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Beratungsfrage19. Dezember 2023

Mein Kind will nicht Pipi machen

Unsere Tochter ist fast 4 Jahre alt. Seit einiger Zeit passieren immer wieder Pipiunfälle, auch in der Kita. Ihr ist das total unangenehm und jetzt hält sie die Pipi oft an. Es kommt immer öfter vor, dass sie über 24 Stunden lang nicht pinkelt. Wir bieten ihr an, wieder eine Windel zu tragen, aber das möchte sie nicht. Wir versuchen den Druck rauszunehmen, und trotzdem scheint sie sich immer mehr anzuspannen und zu verkrampfen und schafft es nur noch selten, auf dem Klo oder Potti Pipi zu machen. Wir wollen sie nun einmal ärztlich untersuchen lassen, ich vermute aber, dass alles psychisch bedingt ist und sie einen Blasenkontrollzwang entwickelt.

Ja, das ist pipi-technisch ein heikles Alter, weil der Übergang zum Alles-selber-Können oft halt erst zu 95 oder 98 Prozent gemeistert ist … und das Kind dann bei besonderen Herausforderungen an seine Grenzen kommt.

Etwa in der Kita. Da sind die Abläufe anders, vielleicht auch das Spiel mit den anderen Kinder soooo super spannend, so dass man dann doch mal lieber hochhält – und das geht dann halt nur eine Weile gut und irgendwann in die Hose. Oder das Klo ist dem Kind ein bisschen fremd oder mit Angst besetzt, und das hat sich bei Kindern im gerade so im dritten bis fünften Lebensjahr schnell. Denn sie sind jetzt im „magischen Alter“, das heißt, dass sie sich rasch auch eine Welt zurechtlegen, in der Krabbeltiere, Geister oder sonstige Gefahren irgendwo versteckt sein könnten. Etwa im Klo.

Manchmal lauern aber auch zuhause Stress-Faktoren. Ein neues Geschwisterkind beispielsweise, Stress zwischen den Eltern, der sich auf das Kind überträgt, ein Umzug, und so weiter.

Gut, aber du willst wissen, was du tun kannst.

Die Abklärung organischer Ursachen ist immer eine gute Idee. Das beginnt damit, mal den Urin anzuschauen, ob vielleicht doch ein Harnwegsinfekt vorliegt. Aber bei dem wäre eher häufiges und schmerzhaftes Wasserlassen zu erwarten. Auch für eine organisch bedingte Blasenfunktionsstörung sehe ich keinen Hinweis. Medizinisch sollte aber auf jeden Fall auch eine chronische Verstopfung ausgeschlossen werden, denn die kann dazu führen, dass die Kinder die Blase nicht entleeren (sie halten sozusagen Stuhl und Urin zusammen hoch).

Bei eurem Fall vermute ich wie du, dass sich da eine Gewohnheit eingeschliffen hat, und dass dahinter ein Problem im Alltag (Kita oder Zuhause) oder auch seelischer Stress steht. Sie will es schaffen und kann es noch nicht so zuverlässig kontrollieren wie sie möchte – und verhält dann lieber (das können Kinder in dem Alter ganz gut). Interessant wäre in diesem Zusammenhang zu wissen, ob sie am Wochenende oder in den Ferien eher regelmäßig Pipi macht?

Die Lösung liegt, das deutest du ja auch schon an, in der Entspannung. Manchen Kindern hilft es, wenn ihr das Potti ins Wohnzimmer stellt. Oder auf dem Klo/Potti ein Buch zusammen lest. Probiert da verschiedene Dinge aus, damit sie besser loslassen kann.

Möglichkeiten um die Blase zu entspannen sind Wärmflasche und Bauchmassage, auch abführende Zäpfchen oder Mikroklistiere (wenn es hinten losgeht geht die Blase manchmal mit los). Vor allem aber warme entspannende Bäder, da kann man ja auch ein Ritual draus machen mit einem besonderen Badezusatz oder Duftöl und Geschichten dazu von der Pipi-Fee in ihrem Teich, in dem Kinder baden dürfen, damit sie leichter Pipi machen können etc pp… Vielleicht hat dein Kind eine Puppe, mit der ihr zusammen die “Pipi-Geschichte” verarbeiten könnt?

Wichtig auch rauszukriegen, wie das in der Kita so läuft, was dort möglicherweise der Hemmschuh ist. Da wäre ein Gespräch mit den ErzieherInnen ganz wichtig (Kinder erzählen das in diesem Alter eher nicht von sich aus). Und gut wäre dann auch mal das Klo gemeinsam zu besuchen, dann kriegst du vielleicht auch einen Eindruck, was da vielleicht ein Hindernis sein könnte. Gibt es Ersatzkleidung in der Kita und erinnern die ErzieherInnen deine Tochter immer wieder, aufs Klo zu gehen?

Und natürlich ganz wichtig: wenn mal was in die Hose geht – kein großes Ding draus machen. Für manche Kinder kann das ganz schlimm sein, wenn da ein Augenrollen oder Seufzer der Erwachsenen kommt. Sie möchte ja selber so unglaublich gerne trocken werden und ‚groß‘ sein!

Alles Gute!

"Mit Herz und Klarheit – Wie Erziehung heute gelingt und was eine gute Kindheit ausmacht" ist soeben erschienen. Dieses Buch ist ein Wegweiser für eine erfüllende und gelingende bedürfnisorientierte Familienzeit.
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3 Kommentare

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  • Jale

    Sooooo fundiert und immer so ein menschenfreundlicher Blick aufs Kind !!
    Vielen Dank!!!

  • Kati

    Lieber Herr Renz-Polster,

    Ich muss Ihnen unbedingt meine aufrichtige Dankbarkeit zum Ausdruck bringen, da ich Ihre unaufgeregten Lösungsvorschläge und Ihre einfühlsame Art im Umgang mit Kindern sehr schätze.

    Als Elternteil habe ich oft das Gefühl, dass unsere Gesellschaft manchmal den liebevollen Blick auf Kinder verliert und ihre Bedürfnisse und Emotionen nicht immer angemessen berücksichtigt. Daher bin ich umso glücklicher, dass wir jemanden wie Sie in unserer Gemeinschaft haben, der sich für das Wohlergehen unserer Kleinen einsetzt und ihnen eine Stimme verleiht.
    Sie haben die Fähigkeit, die kleinen Dinge zu erkennen und die Menschen um Sie herum zu ermutigen, einen liebevolleren Blick auf Kinder zu haben.
    Vielen Dank, dass Sie sich leidenschaftlich für das Wohl unserer Kinder einsetzen.

    Liebe Grüße Kati von LiebevollGrossWerden

  • Regina G.

    Kleine Nachfrage zum Text: Wie viel erinnern durch Kitafachkräfte ist entwicklungsförderlich? Ab wann erlebt das Kind zusätzlichen Stress durch gut gemeintes Nachfragen? Die allseitige und immer währende Fokussierung zu hause und in der Kita auf diesen einzigen Aspekt der kindlichen Persönlichkeit muss sicherlich vermieden werden, damit sich das Kind psychisch stabil entwickeln kann. Kindheit ist mehr als Blasentraining. Ich wünsche den Eltern Nervenstärke und ein glückliches Kind.