen Film verbreiteten Erfolgsangaben (Heilungsquoten von “85 bis 87%”, Quelle siehe oben) müssen für externe Wissenschaftler nachprüfbar gemacht werden. Der Hinweis “Wir haben mit verschiedenen Unis Evaluationsstudien gemacht” (so der leitende Psychologe, Dietmar Langer) [Quelle: SZ 20.10.2018, S. 52] reicht dazu nicht aus. Vielmehr muss sich die mit diesem Film im Raum stehende Behauptung eines überzeugenden Erfolgs (“ein nachweislich sehr erfolgreiches Behandlungskonzept”) auf eine wissenschaftlichen Standards genügende Evaluation stützen. Andernfalls müsste dieser Film im Kontext einer Dokumentation eines umstrittenen Heilverfahrens gezeigt werden).

Drittens. Ich will die medizinischen Fachgesellschaften rund um das Kind ermutigen, die gezeigten Therapien spätestens bis zur Ausstrahlung im öffentlichen Fernsehen zu kommentieren und  den Eltern gegenüber einzuordnen und zu bewerten.  Diese Diskussion, das will ich mit diesem Beitrag exemplarisch zeigen, braucht dringend ein professionelles Fundament.

 

Update: Ich befasse mich mit dem Thema “Elternschule” in weiteren Beiträgen:

Elternschule – wer hat die Filmrollen vertauscht?

Die Elternschule – geht weiter

104 Kommentare

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  • Stefanie

    Vielen Dank! Das Sie das Geschehen unermüdlich einordnen und sich nicht “stumm mahnen” lassen ist sehr bereichernd für diese Gesellschaft! Ich danke Ihnen von Herzen für Ihren Einsatz!

  • Sabine Liesaus

    Danke. Einfach nur danke.

  • Lena Mandler

    Danke! Ich bin so froh, dass Sie nicht schweigen, dass Sie zur Prüfung aufrufen. Evtl wirkt sich das auch darauf aus, ob der Film überhaupt im Fernsehen gezeigt wird.

  • Christiane Deck

    ???? vielen Dank

  • Christiane Deck

    vielen Dank Herr Renz-Polster! ??? freue mich schon unheimlich auf Radolfzell im November, meine Haltung stärken ??

  • Franzi

    Lieber, nein, sehr geehrter und geschätzter Herr Renz Polster,

    Ich danke Ihnen auch dieses Mal von Herzen, für Ihre Recherche und den unermüdlichen Einsatz. Danke, dass Sie Ihre Stimme erheben mit uns allen „Laien“, die auch ohne wissenschaftlichen Hintergrund erkennen, dass dort NICHT so gearbeitet wird, wie es heutzutage Standard sein sollte.
    Ich bin wirklich so dankbar, dass sich so viele Stimmen erheben und so viele Menschen zeigen, sogeht es nicht.

    In meiner Arbeit als Erzieherin sehe ich leider auch noch viele viele Überreste der schwarzen Pädagogik in den Kitas. Aber durch diesen Aufschrei, den der Film ausgelöst hat, habe ich wirklich (wieder) Hoffnung bekommen, dass sich was tut, dass wir doch auf einem guten Weg sind und dass wir das Bild vom Kind als Tyrannen bald, sehr bald, hinter uns lassen können.

    Danke, einfach nur DANKE ❤️

    #initiativegewaltfreiekindheit

  • Barbara

    Ich bin Sozialpädagogische Familienbegleitung in der Schweiz. Wir arbeiten systemisch und Bindung hat einen riesigen Stellenwert. Gerade hatte ich dieses Thema in einer Weiterbildung. In meiner Arbeit sehe ich, wie komplex und einzigartig Familiensysteme und die damit verbundenen Dynamiken sind. Es ist ein Graus und ich bin fassungslos, dass diese Klinik alle neuen Erkenntnisse zum Thema Bindung ignoriert und am Ende das Kind die Schraube ist, an der gedreht wird. Wie kann das im Alltag Bestand haben?
    Vielen Dank, dass Sie sich so für dieses Thema einsetzen.

  • Katharina

    Für mein Familienleben ist ihre Stimme eine enorm große Bereicherung! Wir “trauen”uns als Eltern unserer Intuition zu folgen und unseren Kindern so viel Liebe und Zuwendung zu kommen zu lassen. Und wir trauen uns in Notsituationen, wie Klinik- oder Arztbesuchen zum Langzeitstillen und Familienbett trotz Gegenwind und Kritik zu stehen.
    Sie stärken uns den Rücken, wenn wir Schlaftrainig oder Trennungstraing ablehnen und uns dafür entschieden unsere Kinder zu trösten wenn sie nach uns rufen.

    Vielen vielen Dank, dass Sie sich in dieser Sache so für Familien einsetzen und den Diskurs fortführen.

  • Daniel Bäde

    Danke! Danke und nochmals danke, dass Sie sich dafür einsetzen, dass diese sogenannte Therapiemethode kritisch hinterfragt und überprüft wird. Und ich bitte, nein ich fordere, alle Fachleute (Entwicklungspsychologen, Kinderärzte, Trauma-und Bindungsforscher, etc.) auf, es gleichzutun, Stellung zu beziehen und diese Methode kritisch zu überprüfen.

  • Kim G.

    Vielen Dank! Ein sehr gut recherchierter Artikel zum Thema. Genau wie Sie sagen, die Diskussion braucht ein professionelles Fundament, Sie haben hiermit den Anfang dafür gemacht!

  • Alexandra Avenius

    Sehr geehrter Herr Dr. Renz-Polster,

    Tausend Dank, dass Sie sich unermüdlich einsetzen!
    Ihre Arbeit ist so wichtig und Ihr Kommentar sehr GEwichtig!

    Ich kann Ihnen nicht beschreiben, wie gut ich es finde, dass Sie weitermachen und sich nicht mundtot machen lassen! Fundiert und mit dem nötigen Fachwissen!
    Danke, danke, danke!

    Dank Ihnen werden diese Methoden weiter kritisch hinterfragt!!

    Ihnen und Ihren Lieben weiterhin alles Gute!! Keep up the good work!

    AlexandrA

  • Judith

    Aus tiefstem Herzen Danke für diese soll toll recherchierte Zusammenstellung! Ich hoffe, Sie spüren unser aller Rückenwind ein bisschen…

  • Jessica B.

    Ich kann mich dem nur anschließen. Vielen Dank für die unermüdliche Aufklärung, die Sie leisten!

  • W. Bönisch

    Wie kam es überhaupt dazu, dass dort der Film gedreht wurde?

  • Nadine

    ??❤️Danke

  • Ramona

    Herr renz-polster,

    auch dieser Beitrag von Ihnen ist so wichtig und hoffentlich augenöffnend für die Gesellschaft und die Fachkreise dieses Themas.

    Ich schätze es sehr, dass Sie trotz rechtlicher Androhungen weiterhin Ihr Fachwissen mit uns teilen.

    Wir können es nur in die Welt tragen und hoffen etwas zu verändern.

    Von Herzen Danke dafür.

  • Marie

    Ich hatte den Schlafartikel bei besagtem Verein gelesen, wo eine Mutter beschreibt, wie bei ihrem wenige Wochen alten Säugling von Herrn Langer per Telefonberatung eine Regulationsstörung vermutet und daraufhin ein dreiwöchiges Schlaftraining und Essenstraining in der Klinik durchgeführt wird. Anhand der Beschreibung zeigte das Baby nicht nur völlig normales Verhalten, sondern die Mutter offensichtlich unerfahren hatte vorher wohl auch keinerlei Rat erhalten bei Hebamme, Still-Trageberatung, Kinderarzt oder Elternberatung etc u gehört, dass die meisten Eltern ihre Babys die ersten Wochen einfach ständig stillen und tragen u das auch völlig normal und in Ordnung ist. Also nicht wie ständig behauptet, nur chronische schwere Fälle, bei denen schon alle anderen Stationen durchlaufen, sondern einfach die Empfehlung einer Verwandten auf die Klinik Gelsenkirchen. Ein wirklich freundlicher Kommentar dazu von mir unter dem Artikel wurde einfach nicht veröffentlicht, es waren überhaupt keine vorhanden u wahrscheinlich wird zensiert. Ich habe einen Psychologen angeschrieben und gefragt ob diese Vorgänge wirklich legal sind, aber leider keine Antwort erhalten. Es muss doch medizinische Vorgaben zu Diagnostik und Therapien geben. Solche Methoden durch angebliche Experten bei einem wenige Wochen alten Säugling finde ich skandalös.

    • Marie

      Ich möchte noch hinzufügen, dass tragen und stillen nach Bedarf bis zum zweiten Lebensjahr völlig normal und in Ordnung ist, selbst wenn es in unserer Gesellschaft wohl eher wenige so handhaben, und die Kinder dann von selbst auf gesunde Art und Weise immer selbständiger werden, manche weit früher, manche später, manche brauchen dann ein liebevolles Abgewöhnen wenn Mama nicht mehr mag, so war es bei uns, da gab es auch mal kurz Tränen, aber dabei wurde im Arm gehalten und beruhigend geredet – und so war das für die Tochter auch überhaupt kein Problem. Und genauso wird es von den allermeisten Fachleuten doch auch geraten. Und auch für die chronischen Extremfälle gibt es ja andere Möglichkeiten, mir fällt spontan übrigens noch ein “No Tube” davon hatte ich an anderer Stelle mal gelesen.

      • Luise

        Wenn aber in der „Elternschule“ vorher schon gepredigt wird, dass es sich um eine Störung handelt, wenn das Kind nicht in 30 Minuten einschläft und dann bitte auch durch, hat man schnell das Gefühl, dass das Baby irgendwie „falsch“ ist…

    • Christina

      Zu der geschilderten Ferndiagnose „Regulationsstörung“ bei dem wenige Wochen alten Säugling ist mir spontan Watzlawicks Satz eingefallen: „Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel“…

  • Barbara

    Danke Ihnen sehr!! Danke , dass Sie nicht aufhören!

  • Claudia

    Danke, danke, danke!

    Ich war wie vor den Kopf geschlagen als ich das Kino verlassen habe. Ich war zutiefst erschrocken und konnte gar nicht verstehen, wie diese Leute beispielsweise auf die Idee mit diesem BTT gekommen sind.

    Jetzt verstehe ich das zumindest – vielen Dank für Ihre Arbeit und die dadurch mögliche Einordnung des Gesehenen.

    Das hilft mir sehr und hoffentlich auch verzweifelten Eltern,, die auf der Suche nach Hilfe für sich und ihre Kinder sind!

  • Verena

    Vielen Dank für die notwendige Aufklärung zu diesem Thema. Ich kann es einfach nicht glauben, dass in einer “Klinik” solche Methoden angewandt werden.

  • Katharina

    Vielen herzlichen Dank dafür, dass sie dran bleiben und sich diese ganze Mühe machen! Aus fachlicher Sicht (Dipl.Päd.) kann ich ihnen nur zustimmen, das dringend ein professionelles Fundament benötigt wird und endlich jemand dieses Konzept in Frage stellt. Und besonders wenn dieser Film tatsächlich im Fernsehen gezeigt werden soll

  • Jutta Pipper

    Sehr geehrter Herr Renz-Polster
    Vielen Dank für Ihre vielen Stellungnahmen, fachlich fundierten Kommentare, Aufforderungen zur Diskussionen und der Überprüfung der “therapeutischen” Interventionen des Films.
    Trennungs-Bindungs-Training, ich bin sprachlos!! Haben diese Menschen denn keinen Zugang zu den Ergebnissen der Bindungsforschung?
    Ich bewundere Ihre Sachlichkeit in Ihren Stellungnahmen!
    Deshalb vielen Dank!

  • Dorothea

    Vielen herzlichen Dank für die fundierte Auseinandersetzung mit der Therapieform.
    Ich bin beruflich (Sonderpädagogin) immer wieder mit Familien befasst, die durch schwere Krisen gehen und gegangen sind und hoffe, dass sich jetzt nicht einige die Methoden die gezeigt werden zu eigen machen…
    Ich hoffe auf eine fundierte, kritische mediale Auseinandersetzung mit dem Film auch in den Medien,die sich bisher positiv geäußert haben.

  • Stefan Herbst

    Die haben bestimmt das Buch “Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind” aus der Nazizeit als Blaupause gehabt.
    Da gab es schon die gleichen Ansätze, Kindern das Urvertrauen zu zerstören um sie als gefügige Soldaten einsetzen zu können.
    Heute werden damit wohl gefügige Konsumenten erschaffen.
    Ich bin total entsetzt hört dieser Irrsinn den nie auf?

  • Henrike

    Es gibt keine passenden Worte, die Ihnen meine Dankbarkeit und Hochachtung ausdrücken können!
    Deshalb “nur”: danke. Danke für den Kampf für all die Kinder, denen dieses Schicksal dort hoffentlich erspart bleiben wird.

  • Silke

    Ich habe mich vorhin bei Ihnen in Ravensburg persönlich bedanken dürfen und tue das hier nochmals! Danke für Ihre Bücher und die Ermutigung, die man dadurch erhält! Danke dafür, dass sie für eine Kindheit voller Liebe und Wertschätzung kämpfen!

  • Marius Furche

    Danke! Kann man Sie irgendwie bei der Arbeit zu diesem Thema unterstützen? LG

  • ama

    Herr Polster hat ganz wesentliche Quellen übersehen.

    Stemmann ist ein Anhänger des kriminellen Psyopathen Ryke Geerd Hamer. Alles, was Stemmann gemacht hat und Lion und Langer in seinen Fußtapfen fortführen, ist Hamers Germanische Neue Medizin. Sie tarnen es durch sprachliche Verschleierung und ein bißchen Barabra drumherum. Aber der Kern ist Hamers Germanische Neue Medizin.

    Schon vor 15 Jahren gab es einen Filmbericht des MDR über die Gelsenkirchener Kinderquäler.

    Hier finden sie Material über Stemmann und Hamer und Teile eines Skranskripts des Berichts:
    http://klinikskandal.com/

  • ama

    Auf Klinikskandal punkt com ist beschrieben, was wirklich in Gelsenkirchen läuft.
    Stemmann ist ein Anhänger des kriminellen Psychopathen Ryke Geerd Hamer und dessen Germanischer Neuer Medizin. Stemmann ist ein “Meta-Mediziner”, das ist eine Teilgruppe der Hamer-Szene.

    Der MDR hat schon vor 15 Jahren einen Bericht über die Klinik in Gelsenkirchen gemacht. Zu diesem Bericht gibt es teilweise Transkripte. Man sollte sie lesen.

    Lion und Langer führen genau das fort, was Stemmann begonnen hat. Nachdem Stemmanns Hintergrund unteranderem durch Zeitungsartikel und vor allem das Laborjournal offenbar wurde, kam es zu einer Vertuschungsaktion, bei der die alten Inhalte durch neue sprachliche Beschreibungen getarnt wurden.

    Auf Transgallaxys punkt com im TG-1 finden Sie eine genaue Auseinandersetzung mit sehr viel Quellenmaterial, das es in der Menge und Genauigkeit nirgendwo woanders gibt.

    • Herbert Renz-Polster

      … sorry, dass ich Ihre Kommentare nicht alle einstellen will. Mich interessiert der geschichtliche Hintergrund der Klinik nur, um die hinter dem “Trennungstraining” stehende Idee und Begründung besser zu verstehen. Ich würde den heute dort Tätigen nie und nimmer vorwerfen, sie hätten irgendetwas mit dieser Ideologie zu tun. Ich hoffe allerdings, dass sie sich damit auseinandersetzen, auf welchem Weg die Mäuseburg nach Gelsenkirchen kam. Und sich mit dem Erklärungsansatz des “Trennungstraumas” mutig und selbstkritisch auseinandersetzen.
      HRP

  • Livia B

    Vielen Dank! Ich glaube viele Eltern lassen sich von diesem Film und den positiven Pressemeldungen verunsichern. Es ist so wichtig, dass über diese Methoden diskutiert wird und Eltern informiert werden, dass es auch anders (ohne Kränkung, ohne Gewalt) geht.

  • ama

    Das Skript hat einen Fehler. Angeblich kann man bearbeiten, aber veröffentlicht wird dann doch das Original…
    .
    Hier noch der Hinweis auf Transgallaxys punkt com ,wo im Forum TG-1 Hintergrundmaterial über Stemmann, die Klinik und anderes in einer Fülle zu finden ist wie nirgendwo anders.Es ist dies die größte Quelle seiner Art im WWW.
    Das TG-1 hat aktuell wieder Material über Langer und Lion veröffentlicht.

    • Johannes P

      Danke für den Hinweis auf das fehlerhafte Script. (Zum Thema “Zensur”: auch wenn Umschreibungen von Links wie “Transgallaxys punkt com” im Kommentar stehen, muss dieser erst manuell freigeschalten werden und ich kam erst jetzt dazu 😉

  • ama

    Herr Polster, Ihre Zensur ist jenseits aller Kritik!

    • Herbert Renz-Polster

      … mein Kommentar in Ihrem anderen Beitrag, hrp

  • Hermann Grams

    Danke für die ungebrochene Energie, aus wissenschaftlicher Perspektive Licht in die vermeintlich erfolgreichen Konzepte einer Elterschule Marke Gelsenkirchen zu bringen. Ich wünsche mir mehr kritische Stimmen, auch in den Medien und aus der Fachwelt.

  • Kristina Wrede

    Danke danke danke.
    Auch für den Hinweis auf http://klinikskandal.com/

    Was können wir einzelnen tun: Beim BR protestieren, und überall dort, wo wir Einfluss haben, erklären, warum solches Vorgehen mit Klein(st)kindern bestraft gehört, statt gefeiert!

  • Jennifer Wessel

    Danke dafür, das sie nicht wegsehen. Nicht aufgeben. Nicht müde werden hinzuweisen. Etwas bewegen. Sich positionieren. Danke. ❤

  • Kinderphysio Maike

    Applaus! Genau das braucht es: Fakten, wissenschaftliches Hinterfragen!
    Danke für Ihren unermüdlichen Einsatz!

  • Friederike

    Sehr geehrter Herr Renz-Polster, ich danke Ihnen von ganzem Herzen für Ihren Einsatz gegen die Methoden dieses Films und für die Kinder! DANKE!!! Alles Gute und viel Kraft weiterhin und wir stehen hinter Ihnen! Herzliche Grüße!

  • Susann Wa

    Danke, danke, danke ?????? für die fundierte Recherche, die in Worte fasst, was viele von uns, auch Fachleute, diesbezüglich so sprachlos macht!

  • Daniel

    Bester Mann!

    Sehr gut recherchiert und, wie immer, sehr lesenswert!

    Vielen Dank

  • Marion

    Vielen Dank dafür! Es bedarf noch so viel an Aufklärung, auch in Kindergärten. Da soll es in einigen auch ohne Eingewöhnung gehen ‘die gibt es nur in der Krippe, nicht mehr im Kiga’. Und viele Erwachsene haben immer noch das Bild vom Thyrannen vor Augen, der trotzt und Fans irgendwelcher Methoden und Klappse. Es ist traurig.

    Also macht die Petition, die den Film verbieten soll, doch Sinn, wenn er auch im TV laufen soll? Ich hatte bislang mit mir gehadert, weil ich dachte, dass der Verbot alleine nichts bringt.

  • LJ

    DANKE DANKE DANKE DANKE DANKE DANKE DANKE DANKE für diese Artikel !!!
    Und dass Sie weiter kämpfen mir Ihrer einzigartigen Expertise und Ihre Eloquenz !

  • Nadine Scholle

    Vielen Dank für ihren unermüdlichen Einsatz für diese Kinder!
    Ich bin fassungslos, wie hier die wehrlosesten unserer Gesellschaft dermaßen kalt und grausam behandelt werden.
    Vor allem, was passiert denn, wenn diesen Kindern die normale Skepsis gegenüber fremden Menschen abtrainiert wird? Was lernen sie, wenn ein Erwachsener offenbar immer recht und sie zu gehorchen haben?
    Macht sie das nicht zu perfekten Opfern?
    Es gibt genug Bücher sowie Theaterstücke zu dem Thema „Mein Körper gehört mir“ oder „Ich geh nicht mit Fremden mit“.
    Wie abgestumpft muss das Personal dort sein, um so emotionslos mit diesen kleinen Menschen umzugehen.
    Mich macht das fassungslos und unsagbar traurig!

  • Claudia Königer

    Ich schließe mich aus tiefstem Herzen an! DANKE für diesen sehr gut recherchierten, sachlichen (Fakten!), aber auch emotionalen Artikel. Dieser Film und die dargestellte angebliche Therapiemethode könnten nicht treffender kommentiert werden!
    Das kann ich als Mutter und Dipl.Pädagogin vollstens unterstützen!

  • B.Schütte

    Vielen Dank für Ihren Einsatz und Ihr Interesse.
    Ich möchte noch ergänzen, dass “in der Regel” die eigene Tätigkeit vom Pädagogen, Therapeuten etc. positiv und effektiv bewertet wird. Denn die tägliche Arbeit wird auch Teil unserer eigenen Identität und sie muss deshalb logischerweise Sinn machen (zumindest wenn wir den Job ein wenig länger machen wollen und gesund bleiben wollen).
    Deshalb kann das Darstellen von Erfolg und Effektivität bei diesen “würdelosen” Praktiken durch die Protagonisten also durchaus “Sinn” ergeben.
    Ich hoffe insofern inständig, dass Mitarbeiter der Klinik, Verantwortliche etc. durch die vielfältigen und zutiefst menschlichen Reaktionen auf den Film zur Selbstreflexion angeregt werden und besser darin werden Ihr tägliches tun zu hinterfragen.

  • Anne

    Vielen Dank für den wissenschaftlich fundierten Artikel.

  • Marion Vissering

    Danke danke danke…ich bitte um mehr Öffentlichkeit Ihrer Beiträge! Hoffentlich kommen Ihre Forderungen nach deutlich mehr Kritik und Transparenz zu Tage! Ansonsten soll der Film wirklich nicht im Öffentlichrechtlichen Fernsehen gezeigt werden…unfassbar! Wo bleibt die FSK?????

  • Arne Schäffler

    Hallo Herbert. Danke für die transparente Analyse. Ja, und hoffentlich nehmen sich die auch unsere Kollegen aus den Gesundheits- und Wissenschaftsredaktionen zu Herzen, die sich (mal wieder?) allzu leicht als Sprachrohr hergegeben haben.

  • Steffi Bühn

    Vielen Dank, dass Sie die wissenschaftliche Diskussion anstoßen! Mir als Gesundheitswissenschaftlerin stellen sich bei der Begründung seitens der Klinik bezüglich der angeblichen Beweise (Evidenz) die Nackenhaare auf! Wenn es Evidenz gibt, für den Behandlungserfolg muss dies transparent und verständlich dargestellt werden und falls nicht, wie wahrscheinlich in diesem Falle, muss dies umso mehr deutlich und für alle verständlich gemacht werden. Das fordert die Leitlinie für evidenzbasierte  Gesundheitsinformationen.
    Expertenmeinung und Fallstudien sind keine Evidenz dafür, um die Wirksamkeit einer Therapiemethode zu rechtfertigen! Hier wünsche ich mir mehr Evidenz und weniger Eminenz, die für Patientinnen und Patienten verständlich und unverzerrt aufbereitet wird, damit diese eine informierte Entscheidung treffen können.

    • Lena

      Sehr geehrte Frau Bühn,
      ich stimme mit Ihnen überein.
      Ein weiterer Aspekt von mir bzgl. Behandlungserfolg. Dabei ist die Frage, welches Ziel verfolgt wird, durch das sich Erfolg/Misserfolg definiert.
      Wenn z.B. das Ziel ist, aus einem Kind ein gut funktionierendes autarkes Objekt der Gesellschaft machen zu wollen, wird aus Sicht der Behandler z.B. dieser Klinik und deren Befürworter diese Art von Therapie als Erfolg gewertet.
      Wenn es um das Ziel ginge, Kinder zu unterstützen, um als autonomes, gleichzeitig verbundenes, individuelles Subjekt innerhalb einer miteinander hamonisierenden Gesellschaft lebendig sein zu dürfen, dann müsste die Behandlungsart als Misserfolg gewertet werden.
      Beim Betrachten der imemr noch vorherrschenden gesellschaftlichen Haltung, bei der der wirtschaftliche Faktor oberste Priorität hat, ist das Ziel klar erkennbar.

      Wer Interesse hat, mag gerne mal Dr. Gerald Hüther hier zuhören oder auch zu weiteren Themen wie z.B. Trauma…
      https://www.youtube.com/watch?v=9lE3nxFQ6u8

  • Martina Greiner- Lebenbauer

    Vielen vielen Dank für Ihre Recherchen und Ihre Stellungnahme!

  • Carolin Müller

    Vielen Dank für Ihre fundierte Einordnung der Hintergründe dieser Klinik! Ich hatte schon davon munkeln gehört und fand es bedenklich, bin aber selbst nicht vom Fach. Danke, dass Sie sich für Kinder stark machen und dagegen kämpfen, dass verzweifelte Eltern schlecht oder einseitig beraten werden!

  • Gülhan

    Ich danke Ihnen von ganzen Herzen!
    Vielen vielen Dank!

  • Susanne

    Sehr geehrter Herr Renz-Polster,

    ich möchte mich Ihnen dahingehend anschließen, dass das Thema viel mehr in die Breite diskutiert werden sollte und die im Film „Elternschule“ gezeigte Therapie in das gesamte Versorgungsumfeld der betroffenen Kinder, die sicher eine geringe Minderheit in der Bevölkerung darstellen, und ihrer Familien im längeren Verlauf eingeordnet werden sollte. Wie die Übertragung der Erkenntnisse auf „alle Eltern“ aussehen könnte, verstehe ich nicht. Mir ist aber die Entwicklung bekannt, dass immer mehr Kinder psychiatrisiert gesehen werden, die normale Probleme haben, die keine sein müssten, wenn man sie nicht zum Problem macht und denen man mit Verständnis begegnen sollte.

    Mich erinnert diese Diskussion an die Diskussion zur Methode der Konduktiven Förderung nach Petö, die in den 80ern und 90ern unter Eltern mit Kindern mit Zerebralparese (spastische Lähmung, häufig mit Sprachbehinderung und Entwicklungsverzögerung) und anderen schweren Mehrfachbehinderungen populär war und sich mit Förderinstituten und privaten Trainern (Konduktoren), die im Petö-Institut in Budapest ausgebildet wurden, in ganz Europa ausbreitete. Dabei handelte es sich um einen stringenten Tagesablauf mit viel Musik und Turnen und vielen schönen Hilfsmitteln, wie Stühle zum Schieben, Handgriffe, mit denen das Kind sich eigenständig in der Wohnung fortbewegen konnte, es wurde auf eine anatomische Körperhaltung geachtet und das Kind, das sich nur langsam bewegte, zu sehr viel Eigenaktivität angeregt. Das Schöne war, dass dem Kind sehr viel zugetraut wurde. Umstritten war die Methode deshalb, weil die Eltern sehr viel Hoffnung darein setzten, obwohl das Kind natürlich nicht gesund werden konnte, Aufmerksamkeit und finanzielle Mittel von Geschwisterkindern abgezogen wurde und der Ganztagesablauf mit viel Selbstdisziplin der Eltern in Westeuropa als „Drill“ statt als intensive Förderung wahrgenommen wurde. Mir ist aktuell bekannt, dass es in Großstädten die Konduktive Förderung noch als Zusatztraining gibt, eher nicht mehr als Ganztagesprogramm.

    In den 80ern war die Konduktive Förderung sicher ein großer Benefit für Kinder, die in Heim- und Internatsgruppen aufwuchsen, weil sie nun Einzelförderung hatten und das über viele Stunden am Tag. Weniger groß war der Benefit möglicherweise für das westeuropäische Kind, dass im Kindergarten- und Grundschulalter in der Familie aufwuchs und ohnehin Logo-, Ergotherapie und Krankengymnastik und einige Stunden Pflegedienst bekam. Diese intensive Einzelunterstützung wäre auch für jedes gesunde Kind schön, allerdings wäre es lebensfremd, ein Kind, dass vieles selbständig meistert, soviel anzuleiten.

    Übertragen auf die im Film gezeigte Personengruppe ist es aus meiner Sicht sehr positiv, dass viel Zeit mit den Kindern und Eltern verbracht wird. Die pädagogischen Elemente könnte nach meinem Geschmack noch von wesentlich mehr Spiel, Anregung und Gesang getragen sein, so dass die Mäuseburg zum Beispiel auch positiv belegt wäre, nicht nur negativ durch die Trennung. Ich bin kein Psychologe, aber zu sich selbst findet man häufig durch Ruhe und Routine. Positiv im Film war der hohe Personalschlüssel, die ausführlichen Gespräche, die ausführlichen Übergaben im Kollegium. Mit einem schlechteren Personalschlüssel, wäre vieles nicht zu leisten und dem Kind und auch den Eltern konstant zu vermitteln und kann somit nicht ohne weiteres übernommen werden.

    Dann möchte ich noch auf Folgendes aufmerksam machen: So sehr es mich freut, dass hier so viele Eltern pro Kind argumentieren, so dürfen wir doch nicht vergessen, dass nicht jeder mit dem Wissenstand des 50 bis 60jährigen Jesper Juul in die Elternschaft eintritt und Angebote sollten alle Menschen erreichen können. Es gibt neben viel, viel positver Unterstützung für Kinder auch blau gedrückte Oberarme und sogar Schütteltraumata und weitere Verletzungen, aber auch Alltagsunfälle durch Unkonzentriertheit bei den Eltern und Depressionen. Hinzu kommt in manchen Fällen Unverständnis des sozialen Umfeldes und damit verbunden ein hoher Erwartungsdruck an die Eltern, von dem sich der ein oder andere erst frei machen muss.

    Vor diesem Hintergrund halte ich die Möglichkeit einer stationären Aufnahme von Mutter/Vater und Kind für eine sehr gute Möglichkeit. Ebenso halte ich die Idee des kurzfristig angelegten Versuches, ein Muster zu durchbrechen oder zu verbessern, für eine gute Idee. Und positiv fand ich die Idee, dem Kind das Eßverhalten, das Schalfverhalten usw. grundsätzlich zuzutrauen und ihm dies zu signalisieren. Mir ist klar, dass diejenigen Kommentatoren, die hier von längerfristig angelegten Konzepten sprechen, das Zutrauen auch haben. Dennoch sind das nicht alle Eltern, die erreicht werden sollten. Ich denke, für die Kinder, für die tatsächlich in einer kurzfristigen Intervention eine Verbesserung im Schlaf- bzw Eßverhalten und/oder auch Protestverhalten erreicht wird, kann dies eine große Verbesserung darstellen. Für das insgesamt traumatisierte Kind, zu denen die Kinder, die heftig auf alles mögliche reagieren, leider oft gehören, das schon oft angeschrieen oder mehr wurde, müsste untersucht werden, inwiefern diese Methode des kurzfristigen Durchbrechungsversuches die Lage verschlechtert oder verbessert.

    Im Film habe ich nicht herausgehört, dass eine überhöhte Erwartung an den Therapieerfolg besteht.

    Durch die Angabe 87 % Therapieerfolg (welcher?) schon. Vielmehr beunruhigt mich, dass im gesamten pädagogischen Setting die Erwartungshaltung (auch ohne diesen Film) existiert, dass das verhaltensgestörte Kind umtrainiert werden müsste und an die Eltern hohe Erwartungen gestellt werden. So weisen inzwischen immer wieder Schulen und Kindergärten (https://www.abendblatt.de/hamburg/article215112263/So-kaempfen-Behoerden-und-Mutter-um-das-Wohl-von-David.html?__pwh=Dv6v0jxtfODvnVgKPHQZaQ%3D%3D vom 17.08.2018) an die Hilfen zur Erziehung des Jugendamtes ab, die wiederum stationäre Settings mit teilweise sehr wenig Verwandtenkontakt anbieten, den Verwandtenkontakt manchmal nicht unterstützen, sondern durch Antrag ans Gericht ausschließen lassen und wie im ersten Viertel des Films einmal kurz angesprochen (Magensonde, medikamentöse Ruhigstellung, mit Begründung Personalschüssel – ich hoffe insgeheim, dass es sich um eine Übertreibung handelt) über lange Zeiträume geplant wird. Weniger drastische Fälle, in denen mit Punkten und Medienzeit sanktioniert wird, statt anzuleiten und einfach dabei zu sein, sind mir aber bekannt. Hinzu kommt, dass Homeschooling nicht erlaubt ist, und alternative Schulmodelle, wie Fernschulen, selten empfohlen und genehmigt werden, sondern bevorzugt stationäre Hilfen, die dann auf lange Zeit erteilt werden. Siehe auch „Im Zweifel lieber wegnehmen?“ in FAZ vom 21.10.2018. Insgesamt stellt die Personengruppe des nicht traumatisierten aber möglicherweise verhaltensgestörten Kindes eine traurige Untergruppe dar.

    Somit stützt die Angabe, dass 87 % der Kinder nach einer dreiwöchigen Intervention genesen würden, die These, dass Kinder, die in Schulen und Kindergärten „nicht funktionieren“, nicht therapierbar seien oder sich nicht genug angestrengt haben oder von ihren Eltern sogar an einer „normalen“ Entwicklung gehindert würden. Das wäre fatal. Vor diesem Hintergrund wünsche ich mir eine Übersicht über Hilfsangebote – vor allem Langzeitangebote – für diese Familien und letzlich eine Umwandlung stationärer Heimplatzangebote für verhaltensauffälige Kinder (darunter überzufällig häufig in der mir bekannten Stichprobe diejenigen, die von der durch die Bundesregierung unterstützten frühkindlichen Bildung stark profitiert haben, die unter den Sammelbegriff hochbegabt fallen, weniger leicht zu führen sind, als andere Kinder und nicht auf Förderschulen abgeschult werden können) in inklusive familienunterstützende Angebote ohne Drill und Sanktionen, sondern mit Akzeptanz der Situation und Motivation.

    Hier ist der Gesetzgeber gefordert, die Rechte der Kinder gegenüber den Kommunen zu stärken, denn die finanziellen Mittel für die Heimunterbringung würden die günstigere Fernschule oder kleine Privatschulklassen mit individuellem Unterricht und ambulante Therapien sowie Elterntrainings sicher abdecken.

    Da der Film wohl doch Anklang findet, bin ich gespannt, ob die Methode sich z.B. als Versuch der Abwendung der jährlich zunehmendenen Heimerziehung als Kurzintervention weiter verbreiten wird.

  • Carmen

    Danke für diese hervorragende Recherche! Wie viele Stunden Sie für das Wohl unserer Kinder unermüdlich investieren ist mit Worten nicht zu danken! ??

  • Cornelia Fröhlich

    Viele ist schon geschrieben worden, deswegen versuche ich mich kurz zu fassen:
    Ich komme gerade erschüttert und sprachlos aus dem Kino…
    Ich kann es nicht nachvollziehen, wie man auf die Idee kommen kann, 2 jährigen Kindern, die schreien, die sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten wehren, weil sie von fremden Händen angefasst, festgehalten und untersucht werden ein „manipulatives Verhalten“ zu unterstellen. Noch weniger kann ich verstehen, dass Eltern geraten wird, sich von ihrem Kind zu entfernen, wenn es sich gegen eine Untersuchung wehrt. Die schmerzvolle Erfahrung, die ein Kind in diesem Alter da macht ist doch, dass es in größter Not von seinen Eltern alleine gelassen wird. Wofür soll das bitte schön sinnvoll sein?
    Immer wieder höre ich in dem Film, dass Kinder ihre Eltern vor allem manipulieren und tyrannisieren wollen und deswegen schreien, nicht essen und nicht schlafen wollen. Ich habe jedoch in dem Film Kinder in größter Not gesehen, weil sie sich von ihren Eltern trennen mussten, bevor der neue Ort bekannt und vertraut war und die dort anwesenden Erwachsenen zur Vertrauens- bzw. „Ersatzbindungsperson“ werden konnten. Ja, auch diese Kinder hören irgendwann auf zu schreien und zu toben, aber warum? Mein Eindruck ist, dass der Stress irgendwann so groß ist, dass es besser ist zu resignieren („sich tot zu stellen“), als weiter zu kämpfen. Das ist ja auch eigentlich ein ganz kluger Überlebensmechanismus, wenn ich in größter Not bin, wenn ich Todesangst habe….
    Liebe Eltern, falls Sie auch so ein kleines, manipulierendes, tobendes Kind zu Hause haben, was Sie zur Verzweiflung bringt, was sie terrorisiert und Ihnen den Schlaf raubt – es gibt auch andere Unterstützungsmöglichkeiten!
    Hier z.B. finden Sie Unterstützung, wenn Sie sich eine bindungsbasierte, feinfühlige, anerkennende Begleitung für sich und Ihr Kind wünschen:
    https://www.emotionelle-erste-hilfe.org/berater-in-deutschland/
    Es gibt so viele Gründe, warum Ihr Baby untröstlich weint, nicht essen will und nicht in den Schlaf kommt. Und zum Glück gibt es inzwischen auch Begleitungen und Therapien, die der emotionalen Entwicklung eines Babys nicht schaden, sondern ihm den Raum geben im Feld einer gesicherten Beziehung seine Gefühle auszuleben.
    Danke an Alle, die sich für die Kleinsten einsetzen und natürlich einen besonderen Dank an Sie, der sich laut und mutig immer wieder mit viel Herz für die Kinder und ihre Eltern einsetzt.

  • Vanessa Waasem

    Tausend Dank für ihren Kampf. Wenn ich es richtig verstanden habe geht es Ihnen gerade nicht gut. Umso bemerkenswerter und dankenswerter ist ihre Einordnung des Ganzen. Danke fürs Dranbleiben und Kämpfen.

  • Franzi Cleo

    Vielen Dank Herr Renz Polster. Bleiben Sie dran, gemeinsam kann man viel bewegen. ???

  • Marlen Röpke

    Ich kann mich den anderen Kommentaren nur anschließen! Ich bin so froh, dass sie sich unermüdlich, höchst professionell und gründlich gegen diesen Film, seine Verbreitung und die dahinterstehenden Annahmen aufstellen!

    Mein Gefühl ist, dass wir uns mit etwas Glück gerade in einem Paradigmenwechsel in puncto Erziehung und Sicht aufs Kind befinden, für welchen auch ich im persönlichen und professionellen Umfeld (ich bin Erzieherin) ständig einstehe. Dieser Film jedoch stellt diesem positiven Umschwung ein Bein und gibt schlicht und einfach der falschen Seite Recht.

  • Anne

    Ich schließe mich hier dem Renz-Polster-Fanclub an und möchte mich sehr für ihre Worte bedanken.
    Möge sich ein kleiner Schutzengel um ihre Gesundheit und ihr Wohlergehen kümmern, denn wir brauchen sie ganz dringend. Leider haben hunderte entsetzte Mütter ohne Doktortitel nicht die Überzeugungskraft, die sie haben.

  • Jana

    Ich finde es wirklich toll, dass Sie das Thema Erziehung wissenschaftlich und zu gleich liebevoll angehen. Mit guten Argumenten und fundiertem Hintergrundwissen. Ich bin erst seit kurzem auf Ihre Artikel gestoßen und je mehr ich lese, desto überraschter bin ich, wie wenig man weiß. Ich denke, dass erschreckt uns auch an diesem Film so sehr , dass wir es nicht wussten und immer noch nicht wissen, was so vor sich geht in den Familien, in unserem Land , in der Welt.
    Die Familien heutzutage werden immer kleiner, viele sind schon zerbrochen. Wenn wir durch anschauen lernen, wie sollen wir denn den Umgang mit Kindern abschauen, wenn wir bis zur Geburt unseres eigenen Kindes kein Kontakt zu Kindern verschiedenen Alters haben? Schwierig oder?
    Mir ging es auch so, mein Instinkt wollte mein Baby nach der Geburt nur noch bei sich haben, ich wollte nur daliegen, stillen und kuscheln und schon war ich nicht mehr normal. Meine Gefühle haben gar keinen interessiert. Eine Expertenmeinung musste her. Meine Hebamme hat mich dann “gerettet” und meiner Familie erklärt dass das normal und richtig so ist. Es muss sich noch viel im Denken der Menschen ändern. Das geht nur durch Wissen, wissen, dass es auch anders geht und besser geht, für alle, für Kinder und Eltern.
    Deshalb Danke für die Expertenmeinung geehrter Herr Renz-Polster, danke für’s Wissen

    • Veronika Rampold

      Astrid Lindgren wird derzeit nachgesagt, daß ihr Ideal des starken selbständigen Kindes, das in einer naturnahen art aufwächst, zu “Vernachlässigung” führe, indem die Kinder nicht ausreichend für die HEUTIGE Welt erzogen würden.
      Ja was ist denn das, diese heutige Welt? Eine kurzlebige Technokratie. Ein Mückenschiss der Geschichte! Noch vor 100 Jahren waren Kinder wie Lindgrens Michel der Normalfall, und wenn die computerei abgeschafft ist und der Mensch den WAhn abgelegt hat, den Weltraum erobern zu wollen (was ich durchaus noch erleben könnte – ich bin jetzt 54), werden sie es wieder sein.
      Viva Astrid Lindgren!

      • Lena

        In Ihren Viva-Ruf falle ich gerne mit ein, Frau Rampold.

        Ich rufe an dieser Stelle noch ein zweites aus und zwar Viva, Alice Miller!
        Sie hat zwar, wie ihr erwachsener Sohn vor wenigen Jahren veröffentlichte, selbst gegen ihre eigenen Erkenntnisse ihm als Kind gegenüber gehandelt, dennoch hat sie meines Erachtens den erwachsen gewordenen Kindern und heutigen Kindern einen großen Dienst damit erwiesen, auf das Leiden von Kindern durch gewaltvolle Eriehung und Behandlung aufmerksam zu machen.

  • M.A.

    Vielen vielen Dank!!! Das ist genau, was wir jetzt brauchen, damit die Kritiker*innen nicht nur als “hysterische Helikoptereltern” abgetan werden. Die Mäuseburg-Szene habe ich übrigens nur durch die Tür gehört, weil ich gerade weinend aus dem Saal geflohen war. Ganz unhysterisch, sondern einfach nur verzweifelt und entsetzt über die Gewalt und darüber, dass alle anderen friedlich Popcorn essend in ihren Sesseln saßen. Nur, weil die Menschen “im weißen Kittel” das alles richtig so fanden.
    DANKE. Auf dass noch mehr Fachleute ihre kritische Stimme erheben!

  • Ulrike H.

    Ich danke Ihnen sowohl als Mutter als auch als Neurodermitispatientin für Ihre Aufklärungsarbeit. Ich bin fassungslos welcher pseudowissenschaftliche Unsinn an wehrlosen Kindern ausprobiert werden darf und kann nur hoffen dass solchen angeblichen Experten irgendwann das Handwerk gelegt werden wird.

  • Bärbel Aab

    Ich danke von Herzen für Ihren Artikel…Sie stärken damit nicht nur den Eltern und Kindern den Rücken, sondern dienen auch den Menschen, die mit Familien arbeiten, als wichtige Referenz!

  • Laura

    Sehr geehrter Herr Polster,
    auch ich danke Ihnen für Ihre Arbeit, die so ganz im Sinne der Kinder und Familien ist. Als Arzt haben Sie mich nicht nur privat als Mutter positiv beeinflusst , sondern konnten mir auch schon in meiner Funktion als Assistenzärztin in einer Kinderklinik einige Hilfestellungen in der Elternberatung (SIDS, Schlafsituation, Beikosteinführung etc) geben. Auch wenn ich mit meiner Einstellung in meiner Klinik nicht der Mehrheit angehöre, kann ich sie doch mit den wissenschaftlichen Grundlagen aus Ihren Texten auch meinem Chef gegenüber vertreten. Das ist für alle, besonders für die Kinder, bereichernd.
    Danke auch für Ihre kritischen Stellungnahmen zu diesem Thema!

  • Carina-Maria

    Vieles ist bereits geschrieben worden deswegen halte ich mich kurz: als Mama und als Ärztin möchte ich Ihnen ganz einfach nur für Ihre Stellungnahme danken!

  • Dominique

    Aus tiefstem Herzen DANKE.

  • Judith

    Toll geschrieben und wunderbar recherchiert! Danke Danke Danke!!!!

  • Susanne Bregenzer

    Sehr geehrter Herr Renz-Polster!
    Wie gut dass Ihre Stimme zu diesem Thema so vehement erklingt! Ansonsten würde ich fürchten, dass viele Mamas und Papas die Methoden aus dem Film, der ja auch “Elternschule” heißt noch versuchen würden in ihren Alltag zu integrieren: was für eine schreckliche Vorstellung!!! Aber durch ihre Stimme und ihre Einordnung der geschriebenen und Gesagten Dinge, werden vielleicht einige Kinder von diesen Methoden geschützt bleiben. Dafür bin ich sehr, sehr dankbar!!!

  • Claudia Weber

    Auch ich möchte mich herzlich für Ihre Kommentare und Kritiken bedanken. Bitte versuchen Sie zu verhindern, dass dieser Film im Fernsehen ausgestrahlt wird. Allenfalls unter Fachleuten sollte dieses Konzept der Klinik diskutiert werden.
    Ich habe mir heute den Film angeschaut und als Schwiegermutter einer Mutter, die dieses Konzept absolut missbrauchen würde, da eine Bindungsstörung zu ihrem 5 jährigen Sohn vorliegt ( hat selbst eine Bindungsstörung zur Mutter) hätte ich große Sorge was Laien aus dieser “Elternschule” machen könnten.
    Ich habe mir schon häufig Rat bei Ihnen geholt , bzw, eher nur Berstätigung und Hilfe, wie ich bei meinem Enkel manches ausgleichen kann. Es ist eine schwierige Beziehung , aber ich hoffe das ist verständlich, denn wenn eine Oma mitkriegen muss , wie eine Mutter dem Einschlafkuschelhund (ich weiß nicht wie man das als Fachbegriff im Deutschen sagt, im Frz. Objet transisionnel) das Ohr abschneidet, weil er irgendetwas ihrer Sachen kaputtgemacht hat) und die ihm alle Spielsachen als Strafe wegnimmt, weil er sich nicht benimmt…..vielleicht verstehen Sie da meine Sorge. ( Meine Freundin ist Kinderpsychiaterin und sie muss sich ständig meinen Frust anhören :-))

  • Dagmar

    So wie ich Stressimpfungtraining verstehe ( Quelle) https://www.soft-skills.com/stressimpfungstraining-nach-donald-meichenbaum/ handelt es sich hierbei um ein kognitiv-verhaltenstherapeutisches Verfahren, wobei der Fokus auf das Erarbeiten und Trainieren förderlicher Kognitionen gerichtet ist. (hinderliche innere Überzeugungen sollen langsam durch förderliche Überzeugungen ersetzt werden ) , Das so ein Verfahren bei kleinsten Kindern ( Säuglingen )angewendet werden könne , stelle ich in Frage , da die Kognition in dem Umfang nicht bewußt gesteuert werden kann (kein abstraktes Denken ). Würde man Stressimpfungstraining auf Säuglinge und Kleinkinder runterbrechen , käme dann wohl z.b. das Berliner Modell in Frage. ( Quelle)http://www.sozdia.de/fileadmin/projekte/verein/Daten_2017/Berliner_Modell.pdf
    Wie das in psychiatrischen Settings mit großen Kindern aussehen kann beschreibt meiner Ansicht nach vorzüglich die Sendung mit der Maus.
    https://presse.wdr.de/plounge/tv/das_erste/2018/10/20181008_sendung_mit_der_maus.html
    Herrn Lions Aussage , die Kinder könnten ihre Emotionen in den Settings frei ausleben und würden nicht zwanghaft getröstet , kann ich nicht nachvollziehen. Quelle:
    https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/lokalzeit-ruhr/video-heftige-kritik-an-elternschule-buer-100.html
    Um so eine These erheben zu können , müsste meiner Ansicht nach zuerst geklärt werden , ob die Kinder ihre Emotionen frei ausleben wollen und ob sie trösten als Zwang empfinden.
    So wie sich das Trennungstraining darstellt , werden Wünsche der Kinder jedoch völlig außer Acht gelassen , bis dahin , das einem Kind sogar der beruhigende Nuckel abgenommen wird , um neagitive Emotionen zu provozieren .
    Es geht also nicht darum , das Kinder Emotionen frei ausleben dürfen , sondern das negative Emotionen provoziert werden , das hat rein gar nichts mit dem Konzept des Stressimpfungstrainings zu tun , sondern ist das genaue Gegenteil !
    Warum in dem Artikel ( Quelle) https://psychosomatik.bkb-kinderklinik.de/psychosomatik/_media/medienberichte/Die_Zeit_Was_fuer_ein_Gebruell.pdf Karen Krause und Silvia Schneider davon ausgehen , die multimodale 3 Phasen Therapie sei hilfreich und evidenzbasiert , sowie eine wissenschaftlich sehr gut überprüfte Methode, die keinesfalls dazu führe, dass die Bindung gestört wird , kann ich nicht nach vollziehen . Eine Quelle für diese Annahme wird in dem Artikel nicht aufgeführt.

    • Herbert Renz-Polster

      Danke, die in dem ZEIT-Artikel genannten Professorinnen dürften sich auf das Schlafverhaltenstraining beziehen, das von der Dt Ges für Schlafmedizin in Anlehnung an US-amerikanische Leitlinien als unbedenklich angesehen wird (warum das so ist, führt hier zu weit). Zum “Trennungstraining” gibt es keine wissenschaftliche Literatur, die Aussage wundert mich deshalb ebenfalls. Beide arbeiten kollegial mit Herrn Langer an der Ruhr-Universität zusammen (http://www.kli.psy.ruhr-uni-bochum.de/fbz/ruhr-ins/dozenten.html).
      HRP

      • Susanne

        Vielleicht arbeiten Kinderpsychiatrien und die Jugendhilfe teilweise auch so im Zusammenhang mit vermeintlichen Erziehungsstörungen? Zumindest für die größeren Kinder im Film gehören ADHS und Asperger-Autismus und weiteres gründlich diagnostiziert und als Problem, das bis in Erwachsenenalter besteht und Hilfen zur Integration benötigt, aufgefasst. Aber auch bei den kleinen Kindern sehe ich um so größere Probleme, wenn sie solche Kurzinterventionen durchlaufen haben.

        Darf ich das Verlinken? die Stellungnahme aus Bochum an den Landtag NRW, die im Internet einsehbar ist, https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMST16-3013.pdf – hier insbesondere auf S. 4 „Das Zerschlagen der Eltern-Kind-Bindung“

        Diese entstand nach dem Film https://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/mit-kindern-kasse-machen-heimkinder-104.html vom 30.04.2015 Es gab noch einen weiteren Film https://programm.ard.de/?sendung=2810613932810271 vom 23.02.2015
        Bis heute gibt es keine Veränderungen, die daraus abgeleitet worden wären. Kinder werden bis zum 18. Geburtstag in Heimen untergebracht und wenn die Eltern mit der Heimunterbringung nicht einverstanden sind, sondern inklusive Hilfen am Wohnort beantragen, wird der Kontakt über Jahre ausgeschlossen. https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Drama-Jugendamt-Willkuer-um-einen-Jungen,jugendamtwillkuer100.html mit vielen Lesekommentaren.
        Im folgenden Link kämpft eine Mutter um ein asperger-autistischen Kind, dass schulische Hilfen benötigte, weil es auf inklusive Beschulung angewiesen war. Dies Kind und der Bruder wurden ihr mit der Begründung entzogen und voneinander getrennt, sie hätte die Verhaltensstörung in der Schule nicht abstellen können. Von Seiten der Jugendhilfe wird jeglicher Kontakt zur Mutter bis heute abgelehnt https://familienunrecht.wordpress.com/
        Nicht nur das Wissen um Verhaltensstörungen und um Diagnostik und Angebote, auch die rechtliche Stellung der Familien gegenüber den Kommunen muss verbessert werden.

  • Allergie- und umweltkrankes Kind e.V.

    Sehr geehrter Herr Dr. Renz-Polster,
    warum Sie uns als “sogenannten Selbsthilfeverein” benennen, müssten Sie mir einmal erklären. Wir machen nichts anderes als “Hilfe zur Selbsthilfe”.
    Zweite Anmerkung zu Ihrem Bezug auf unseren Verband AuK e.V. nur zur Richtigstellung: Niemand MUSS bei uns Mitglied sein, um Hilfe zu bekommen. Die Menschen, die unseren Rat suchen, sind unsagbar dankbar für dieses Konzept, ihnen wurde extrem geholfen und wir tauschen uns untereinander regelmäßig aus und sind in Kontakt.
    Ich würde es sehr begrüßen, wenn Sie die Informationen, die Sie verwenden, auch sauber recherchieren und nicht einfach “behaupten” und Ihre Leser irreführen.
    Mit freundlichem Gruß, Frauke Döllekes

    • Herbert Renz-Polster

      Sehr geehrte Frau Döllekes,
      schön, dass Sie meinen Blog lesen, ich lese gerade Ihr Büchlein zur Kindererziehung! Und was die uch sorry, wenn das nicht stimmt, aber ich bezog mich auf einen Artikel in “Der Westen”, in dem das steht: “Daher müssen Ratsuchende künftig auch Vereinsmitglieder werden, um regelmäßige Unterstützung zu bekommen.” (https://www.derwesten.de/staedte/gelsenkirchen/verband-hilft-eltern-allergieplagter-kinder-seit-25-jahren-id12191864.html). Geben Sie mir ein kurzes Signal wenn das nicht (oder nicht mehr) stimmt, dann nehme ich das umgehend runter. Freundliche Grüße zurück,
      HRP

  • Peter

    Sehr geehrter Herr Renz-Polster,
    was ich nicht seriös recherchiert finde an Ihrem Beitrag sind zwei Dinge:
    1. Aus der Tatsachte, dass Herr Langer (und Herr Lion) vor Jahren an einer Publikation von Professor Stemmann beteilgt war (en), leiten Sie ab, dass sein Behandlungskonzept auf Stemmanns Gelsenkirchener Behandlungsverfahren basiert. Können Sie das belegen? Wenn nein, dann ist das nur Spekulation.
    2. Dasselbe gilt für die identischen Prozentangaben zu den angeblichen Erfolgsquoten. Zufall oder nicht? Wir wissen es nicht.
    Es geht mir nicht darum, das zu verteidigen, was in “Elternschule” zu sehen ist. Aber jemand wie Sie, der eine so prominente Rolle in der Diskussion hat und auf den viele vertrauen, sollte mit recherchierten Fakten arbeiten und nicht mit Wahrscheinlichkeiten. Sie selbst verlangen von Herrn Langer die Einhaltung wissenschaftlicher Standards, daher die Belegbarkeit von Aussagen. Daran sollten Sie sich in Ihren Meinungsbeiträgen auch halten.

    Mit freundlichen Grüßen

    • Herbert Renz-Polster

      Ich danke Ihnen. Sie schreiben richtig, dass es sich hier um einen Meinungsbeitrag handelt, ich führe die Diskussion deshalb auf meinem Blog, auf dem ich auch Meinungsbeiträge zu anderen Themen einstelle, und nein, ich erstelle hier keine wissenschaftlichen Arbeiten (das wäre das Ende jeder Debatte). Gleichwohl versuche ich Spekulation von der Darstellung von Fakten zu trennen. Ich habe meine Methodik zur Recherche der Heilungsquoten genannt und mein Ergebnis nicht als Fakt sondern als Spekulation in den Raum gestellt.
      Was die Rolle von Prof. Stemmann auf das heutige Konzept angeht, so kann ich mich nur an das halten, was ich weiß: seine Beiträge sind nach wie vor über den der Klinik eng verbundenen AUK erhältlich, die von ihm geprägten Begriffe werden bis heute verwendet, die von ihm in seinem Buch (Stemmann/Stemmann 2002: Selbstheilung der Neurodermitis – das Gelsenkirchener Behandlungsverfahren) beschriebenen Verfahren inklusive “Trennungstraining”, “Esstraining nach Langer” decken sich genau mit dem was ich in dem Film sehe… es wäre deshalb beim jetzigen Stand der Debatte mE dann doch eher Aufgabe von Herrn Dr. Lion und Herrn Langer sich von ihren früheren, gemeinsam mit Herrn Stemmann publizierten Arbeiten zu distanzieren, falls sie inzwischen eine andere Auffassung vertreten. Vielleicht gibt es dann irgendwann eine “liebevoll, konsequente” Erziehung nach Stemmann und eine “liebevoll, konsequente” Erziehung nach Langer. Allerdings müsste dann die Abgrenzung eher von Herrn Langer erwartet werden als von mir. Aber ich verstehe Ihren Punkt und bin mir sicher, dass die weitere Diskussion hier mehr Klarheit erbringen wird. Danke für Ihr Interesse!
      HRP

  • Lena

    Ich habe den Film nicht gesehen. Was aus den Berichterstattungen an Beschreibung des Inhalt transportiert wird, reicht mir bereits, dass ich schockiert bin, große Traurigkeit und Mitgefühl für diese misshandelten Kinder empfinde so wie Zorn!

    Nicht nur die in dieser Klinik behandelten Kinder, sondern unzählig viele weitere bekommen zuerst das Bindungstrauma ihrer Eltern an sie weiter gereicht und werden dann zusätzlich durch Behandlungsmethoden wie z.B. in dieser Klinik praktiziert traumatisiert.
    Die Schwarze Pädagogik zieht sich nach wie vor durch unsere Gesellschaft. Wer Interesse hat, kann sich mal über Johanna Haarer. Eine Ärztin, die zur Zeit des Naziregimes ihre pädagogische Haltung auch über ein Buch öffentlich verbreitete. Mit pädagogischen Richtlinien, die für Babys Foltermethoden sind: “Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind”. Nach dem 2. WK wurde der Titel verändernt in “Die Mutter und ihr erstes Kind”. Es wurde bis in die 80er Jahre vertrieben. Und der Inhalt findet sich weiterhin in pädagogischen Ratgebern bzgl. Kindererziehung.
    In einem Artikel der Zeit z.B. wird es ganz gut beschchrieben: https://www.zeit.de/wissen/geschichte/2018-07/ns-geschichte-mutter-kind-beziehung-kindererziehung-nazizeit-adolf-hitler

    Die wahre Epidemie unserer Zeit ist Bindungstraumatisierung! D.h. wenn keine sichere Bindung (bedingungslose Liebe, Fürsorge, kindgerechte Behandlung, Verlässlichkeit usw.) durch die nächste(n) Bezugsperson(en) gegeben ist, sondern das Senden von und Anfragen nach bedingungsloser Liebe des Kindes mit Gewalt (emotinal plus verbal und körperlich) beantwortet wird, entwickelt das Kind ein unsicheres Bindungsmuster.
    Wir alle sind durch unser Bindungsmuster für den Rest unseres Lebens geprägt. EIn unsicheres ist meiner Ansicht nach DIE Ursache für alle psychiatrischen Diagnosen (außer vielleicht organbedingter).
    Bindungstraumatisierte Eltern können kein sicheres Bindungsmuster in ihren Kindern entstehen lassen.

    Ebenso damit verbunden und in wirklich guter Betrachtung von Bindungstrauma beschrieben ist, dass sich z.B. Täterverhalten tief mit einprägt, auch als Täterintrojekt bezeichnet. Bedeutet, dass so ein Mensch auch noch im Erwachsenenalter an sich selbst erfahrene Gewalt weiter auslebt. Entweder “nur” gegen sich selbst (sei es durch destruktive Glaubenssätze oder körperlich selbstverletzendes Verhalten oder auch Symptomatiken von Depression bis hin zu Suizid) und/oder auch gegenüber anderen.
    Täterintrojiziertes Verhalten bedeutet, sich mit dem gewaltausübenden Täter zu identifizieren und dessen Verhalten zu übernehmen.
    auch dieses ist ein Überlebensmuster. Als Kind haben wir keine andere Möglichkeit (weder emotional noch kognitiv und neurologisch), als ALLES dafür zu tun und unser Verhalten so auszurichten, damit wir von unseren Eltern nicht verstoßen werden. Vor allem emotional, aber auch räumlich. Als Kinder und ganz besonders Babys können wir ohne Liebe und Fürsorge nicht überleben. Von der Natur her sind wir mit Überlebensmechanismen im Fall von Verletzung/Trauma ausgestattet: Angriff – Flucht – oder Erstarren. Angriff als Kind macht oft allen nur noch schlimmer. Flucht ist unmöglich. Bleibt nur das Erstarren, Aushalten, oft gute Miene zum bösen Spiel……. Bis irgendwann die aufgestaute Verzweiflung ausbricht und durch sogenannte “abnorme” Verhaltensweisen zeigt, die in der gültigen Schulmedizin und Pädagogik als krankhaft bewertet wird. Dabei ist es eigentlich gesund, dass und wie sich ein Mensch psychisch verhält, wenn seine Grenzen überschritten/verletzt werden oder lange worden sind.

    Auch unter Menschen, die sich als Fachleute verstehen und auch noch angesehen werden, sind sehr viele, die bindungstraumatisiert sind und auch Täterintrojekte in sich tragen. Hier am Beispiel der verantwortlichen Behandlungsausübenden in dieser Klinik. Weil sie hochangesehene Ausbildungszertifikate bekommen haben und “weiße Kittel” tragen, gelten sie in unserer Gesellschaft als DIE Wissenden, als Experten…, zu denen bedingungslos (!) und unreflektiert aufgeschaut wird, ihnen sogar das eigene Kind anvertraut wird!
    ….. Ich könnte endlos darüber schreiben. ….

    Aus meiner Sicht ist der Weg, dass Eltern, deren Kind auf vielfältige Weise durch ihr Verhalten einen Schrei nach sicherer Bindung ausrufen, selbst und allem voran sich in Therapie begeben. Am besten mit GUTEM, auf dem neusten Stand fundierten traumatherapeutischem Konzept! Die Wirkung wird sich automatisch auch auf entspannter das in-der-Welt-sein-können ihres Kindes zeigen. Trotzdem muss gleichzeitig gut hingeschaut werden und ggf. gleichzeitig das Kind ebenso gut therapeutisch begleitet werden. Denn je eher ein unsicheres Bindungsmuster korrigiert wird, um so zufriedener, friedvoller und entspannter kann das Kind ein erfülltes Leben führen.

    Auch bzgl. Therapie ist mittlweile wissenschaftlich erwiesen, dass weniger die Methode Heilung fördert, sondern die Beziehung. D.h. auch hier die Bindungsqualität, die der/die Therapeut/in selbst zur Verfügung steht und er/sie auf den/die Klient/in überträgt.

    Wenn z.B. dieser Film überhaupt zu etwas Gutem beitragen kann, dann über ein destruktives Beispiel das Bewusstsein zu fördern, was uns ALLE betrifft und der eigentliche Sinn unseres Lebens ist: Sich selbst – das eigene innere Kind! – bedingunglos lieben und annehmen zu können und diese Liebe, dieses Mitgefühl so automatisch auch nach außen aussenden werden. Allen voran zu den selbst gezeugten Kindern, aber auch allen Kindern in dieser Welt.
    Und letztlich oder übergeordnet ist DAS wahre Friedensarbeit.

    • Lena

      Bei nachträglichen Lesen sind mir viele Schreibfehler aufgefallen, was mir leid tut. Ich war zu aufgeregt, um darauf zu achten.

      Zusätzlich möchte ich noch anmerken, dass auch ich als Jahrgang ’66 als Kind von schwarzer Pädagogik vor allem durch meine Mutter betroffen war.
      Nach lebenslangem Gefangensein im Bemühen, gut zu funktionieren und die emotionalen/psychischen Auswirkungen von Bindungstraumatisierung zu verdrängen – also weiter zu überleben – bin ich nun an dem Punkt angelangt, so nicht weiter machen zu können. Ich kann seit 3 Jahren meine Berufstätigkeit im psychosozialen Bereich nicht mehr ausüben, beziehe jetzt volle Erwerbsminderungsrente, die zweite Verlängerung läuft. Trotz umfangreichen Fachwissens über diese komplexe Thematik hilft mir das nur wenig, was die Heilung meines verletzten inneren Kindes berifft. Obendrein wurde ich durch eine Therapeutin retraumatisiert, was mein emotionales Erleben erneut heftig erschüttert und sich mein Befinden verschlechtert hat.
      Immerhin war ich kurz vor ihrer anschließenden Beendigung der Therapie in der Lage, klar ausmachen zu können, dass sie offensichtlich selbst traumabedingt nicht nur überreagiert, sondern sich sehr grenzverletzend eigentlich schon während der ganzen Therapiezeit und besonders zum Ende hin mir gegenüber verhalten hat; bis zur Verletzung der Schweigepflicht.
      Dies nur als Hinweis, dass ich die Thematik, um die es hier geht, aus eigener Erfahrung plus fachlichem Wissen sehr gut kenne. Und um zusätzlich zu verdeutlichen, dass manches, was in der sogenannten Fachwelt angeboten und ausgeübt wird, imemr sehr wachsam und kritisch hinterfragt werden sollte.

      Meine wichtigste Empfehlung für Eltern und Nichteltern:
      Auf die eigene Wahrnehmung, Intuition, das Bauchgefühl hören, wenn es um Menschen geht, die wir an uns selbst und/oder ein Kind lassen!!!
      Mir ist bewusst, dass viele von uns einen eingeschränkten Zugang zur Selbstwahrnehmung, damit zusammenhängend das Spüren von körperlichen Empfindungen haben. Auch das ist eine Folge von emotional gewalttätiger Erziehung.
      Daher: Wir als erwachsen gewordene Kinder müssen uns selbst die Erlaubnis geben, uns und unserem Körper vertrauen zu dürfen – und diese Erlaubnis den jetzigen Kindern lassen oder ihnen zurückgeben. Und jeden Menschen, der den Kindern ihr Rückrat brechen will, Einhalt gebieten! Kinder brauchen Erwachsene, um ihren Schutz sicher zu stellen. Und manchmal müssen Erwachsene auch deren Eltern vor Gewalt an ihrem Kind stoppen oder ganzen Institutionen, wie z.B. diese Klinik. Es braucht Mut, Zivilcourage und engagierte, bindungsrelevant fachlich gut aufgestellte profesionelle UnterstützerInnen: Sozialarbeitende, therapeutisch arbeitende Menschen, Ärzteschaft, Anwälte, Richter usw.

      Abgesehen davon, dass unbewusstere und sich ohmächtig fühlende Eltern durch den Film auf eine falsche Fährte gelockt werden, bin ich aus einem weiteren ganz bestimmten Grund dagegen, dass dieser Film weiter öfentlich ausgestrahlt werden darf: Abgesehen davon, dass diese Kinder in dieser Klinik zusätzlich traumatisiert werden, wird ihr Persönlichkeitsrecht auf Schutz ihrer emotionalen Intimsphäre verletzt durch ein öffentliches Zurschaustellen.

      Es gibt die Möglichkeit, eine Petition gegen die weitere Veröffentlichung zu unterzeichnen, auf die ich gerne aufmerksam mache:
      https://www.openpetition.de/petition/online/ausstrahlungsende-des-films-elternschule

  • Frank Linnhoff

    Vielen Dank für diesen Aufsatz. Ich bin 71 Jahre alt und habe als Kind in den 1950er Jahren erlebt, wie die meisten meiner gleichaltrigen FreundeInnen von ihren Eltern erzogen, besser dressiert, wurden. Kinder zum Essen zwingen, sogar ihr Erbroches zu essen, Schläge mit der Peitsche, Einsperren in den dunklen Keller etc. waren Gang und Gäbe. Ich hatte das grosse Glück, dass meine Eltern diese Methoden nicht angewendet hatten. Ich habe erlebt, mit welchen Hindernissen und Schwierigkeiten sich eine allgemein liebevolle Kindererziehung in unserem Land durchgesetzt hat. Mir macht Angst, dass durch einen Film im Fernsehen diese furchtbaren Methoden sich wieder in unsere Gesellschaft einschleichen können. Wir sehen doch leider, dass immer noch, oder vielleicht wieder schon, viele Menschen den autoritären Verlockungen nicht widerstehen.

    • Veronika Rampold

      Ich bin Ärztin und hatte mal eine Oberärztin, die ist im Heim aufgewachsen und hat auch Erbrochenes essen müssen. Hat sich trotzdem hocharbeiten können, aber … brauchte Psychopharmaka. Kein Wunder. Selbstbild ruiniert.
      Und ich selber Baujahr 1964 hab auch noch erlebt, daß meine Versuche, Erwachsenen was zu erklären, als lästige “langeDiskussionen” abgetan wurden. Meist wollte ich erklären, daß ich irgendeine unerwünscht ankommende Kleinigkeit nicht aus negativen Motiven, die mir von den Großen unterstellt wurden (“faul”, “schlampig”) sondern aus ganz normalen Gründen gemacht hatte. Beispiel: Schuhebinden. Das gelang mir nicht so gut, die Schleifen gingen wieder auf, da hieß es: schlampig. Dann machte ich nur noch Knoten, weil die nicht aufgingen, da hieß es dann: faul. Und dann ging ich nur noch zu Mutti, mir die Schuhe binden zu lassen, denn ich dachte: die kann es gut und kriegt nicht wie ich Schimpfe wenns nicht klappt. Da hieß es dann: unselbständig!
      Ich war damals vier. Und weiß es noch alles ganz genau. Von wegen, Kinder vergessen, was vorm 5. Lebensjahr war. Bei denen, wo das so ist, besteht entweder eine Amnesie durch Psychotraumata – das sagt meine jetzige Chefärztin, die hat ne seriöse Therapieausbildung – oder sie sind geistige Langsamentwickler!
      Und eins weiß ich noch genauer: ich wollte nie “Tyrann” oder “trotzig” sein. Aber ich wurde doch schon vorm 3. Lebensjahr als “Trotzteuferl” abgestempelt. Denn wenn mir was zu viel wurde oder ich meinte, da wird was unmögliches verlangt, oder wenn ich klarmachen wollte, wie wichtig mir eine Sache war – wurde ich laut, denn ich hatte noch keine andern Mittel, mich verständlich zu machen. Und das kam oft vor, denn die Großen hatten vorurteile über Kinder im Kopf, aus Büchern gelernt oder selber falsch gehört, siehe oben, und ich mußte mich dauernd wehren.
      Den Gelsenkirchener Kollegen, der sowas wieder einführen will, soll derselbe Trotzteufel holen, den er in seine bedauernswerten Patienten hineinprojiziert.
      NB: als meine Mutter alt und dement wurde, zeigte sie selbst ALLE negativen Eigenschaften, die sie einst zu Unrecht MIR zugeschrieben hatte – und bei ihr waren sie WIRKLICH vorhanden. Sie verlangte z. B. alles Mögliche und wenn man im Begriff war, es zu tun, rief sie “nein, nein, anders” so daß jeder, der mit ihr umgehn mußte, innerhalb weniger Minuten vor Wut kochte. Ich hätte sie unter andern Umständen gern daheim gepflegt, aber so KONNTE ich nicht, ich wäre ein Fall für die Psychiatrie geworden. Sie starb elendiglich in einem Heim.
      Straft Gott so jene, die Unschuldige schlecht machen? Sogar dann, wenn sie es aus “höherem Blödsinn”, aus angelesener Halbbildung tun? Falls ja, Leute, laßt bloß die Finger von der “Elternschule”, um eurer eignen Zukunft als Alte willen.

  • Lena

    Ich habe den Film nicht gesehen. Was aus den Berichterstattungen an Beschreibung des Inhalt transportiert wird, reicht mir bereits, dass ich schockiert bin, große Traurigkeit und Mitgefühl für diese misshandelten Kinder empfinde so wie Zorn!

    Nicht nur die in dieser Klinik behandelten Kinder, sondern unzählig viele weitere bekommen zuerst das Bindungstrauma ihrer Eltern an sie weiter gereicht und werden dann zusätzlich durch Behandlungsmethoden wie z.B. in dieser Klinik praktiziert traumatisiert.
    Die Schwarze Pädagogik zieht sich nach wie vor durch unsere Gesellschaft. Wer Interesse hat, kann sich mal über Johanna Haarer. Eine Ärztin, die zur Zeit des Naziregimes ihre pädagogische Haltung auch über ein Buch öffentlich verbreitete. Mit pädagogischen Richtlinien, die für Babys Foltermethoden sind: “Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind”. Nach dem 2. WK wurde der Titel verändert in “Die Mutter und ihr erstes Kind”. Es wurde bis in die 80er Jahre vertrieben. Und der Inhalt findet sich weiterhin in pädagogischen Ratgebern bzgl. Kindererziehung.
    In einem Artikel der Zeit z.B. wird es ganz gut beschrieben: https://www.zeit.de/wissen/geschichte/2018-07/ns-geschichte-mutter-kind-beziehung-kindererziehung-nazizeit-adolf-hitler

    Die wahre Epidemie unserer Zeit ist Bindungstraumatisierung! D.h. wenn keine sichere Bindung (bedingungslose Liebe, Fürsorge, kindgerechte Behandlung, Verlässlichkeit usw.) durch die nächste(n) Bezugsperson(en) gegeben ist, sondern das Senden von und Anfragen nach bedingungsloser Liebe des Kindes mit Gewalt (emotional plus verbal und körperlich) beantwortet wird, entwickelt das Kind ein unsicheres Bindungsmuster.
    Wir alle sind durch unser Bindungsmuster für den Rest unseres Lebens geprägt. EIn unsicheres ist meiner Ansicht nach DIE Ursache für alle psychiatrischen Diagnosen (außer vielleicht organbedingter).
    Bindungstraumatisierte Eltern können kein sicheres Bindungsmuster in ihren Kindern entstehen lassen.

    Ebenso damit verbunden und in wirklich guter Betrachtung von Bindungstrauma beschrieben ist, dass sich z.B. Täterverhalten tief mit einprägt, auch als Täterintrojekt bezeichnet. Bedeutet, dass so ein Mensch auch noch im Erwachsenenalter an sich selbst erfahrene Gewalt weiter auslebt. Entweder “nur” gegen sich selbst (sei es durch destruktive Glaubenssätze oder körperlich selbstverletzendes Verhalten oder auch Symptomatiken von Depression bis hin zu Suizid) und/oder auch gegenüber anderen.
    Täterintrojiziertes Verhalten bedeutet, sich mit dem gewaltausübenden Täter zu identifizieren und dessen Verhalten zu übernehmen.
    auch dieses ist ein Überlebensmuster. Als Kind haben wir keine andere Möglichkeit (weder emotional noch kognitiv und neurologisch), als ALLES dafür zu tun und unser Verhalten so auszurichten, damit wir von unseren Eltern nicht verstoßen werden. Vor allem emotional, aber auch räumlich. Als Kinder und ganz besonders Babys können wir ohne Liebe und Fürsorge nicht überleben. Von der Natur her sind wir mit Überlebensmechanismen im Fall von Verletzung/Trauma ausgestattet: Angriff – Flucht – oder Erstarren. Angriff als Kind macht oft allen nur noch schlimmer. Flucht ist unmöglich. Bleibt nur das Erstarren, Aushalten, oft gute Miene zum bösen Spiel……. Bis irgendwann die aufgestaute Verzweiflung ausbricht und durch sogenannte “abnorme” Verhaltensweisen zeigt, die in der gültigen Schulmedizin und Pädagogik als krankhaft bewertet wird. Dabei ist es eigentlich gesund, dass und wie sich ein Mensch psychisch verhält, wenn seine Grenzen überschritten/verletzt werden oder lange worden sind. …..

    • Herbert Renz-Polster

      Danke. Den Gedanken zur Bindungstraumatisierung stimme ich zu, der Hinweis auf die emotionale Distanzierung als Kern der nationalsozialistischen Erziehung auch. Aber ich will als Kommentar (weil ich auch Ihren Beitrag so lese) unbedingt hinzufügen, dass ich den Fachkräften in und um diese Debatte, welcher therapeutischen Richtung sie auch immer das Wort sprechen, nie und nimmer und in keiner Weise menschenverachtendes Denken oder entsprechende Ideologien unterstelle.
      HRP

      • Lena

        Sehr geehrter Herr Renz-Polster,
        über Ihren Einwand bin ich irritiert, weil ich das so weder gemeint noch formuliert hatte.
        Mit freundlichem Gruß
        Lena

    • Lena

      Leider ist der erste Teil meines ersten Kommentares weiter oben durch mein Versehen hier doppelt gelandet.

  • Veronika Rampold

    Ich möchte noch was ergänzen.
    Als Beispiel, wie aufgeweckte vierjährige Menschen WIRKLICH ticken, jenseits der Ideen der “Psychologie”.
    Ebenfalls als ich 3 – 4 war, mußte Mutti jeden tag arbeiten gehn und mich dafür allein in der wohnung lassen.
    einmal war ich wohl laut gewesen, als sie gehn wollte, da hatte sie das erste Mal gesagt “wenn du schreist komm ich nie wieder.”
    Ich hab natürlich noch jämmerlicher als vorher geschrien, denn bei so einer Ankündigung kann man mit vier nicht sofort die klappe halten, die erschreckt einen zu sehr, da schreit man aus Schreck und Angst weiter, sogar wenn man es vielleicht anders will!
    Und Mutti ging,
    und ich dachte: jetzt kommt sie also nie wieder, denn ich hab ja weitergeschrien.
    Und weiter: also, was mach ich jetzt, wo ich allein bin und Mama nie mehr kommt? Erst werd ich das machen, was ich sonst auch mach, lesen (ich konnte mit 3 fließend Gedrucktes lesen), zeichnen, Buchstaben schreiben üben, Baufix oder so. Und später, da muß ich mir ausm Vorrat Essen holen, es ist genug für mehrere tage da. Ich werd es machen wie Robinson. Denn den kannte ich schon.
    Einige Stunden später kam sie doch wieder, ich hab ungläubig drüber gestaunt, sie hatte doch was Anderes gesagt, warum hielt sie sich nicht an ihr Wort?
    Von da an lief es jedesmal wenn sie weg wollte, wie folgt: ich rief sie laut darum an, mir doch zu versprechen, daß sie wiederkäme, sie aber tat das nie, wiederholte fast jedes Mal nur ihre Drohung, nicht wiederzukommen, wenn ich so wie jetzt rumschreien würde. D.h., weil ich ein Versprechen wollte, daß sie wiederkommt, drohte sie, genau das zu verweigern. auf diese drohung sofort mit Schreien aufzuhören, was sie wohl wünschte, war erstens zu widersinnig für jeden normalen Menschen und zweitens zu schwer für jedes normale Vorschulkind. Also, ich schrie jeweils noch verzweifelter, und jedesmal wenn sie weg war, hatte ich mehr Angst als beim ersten Mal.
    Mann, war ich froh, als ich mit 6 in die Schule kam.
    Denn ein Kind von der niemals mehr abzuholen, das gab es nicht, das hätte die “Frau Lehrerin” verhindert.

  • Johanna Weber- Gröf

    Hallo Herr Renz Polster,

    Dankbar bin ich ihnen sehr für ihr unermüdliches Aufklären. Als “Erzieherin” Frage ich mich schon lange wie viele angeblich gut ausgebildete Kolleginnen so mit Kindern umgehen dürfen. Mir begegnet oft der Vorwurf zu mütterlich zu sein.
    Durch die Geburt unseres Sohnes hat sich viel verändert. Er wird diesen November 6 Monate alt. Bindung und ein anderer Blick auf Babys und Kinder verändert viel.
    Mit Schrecken verfolge ich diese Dokumentation und ihre Auswirkungen.
    Aber mich darüber aufregen oder ihnen ein Lob aussprechen reicht mir nicht.
    Was kann man selber gegen die Ausstrahlung machen.
    Darüber denke ich viel nach. Natürlich ist die online Petition unterschrieben aber gibt es nicht noch andere Wege und was ist mit der Ausbildung der Erzieherin?
    Johanna

  • Veronika Rampold

    Ein Letztes. der antiliberale Propagandafilm “elternschule” , denn das ist er, hat sein Ziel leider bereits erreicht – indem in zig Besprechungen und “Filmrezensionen” auf kommerziellen Websites die falschen Anschuldigungen gegen eigenwillige, laut lebende oder laut leidende Kinder, sie seien hinterlistige Kontrollettis, wiederholt werden wie ein böses Mantra… dort widerspricht niemand… und löschen tuts auch keiner. Unsere Gegenargumente und unsere authentischen Erlebnisse mit solchen Fehlurteilen wird vielleicht in drei Jahren keiner mehr lesen, weil man danach suchen müßte. Den Quatsch auf den Filmwebsites aber werden immer wieder welche lesen, weil sie beim Suchen nachm nächsten Horrorschocker zum Abendvergnügen “zufällig” drauf stoßen. So siegt der Rückschritt: durch digitale Materialschlacht. Mir ist übel!

  • J.A:

    Sehr geehrter Herr Renz-Polster,

    danke für Ihren erhellenden, investigativen, analytischen und weitestgehend nüchternen Beitrag. Ich habe den Film nicht gesehen. Interessanter für mich ist, wie die Argumente verlaufen. Diese möchte ich analysieren. Ich bin also neutral, aber “bewaffnet”. 😉

    Ihre Kritik an der Wirkmächtigkeit des Trennungs-Trainings: erlernte Hilflosigkeit.

    4 Anfragen:
    1. der Vergleich mit Ratten und Hunden
    – Was ist der gemeinsame Punkt dieses Vergleichs? Ihre Antwort: “Welche andere Wahl haben die Kinder denn? Im menschlichen Programm zum Umgang mit Notsituationen stehen zwei Optionen zur Verfügung: Weglaufen oder kämpfen. Wenn aber beides nicht geht, greift das alte Säugetierprogramm: sich ducken, still werden, Energie sparen. Biologen nennen es Schutzstarre. Also: aus Not Ruhe geben.”
    – m.E. trennende Punkte:
    * den Ratten und Hunden wird scheinbar ohne Sinn und Zweck für die Tiere (auf Dauer erträglicher) Schmerz zugefügt – die Kinder erleiden Schmerz von innen heraus (sie erleben ein Gefühl in einer Situation als schmerzhaft und leidvoll), mit dem Sinn und Zweck, selbstständig zu werden (was selbstverständlich die Frage aufwirft, ob der Zeitpunkt für das Kind entwicklungspsychologisch günstig ist: diese Frage scheinen Sie mit Nein zu beantworten)
    * die Ratten und Hunde haben ganz offensichtlich keine Wahlmöglichkeit, weil egal, wohin sie gehen, sie Stromschläge abbekommen – das Kind hat unzählige Optionen zu lernen seine Gefühle in bestimmten Situationen zu erkennen und mit ihnen umzugehen (hier kommt erneut die entwicklungspsychologische Frage: wann und wie kann der nächste Schritt eingeleitet werden?)

    2. evolutionspsychologische Erklärung des Schreiens bei Alleinsein: “auf die Trennung von der bisher zuständigen und bewährten Schutzperson stand in der Menschheitsgeschichte oft genug die Höchststrafe – der Tod per Kralle nämlich. DAS ist der Grund, weshalb sich kleine Kinder so heftig gegen die „kalte“ Trennung, also das Alleingelassen-Werden ohne Schutzbezüge wehren.”
    – so wie es da steht, ist das keine kausale Erklärung, sondern eine hermeneutische Erläuterung (ich kann mit rudimentären Kenntnissen der Evolutionspsychologie zumindest vermuten, wie die Kausalkette versucht wird herzustellen: die wird aber sehr sehr lang)
    – diesen hermeneutische Rahmen ((Re-)Framing) verwenden Wissenschaftler, aber ist dieser alltagstauglich?
    – Sie schreiben dem Baby/Kind ein Wissen um Fressfeinde zu: woher weiß das Baby denn um die Gefahr, gefressen zu werden, wenn es allein ist?, was trauen sie dem Kind denn an dieser Stelle, also im Hinblick auf seine Kognitionen, entwicklungspsychologisch zu? (an einer anderen Stelle schreiben sie vom “Säugetierprogramm” [wohl als einem Element in dieser langen Kausalkette]; Sie bringen hier eine wissenschaftliche Theorie/Hermeneutik ins Spiel, mit der man sich gerne den Hauch von Wissenschaftlichkeit und Verifikation und Realität gibt, dem aber an vielen Stellen nicht genügt; ganz pragmatisch, alltagsrelevant gesehen: Was nützt es mir, das zu “wissen”, mich und andere so zu verstehen?)
    – man könnte erzieherisch sogar schlussfolgern: das Kind soll lernen nicht zu schreien, weil es ja keine Fressfeinde mehr gibt – dann hätten die Pädagogen in Gelsenkirchen ja sogar Recht
    – steht folgende Aussage nicht im Widerspruch zu dem oben Zitiertem: “das Toben führt auf die Dauer ja nur zu Erschöpfung und ruft Fressfeinde herbei”? ja, Toben ist was anderes als Schreien, aber Schreien ruft Fressfeinde auch sofort hervor, zumal in einer Umgebung, in der es keine Autos, Busse, Trams, Flugzeuge etc. gab, m.a.W. das Bild ist verführerisch, nimmt gefangen, wenn ich darin eintauche, aber wenn ich es mir von oben anschaue, sehe ich da keinerlei Gewinn

    3. die nicht nur kurz-, sondern auch langfristige Untersuchung von Wirkung und Nebenwirkug
    – bei Langzeitstudien würde mich deren Status im Hinblick auf Beweiskräftigkeit interessieren, also die Kriterien (Validität, Reliabilität etc.)
    – Erziehung ist immer auch geknüpft an Lebensstile, Menschenbild und Werte: wer möchte ich sein?, was möchte ich, der du sein wirst?

    4. Perspektive
    – Kinder schreien, um sich zu schützen bzw. hören auf zu schreien, um sich zu schützen: von Ihnen ganz ausdrücklich und transparent ausgewiesen als “Sicht der Kinder”, d.i. Individualperspektive
    – Langer sieht Kinder eher als Strategen: d.i. eine soziale Perspektie unter dem Vorzeichen des (nicht abgewerteten) Egoismus
    – die Elternperspektive ist ganz aus dem Blick: m.a.W. (wann und) wie lernt das Kind Empathie? (interessant für mich an diesem Punkt: nach dem, was ich gelesen habe, fanden betroffene Eltern das hilfreich)

    Mein Fazit: Wenn es um Erziehung geht, bedarf es einer bestimmten Aufklärung, nämlich darüber, dass Erziehung schon immer werteorientiert und zugleich eine Protowissenschaft (Vermutungen über/Kenntnis von Kausalitäten und wirkungsvollen Strategien) ist. Gleichzeitig bereitet die (proto-)wissenschaftliche Perspektive Probleme mit dem zeitgenössischen, demokratischen Menschenbild. M.a.W. was diese Diskussion anheizt ist der Glaube an die Wissenschaft, der Glaube daran, dass Fakten und Werte nichts miteinander zu tun hätten und der Glaube an ein bestimmtes Menschenbild. Weil das nicht reflektiert wird, kommt es zu vielen emotionalen Reaktionen oder – wie in Ihrem Fall – kontrastiven Auseinandersetzungen. Nur, Aufklärung geschieht nicht.

    Geeigneter für die Dokumentation wäre wohl, wie Therapie unterschiedlich umgesetzt und begründet wird. Das scheint in der Doku nicht der Fall zu sein. Wohl aus gutem, aber bedauerlichem Grund. Es gäbe vermutlich keine dermaßen öffentliche Auseinandersetzung damit. Die Empöung muss hervorgerufen werden. Aber lernt jemand etwas über sich, der sich empört, oder verhärtet man dadurch?

    • Herbert Renz-Polster

      @J.A.: Danke. Das sind viele Fragen…das schaffe ich jetzt nicht, da in die Tiefe zu gehen, wenn Sie die evolutionsbiologischen Grundlagen tiefer interessieren, so habe ich meine Sicht in “Kinder verstehen” dargelegt (z.B. Thema Schreien, Bindungssystem als Grundlage physiologischer und emotionaler Regulation), Empathieentwicklung und ihre Grundlagen dann v.a. in “Erziehung prägt Gesinnung”. Danke für den Kommentar! HRP

  • Daniel Manja

    Ich kann ihren Ausführungen nicht folgen. Es wird im Film darauf aufmerksam gemacht das man gewisse erlernte Verhalten wie eine Mathematische Formel betrachten kann. Ein Kind hat kaum die Möglichkeit diese Muster in der Situation der Trennung zu durchbrechen/sich aus der Formel raus zu nehmen. Die Ebene der Mäuseburg ist eine Möglichkeit in diesem Konzept/Einrichtung und der Kürze der Zeit diese Gleichung neu zu bewerten.

    Und eines zuletzt und das ist das schöne unserer Gesellschaft, jeder hat selbst die Wahl welcher Therapie er folgt und daher sind solche Ausführung wie Sie sie hier treffen in dem Prozess der Orientierung jener Eltern nur unnötiges Gift.

    • Herbert Renz-Polster

      Wollen Kinder Gleichungen bewerten? Sie wollen Muster erkennen, ja. Erfahren sie Geborgenheit, so verinnerlichen sie dieses Muster. Das finde ich schön.

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