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Lieder gegen den Hass auf Europa ?
Was hier folgt ist einerseits ein „politischer“ Beitrag – immerhin dreht er sich um die Europawahl. Er ist aber auch ein persönlicher Beitrag, persönlicher zumindest als sonst. Ich finde das hier angemessen, denn ich glaube wir vergessen leicht, wie persönlich dieses abstrakte Thema "Europa" eigentlich ist. Ja, dass dieses Europa eigentlich auf einen riesigen Strom von Lebenserfahrungen gegründet ist. Wie sehr ich hoffe, dass er trägt!
Ich bin als Jugendlicher reingewachsen in die Welt des französischen Chansons. Mit 16 eine Gitarre gekauft (zusammen mit meinem Zwillingsbruder, wir hatten damals noch eine gemeinsame Kasse), dann oft in Frankreich unterwegs gewesen und schon war da ein Zugang.
Und wie es so ist, und weil das schon eine Weile her ist: Nach und nach trugen sie dann den einen oder anderen dieser alten Barden zu Grabe (viele waren übrigens Migranten, von George Moustaki bis Charles Aznavour).
Und ja, Bardinnen gab´s auch, die gewannen dann schon auch mal den Grand Prix d´Eurovision (wie Marie Myriam 1977, mit ihrem schönen “L´oiseau et l´enfant” — der Vogel und das Kind (auch Marie Myriam war übrigens “fremdländischer”, nämlich portugiesischer, Abstammung). 😉
Was für eine optimistische Zeit das war: Nous trouverons ce mode d´amour!
Wir werden sie finden, diese Welt der Liebe!
Sehr berührend fand ich den Abschied von Jean Ferrat, einem der Chansonniers der ersten Nachkriegs-Welle (zu der z.B. auch Nino Ferrer, Maxime le Forestier, George Moustaki usw. gehörten). Jean Ferrat schrieb mein Lieblingslied: „La montagne“
Er besingt in dem Lied („Der Berg“) die Landflucht – eben wie sich die Dörfer leeren und alle in die Stadt ziehen. Und setzt dem dann den Refrain entgegen:
Dennoch, wie schön die Berge sind…
Nein, nichts Großes, aber trotzdem schön (er hat auch „Großes“ gemacht, etwa die Gedichte von Louis Aragon vertont).
Er ist dann in seinem Heimatdorf Antraigues in der Ardeche beerdigt worden, das war 2010.
Und ja, als dann eine Platte des Lieds aufgelegt wurde, fingen alle an zu singen (und ein bisschen auch zu weinen):
Dennoch, wie schön die Berge sind…
Ich jedenfalls finde das sehr ergreifend, wenn ich den kleinen Mitschnitt anschaue (und ja, ich weine dann auch mit).
Interessant finde ich bei der Betrachtung, dass die Zuhörenden nicht in ihre Handys schauen, sondern direkt zu den trauernden Angehörigen, das erscheint heute undenkbar.
Jean Ferrat hat übrigens auch „nuit et brouillard“ (Nacht und Nebel) geschrieben, ein in Frankreich unglaublich bekanntes Lied.
Es erinnert an die Opfer des Holocausts und die dort erlebte Brutalität, in vielen ehrlichen Bildern.
Es ist 1963 erschienen, ist also schon „sehr alt“. Und doch enthält es eine sehr aktuelle, persönliche Warnung des Komponisten:
Diese Worte sagt man heut,
die sind wert keinen Deut.
Ich soll nur Lieder singen,
die aus Liebe erklingen.
Und Blut schnell trocken wird,
wenn es Geschichte wird,
und dass es nichts mehr bringt,
wenn meine Gitarre erklingt.
Und Blut schnell trocken wird, wenn es Geschichte wird
Wie recht er hatte, dass Blut schnell trocken wird, wenn es Geschichte wird. Ich habe den Geschichtslehrer Björn Höcke zum Beispiel noch nie über das Blut der im Holocaust Ermordeten reden hören.
Jean Ferrat schrieb dieses Lied übrigens aus einem persönlichen Hintergrund. Sein Vater war im Konzentrationslager Auschwitz ermordet worden, er selbst wurde während des Kriegs von kommunistischen Widerstandskämpfern versteckt und konnte sich dann mit seiner Mutter nach Südfrankreich durchschlagen.
Diesen Sänger hat das Leben ausgebildet.
Ich will aber hier noch weitererzählen.
Nämlich deshalb, weil die Europa-HasserInnen von heute all das so gerne vergessen lassen würden.
Das Lied „nuit et brouillard“ war nämlich Teil der großen Trauerzeremonie, mit der Simone Veil, die Grande Dame der französischen Nachkriegsdemokratie, im Jahr 2018 ins Pantheon überführt wurde. Simone Veil hat als Gesundheitsministerin Frankreichs nicht nur das nach ihr benannte Gesetz zur Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs durchgesetzt, sie hatte sich auch zeitlebens für ein offenes und gemeinsames Europa stark gemacht. Von 1979 bis 1982 war sie Präsidentin des Europäischen Parlaments (und ist deshalb auf der einen oder anderen 2-Euro-Münze zu sehen).
Warum wurde ausgerechnet Jean Ferrat´s Lied für die Beisetzungsfeierlichkeit ausgesucht? Auch das hat einen Grund, den ich heute ganz bewusst nennen will: Simone Veil war Shoah-Überlebende. Zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Schwester war sie 1944 von den Nazis ins KZ Auschwitz-Birkenau deportiert worden. Ihre Mutter starb direkt nach dem „Todesmarsch“ nach Bergen-Belsen. Simone und ihre Schwester Madeleine überlebten. Sie wurden am 15. April 1945 von britischen Streitkräften befreit.
Als Europa zusammenwuchs
So eine lange, alte Geschichte, werden manche jetzt vielleicht sagen.
Es ist eine Geschichte aus einer Epoche, in der Europa zusammengewachsen ist.
Wir sollten sie feiern, weil sie Versöhnung und Frieden gebracht hat.
Vielleicht finde ich es deshalb so eindrücklich, mit welcher Würde Simone Veil damals auf ihrem letzten Weg gefeiert wurde.
In einer bewussten Geste der Erinnerung, in Teilen auch vorgetragen von Kindern und Jugendlichen.
Und nichts, wirklich nichts, hätte dabei besser passen können als Jean Ferrat´s „nuit et brouillard“.
Und hört auch auf die Stille bei dieser Feier.
Sie klingt wie eine große Verbeugung.
Sie ist auch eine Verbeugung vor einem friedlichen Europa. Schaut sie euch gerne an:
Monika K.
Merci beaucoup, Monsieur! Vive la France, vive L’europe!!
Die AfD will den Dexit, in GB haben die Rentner den Brexit gewählt, auf Kosten der Jugend, die ihn nicht wollte, und GB leidet stark unter dem Brexit. Hier ist es umgekehrt, die Jugend … (ich will gar nicht weiter reden).
Sich informieren ist wichtig, jetzt und immer, FakeNews durchschauen, mit Hilfe der erfahreneren Erwachsenen.
In Europa ist die CSU gut aufgestellt mit Markus Ferber, Manfred Weber, und Tina Pickert, die alle mit Verantwortung vor Gott und den Menschen arbeiten. Ich kenne und schätze sie seit vielen Jahren. Alterniv ebenso Marie-Agnes Strack-Zimmermann von der FDP. Dies möge eine Empfehlung sein, in aller Freiheit, kann ja jeder selbst entscheiden.
Chris S.
zu der gelinge gesagt “fragwürdigen” Andeutungen zur “Jugend”, der im Gegensatz zu “erfahreneren Erwachsenen” die besseren Entscheidungen zugeschrieben werden, empfehle ich die Passage “Ampel vs. Jugend” in: https://www.youtube.com/watch?v=sZx9UKPqTks
Dass die Situation heute so ist wie sie ist, am allerwenigstens denen zuzuschreiben, die seit Jahrzehnten die Politik gestalten, ist dann doch verwunderlich.
Hooloovoo
Danke, das hat mich auch irritiert.
Monika K.
Sorry, Missverständnis: “erfahrenere Erwachsene” bezieht sich auf Erkennen von FakeNews, nicht auf “bessere Entscheidungen”. 😉
Auf die Ampel schimpfen ist einfach, wer kann es besser machen? Die Jugend kann gerne in die Politik gehen, aber will sie die Arbeit machen?
Frauke Lippens
Moin Monika,
schade, dass Sie den tollen Beitrag von HRP für CSU-Werbung missbrauchen.
Das hat HRP nicht verdient!
Nika
Monika, leider mal wieder am Thema vorbeigeschossen 🙄
Carmen
Vielen Dank für den tollen Beitrag!
Andrea S.
Danke für den berührenden Artikel und die wunderbare Musik. Ich habe mir erlaubt, den Link in meinen Status zu stellen, um den Artikel zu verbreiten. Ich hoffe, dass ist in Ihrem Sinne. Herzliche Grüße, Andrea S.
Herbert Renz-Polster
Natürlich gerne! (Zumal der Beitrag bei Meta – also Facebook und Insta – gedrosselt wird – wohl weil Schlagwörter wie Holocaust etc derzeit als “politisch” eingeordnet werden – siehe dazu zB https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/zuendfunk/meta-drosselung-politische-inhalte-100.html).
Danke!
Jale
Einfach DANKE 🙏
Michael R.
Danke! Sehr beruhrender Beitrag. Und hier meine Beitrag zum Beitrag.
https://youtu.be/hz5hNyPPD2Q?si=bzRmYmatPHqmg084
M&M Baciu
https://www.amazon.de/stores/M-M-Baciu/author/B09P43KCNB?ref=ap_rdr&isDramIntegrated=true&shoppingPortalEnabled=true