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Kommentar9. Februar 2023

Bedürfnisorientiert – haben wir da etwas vergessen?

Ich beschäftige mich schon eine Weile mit dem kindlichen Spiel, also vor allem natürlich der Frage, welche Rolle es in der kindlichen Entwicklung spielt. Und natürlich auch mit der Rolle des Spielens draußen, bzw. generell in unstrukturierten Umwelten (das ist Thema meines Buches „Wie Kinder heute wachsen“, das ich letztes Jahr neu bearbeitet habe).

Und jetzt bin ich bei einer Recherche auf die Doku “Die Macht des Spiels” gestoßen, der noch bis 24.2.2023 in der Mediathek bei Arte steht (Nachtrag Dez 2023: man findet den Film auch auf youtube). Und irgendwie bringt der alles noch einmal auf den Punkt. Ich wünschte mir, alle Eltern könnten diesen Film sehen.

Er geht genau dieser Frage nach: Wozu spielen Kinder? Was bedeutet das Spiel für sie? Und die Antwort ist – finde ich – dramatisch: Ohne Spiel, ohne *intensives* Spiel, ohne *freies* Spiel sind die Kinder aufgeschmissen. Spiel, bei dem die Kinder wieder über die Stöckchen der Erwachsenen springen müssen? Unergiebig. Spiel, bei dem keine Risiken eingegangen werden dürfen? Ein Witz.

Der Film hat mich nachdenklich gemacht. Das ist ganz gut, weil ich gerade ein Buch zum Thema „Erziehung“ schreibe, und ja, da kommt auch die Frage des Spiels drin vor. Im Grunde zusammengeschnürt mit einer anderen Frage: Haben wir das Thema Kinderspiel, echtes Kinderspiel, vielleicht zu wenig beachtet? Es vielleicht vor lauter Begeisterung für andere wichtige Themen auf die hintere Bank verdrängt? Denn man kann die Debatten in der bedürfnisorientierten Szene schon ziemlich gut so zusammenfassen: sie drehen sich meist – und oft fast ausschliesslich – um das Thema unserer Beziehungen, die wir mit den Kindern haben. Erziehung = Beziehung. Klar.

Und ja, welche Fortschritte wir da gemacht haben, wie viel Land wir gewonnen haben! Wir stehen in Deutschland heute in unseren Beziehungen mit unseren Kindern so viel besser da als früher, wir gehen weniger verletzend und ermutigender mit den Kindern um. Dafür sollten wir uns feiern und auf diesem Weg weiter gehen. Nur: Kinder brauchen auch Raum, Zeit und Gelegenheit, um die „wilde Blume der Kindheit“ blühen zu lassen, also sich zu ermächtigen, die Welt zu entdecken, ja, zu er-spielen. Und da scheint mir vieles im Argen zu liegen (wenn ihr den Film angeschaut habt, werdet ihr für dieses „im Argen“ ein Gefühl haben – kein Gutes, das kann ich verprechen).

Deshalb noch mal zum Spiel und der kindlichen Entwicklung, und wo wir da stehen. Ich habe das Gefühl, dass wir hier Land verloren haben. Die Kinder haben weniger „eigene“ Entdeckungsräume, ihr Spielraum ist geschrumpft, ihr Spiel ist ärmer. Um mich selber zu zitieren:

„Unsere Kinder profitieren heute von besseren Beziehungen, weniger Ausgrenzung, eine bessere Behandlung durch die Erwachsenen, um die die frühere Kinder sie beneidet hätten. Aber sie leben oft genug eben auch verplante, lauwarme Kindheiten, zu denen frühere Kinder nur das gesagt hätten: ohne mich.“

Davon bin ich felsenfest überzeugt. Ich bin auch davon überzeugt, dass das Spielen im virtuellen Raum kein Ersatz ist, und wer wissen will warum, dem empfehle ich – wieder – diesen Film als ersten Eindruck. Wir diskutieren immer ob „die Medien“ für Kinder gut oder schlecht sind, ob sie für einen Knick in den Synapsen sorgen, so in die Richtung. Aus der Perspektive der kindlichen Entwicklung ist das nicht der Punkt. Virtuelle Medien sind wunderbar und wenn Kinder das Glück haben in einem beziehungsvollen familiären Miteinander aufzuwachsen machen sie Kinder weder dumm noch gemein (nur mit dem Dick-werden ist es ein bisschen komplizierter, eine sitzend verbrachte Kindheit ist nun einmal körperlich betrachtet ein Unding – und sei der Zweck des Sitzens noch so unbedenklich). Also: Wir dürfen als Eltern zu den virtuellen Spielwelten Ja sagen, eindeutig. Nur dabei eines nicht vergessen: es braucht wie bei allem Maß und Ziel. Denn die Kinder haben damit ein „Spielzeug“ in der Hand, das ab einer gewissen Schwelle in Konkurrenz tritt zu ihrem angestammten Recht auf freies Spiel. Ein Recht, das sie für nichts weniger brauchen als dafür

  • ihre Entwicklungsängste einzuhegen
  • mutig und widerstandsfähig zu werden
  • ihren Körper und ihre Sinne zu „besitzen“ und zu schulen
  • ihre Impulse zu kontrollieren und kreativ zu werden
  • Selbstvertrauen zu entwickeln
  • und und und.

Der erschütterndste Satz in diesem Film ist für mich der:

the opposite of play isn´t work – it´s depression.

Das Gegenteil von Spiel ist nicht Arbeit – es ist Depression.

Und wenn ich an die Krise der seelischen Erkrankungen unter Kindern denke, die wir in den Industriegesellschaften erleben – die übrigens nicht erst in der Pandemie begann, sondern schon in der Dekade davor (dazu demnächst ein Blogbeitrag) – dann muss ich wieder an diesen Satz denken: Das Gegenteil von Spiel ist nicht Arbeit – es ist Depression. Die Folge einer um das Spiel betrogenen Kindheit – ist ein freudloses Erwachsenenleben.

Und Angst. Alle hoch entwickelten Tiere, die in ihrer Kindheit vom Spielen abgehalten werden, entwickeln sich zu ängstlichen, sozial unbeholfenen Erwachsenen. Ihnen fehlt schlichtweg ein wichtiger Baustein in ihrer Entwicklung.

Von der körperlichen Entwicklung ganz zu schweigen. Echtes Spielen ist (sehr häufig und regelmäßig) mit Körpereinsatz verbunden, mit sich verausgaben, sich stärken – auf vielen Ebenen. Wie sollen Kinder körperlich geschickt werden, körperlich gesund werden auch, wenn sie zu wenig spielen? Und zwar so spielen, wie Kinder nach ihrem angestammten Programm spielen – viel in der nicht umsonst „frei“ genannten Natur? Viel nach selbst gesetzten Zielen?

Apropos Körper. Vor wenigen Wochen erschien in der Fachzeitschrift Diabetes Care eine Projektion der Entwicklung der Erkrankungszahlen für kindlichen Diabetes in den USA. Die Zusammenfassung:

“The incidence of type 2 diabetes in youth could rise by nearly 700% by 2060 if recent trends for the disease continue.”

Typ-2-Diabetes könnte bei den Kindern bis zum Jahr 2060 um fast 700% zunehmen.

Nein, Deutschland ist nicht Amerika. Aber auch wir folgen diesem Trend.

Deshalb will hier ganz klar sein. Wir reden viel von den Kinderrechten, und wollen sie sogar ins Grundgesetz aufnehmen. Ich bin nicht dagegen, aber ich bin skeptisch. Ganz einfach, weil ich den Erwachsenen nicht traue, dass sie in ihrer Mehrheit wissen, was gut für Kinder ist. Aber das nur nebenbei. Wenn sie es täten, darauf kommt es mir an, dann würden sie ein Recht der Kinder auf freies Spiel ins Grundgesetz schreiben. Als unverbrüchliches Kinderrecht. Ich würde dessen Missachtung scharf ahnden. Ich würde auch das Recht der Kinder auf eine spieltaugliche Umwelt dort reinschreiben. Und ich würde die Kommunen verpflichten, entsprechende Umwelten vorzuhalten, Spielflächen, Kinderwildnis.

Ich weiss aber auch, dass diese Gedanken letzten Endes nur von einer kleinen Minderheit ernsthaft verfolgt würde und wird. Die Mehrheit wird denen auf den Leim gehen, die wieder das nächste Erwachsenending für die Kinder ausrufen – ein neues „Haus der kleinen Forscher“ vielleicht, oder ein Programm, um den Kindern „Nachhaltigkeit“ beizubringen. Was immer das für kleine Kinder ist. Oder die „smarte Kita“. Allen Ernstes. Und Sprachförderung natürlich – und dies sicherlich ohne Blick auf das schiere Wunder, wie effektiv Kinder im Spiel untereinander sprachlich lernen. Jedenfalls etwas, für das man „Fördermittel“ bekommt. Und das man dann auch abprüfen und benoten kann.

Und wenn die Kommunen eine Kinderwildnis eingerichtet haben – wie viele Eltern wären startklar? Ich weiss es nicht, aber ich weiss, dass viele eher die Hausaufgaben priorisieren würden. Und sie haben gute Gründe dafür. Die nächste Klassenarbeit etwa, die darf nicht verhauen werden, weil sonst der „Übertritt“ in Gefahr ist. Oder die korrekt darauf hinweisen, dass die Parallelklasse in Mathe schon bei Aufgabe 18A ist.

Ich meine das nicht sarkastisch, sondern verstehe das. Solange der Rahmen Druck auf die Eltern ausübt – wohin sollen sie denn ausweichen? Alles hängt mit allem zusammen. Wenn die Kinder kaum verfügbare freie Zeit haben, wird die Suche nach dem freien Spiel müßig. Wenn es in den Einrichtungen nur darum geht, einen von Staub durchdrungenen Lehrplan abzuarbeiten und dabei die „Guten“ von den (angeblich) „Schlechten“ zu trennen, dann wird da kein Platz sein um zu spielen. Auch im Hort nicht, denn da müssen die Hausaufgaben gemacht werden. Und freies Spiel stellt dienstaufsichtsrechtliche Probleme.

Ich kann dazu nur das sagen: Keines dieser Probleme wäre unüberwindbar.

Wenn wir wirklich wüssten, was wir unseren Kindern vorenthalten.

Dieser Beitrag beruht auf dem Buch des Kinderarztes und Wissenschaftlers Dr. Herbert Renz-Polster: „Wie Kinder heute wachsen. Natur als Entwicklungsraum - ein neuer Blick auf das kindliche Lernen, Denken und Fühlen" (zusammen mit Prof. Gerald Hüther). Es beschreibt, wie und warum die Natur die Kinder in ihrer Entwicklung fördert und unterstützt.
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23 Kommentare

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  • Joseph Kuhn

    “Spielen” hat viel damit zu tun, nicht fremden Zielen folgen zu müssen und sich daran messen zu lassen.
    Anders formuliert: Spielerisch etwas lernen zu sollen (z.B. in pädagogisierten Spielumgebungen) ist nicht dasselbe wie im Spiel eigene Ziele und Absichten zu entwickeln und auszuprobieren. Das geht in “unstrukturierten Umwelten” oft leichter.
    Zum kindlichen Spiel gibt es Nachdenkenswertes auch in dem (an manchen Stellen in die Jahre gekommenen) Büchlein “Über den Umgang mit Kindern” der kürzlich verstorbenen Psychologin Gisela Ulmann.

  • Daniela Schramm

    Lieber Herbert, danke dir für deinen wertvollen Beitrag – ich mag deinen Blick auf die Welt der Kinder und deren Bedürfnisse von allen am meisten 🙂 Ich stelle genau wie du auch fest (und viele andere Redner in diesen Film) dass Eltern heute entweder gar keinen Blick mehr für die Kinder haben oder einen völlig falschen und absolut einengenden Fokus, weil Sie “vorbereitet” werden müssen, auf das rauhe und fordernde Klima dort draußen. Wir brauchen aber keine gezüchteten und manipulierten Forscher, sondern soziale und kreative Köpfe in unserer Gesellschaft, die wirklich auch unter ihresgleichen lernen zu sein und zu bestehen – so wie es auch noch in meiner Kindheit war. Leider musste auch ich schon bei meinem ersten Kind vor über 10 Jahren feststellen – dass kaum noch draußen alleine gespielt wird und sich das Leben abspielt in organisierten Turnvereinen und Musikschulen oder dann doch vor der Playstation oder dem Handy. Es ist gruselig – aber wir müssen dringend und nachhaltig etwas dagegen tun. Ich habe große Bedenken vor der Menschlichkeit dieser Gesellschaft, die sich aus diesem Alltag der Kleinen entwickelt…danke für diesen tollen Beitrag, einmal wieder.

  • Martina Unger

    Ein toller Artikel, der zum Nachdenken anregt. Gerade vor dem Hintergrund, dass Betreuungszeiten in Krippe, Kindergarten und Ganztagesschule massiv ausgebaut werden. Dabei ist Zeit doch eine Voraussetzung für das Freispiel. Den Kindern Freiräume geben und sie in Ruhe und unbeaufsichtigt spielen lassen gehört auch dazu. Spätestens mit der Wildnis und einer Umgebung abseits von Spielplätzen wird es schwierig finde ich.
    Was kann man konkret machen? Ein paar Tipps für den Alltag werden hilfreich.
    Vielen Dank für den Artikel!

    • LH

      Wenn man bei der Suche nach dem richtigen Kindergarten- oder Krippenplatz auch darauf achtet, welcher Raum den Kindern zum freien Spielen gelassen wird, dann kann gerade die viel gescholtene “Fremdbetreuung” ein Ort für die Kinder sein, an dem sie ihr freies Spiel voll ausleben können. So erlebe ich es bei meinen Kindern.
      Beim Lesen des Artikels habe ich reflektiert, wo unsere Kinder am meisten mit anderen Kindern zusammen in Gemeinschaft frei spielen. Dafür ist in Krippe und Kindergarten und selbst in der Ganztagsschule viel Raum zur Verfügung und das ist dort auch ganz bewusst im pädagogischen Konzept. Das Spiel ohne ständiges Dabeisein einer Erzieherin, also das Erlernen sozialer Regeln ohne Zutun durch Erwachsene, gehört in diesen Einrichtungen auch zum Konzept.
      “Fremdbetreuung” als Beschneidung der Spielzeit oder überhaupt der Zeit für die Kinder zu monieren, ist also nicht immer zutreffend. Bei uns zumindest ist das Gegenteil der Fall und wir sind froh, dass sich die Kinder gerade dort so entfalten können.

      • Johannes

        Bei uns kann die Kita auch kein anderes “Konzept” als freies Spiel anbieten. Denn die Erzieher sind damit beschäftigt zu wickeln oder zu trösten und die paar “schwierigen” Kinder zu betreuen die eigentlich 1-zu-1 Betreuung brauchen. Die anderen Kinder machen halt dann Freispiel, oder stehen verloren in der Ecke rum, wenn sie das noch nicht so gut können.
        Aber damit sich Freispiel entwickeln kann, müssen sich die Kinder geborgen und aufgehoben fühlen, ansonsten ist da zu viel Anspannung/Stress und dann klappt auch freies Spiel nicht. So sehe ich auch die Ideale Kita: Sich darum kümmern dass die Kinder geborgen sind und somit die Voraussetzung schaffen damit sich Freispiel entwickeln kann.

  • Luisa

    In einer süddeutschen Großstadt in der Innenstadt wohnend fällt es mir jetzt so richtig auf, dass es keine wirkliche Möglichkeit gibt, das Kindergartenkind (halb-)unbeaufsichtigt spielen zu lassen: Im Hinterhof fahren jede Menge Autos (Mob. Pflegedienst + Tiefgarage für Berufstätige), vorne die Straße, kein grüner Fleck im Umkreis von 600m, auf dem Weg zum Grün mehrere mehrspurige Straßen. Nur Asphalt und Autos, Autos, Autos. Im Kleinkindalter fand ich die Möglichkeiten mit Park, Spielplatz noch ok, aber jetzt merke ich, wie einschränkend die äußeren Umstände ggü. dem Freiheitsdrang des Kindergartenkindes sind. Es spielen auch keine anderen Kinder alleine draußen. Es ist sehr anonym in der Nachbarschaft. Zum Glück dürfen sie im (eingezäunten) Garten des Kindergartens ab und zu in kleinen Gruppen “ohne Aufsicht” sein und genießen es sehr. Wir werden mittelfristig hier wegziehen, denn ich sehe, was an Entfaltungsraum fehlt (+ andere Gründe).

    • Laura

      genau das ist mir auch aufgefallen ständig dieses Nein, und die Suche nach einem Platz zum Spielen ohne Nein

      ich werde den Druck der Schule nicht übernehmen, wenn die Kinder eben nur 4 er im Zeugnis haben wen juckt das? kein Mensch hat sich für meine Zeugnisse interessiert ganz ehrlich…

      Wir haben früher jeden Nachmittag draußen mit anderen Kids gespielt, das fehlt mir so sehr für unsere Kinder, einfach weil alle anderen bis 17 Uhr in irgendeiner Betreuung sind, das ist echt traurig 😢

      • Karin

        Das Traurige ist: Dazu bedarf es nicht mal der Großstadt. Unser Sohn ist 10 und leider Einzelkind. Um mit anderen Kindern seine Umwelt zu erleben, müsste er seine Freunde treffen. Aber obwohl hier nun wirklich nicht groß Straßen sind, dafür aber viel Feld, ein Bach, “wilde” dichte Gebüsch etc., ging das in seiner gesamten Kiga-Zeit eigentlich nur, wenn ein Erwachsener mitkam und aufpasste. Höchsten in unserer Spielstraße durften die anderen auch mal unbeaufsichtigt. Die schönste Zeit mit relativ freiem gemeinsamem Spiel hatten die Kinder tatsächlich im Kiga, wo ihnen viel Zeit im tollen Garten mit unbeaufsichtigt Ecken ermöglicht wurde, während eien Erzieherin “nur rumsaß” und für alle Fälle zur Verfügung stand. Deshalb hatte der Kiga auch bei vielen Eltern einen schlechten Ruf, denen wurden die Kinder zu wenig in ihrer Entwiklung angeregt durch Malen, Basteln mit vorgegebenen Themen etc., und die Erzieherinnen machten sich deren Meinung nach einen lauen Lenz. Ich selber war dem Kiga dankbar, dass unser Sohn dort freie Zeit mit anderen Kindern verbringen konnte, denn außerhalb des Kigas ging das ja nicht. Deshalb ließen wir ihn auch an den meisten Tagen bis zum Schluß dort, obwohl es zeittechnisch nicht notwendig gewesen wäre. Holte ich ihn mal aus irgendeinem Grund früher ab, war ih das gar nicht recht.

        Aber was freute ich mich auf die Zeit, wenn der Junge zur Schule gehen würde und die die Kinder draußen würden herumlaufen dürfen! Ich hätte es besser wissen müssen, denn ich hatte all die Jahre nicht sehr viele Kinder draußen im Feld, wo ich täglich mit dem Hund unterwegs war, gesehen. Und so war es auch tu Grundschulzeit unseres Kindes: Die Kinder waren in der Betreuung, danach dann noch Hausaufgaben, Lernen, Hobby. Am Ende lief es darauf hinaus, dass wir unseren Sohn auch hier wieder bis zum Schluss in der Betreuung ließen, da konnten sie wenigstens auf dem Schulgelände und auf dem angrenzenden Spielplatz weitestgehend unbeaufsichtigt zusammen rumtoben.

        Na ja, bis Corona kam…

        Und nun ist er auf den Gymnasium und es ist wieder niemand da, mit dem er draußen rumtoben kann. Und es ist schwer, Computerspiele nur eine begrenzte Zeit zu erlauben, denn DORT trifft er seine Freunde, kann mit ihnen spielen. Nicht draußen, da ist ja niemand, Mama.

        Ich erinnere noch mal: Wir leben auf dem Dorf.

        • Ann

          Wie schlimm! Ich selbst habe keine Kinder, fühle aber sehr mit. Ich lebe in einer größeren Stadt, am Stadtrand – hinter mir kommen gleich Felder, Weinberge, Wald und ein schöner Bach. Ich habe noch kein einziges Mal Kinder spielen sehen. Auch ist mir noch nie eines über den Weg gelaufen! Nur zu Corona sah ich dann ab und zu ein Kind, das meinen Weg kreuzte – es war so schön! Und alle grüßten und sahen glücklich aus! Das gibt mir seit dem noch mehr zu denken. Hätte ich früher so eine durchgeplante Kindheit gehabt, ich wäre eingegangen. Das schönste war doch, alleine oder mit Freunden und Nachbarskinder die Welt zu erkunden und zu erobern. Ich bin auf dem Land groß geworden, hatte eine weniger schöne Kindheit und das einzige, was mir gut denkt, waren die Stunden im Freien, mit anderen Kindern beim Spielen. Mich deprimiert die Entwicklung, obwohl ich selbst keine Kinder habe. Es könnte für alle Beteiligten so viel einfacher sein, wenn wir alle wieder mehr Mensch werden würden und die wahren Bedürfnissen wieder benennen, ausdrücken und leben könnten. Das wäre ein schöner Ausgleich, auch für uns Erwachsene im oft harten Arbeitsalltag.

    • Lenina

      Das ist einer der Hauptpunkte wesewegen wir in unserer zu kleinen Wohnung aushalten: das gibt es hier: Kinder, Kinder, die draussen spielen, klingeln kommen.
      Jeden Tag. K1 ist 7 und teilweise 4h verschwunden. Gleich hinterm Haus ist ein Spielplatz, Wohngebiet mit wenig Autos, über die Brücke gleich noch mehr Spielplätzen.
      Vir der Tür ein breiter Weg, auf dem K2 (4) seit letztem Jahr allein mit Bruder raus darf. Jetzt auch auf den Spielplatz.
      Nebenan die gleiche Geschwisterkonstelkation. Sie spielen in den Büschen hinterm Garten (feuerwehrrettungszone, unbebaut).

      Zögern wir hier weg, hat jeder ein Zimmer,aber diese Umgebung nicht mehr.

  • Andreas Schönefeld

    Ja, sehr gut! Das Recht auf riskante Spiele!
    Danke, Herr Renz-Polster.
    In Ihrem Buch “Wie Kinder heute wachsen” gibt es den Abschnitt “Der Stoff des Lebens”. Diese Seite 230 ist nicht zu toppen. Seit über zehn Jahren gebe ich Fortbildungen zu den Themen Kinderrechte, Partizipation (http://andreas-schoenefeld.de/). In jeder Fortbildung lese ich diese Seite vor: “… Wir haben das die Quellen der Entwicklung genannt, und sie haben eins gemeinsam: Kinder stoßen auf sie überall dort, wo sie in unstrukturierten Umwelten selbstorganisiert spielen und Entdeckungen machen können. … Kein Wunder, dass Kinder diesen Erfahrungsraum suchen. Dass sie ihn mit jeder Faser ihres Körpers und ihres Herzens anpeilen.”
    Und die Eltern müssen jetzt selbst wieder spielen lernen. Kribbelig, “gruselig lustig”, soll es sein, wie es die Kinder aus der norwegischen Waldkita benannten.
    Dafür habe ich jetzt mit meiner Kollegin Corinna Thiesen “Wolf und Waldkauz gGmbH” gegründet. Eine Wildnisschule für alle Generationen, damit wir uns wieder “einwalden” können.
    Siehe hier: https://wildnisschule-wolfundwaldkauz.de/

  • Franziska G.

    neben den – in den Augen vieler „üblichen Verdächtigen“ sehe ich diesen Sachverhalt auch besonders in der beziehungsorientierten Blase. Da wird vom Barfußschuh über den rückwärtsgerichteten Kindersitz, hin zur perfekten Ernährungsweise akribisch an „allen Stellen geschraubt“ und erbitterte Diskussionen im Netz geführt. Das kind ängstlichst beobachtet und Jedes markige Charaktermerkmal sofort als neurodivergent klassifiziert. Freies Spiel natürlich, aber nicht um den Selbstzweck des Spielens und einfach seins, sondern um
    Noch ein perfektes Parameter mehr in der Planzahl Projekt Kind zu erfüllen. Denn das sind Die Kinder vielmals in bestimmten Kreisen: ein weiteres ehrgeiziges Projekt. Und das ist eben diese Kindheit lau. Das Kind einfach sein lassen, es als eigenständige Person zu akzeptieren , eigene kleine Abenteuer, nicht unter dem Begriff Microabenteuer geführt. All dies kennen viele dieser Kinder leider gar nicht.

  • Wolfsmama

    Wie heißt denn dieser Film?
    Wir haben das Glück in Stuttgart zu wohnen. In unserem Bezirk haben wir eine Kita mit großem Garten nebenan, wo Freiburg wild gespielt, gewerkelt, draußen gemalt usw werden darf. Tolle matschküche mit freiem wasserzugang für die Kids inklusive. Der Wald ist 10 kindergehminuten entfernt und man kann laaaange strecken durch diesen laufen und erkunden. 3 recht gute Spielplätze wo man bis auf einen unbeaufsichtigt lassen kann in näherer Umgebung (bei dem einen muss nur das Tor im Auge behalten werden, weil direkt danach die Straße ist). Und trotzdem sehe ich ständig, wie Eltern den Kids sagen „pass da auf/mach das nicht du fällst sonst runter/da darfst du nicht rauf du bist zu klein/nein die Schuhe werden angelassen (im Hochsommer)…und werde dann komisch angeschaut, wenn ich sag: magst barfuß? Wenn du Hilfe brauchst, sag Bescheid, ich bin da drüben. Und sie dann machen lasse. Mein Mann bekommt öfters einen Herzinfarkt. Er ist Fraktion „du tust dir was“…ich sag: nicht hinsehen, nur trösten. Aber leider werden die Möglichkeiten trotzdem immer spärlicher. Aber so lange wir noch den nicht gerichteten Hof der Spedition im Industriegebiet oben haben, heißt es bei regen nach der Kita: matschsachen an, wir gehen Pfützen springen! Wir sind übrigens die einzigen die da im Regen uns tummeln und nachher pitschnass nach Hause kommen und mit warmen Tee aufwärmen…es will selten jemand mit und die anderen Mamas stehen nur daneben anstatt selbst rein zu springen und zu spritzen…und auch im Wald findet man andere Kinder nur auf dem Waldspielplatz…

    • Andreas Schönefeld

      Tja, das kenne ich auch: nur auf dem Waldspielplatz. Das ist so erschreckend und traurig. das Thema lässt mich gerade nicht los, daher melde ich mich noch einmal.
      In Berlin, im Plänterwald gibt es auch das Bild des Waldspielplatzes, aber manchmal streifen Kitagruppen auch durchs Gebüsch und suchen sich versteckte Plätze.
      Ich war dort selbst in diesem schönen Berliner Stadtwald, jeden Tag mit einer Kitagruppe.
      Über den Zauber und die Wunder, die Berührung der Kinder und meine eigene habe ich in einem Blog-Beitrag geschrieben.
      Großartig die letzte Geschichte, die ich dort erzähle. Eine Junge spielt seit einer Stunde mit großen Stöckern, größer als er selbst. Hält innen, äußert für sich eine Erkenntnis “ich bin mächtig”. Hält noch einmal inne, streckt sich und versichert “wirklich”.
      http://andreas-schoenefeld.de/wp-content/uploads/2020/12/Zuhause-im-Wald.-Was-passiert-eigentlich-in-einer-Waldgruppe.pdf

  • Moira

    Der Beitrag ist mir zu unscharf. Wie soll denn das freie Spiel in der Natur in der Großstadt ablaufen? Ist ein Spielplatz ungeeignet, weil zu wenig naturbelassen? Ist es für das Kind wirklich wichtig, ob Baumstamm oder Wippe? Oder sehen nur wir Erwachsenen den Unterschied zwischen Natur und Künstlich (Wippe)? Warum unbeaufsichtigt? “Darf” ich auch nicht in der Nähe meiner Kleinkinder sein, ohne zu interagieren?

  • Ingrid Löbner

    Lieber Herbert,
    einmal mehr – einfach nur klasse, was Du schreibst.
    Mich wundert schon sehr lange, dass es so wenigen Erwachsenen auffällt, dass die Kinder viel weniger frei (ohne Aufsicht), untereinander und draußen spielen – und die Erwachsenen gar nicht bemerken, was den Kindern da langsam, aber stetig geraubt wurde. Auf die Frage an Erwachsene, wann sie besonders glücklich waren als Kind, sagen mir (bei Elternabenden, Fortbildungen) sehr sehr vele: “Wenn wir draußen unterwegs waren, nur unter Kindern, und am besten war es immer, wenn keiner wusste, wo wir waren; wir hatten `Lägerle`und klasse Verstecke; und man musste halt abends zum Essen zurück zu Hause sein; aber das war einfach nur schön.”
    Wir haben den Kindern die Freiräume für solche Kinder-Spielräume genommen, ebenso alle freie, unverplante Zeit, dazu die Umgebung, die solches echte Spielen zuließe. Ich sehe fast nur noch Kinder, die von morgens bis abends betreut und /oder verplant sind. Warum treten so wenige Erwachsenen für die Rechte ein, die sie selbst einst hatten und genossen? Eltern – tretet fürs Glücklichsein eurer Kinder ein und erinnert euch daran, was euch einst glücklich machte. Wie wäre das? Und genau, ich kann Deinen Worten, Herbert, nur zustimmen, diese Rechte wären die elementarsten Rechte für Kinderrechte im Grundgesetz! Und ich bin ebenfalls höchst skeptisch, was Erwachsene stattdessen vorhaben zu formulieren.
    Ich denke auch, wenn es um Kinderrechte geht, dann MUSS es an erster Stelle darum gehen, dass Kinder ein Recht auf freie Bewegung unter Kindern und auf eine Umgebung haben, in der sie nicht nur rutschen und klettern können (auf diesen, auch wieder bestens durchgeplanten Spielplätze…uff…), sondern eine gewisse Brache, Wildnis, in der man wirklich spielen kann, in der man Geschichten inszenieren und zusammen erleben kann. In Tübingen ist es uns gelungen, so ein Gelände (in einem Neubaugebiet) auszuhandeln und `anzulegen`, aber es war erstmal ein harter Weg dorthin, denn so viele Erwachsene haben vergessen, wie sie einst spielten; dazu kommen dann noch erwachsene Planer, die absurder Weise in der Gefahr sind, alle Wildnis wieder wegzuplanen, um ein architektonisch `schönes`, grafisches Gelände anzulegen. Am besten und sofort verstand es, bei unserem Weg der Umsetzung , der Baggerführer, der das Gelände modeliieren sollte, was wir (wir waren zwei Frauen, die sich dafür einsetzten) für die Kinder wirklich wollten. Er half uns im Rahmen seiner Möglichkeiten bestens und ganz ausgezeichnet! Hätten wir mit ihm, der Menge zu bewegender Erde und den Kindern des angrenzenden Wohnviertels einfach drauflosarbeiten dürfen, es wäre für die Kinder der allergrößte Spaß gewesen.
    Ich hoffe und wünsche mir, dass weitere Erwachsene in anderen Städten sich auch dafür einsetzen, dass es da und dort eine `Kinderwildnis` gibt – ohne Bänke für Erwachsene, also ohne deren Aufsicht! Wir vom Bündnis für Familie in Tübingen hatten die Idee vom BUND Bremen (danke nochmal, euch Engagierten dort!!) und wir wünschen uns vor allem eines: Dass es in vielen Städten nachgemacht wird, dass Umgebung bei Wohngebieten so `geplant` und wilder gestaltet wird, dass es Kinder zu Kindern nach draußen zieht und sie zusammen echt ins Spielen kommen, weil es draußen was zu erleben gibt .Am besten für Kinder wäre es etwa so, dass sie lediglich wissen, wo es im Notfall eine erwachsene Person gibt, falls Kinder ein Pflaster brauchen, oder mehr Utensilien fürs Spielen (Schnüre, Decken, Bretter, Töpfe, Becher, etc. etc. für das Lager, das eingrichtet werden soll usw ..) oder Kakao und Butterbrot, wenn der Magen knurrt. Das wäre super!
    Oft (auch das haben wir in Tübingen `bewiesen`) wäre ein erster, aber sehr wirkungsvoller Anfang gemacht, wenn man da und dort in einem Wohnviertel einen großen Haufen Sand hinschüttete (kostet übrigens einen minimalen Bruchteil eines modernen, teuer geplanten Spielplatzes) – der schnell eintretende Effekt ist: Schon zieht es die Kinder ins Freie und sie bauen und buddeln und sind lange unter Kindern, treffen endlich wieder dei Kinder, die ringsum wohnen. Der Haufen muss lediglich groß genug sein, so dass man auch wirklich richtig buddeln und was bauen kann.
    Eltern – wagt was, setzt euch bei euren Städten ein, damit die Kinder draußen sich untereinander finden und in freierem Gelände ins echte Spielen finden – ihr seht eure Kinder nicht vor dem Abendessen, sie strahlen mehr und ihr müsst sie weder beschäftigen noch von A nach B zu Kursen fahren. Wer Anregungen braucht, kann sich an uns, an die Unter-AG “Freiräume für Kinder” des Bündnis für Familie in Tübingen wenden. Wir freuen uns auf alle Nachahmer; lasst die Kinder wieder frei, lasst sie raus und lasst eine Umgebung zu, die zum verweilenden Spielen einlädt. Nur Mut! Der Sommer kommt – getraut euch was, ihr Eltern,tretet für mehr freie Zeit und weniger verplante Umgebung ein, eure Kinder werden schlicht froh sein.
    Für erste Schritte, man darf sich bei uns Anregungen holen: “AG Freiräume für Kinder” im `Bündnis für Familie Tüibingen, Ingrid Löbner (und anhaltend mein Dank, Herbert , dass Du nicht aufhörst, Dich fürs Spiel von Kindern einzusetzen, entegen all diesen Bildungs-und Förderzeiten von frühester Kindheit an … als ob das glücklich machte)

    • Moira

      Aber warum sollte es für ein Kind einen spürbaren bzw sich auf die Entwicklung auswirkenden Unterschied machen, ob es auf einem Spielplatz mit Schaukel, Wippe und Sand oder einem naturbelassenen wilden Platz befindet? Ein Kind sieht die Welt, wie sie ist und macht das draus, was es möchte. Es findet überall Anreize für kreatives freies Spielt. Wir sind es mE, die Erwachsenen, die mal wieder Schubladen öffnen und in Schwarzweissmanier streng unterscheiden zwischen künstlich und naturbelassen. Diese Sichtweise hat kein Kind. Es spielt mE überall gleich- so, wie es möchte. Auch zwischen Schaukel und Wippe findet es Ideen und eigene Spiele. Oder?

      • ingrid Löbner

        Auf zu sehr gestalteten Plätzen wird nahezu nur geklettert, geschaukelt und gewippt; gut wäre – ich sehe das auf sehr durchgeplanten Plätzen fast nie- dass Kinder versonnen spielen, eigene Geschichten, mit eigener Gestaltung der nicht zu stark gestalteten Umgebung erfinden… das holt sie in einen Zustand des „Flow“, wie wir es heutzutage ausdrücken. In eigene Geschichten lange Zeit einzutauchen, unter Kindern…. das macht ein intensives Lebensgefühl; anders, als wenn man paar Mal wippt und rutscht und Erwachsene drum herum stehen, die alles sehen und oft genug ja dann auch vieles kommentieren, was man als Kind (auch mit anderen Kindern) gerade macht. Das sind eher keine eigenen „Abenteuer“ – von denen aber erzählen Erwachsene, wenn man nach ihren guten, besonders intensiven Gefühlen aus ihrer Zeit als Kind fragt. Die besonders intensiven, guten Gefühle im Spiel- die sind es, die Kinder zentral davor bewahren, ängstlich oder sogar depressiv zu werden. Ich habe nichts gegen klasse Schaukeln und Wippen; eine Schaukel, mit weitem Schwung, aufgehängt in einem großen Baum – wunderbar! …. Aber das intensive Spielen, Sich was Ausdenken, Gestalten unter Kindern- das ist es, was leider vielen Kindern heute tatsächlich fehlt; ich sehe sehr viele, ernste, verplante Kinder… und sie kommen (mit ihren Eltern), weil sie psychisch nicht mehr im Lot sind; schade! .Ingrid L.

  • Andrea

    Können Kinder nicht überall spielen, sobald ihr Bedürfnis nach Bindung und Sicherheit gestillt ist? Sogar in den schlimmsten Situationen (z.B. Krieg) spielen Kinder, sobald sie einen Hauch von Sicherheit verspüren.
    Geht es bei Spiel am Ende nicht auch darum, von Emotionen bewegt zu werden und diese dadurch auch auszudrücken und zu verarbeiten?
    Kinder brauchen viel Spiel, das von innen heraus bewegt wird und nicht umgekehrt. In einer Welt vieler Unterhaltungsmöglichkeiten eine echte Herausforderung, diese Räume zu erhalten. Schon alleine deshalb ist der virtuelle Raum meist nicht optimaler Spielort. Zu viele Dinge, die von außen auf unsere Kinder einwirken.

    Im Spiel erkunden Kinder das echte Leben, sie schlüpfen in Rollen und finden heraus, wer sie sind und sein werden. Im Spiel ist alles möglich.
    Es gibt ja nicht nur das Spiel draußen, das viele Entwicklungsmöglichkeiten bereithält.
    Das Spiel mit Puppen, Rollenspiele, Gedankenspiele, Wortspiele, Musik, Kunst, Tanz, Bewegung…
    Außerdem sind doch vielleicht altersgemischte Gruppen förderlich (und selten noch vorzufinden). Denn was passiert, wenn wir gleichaltrige Kinder (unter 6) in einer Gruppe alleine losziehen lassen?
    Bindung, Ruhe, Spiel und Wachstum gehören für mich zusammen und Spiel ist die Antwort auf so vieles…
    Die schlimmsten Ereignisse können im Spiel bewältigt und überstanden werden.

  • Kathrin

    Sehr geehrter Herr Renz-Polster,

    leider gibt es den Film nicht mehr in der ARTE Mediathek – wie heißt er denn?

    MFG
    Kathrin Sauer

  • Heller

    Als Grundschullehrerin erlebe ich tagtäglich wie es die Eltern sind, die mir Druck machen, möglichst schnell und viel durchzubringen im Unterricht. Dieselben Eltern trainieren undzwingen oft ihre Kinder zu Ausnahmeleistungen, ohne kindliche Entwicklungsschritte zu verstehen und zu beachten. Das Problem ist also komplexer. Die Grundschulen sind nicht Ursache für Verlust der Spielzeit, sondern stehen in gesellschaftlichen Wirkungszusammenhängen wie die Eltern selbst auch. Auf die eine Seite zu schimpfen, führt nicht weiter.

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