Beratungsfrage20. August 2024

Niemand ist Schuld

Es klappt manchmal nicht in der Familie - einfach weil es nicht klappen KANN

Wieder Dienstag, und der Sommer wieder eine Woche älter. Heute will ich ein paar Worte sagen zu dem, was einfach Fakt ist in vielen Familien: ES KLAPPT EINFACH OFT NICHT GUT

Zumindest nicht so gut, wie wir uns das vorgestellt haben. Jedenfalls höre ich diese Klage ziemlich regelmäßig: wie anstrengend Elternschaft geworden ist … wie wir uns so große Mühe mit den Kindern geben – und die dann trotzdem allerhand Probleme haben… wie wir vieles so viel besser machen als die älteren Generationen – und wir trotzdem in unserer Elternrolle nicht wirklich glücklich sind…

Und so weiter.
Und wie das quält – denn vorgestellt haben wir uns das ja oft ganz anders. Gerade weil wir ja jetzt die Bedürfnisse stärker in den Mittelpunkt stellen. Gerade weil wir auch so viele gute Vorsätze haben! Und dann enttäuscht sind, wenn wir merken, wie viele Bedürfnisse dann doch irgendwie auf der Strecke bleiben, auch in unseren Familien.

Ich will mit diesem kurzen Clip darauf hinweisen, dass wir auch ganz schön gegen Windmühlen „leben“. Sowohl unsere Kinder, und auch wir selber. Und dass wir uns deshalb nicht so arg mit der Frage nach der „Schuld“ quälen sollen.
Führt nicht weiter.
Vielleicht sollten wir eher das feiern, was uns „trotzdem“ gelingt?

In meinem Buch „Mit Herz und Klarheit“ beschreibe ich es so:

Mit der Erziehung ist es deshalb wie mit unseren Paarbeziehungen, ja, wie mit dem Leben überhaupt: Wir schlagen uns durch, als die, die wir sind. Dass das ständig gut klappt, ist selten, vielleicht ähnlich selten, wie dass es in unseren Liebesbeziehungen ständig gut klappt. Und wenn es klappt, dann findet man dafür oft keine Erklärung. Es ist wohl so wie es der Musikkritiker Joachim Kaiser einmal sagte: „Alles Misslingen hat seine Gründe. Aber alles Gelingen sein Geheimnis.“

Wo sich dieses Gelingen aber zeigt, sollten wir es feiern, ohne Ende.

"Mit Herz und Klarheit – Wie Erziehung heute gelingt und was eine gute Kindheit ausmacht" ist soeben erschienen. Dieses Buch ist ein Wegweiser für eine erfüllende und gelingende bedürfnisorientierte Familienzeit.
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6 Kommentare

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  • Monika K.

    Danke an HRP für diesen Beitrag. Eine Schuldfrage ist überflüssig, sich damit zu beschäftigen. Bei Zörnchen und Hörnchen habe ich sehr gute Erfahrung gemacht, sie nicht durch lange Diskussionen zu verstärken, sondern ruhig zu sagen, was ich möchte, nämlich “Wenn du dich beruhigt hast, können wir wieder reden.” und dann meiner Wege gehe (in der Nähe bleiben, Tür nicht schließen, aber mich anderem zuwende, bei positivem Kontakt sofort kooperativ reagieren). “Ohne Zuschauer wird jedes Theater uninteressant.” Was ich möchte, ist ja auch fürs Kind gut, eben dass es sich nicht hineinsteigert.

    • Nika

      Was kann denn ein Kind lernen, wenn sein Wutanfall ignoriert wird?
      Vielleicht, dass es mit dem unsinnigen Theater lieber aufhören sollte.
      Oder aber, dass es seine Emotionen unterdrücken muss, weil es sonst nicht ernst genommen wird, weil es sonst nicht gemocht/geliebt wird, weil es sonst alleine ist (auch wenn sich noch jemand im Raum befindet).

      • Claudia

        Oder es lernt – je nach Alter – dass sein Verhalten auch soziale Konsequenzen hat und dass sein Gegenüber auch Grenzen hat. Unendlich auf die Gefühle des kleinen Menschleins einzugehen ist ab einem gewissen Alter dann wieder kontraproduktiv, denn warum soll es sich denn regulieren? Es darf doch so sein. Die soziale Realität sieht aber nunmal anders aus. Kinder, die von ihren Eltern nie erfahren, dass es “auch mal gut” ist, haben dann im sozialen Miteinander mit Anderen massive Schwierigkeiten, weil sie ja davon ausgehen, dass diese ihre Emotionen auch bis zum Ende aushalten.
        Und mal den Blick abgewandt von den Kindern: auch wir Eltern sind keine Roboter und dürfen irgendwann mal Stop sagen oder gar gehen. Daran zerbricht keine Kinderseele, es kommt immer auf das Wie an.

        • Monika K.

          @ Claudia: 👍
          “Die soziale Realität sieht aber nunmal anders aus.” 👌
          That’s it.

      • Monika K.

        @ Nika: “unsinniges Theater” braucht man nicht mit Zuwendung unterstützen. Das Kind kann ja seine Wut äußern, aber ohne zB Hauen! und ohne verbale Gewalt. Ich gebe ihm ein Kissen, auf das es trommeln kann. Und sobald es sich beruhigt hat und konstruktiven Kontakt aufnimmt, bin ich sofort wieder liebevoll bei ihm.

  • Nika

    Ja, Monika, ich habe Sie schon verstanden, die Sache ist nur die: ein kindlicher Wutanfall ist kein Theater, sondern eine normale, nicht mutwillige Reaktion, geschuldet der mangelnden Hirnreife.
    Und doch, Zuwendung ist da eine gute Reaktion. Sogar wenn das Kind haut (u3).
    Zuwendung heißt ja nicht Zuspruch.
    (Und auch ein Nein kann ich zugewandt aussprechen.)
    Kissen anbieten ist doch super, geht auch ohne Liebesentzug.

    Claudia, mir scheint Ihre Theorie, dass Kinder wüten, weil sie es dürfen, nicht so plausibel. Die Annahme, dass Kinder sich von Grund auf „schlecht“ benehmen, ist widerlegt.
    Es gibt wohl unglücklich eingefahrene Verhaltensweisen, die sind aber nicht der Zuwendung geschuldet, sondern ihrer falschen Interpretation.
    Mit Aussagen wie „diese Kinder“ von „diesen Eltern“ stellt man sich nur selbst ein Bein.
    Im Übrigen sind wir selbst die Schmieden unserer sozialen Realität.
    Wie gut, dass es neue Erkenntnisse gibt, denn sonst würden wir vielleicht in der sozialen Realität von 1945 festsitzen…

    Ja, es ist wohl ratsam zu gehen, wenn man als Erwachsener mit der Situation überfordert ist, damit nicht eventuell etwas Schlimmes passiert.
    Das wäre aber eine Ausnahmesituation und man sollte vielleicht drüber nachdenken, sich Hilfe zu holen…
    Selbstfürsorge ist sehr wichtig, aber bitte nicht auf Kosten des Kindes.
    Vielleicht zerbricht daran nicht jede Kinderseele. Auf jeden Fall wird es negative Auswirkungen haben, und sei es „nur“, dass das Kind, als Erwachsener, durch das Verhalten der eigenen Kinder, komplett die Nerven verliert. Wegen mangelnder Selbstregulationsfähigkeit ebend.

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