Kommentar13. März 2015

Wer genau braucht einen Schnuller?

Schon lange klebt da die Notiz »Schnuller!« auf meinem Schreibtisch, mit dem Kürzel KV/8 drauf (das heisst »Kinder verstehen, 8. Auflage« - ich nehme mir bei jeder neuen Auflage ein Kapitel vor, das ich dann hier und da aktualisiere und ergänze).

Diesmal also der Schnuller. Aus evolutionsbiologischer Sicht.

Eigentlich gut verständlich, was wir den Babys da anbieten – eine nachgeformte Brustwarze. Und natürlich fahren sie darauf ab, und das schon eine ganze Weile: im Mittelalter waren zu Beuteln zusammengeschnürte Leinentücher in Mode (gerne auch mit etwas Mohn drin oder auch mal mit Hochprozentigem getränkt). Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es die ersten Versionen in Gummi.

Der Drang zum Schnuller ist verständlich – schließlich aktiviert das Nuckeln die »Beruhigungsschleifen« des kindlichen Gehirns. Das Saugen vermittelt dadurch Nähe, Geborgenheit und Entspannung (kein Wunder, dass findige Babys da auch Finger, Daumen oder auch mal den großen Zehen zu Hilfe nehmen). Als »non-nutritives Saugbedürfnis« ist dieses Verhalten auch der Fachwelt bekannt: Babys nutzen die Brust nicht nur  als Quelle von Kalorien und Wasser, sondern auch um Beruhigung und Entspannung zu tanken. Mein Baby will jetzt einfach nuckeln, sagt dann die eine Mutter. Mein Baby nimmt meine Brust als Schnullerersatz, sagt die andere – aus evolutionärer Sicht eine recht putzige Erklärung: als sei der Schnuller eigentlich das Original, und die Brust nur der Ersatz… Dabei wurde die Brust vor vielen Millionen Jahren erfunden, schon vor 165 Millionen Jahren hat ja der gemeinsame Vorfahr von Beuteltieren und höheren Säugetieren spezielle Drüsen entwickelt, von denen der Nachwuchs ein konzentriertes Sekret auflecken- oder aufsaugen konnte (Mama musste damit nicht mehr ganz so häufig Nahrung in die kleinen Münder stopfen).

Aber zurück zum Schnuller. Die wie auch immer konstruierte Attrappe bietet ja nicht nur den Kleinen eine Gelegenheit zur Beruhigung. Sie hilft auch den Eltern – ruhige Babys sind nun einmal kein Luxus. Und waren es bestimmt noch nie. Warum sollten die Eltern für solche »Abkürzungen« also nicht dankbar sein? Tatsächlich ist die Geschichte der Säuglingspflege ja auch eine Geschichte der Suche nach Methoden, Tricks und Produkten, die uns Großen das Leben leichter machen, ob das nun Tragegestelle sind, oder Hängematten, Windeln, Wiegen, Babyphones oder Apps fürs Smartphone. Oder eben brustwarzenähnliche Stöpsel für den Babymund. Diese Suche nach Abkürzungen ist bestimmt nicht »unevolutionär« – dass sich Homo sapiens mit allen möglichen kulturellen Errungenschaften rüstet, um sich das Leben leichter zu machen, liegt nun einmal in seiner Natur, warum sollte ausgerechnet das Großziehen des Nachwuchses davon ausgenommen sein? Eltern sind schließlich – auch das übrigens ein Grundaxiom der Evolutionsbiologie – keine unerschöpflich sprudelnden Quellen, aus denen Liebe, Zuwendung und Muttermilch im Übermaß quillt. Sie sind vielmehr auch darauf angelegt, mit ihrem Nachwuchs immer wieder Kompromisse auszuhandeln, wenn es um den sinnvollen Einsatz begrenzter Ressourcen geht.

Der Schnuller passt also nicht nur prima in den Mund, sondern auch in unser kulturelles Konzept. Und dazu noch dieses wunderbare Win-Win: Schnuller in den Mund – zufriedenes Baby, zufriedene Eltern!

… Wäre da nicht der zweite Teil der Geschichte, und auch dieser Teil ergibt sich aus der evolutionären Konflikttheorie. Jede kulturelle Lösung ist mit Vorteilen – aber auch mit möglichen Nachteilen verbunden.

Die sind zum Teil banal und leicht eingängig, im wahrsten Sinn des Wortes: der Whisky in den Schnullersäckchen des Mittelalters war für das wachsende Gehirn des Babys sicher kein Schmiermittel. Und aus den Plastikschnullern der Moderne haben kleine Kinder bestimmt schon Tonnen von Bisphenolen und anderen Weichmachern rausgenuckelt – auch nicht gerade das, was ein wachsender Organismus so braucht. Und auch die Bakterien- und Pilzrasen, die sich am Schnuller gerne bilden, müssen zu den Nachteilen zählen. Staunen wir also ruhig einmal über die Selbstreinigungskraft der mütterlichen Brust! (Das ästhetische Dilemma des Schnullers will ich in dieser Schweigeminute nur kurz anblinzeln, denn wir scheinen das kulturell ganz gut gelöst zu haben: eigentlich gehört so ein Plastikproppen mitten im Gesicht ja nicht unbedingt zum Kindchenschema – da war eigentlich einmal der Babymund vorgesehen. Aber weil für uns normal ist, was wir normalerweise so sehen, tun und lassen, fällt uns das nicht mehr auf – ein Schnullermund gehört heute im Grunde zum angesagten Look des »richtigen« Babys. Unser Hang zur beständigen Neudefinition von Normalität (genannt Kultur) macht uns also auch ästhetisch ziemlich flexibel – an Zahnspangen, taucherbrillenähnliche Hipster-Brillen und alle möglichen Zeichnungen, Verzierungen, Implantate und Metallwaren am menschlichen Körper haben wir uns ja auch irgendwie gewöhnt. Outen sich irgendwo in der westlichen Hemisphäre Menschen als werdende Eltern, bekommen sie deshalb fast schon reflexhaft von Freunden, Verwandten und Co. die ganze Produktpalette von NUK, Goldi und MAM geliefert.)

Ein echter Nachteil ergibt sich ausgerechnet aus dem eigentlichen Geschäftszweck der Attrappe. Denn der ist eindeutig auf die Aktivierung der kindlichen Beruhigungsreflexe gerichtet. Und die taugen – jawohl: zur Beruhigung. Zur Entspannung also, zur Angstlösung, vielleicht auch noch zur rascheren Heilung eines »Auas«. Aber für die Erforschung der Welt sind die Beruhigungsreflexe eher Klebstoff – da sollte ein Kind doch eher wach sein als sediert. Auch kann so ein kleinen Entdecker bei seinem Vorstoß in die Welt seinen (funktionsbereiten) Mund ganz gut gebrauchen, er dient ja im wahrsten Sinne der Aneignung ihrer Einzelteile. Aber nicht nur das – diese Expeditionen sind meist soziale Prozesse:  man unternimmt sie mit anderen zusammen, mit Mama, Papa, anderen Kindern, einem Teddybär. Da werden also Beziehungen gestaltet, und da wird kommuniziert – gut, wenn man dabei seine Mimik und sein Sprechwerkzeig benutzen und seinen Gefühlen Ausdruck verleihen kann. Ein Stöpsel im Mund bremst den Dialog mit den Mit-Entdeckern ja dann doch auf die eine oder andere Art aus. (Manche Forscher vermuten sogar, dass das langfristige Folgen haben könnte. Zumindest lässt sich in einer größeren Studie ein – leider negativer – Zusammenhang zwischen häufiger Schnullernutzung und späterer Intelligenz erkennen. Dauerhaft »abgestöpselte« Kinder sehen also möglicherweise nicht nur tranig aus, sondern werden es auch.)

Vielleicht spielt dabei ja noch etwas anderes eine Rolle: ein funktionsfähiger Mund hilft dem Säugling sogar bei der Selbstentdeckung. Denn wenn man Säuglinge beobachtet, so zeigen sie ein seltsames Verhalten: sie benutzen immer wieder spontan – und deshalb trotzdem vielleicht nicht grundlos – ihr Sprechwerkzeug! Fast schon mutwillig, oft aus dem Nichts heraus, beginnen sie zu gurgeln. Zu quiecken. Zu grunzen. Ziehen hohe Schreie durch die Luft. Immer wieder, und mit welcher Lust! Flattern mit den Lippen. Lassen Grunzer aus dem Mund purzeln. Spitzen angestrengt den Mund.  Und so weiter. Mal produzieren sie die Laute mit dem Gaumensegel, mal mit der Zunge. Manchmal sogar mit der Nase. Das dürfte dem Aufbau und Training ihres Sprech- und Musikapparates dienen.

Interessant erscheint mir aber noch ein weiterer Zusammenhang. Säuglinge gehen mit dem allmählichen Sitzenlernen durch eine Phase, in der sie mit unstillbarem Eifer und größter Beharrlichkeit alles in den Mund stecken, was sich ihnen irgendwie bietet, von Stuhlkanten bis zu ihren Spielsachen. Dieses »Mündeln« wird, wie bereits gesagt, als Teil ihres Explorationsverhaltens gewertet:  die Kinder lernen die Welt auch über den Mund kennen. Das könnte aber auch in immunologischer Hinsicht gelten. Denn tatsächlich ist die Mündel-Phase ja auch ein Vorstoß in die belebte Welt vor Ort und eine intensive Auseinandersetzung mit der für den eigenen Lebensraum typischen Keimausstattung der Umwelt. Durchaus vorstellbar also, dass die Erforschung mit dem Mund auch dem Aufbau eines an die Umwelt angepassten Immunsystems dient. Jedenfalls fällt auf, dass sich gerade in dieser Phase die Zusammensetzung der Muttermilch ändert – sie enthält jetzt deutlich mehr antibiotische Wirkstoffe und liefert dem Kind damit ein regelrechtes Schutzschild für seinen Mündel-Trieb.

Während die immunologische Bedeutung des unbeschnullerten Mundes erst wenig erforscht ist, lassen sich aus HNO- und zahnärztlicher Sicht klarere Schlüsse ziehen. Demnach treten beim übertriebenen Schnullergebrauch Mittelohrentzündungen häufiger auf, beim Gebrauch des Schnullers über drei Jahre hinaus können zudem Zahnfehlstellungen entstehen. Ob gleichzeitig die Sprachentwicklung leidet, ist weniger gut erforscht.

Kommen wir also zurück zum Thema: der Schnuller aus evolutionsbiologischer Sicht… Es scheint, wie wenn wir auch beim Schnuller eine »Lösung« für unsere elterliche Notlage gefunden hätten, die wir nicht überstrapazieren sollten. Wir kommen einfach nicht um die Tatsache herum: der Babymund dient vor allem der Begegnung mit der Welt, und nur zweitrangig der Aufnahme einer Beruhigungsattrappe.

Wenn die zum Einsatz gebracht werden soll, dann am besten so, wie das Objekt das sie ersetzt – also zur Tröstung, bei emotionalem Stress oder zum Einschlafen – und nicht viel länger als die »angestammte« Stillzeit von ungefähr 3 Jahren. Dauernuckeln dagegen oder auch Nuckeln bei der spielerischen Erforschung der Welt ist aus evolutionsbiologischer Sicht nicht vorgesehen – das »brauchen« womöglich eher die Betreuenden als die Kinder.

51 Kommentare

Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass bestimmte Kommentare erst manuell freigeschaltet werden müssen (z. B. wenn Sie einen Link teilen).

  • Dani

    Aber was macht man, wenn das Baby häufig geschlagene 3h am Stück an der Brust nuckeln will und das Blut, das es aus den wundgenuckelten Brustwarzen schluckt dann ständig wieder erbricht? Sie schreiben ja, dass Dauernuckeln von der Natur nicht vorgesehen sei, aber das oben beschriebene Szenario ist gar nicht so selten und der Schnuller ist dann weniger Bequemlichkeit… Welchen Ausweg gibt es denn aus diesem Szenario außer Schnuller?

    • S.

      Auch bei drei Stunden nuckeln, sollte kein Blut aus der Brust kommen, ich denke sie sollten sich Hilfe bei geschultem Personal suchen. Entweder hat Ihr Kind andere Probleme beim saugen, die schon von Geburt an bestanden oder sie ergaben sich durch den Gebrauch künstlicher Sauger.
      Alles Gute!

      • Jennifer

        Also blutige Brustwarzen sind NICHT normal und entstehen auch nicht durch dauernuckeln. Ich rede aus Erfahrung und habe eine durchnuckelte Nacht hinter mir.
        Meine Stillzeit startete aber auch schmerzhaft. Dank meiner wunderbaren Hebamme lief aber nach 8 Wochen alles wunderbar und ich unterstreiche: Stillen darf nicht weh tun oder schlimmeres.
        Ja, zu Beginn ist alles empfindlich, aber bluten sollte nichts!
        Hilfe holen!

      • Dani

        Bin auch der Meinung, dass kein Blut rauskommen sollte, vielen Dank für den Hinweis… Es kommt aber leider trotzdem. Stillberaterin war da, meinte, manchmal hat man halt Pech. Ist aber inzwischen fast verheilt.
        Mein Kleiner nimmt keinen Schnuller, nur Original-Nippel. Ich finde Schnuller auch nicht super, aber der Artikel ist so geschrieben, dass man sich ganz schlimm vorkommt, wenn man mal einen geben muss. Und wenn er nicht als Dauerstöpsel gebraucht wird, finde ich einen Schnuller schon sinnvoll.
        Dieser “Vorwurfston” des Artikels hatte mich nur gestört. Mag daran liegen, dass ich gerade völlig übermüdet und voller Schmerzen bin, aber angesichts der Zielgruppe des Artikels bin ich da bestimmt nicht die einzige Mama, der es so geht 🙂

        • Jana

          Finde nicht, dass es einen Vorwurfston gibt. Es hat halt auch Nachteile und die stehen da drin wie die Vorteile. Aber ich kann verstehen, dass man einen solchen Ton herausliest, denn Müttern werden im Allgemeinen gern mal Schuldgefühle eingeredet. Man stelle sich vor, du würdest jetzt einfach abstillen, weil es blutet und du Schmerzen hast. Hui! Habe schon beim Familienessen von einer Cousine gehört, sie verstünde nicht, wieso ihre Freundin überhaupt ein Kind hätte, denn sie würde nicht mehr stillen, NUR weil sie Schmerzen hatte. Dagegen ist Schnullergeben ja noch einigermaßen akzeptiert. Im Gegenteil, man kriegt teilweise Anschiss, wenn man dem “armen” Kind keinen gibt, selbst wenn es den gar nicht will. Also…egal, wie man es macht, es ist eh immer für irgendwen ein Unding. Dann kann auch gleich jede Mutter tun, was auch immer sie für richtig hält und es ist gut, wenn sie dafür alle Informationen hat. Whiskey füllt wohl hoffentlich niemand mehr in den Schnuller, damit wäre das Schlimmste ohnehin abgewendet. Fröhliches Nuckeln.

    • Urte

      Hier gab es zwar schon viele Tipps und es ist auch schon lange her und vielleicht ist es auch einfach wichtig, gehört zu werden, dass stillen anstrengend sein kann, uns an unsere Grenzen führt und wir darüber hinaus wachsen. Aber lasst uns doch statt Auswegen (wie Schnuller) vielleicht eher an die Ursachen denken. Ein Kind möchte uns weder Schmerzen verursachen noch ärgern, sondern mit allem was es macht, uns etwas versuchen zu sagen/zeigen. Drei Stunde nuckeln kann ganz unterschiedliche Gründe haben. Hat es tagsüber sonst genug Nähe durch tragen? Möchtest du die Ursachen finden oder nur Verständnis dafür, dass du den Schnuller als Ausweg gefunden hast?
      Ich möchte trotzdem noch mit auf den Weg geben, was bei uns die Ursache war. Mir hat beim Dauernuckeln das abhalten geholfen. Nachdem wir überlegt haben und gemerkt haben, dass sie ganz viel Nähe, usw. bekommt, haben wir Windelfrei probiert und gemerkt, dass sie uns ganz viele Zeichen gegeben hat, um zu sagen, Mama und Papa ich möchte Pipi und Kacki machen. Seitdem unsere kleine also drei Monate alt ist, halten wir ab und es kein Dauernuckeln mehr.

  • Nida

    Was man machen kann?
    Ab ins Tragetuch und Bewegen. Spazierengehen oder Spülmaschine ausräumen.

    • Dani

      Danke für den Tip. Wir gehen täglich mind. 30 min raus. Im Tragetuch ist er nur still, wenn ich in Bewegung bin. Ich kann leider nicht 6h am Tag durch die Gegend laufen. Und Spülmaschine ausräumen mit Tragetuch finde ich fahrlässig, besonders so übermüdet wie ich gerade bin. Da bin ich ruckzuck mit Baby auf eine Ecke oder in ein Messer gekippt.
      Möchte nur dafür plädieren, dass es sinnvolle Nutzung eines Schnullers gibt. Danke für Ihr Verständnis *ironie aus, ich glaube nämlich ich bekomme hier keins*

  • S.H.

    Was bedeutet denn “angestammte Stillzeit von ca.3 Jahren”? Ich diskutiere das gerade mit unserem Kinderarzt.
    Laut Antropologin Dettwyler, Kathrin ist das natürliche Abstillalter doch irgendwo zwischen 3 u 7 Jahren anzusiedeln. Für uns hier nicht??? So argumentiert nämlich auch mein KiA. Warum?

    • Jennifer

      Doch. Ich denke für “uns hier” zählen auch 3-7 Jahre. Eher weniger Dank Gesellschaft.. Aber 3 Jahre sind durchaus möglich.

    • Kathrin

      Warum sollte das für uns nicht gelten? Meine Tochter hat nie eine Flasche oder einen Schnuller bekommen und hat sich kurz nach Ihrem 3. geburtstag selbst abgestillt, nachdem die Stillmahlzeiten langsam immer seltener geworden sind.
      Nur wenige hierzulande stillen so lange, aber eine Nuckelflasche oder -becher am Abend oder am Morgen, ein Schnuffeltuch oder eben der Schnuller sind doch auch hierzulande im zweiten, dritten und auch im vierten Lebensjahr noch verbreitet. Solange die Kleinen eben noch ein Nuckelbedürfnis haben. Stillt man nn so lange, gibt man das Original anstatt eines Ersatzproduktes. Solange Mama und Kind das wollen, ist dies vollommen in Ordnung, egeal was der Kinderarzt dazu sagt. 😉

  • Stephanie

    Hallo,

    inhaltlich mag ich den Artikel. Danke dafür. Kurz zusammengefasst kommt bei mir an: Ein Schnuller nur wohldosiert eingesetzt, nicht zum verstummen, sondern zum beruhigen, nicht als “wie praktisch, so isst sie keinen Sand”, sondern als “so schreit er nicht 30 min im Tragetuch, sondern schläft in 2 min ein, und dann kommt der Schnuller wieder raus” ist das also vertretbar. Hab ich das richtig verstanden?

    Vom Stil her gefällt mir der Artikel leider nicht, obwohl ich den Schreibstil dieses Blogs normalerweise sehr mag. Das kann an der persönlichen Betroffenheit liegen (mein 2. Kind HAT einen Schnuller), aber selbst wenn ich diese Betroffenheit abziehe, bleibt eine Flapsigkeit, die an Respektlosigkeit grenzt. Sorry. “Stöpsel im Mund”. Ach mensch. Das muss doch nicht sein. Für mich war der Schnuller nie ein Stöpsel. Ein Stöpsel verschließt etwas. Mein Kind hatte ebenfalls ALLES im Mund – und wenn es tatsächlich vorher den Schnuller im Mund hatte, dann nahm es den vorher raus. Dann landete der Schnuller im Dreck. Der Schnuller, der nach maximal 24 h das nächste Mal in den Topf zum Auskochen kam. Da gibts anderswo noch ganz andere Pilz- und Bakterienrasen.

    Mein erstes Kind hatte übrigens keinen Schnuller, obwohl er von der Sorte Schreikind war (als Steigerung des Sears’schen 24h-Baby). Mein Zweiter hatte das non-nutritive Nuckeln schon am 2. Lebenstag raus, und tat nichts mehr anderes (bissel doof zum zunehmen). Manchmal gibt es Gründe für einen Brustersatz, die gehen über die eigenen Erfahrungen raus. Das sollte man akzeptieren und nicht halb flapsig, aber natürlich gar nicht böse gemeint 😉 verurteilen.

  • Henriette

    Der Artikel gefällt mir so ganz gut, ob das jetzt daran liegt das ich zwei unbeschnullerte Kinder habe, wage ich allerdings zu bezweifeln… Was mir persönlich übrigens fehlt, ist die Wichtigkeit des Nuckelns für die Bereitstellung der Milch (Clusterfeeding). Vielleicht kann man das noch ergänzen? Liebe Grüße Jette

    • Sarah

      … mir fehlt auch etwas. Und zwar bei den “Gefahren” des Schnullers. Nämlich die Saugverwirrung.

      Ich habe 5,5 Monate gebraucht, mein saugverwirrtes Baby zu relaktieren.

      LG
      Sarah

  • Katharina

    Dann hoffe ich jetzt einfach mal, dass mein Nuckelholiker keine Schäden davon getragen hat. Er hat den Nuckel erst mit fünfeinhalb gegen ein Lego eingetausch – da dafür von sich aus, mit nur kurzer Trauer und danach ohne Bedauern.

  • Ulrike

    Guter Artikel ABER ich vermisse das Daumenlutschen!
    Dieses “Argument” begegnet mir persönlich nämlich am häufigsten “Ich geb meinem Kind lieber prophylaktisch von Anfang an einen Schnuller damit es bloß nicht zum Daumennuckler wird! Den Schnuller kann man wegnehmen- den Daumen nicht. Und die Großcousine der Nachbarin meines Hundetrainers kennt jemanden der hat am Daumen gelutscht bis er zehn war und der musste danach eine Zahnspange Tragen!!!”

    • Anika

      Ich musste auch eine Zahnspange tragen und hab nicht am Daumen gelutscht. Also so pauschal würde ich das nicht zusammenfassen. 🙂

  • Sandra

    Danke, für die Infos,
    Auch wenn ich als Schnullerbaby-Mama und Hipsterbrillenträgerin etwas auf den Schlips getreten fühle.
    Leider war meine Tochter auch eine Kandidatin, die 4 Monate lang etwa 20Stunden am Tag an der Brust war und 12 Wochen davon hatte ich Höllenschmerzen. Es gab auch Blut aber zum Glück nicht so viel. Weil die wenigen Autofahrten, die wir unternehmen und sogar in der Trage echt viel gebrüllt wurde, war der Tag an dem sie den Schnuller akzeptierte ( ich hab nicht im Mund festgehalten, bis sie nachgegeben hat!! ) echt wie eine Erlösung.
    Wenn sie jetzt ihren Schnuller nicht hat, nimmt sie irgendwas anderes in den Mund, zB Spielzeug das sie dann findet und dann wird das benuckelt.
    Würde ihr den Schnuller innerhalb des nächsten Jahres aber auch gerne “entwöhnen”. :/

  • helen

    Puh na zum Glück hat es bei meinem beiden Kindern ohne Schnuller geklappt. Aber zum ästhetischen Dilemma: meine Großmutter hat bei jedem Treffen bemängelt, dass das Kind keinen Schnuller hat. Das wäre doch so “gemütlich”, das schmatzende Geräusch. Mir persönlich kam ein Schnuller immer wie “cheaten” vor. 🙂 Und als ich nach zahlreichen durchgenuckelten Nächten doch mal zum Schnuller griff, wollte meine Tochter das nicht. Ab und zu hätte ich es schon hilfreich gefunden, etwa im Auto wenn Stillen (eigentlich) keine Option ist… aber so musste/durfte ich eben viele Abende schon um 19.00 mit der dauernuckelnden Maus im Bett liegen. Beim zweiten Kind wollte ich dann auf jeden Fall einen Schnuller für eben spezielle Situationen haben; aber auch das zweite Kind nimmt keinen Schnuller. Dafür ist er aber so ein problemloser (Ein-)Schläfer, dass ich bei ihm noch kein Mal einen Schnuller gebraucht hätte…

  • Christine

    Als Mama zweier ( früherer) Dauernuckler, die bis heute einen 5- Jährigen und eine 2 1/2 jährige stillt, die beide noch nie einen Schnuller hatten und brauchten: Applaus zum Artikel! Meine Beobachtung im Umfeld ist genau die des Stöpsels, der Schnuller wird benutzt, wenn der Erwachsene keine Lust auf Stillen, Tragen, Kümmern hat. Meine Kinder konnte ich bis 9 Monate nicht im Wagen ablegen sondern habe getragen, jede Autofahrt war ein Drama-längere Strecken bin ich darum Zug gefahren und ggf. der Partner mit Auto hinterher/parallel. Seltsamerweise hat keins der Kinder am Daumen genuckelt ( der ist btw zwar angewachsen, wird aber schnell zum spielen gebraucht in der Regel), keines hat bisher ( dank AP?!) ein “Übergangsobjekt” wie Teddy oder Tuch gebraucht… Den Müttern mit Stillproblemen sei dringend eine Beratung ( die es häufig kostenlos gibt!) ans Herz gelegt, ich stille nun sogar schon die zweite Schwangerschaft durch und Tandem. Wenn das alles ohne Nuckel, Fläschchen, Wagen, Kunstmilch usw. Nicht funktionieren würde, wäre die Menschheit ausgestorben! Jahrtausende ging das mit Bauchgefühl, Menschenverstand und ganz ohne schlaue Bücher und Technik…

    • Flipsi

      Ich finde dies immer schwierig zu pauschalisieren.
      Ich bin ebenfalls jmd. der den Nuggi nicht mag weil ich das Gefühl habe das er als Wunderwaffe für alles benötigt wird sobald das Kind unruhig wird und man sich nicht die Zeit nimmt zu gucken woran es liegt besonders bei den Grosseltern aber auch die neuen Generationen.
      Meine beiden Töchter wurden/werden nach Bedarf gestillt.
      Bei Tochter Nummer eins hiess das auch ab 18 Uhr clusterfeeding bis 4-6 Uhr morgens. Bis die Dame mit 6 Monaten den Daumen entdeckte und mit dem sie dann Nachts zwischendurch zufrieden war.
      Irgendwann mit 1 1/2 hab ich ihr dann wirklich den nuggi antrainiert. Daumen hat zwar seine Vorteile (damit kann nicht gespielt werden, immer dabei und Selbstbestimmung) aber wenn man sich beim nuggi an bestimmte Regeln hält geht es auch. Wie bekommt man sonst das daumenlutschen weg, irgendwie ist das wie Fingernägel kauen, keiner will es machen und trotzdem passiert es so häufig unbewusst?!
      Nun ist sie 3 1/2 der Nuggi immer noch ein grosses Thema beim schlafen und ab 18 Uhr abends ☺️ und die Leute welche mir von Anfang an einen Nuggi andrehen wollten sagen nun ganz brav “wird es nicht langsam Zeit das deine Tochter den Nuggi abgibt”??
      Natürlich bin ich an allem schuld da ich mich immer gegen die “gängigen Regeln” gestellt habe .
      Tochter Nummer 1 wurde über 10/11 Monate voll gestillten, Brei wurde von ihr verwehrt und war ein Tragetuch-Kind bis zur SS der Tochter Nummer 2.
      Manchmal überlege ich auch ob ich evtl. unterbewusst das abstillen provoziert habe und doch nicht meine erste Tochter entschieden hat weil sie ein unglaubliches Nuckelbedürfnis hat und immer noch total in der oralen Phase steckt.

      Tochter Nummer 2 war von Anfang an ein Stillprofi bis sie mit drei Monaten den Daumen entdeckt hat. Da hatte ich meinen ersten Stillkrieg, weil sie den Daumen der Brust vorgezogen hat. Leider gibt es immer wieder diese Phasen und es macht mich wirklich närrischen. Ihr Daumen mit 7 Monaten ist total wund und sobald ihr irgendwas nicht passt ist der im Mund, sogar im Tragetuch und spielen animiert sie auch nicht ihn rauszunehmen.
      Nachts trinkt sie alle 2 h da ich vom nuggeln am Daumen wach werde und wenn nicht wegen Übermüdung braucht es viel bis sie ihren Hunger anzeigt und ich wache mit totalen schlechten Gewissen auf. Wenn es nur ein kurzes nuckeln zum einschlafen wäre würde ich sie auch nicht immer gleich anlegen aber wenn sie anfängt hört sie nicht so schnell auf.
      Nun hab ich mal mit Nuggi angefangen, welchen sie nur als Spielzeug wahrnimmt und dann wieder die lieben Sprüche von Freunden “ärgert es dich nun nicht, dass du nicht gleich mit Nuggi angefangen hast, dann hättest du das Problem nicht. Hast du nicht bei Tochter Nummer 1 dazu gelernt”… argh…
      Denke es gibt nicht immer ein richtig oder falsch, Baby/Kinder sind so individuell. Hauptsache man schaut auf die Bedürfnisse der kleinen und nicht nur auf die eigenen&das Baby hat gefälligst still zu sein.
      Vielleicht war ich auch zu sehr wegen meiner Umgebung ein Nuggi-Gegner und hab mich zu sehr gestresst mit dem Thema. Nun habe ich so 2 extrem-Nuckler und ein Kind was immer wieder einfach den Daumen vor der Mama vorzieht .
      Man lernt nie aus und bin gespannt wie die Reise weitergeht.

  • Merle

    Als Mutter zweier Schnullerverweigerer muss ich sagen, dass mich der Artikel trotzdem etwas geärgert hat. Die Botschaft “wenn Schnuller, dann wohldosiert” hätte man auch weniger polemisch an Mann und Frau bringen können. Ich finde grade bei kleineren Babys mit großem Saugbedürfnis den Schnuller eine große Erleichterung und hätte mich gefreut wenn meine Kinder ihn genommen hätten. Statt dessen musste ich z.T. im 15-Minuten-Takt stillen, war gestresst, weil ich nicht mal zum duschen kam und mein Kind spuckte viel, weil es garnicht soviel Milch trinken, sondern eben eigentlich nur nuckeln wollte.
    Klar, bei größeren Kindern den Schnuller als Dauerstöpsel zu benutzen ist sicher nicht ideal, aber als Einschlaf- und Beruhigungshilfe bei kleineren Babys ist er ein Segen für Eltern und Kinder.

  • Vera Rosenauer

    Mir gefällt der Artikel sehr gut – ich komme aus einer Gegend, in der der “Mohn-Zuz” noch nicht allzu lange aus der Mode ist 😉 Bei mir kommt die Botschaft so an, dass der Schnuller nicht per se böse, aber es eine gute Idee ist, ihn eher gezielt statt dauerhaft einzusetzen.
    In letzter Instanz entscheidet aber dann ohnehin das Kind, ob es den Schnuller mag oder nicht!

  • kokuki

    Also am zu wenig Tragen und Stillen liegt es nicht, dass mein Sohn AUCH einen Nuckel nutzt. Meine Tochter habe ich 3 1/2 Jahre gestillt, meinen Sohn jetzt auch nach Bedarf und eine Kinderwagen haben wir seit Wochen nicht benutzt. Um Autofahren zu vermeiden, fahre ich zur Zeit Bahn. Aber z. B. zum Einschlafen im Tuch ist d er Schnuller mir lieber als meine Brust oder langes Weinen ohne irgendetwas.
    Ich versuche ihn nicht einstöpseln, ihn auch mal meckern zu lassen, schätze den Nuckel aber für seine beruhigende Eigenschaft.

  • Sandra

    Das Find ich auch etwas doof, zu behaupten, dass man sich nicht kümmern will. Ich fahre kaum Auto.
    Aber wenn ich bei meinen Eltern auf dem Land bin, MUSS ich manchmal. Da gibt es keine Öffis. Mittlerweile kann ich ihr Essen in die Hand geben, die hat ab 4 Monate den Schnuller genommen.
    In diesen 5 Monaten in der Zwischenzeit konnte ich mich viel besser auf den Verkehr konzentrieren, weil niemand auf dem Rücksitz gebrüllt hat.
    Außerdem hat sie auch in der Trage gebrüllt und sich gewindet, eine Zeit lang, stillen in der Trage hab ich absolut nicht hingelriegt.

    Nicht jedes Kind ist so entspannt, dass es nach 5 Minuten in der Trage einpennt.
    Und ich begleite sie gerne beim weinen. Aber manchmal muss man auch rausgehen, sonst fällt einem die Decke auf den Kopf. Mir hat es davor gegraut rauszugehen, weil es immer dieses Theater im Tuch gab. Und bevor man jetzt damit kommt, dass ich falsch gebunden hab: ich habe eine Trageberaterin im Freundeskreis. Manche Kinder sind eben nicht so entspannt.

  • Nadine

    Also ich finde den Artikel klasse. Und ich sehe auch nichts schnippisches daran. Es ist nunmal wie es ist, das Kunstding wird in unserer Gesellschaft als Dauer nuckel Objekt eingesezt. Und es hat ja keiner was dagegen wenn man den mal nimmt weil man ( KIND) ihn braucht.
    Nur die Tatsache ist das ich selbst schon sehr oft gesehen habe das ein Kind bäh oder ah sagst und zack wird ihm das Ding in den Mund geschoben. Ja Mensch darf das kleine Wesen denn nicht auch mal einen laut von sich geben?
    Alles in allem mein kind hat auch keinen nuckel und ich muss her halten aber das ist auch ok so. Kinder haben ist halt kein zuckerschlecken.

  • Luise

    Hauptsache alles ausdiskutieren!
    Einfach nur überflüssig der Artikel…

    Herrgott, man hatte sein Baby 10 Monate im Bauch –
    Wo ist denn das Bauchgefühl bei all den Übermüttern geblieben, dass man immer Erziehungslektüre lesen muss?

    • C

      Reflektieren und diskutieren sind die Basis um falsches Wissen zu erkennen, mitzuteilen und mit der Zeit durch Neues zu ersetzen. Das nennt man auch Lernen – diese wichtigste Triebfeder eines jeden Kindes wird von den Erwachsenen leider allzuoft vergessen, denn Sie wissen bereits Alles was wichtig ist. Deshalb diskutieren viele Erwachsene nicht mehr, dies wäre mit einer gewissen Anstrengung verbunden. Was man aber lernen sollte: Nicht alles was der Bauch sagt muss richtig sein, das klappt nur wenn man vorher das “ungefähr Richtige” schon gelernt hatte. Deshalb ist sowohl der hervorragende Artikel als auch die Diskussion darüber wichtig und richtig.

      Deshalb an Alle: Viel Spaß beim Lernen!
      C

  • Alice

    Man kann im übrigen ganz klasse den kleinen Finger zum nuckeln geben, statt der Brust, wenn das Kind nur nuckeln möchte.
    Wir haben es so (mit 4 kleinen Fingern) super ohne Nukki hinbekommen. Klar gibt es Momente wo man schwach werden kann, aber das provisorische zustöpseln direkt nach der Geburt ist doch grausam.
    Und dann soll das Kind auch noch alleine im “eigenen Bett” im “eigenen Zimmer” schlafen.
    Hat ja den Nukki da!
    Die Kinder werden abgeschoben und ruhig gestellt was nachweislich krank macht, ob physisch oder psychisch.
    Mit dem Finger gibt man emotionale Nähe ohne Milch. Einfach mal weglegen geht so auch nicht denn das weinen hat IMMER einen Grund.
    Es sind kleine Personen die da weinen und keine nervigen Gegenstände die aus boshaftigkeit Lärm machen.

    Lg

  • Stefanie

    Der Artikel ist super und öffnet einem mal wieder die Augen. Ich denke jeder der sich durch den Artikel persönlich angegriffen fühlt, ignoriert einfach unsere , wie Herr Renz-Polster immer so treffend sagt, ‘ Menschheitsgeschichte’, in der war ein Schnuller nun einmal niemals vorgesehen. Eine Brust aber schon. Wer sie hat sollte sie nutzen. Dass es das für uns Eltern nicht leichter macht ist unstrittig.
    Ich wollte meiner Tochter auch den Schnuller andrehen um die vielen Schimpfstunden im Auto zu überstehen. Gott sei Dank hat sie ihn immer abgelehnt. Selbst den aus Kautschuk ,der mit seiner Kirschform am ehesten einer mütterlichen Brustwarze gleicht als jeder andere aus Silikon oder Latex ,wollte sie lieber nur kurz in der Mund stopfen um seine Form und Material zu ertasten. Und sie nuckelt bis heute nicht am Daumen.
    Wenn Stillen schmerzt oder Blut fließt liegt das Baby nicht richtig an der Brust an.
    Wir sollten dankbar sein dass es in unserer blinden Gesellschaft Menschen wie Herrn Renz-Polster gibt die uns blinden, aber keineswegs schlechten Eltern, die Augen öffnen und uns erinnern dass auch wir Teil der Natur sind und unsere Kinder zu ihr zurück führen sollten. Besonders wertvoll ist Herr Renz-Polster da er uns in Zeiten, wo es in Fragen um den Umgang und Erziehung unserer Kinder nur A ODER B gibt, eine kindgerechte Orientierung vorgibt. ALLES was unsere Eltern mit uns gemacht haben wird heute völlig hinterfragt. Ich kenne keinen Bereich im Leben der für mich so herausfordernd und gegensätzlich war wie das erste Lebensjahr meines Kindes wo man seinen Weg des Umganges mit Baby herausfinden muss. Denn leider kann es noch nicht sprechen und mir sagen ob ich das Richtige oder Falsche mache.

  • Stefanie

    Ich habe mich, wie sicher viele Eltern hier , viel mit Autoren rund um die Themen Baby; Schlaf; Beikost; und die sonstigen typischen ‘Probleme’ beschäftigt. Dr. William Sears war für mich bisher derjenige Ratgeber der neben Wissen auch die Liebe zu den Kindern hat. Leider bin ich erst spät auf Herrn Renz-Polster gestoßen aber wenn ich seine Artikel lese habe ich durchgehend den ‘ Ja, stimmt , da hätte ich selbst drauf kommen können’ Effekt. Danke für ihre unersetzliche, augenöffnende Arbeit!

  • Leni

    Irgendwie ist der Text halt so wie viele andere: Schnuller sind schlecht (ja das kommt so rüber), Gläschen auch, Flaschenkinder bekommen ein Defizit an Nähe usw.
    Man bekommt halt doch den Eindruck, dass es “richtig und falsch” gibt. In diesem Artikel spätestens, als auf die Studie verwiesen wird: Schnuller machen dumm! Da fühlt sich jede Mutter ein bisschen schlecht, wenn sie dem Kind den Schnulli gibt. Aber mehr wird auch nicht darauf eingegangen z.B. dass die Probanden zw. 1920 und 1930 geboren wurde… Da wird jeder, der sich mit Studien beschäftigt hat hellhörig.
    Ein paar versöhnliche Worte am Schluss täuschen nicht darüber hinweg, dass Schnuller als schädliche Erfindung unserer Zeit dargestellt werden.
    Ich bin jedenfalls froh, wenn mein Kind einen Schnuller nimmt und nicht das Auto zusammen brüllt.
    Außerdem speist nicht jede Mutter ihr Kind mit Schnuller ab, ja es gibt Mütter, die kuscheln dann sogar mit Ihren Kind während es schnullert.

    • C

      Schon mal darüber nachgedacht wie groß der Markt für Schnuller, Beikost Gläschen und Kindersitze ist? (Wir vermeiden jede erdenkliche Autofahrt – Babys hätten wohl Räder oder Flügel bekommen wenn sie für Langestrecke ausgelegt worden wären. Die bucklige Verwandtschaft kann doch auch zu Besuch kommen statt umgekehrt?) Aber zurück: weltweit sitzen tausende hochbezahlte Produktdesigner, Marketing Experten, Lobbyisten und PR Heinis die sogar Blogs gern mit Fehlinformationen “vergiften” nur um ihr Produkt dauerhaft im Wettbewerb zu stabilisieren und die Umsätze zu erhöhen. Dies ist weit weg von jeder Verschwörungstheorie sondern bittere Realität. Über Jahrzehnte hinweg werden Stakeholder Gruppen, ja manchmal sogar Ärzte gezielt beeinflusst, nur um bestimmte Produktgruppen oder Dienstleistungen in der breiten Masse als “den Standard” für eine bestimmte Problemstellung zu etablieren und gegensätzliche Meinungen zu diffamieren oder auszulöschen.

      Leider klappt dies nur allzu oft – es geht schließlich ums Geld und dafür sind viele Mittel recht und es werden keine Kostem und Mühen gescheut – Beispiele für dauerhaft starke und von der Zielgruppe anerkannte Produkte deren tieferer Sinn oft nicht mehr hinterfragt wird. Sogar noch schlimmer! Wenn man das nicht kauft, dann gehört man nicht “dazu”:

      Markt Plausibilierung ( nur ganz grob ) für Deutschland bei jährlich etwa 700.000 Geburten:

      Kinderwagen ca. 500 Mio. € p.a.
      Schnuller ca. 100 Mio. € p.a.
      usw.

      Das Ganze nun noch weltweit,.. dann lohnt es sich sehr wohl auch die allgemeine Meinung nachhaltig zu beeinflussen. Solange dabei keine größeren Schäden entstehen gibt auch keine Wiederrede bei den meisten Experten, vor Allem wenn diese auch ein Stück vom Kuchen abbekommen. Wenn damit (siehe z.B. Fragestellung Kita) auch noch die allgemeine Produktivität kurzfristig gesteigert wird, weil weniger gestillt und schneller wieder gearbeitet werden kann, ist der Segen aus Berlin ebenfalls sicher. Das wir uns langfristig im Worst Case eine Gesellschaft aus sozial inkompetenten Tyrannen heranziehen wird zwar unter Experten diskutiert, aber für die aktuelle wirtschaftliche Lage nicht wichtig.

      So weitschweifig kann ein Schnuller beleuchtet werden .. Danke für den hervorragenden Artikel!

      C

  • Theresa

    Der Autor schreibt das dieser Text nicht als Vorwürf gemeint ist.
    Auch ich habe mich bei Kind Nr. 2 gegeneinen Schnuller entschieden. Nachdem ich trotz heftiger Kämpfe mit Kind Nr. 1 (Nuggi-Verweigerer) gute Erfahrungen ohne machte. Inzwischen ist aber auch vieles durch ihn selbstverständlich.
    ICH verurteile niemanden, weil er sich eine ruhige Autofahrt wünscht und deshalb zum Nuggi greift. Ich selbst habe sämtliche Modelle getestet ;)…
    Durchhalten lohnt sich, es wird immer besser… inzwischen fährt er gerne Auto!

  • Lotte

    Das ist der zweite Artikel auf dieser Seite, den ich (zumindest teilweise) gelesen habe… Zu viel Schwarzweißdenken, furchtbar… Alles doof, was anders gemacht wird… Vielen Dank auch… Kinder verstehen…? Ich verstehe meine Kinder, auch ohne mir das hier antun zu müssen…

    • Ruth

      Jetzt sag nicht deine Kinder kriegen einen Schnuller? Und wahrscheinlich fährst du sie auch im Kinderwagen und sogar – oh Schreck – im Auto???? Und obendrein wirst du Plastik-wegwerfwindeln benutzen und deinen Kindern eine -pfui- Flasche geben????? Das können ja nur “sozial inkompetente Tyrannen” (s.o) werden. ……
      Eigentlich ist es nicht mein Stil zynisch auf andere Meinungen zu reagieren, aber so langsam reicht es mir. Ein bißchen mehr Solidarität unter Müttern, ein bißchen mehr Verständnis und Empathie für die, die es anders machen (anders, nicht schlechter!!!!!) und die Welt wäre so viel angenehmer.
      Schade, dass Herr Renz-Polster hier gar keine Stellung zu den Kommentaren nimmt….

      • Ruth

        “Wer genau braucht einen Schnuller?” Mein Sohn. Er wird nämlich nicht gestillt und kann so sein Nuckelbedürfnis befriedigen. Und wird dabei, davor und danach mit Liebe und Nähe überschüttet. Und wird zu keiner Zeit “abgestöpselt” oder “ruhig gestellt”. So viel nochmal dazu, dass der Artikel angeblich nicht negativ gemeint ist. Worte erzeugen Stimmungen und Gefühle und Worte wie “abgestöpselt” sind wohl eindeutig negativ gemeint….

      • Lotte

        Hihi… Ich bin schuldig im Sinne der meisten Anklagepunkte. Ich suche den goldenen Mittelweg und mache für meine Kinder, was ich für richtig und machbar halte. Und das sollte jede Mutter, denn jede Mutter muss selbst entscheiden, ob dieses oder jenes zur entsprechenden Lebenssituation passt und ob sie das so durchziehen kann und will…

  • Nadine M.

    Vielen Dank für den Artikel. Ich habe mich sehr amüsiert. Ich finde das Thema eher geeignet um einen etwas lockereren Ton anzuschlagen. Dass sich da so viele Leser auf den Schlips getreten fühlen, hat mich verwundert.

  • Anna

    Ich muss schon auch schmunzeln bei den empörten Reaktionen auf den Artikel. Wenn nichts dran ist, hat man doch auch keinen Grund sich aufzuregen?
    Aus eigener Erfahrung kann ich die oben angesprochenen Beobachtungen nur bestätigen. Trotzdem sagt ja niemand, dass alle Mütter, die einen Schnuller verwenden, ihr Kind “abstöpseln”, aber wenn wir ehrlich sind, sehen wir doch im öffentlichen Umfeld viel zu viele, die genau das tun, aus der eigenen Bequemlichkeit heraus und nicht aus einem Bedürfnis des Kindes. Ich denke das Wichtigste dabei ist, dass man den Schnuller nicht gibt, weil man das in unserer Gesellschaft so macht (und die meisten von uns haben sicherlich gleich zur Geburt ein paar davon geschenkt bekommen, ein Baby ohne Schnuller ist heutzutage ja eher die Ausnahme), sondern weil man erkennt, dass es seinem Kind (und nicht nur sich selbst) in bestimmten Situationen gut tut.

    • zettbier

      Naja, kein Mensch braucht ein Auto, eine große Wohnung, Drogen (inkl. Alkohol und Nikotin), Fastfood, und doch tun die allermeisten Menschen so, als wäre das am allerwichtigsten im Leben…

      • A.A.B.M.

        Ja, Ja die allermeisten Menschen tun so als wenn die oben genannten Dinge das allerwichtigste im Leben ist. Was kennen Sie denn für Menschen? In meinem Umfeld werden Familie, Freunde und gesellschaftliche Verpflichtungen (z. B. angestellte oder selbständige Arbeit) mehr geschätzt. Ein Auto macht den Alltag leichter, besonders auf dem Land. In Berlin bräuchte ich auch keins. Alkohol und Nikotin (Ich bevorzuge Friedenspfeifen und Zigarren aus Kuba) dienen auch dem Genuss der sozialen Kommunikation, der Entspannung, zum Anregen des Kreislaufs und zum lockerer werden. Nur böse Menschen haben dieses Laster, nein begehen diese Sünde.
        Wirklich brauchen tut man sehr wenig, auch keine tollen Hobbies oder Reisen jenseits von Balkonien. Dient dann aber der Persönlichkeitsentwicklung, vor allen die Hobbies der lieben Kinder.

  • Nina

    Ich kann mich ihrem Artikel nur Anschließen. Für uns war bei beiden Kindern ein Schnuller keine Option. Das haben wir im Vornherein abgelehnt. Nicht nur der Optik und oben genannten Nachteile wegen (obwohl ich schon den Anblick von laufenden! Kindern, die versuchten zu sprechen schon immer sehr verstörend fand), sondern weil das für uns ein Ausdruck des “Sich-Leicht-Machens” ist. Es ist natürlich viel aufwendiger ein Kind aktiv zu beruhigen, als ihm einfach etwas zu geben, womit es dann alleine klar kommt. Die Reaktion im Freundeskreis bestätigte das auch. Meist sowas wie “also das wäre mir ja zu stressig, sie den ganzen Tag so rumzutragen”. Denn es war auch keine Brust als vermeintlicher Ersatz, sondern ständige Nähe. Bei beiden Kindern hat das wunderbar geklappt und beide haben auch nur eine sehr kurze Teit ihren Daumen benutzt. Und ihr Argument bezüglich Sprache kann ich auch unterstützen: die Große (5) war im Kindergarten mit Abstand als erste ihres Jahrgangs die sich fehlerfrei artikulieren konnte und bis heute nie zum Logopäden o. Ä. musste.
    Danke für Ihren Artikel, der hoffentlich dazu beiträgt, dass unsereins nicht mehr beäugt wird, weil wir unsrem Kind den Schnuller “verwehren”.

    • zettbier

      Meine Tochter hat mit dreieinhalb ihren Nuckel selbst entsorgt und war trotzdem schon immer sprachlich sehr viel weiter als andere Kinder ihres Alters… Das hat nichts mit dem Ding zu tun, sondern damit, wie man sich mit dem Kind beschäftigt bzw wie man mit ihm spricht. Im Übrigen hat sie nie den Daumen genommen… Zu dem anderen Punkt: Nicht jeder kann sein Kind stundenlang umhertragen; ich hatte nach der Geburt meines Sohnes lange mit den Nachwirkungen zu kämpfen (arbeite nach über einem Jahr noch immer daran, meinem Rücken die Stabilität von vor der Schwangerschaft zurückzugeben…) und habe ihn nie lange tragen können. Man kann sich auch anders beschäftigen. Jedoch hat sich der Nuckel bei uns eingeschlichen, als ich mehrfach von einer Krankheit in die nächste gewechselt habe (alleinerziehend, ohne jeglichen Familienanschluss) und das hat sich dann verselbstständigt, was aber okay ist, weil ich weiß, dass sich das selbst geben wird… Soll doch jeder so machen, wie er will, oder?

    • Jennifer

      Zum Daumenlutschen hat unser Sohn auch nie geneigt – das wurde uns immer “angedroht”. Als er gerade die Hand so koordinieren konnte, dass er die Finger in den Mund stecken konnte, hat er es ein paar Tage lang geübt. Aber dann kamen neue Fertigkeiten und er hat es wieder gelassen.
      Letzten Endes bleibt auch wenig Zeit zum Daumenlutschen, denn Mund und Hände werden ja ständig irgendwo gebraucht. Ich halte das inzwischen für unnötige Angstmacherei.

  • Jennifer

    Ich glaub, die Welt geht auch nicht unter, wenn man seinem Kind einen Schnuller gibt. 😉 Solange es sich nicht um eine Dauereinrichtung handelt, ist es ein gutes Hilfsmittel.

    Wie sehr habe ich in den ersten Lebenswochen meines Sohnes (inzwischen ist er zehn Monate alt) Eltern beneidet, die ihren Nachwuchs mit einem Schnuller beruhigen konnten. Mein Sohn ist allerdings mit der Einstellung zur Welt gekommen, dass er selbst entscheidet und dass schnöde Hilfsmittel für Papa und Mama per se abgelehnt werden. 😉

    Und tatsächlich… man KANN das Kind 6 Stunden und mehr am Tag tragen. Und man KANN sich daran gewöhnen, dass Stillen zeitintensiv ist… Oder dass das Baby nicht “durchschläft”. Wenn man wie wir durch die harte Schule geschickt wurde, merkt man, dass man eine ganze Menge Kraft hat. 😉

    Ich weiß inzwischen sehr zu schätzen, dass unser Kleiner auf seinen Weg besteht und uns deutlich zeigt, was er möchte. So weiß man immer, was gerade Sache ist. Außerdem “rentiert” sich der “Mehraufwand”: Durch die intensive Zeit miteinander (und den hohen Erziehungsaufwand, den der Kleine in seine Eltern gesteckt hat ;)) verstehe ich mein Kind sehr gut und intuitiv. Ich hatte mit meinem Sohn noch nie die Situation, dass er in unbekannten Szenarien und Umgebungen aus dem Häuschen geriet. Er ist unglaublich cool und “gesellschaftstauglich”. Und darauf bin ich stolz. Wir wissen, was wir aneinander haben, wie wir ticken und dass wir zusammenhalten.

    Darüber hinaus freue ich mich inzwischen, dass auf unseren Babyfotos so oft ein lachender Babymund (nun auch mit lustigen Zähnen) zu sehen ist.

    Liebe Grüße.

  • Franzi

    Ich stille meine über 1jährige Tochte noch, habe sie viel getragen, den Schnuller haben wir so gut wie nie und nur im ersten halben Jahr benutz. Ich stimme also generell total mit dem Artikel überein.
    ABER nun kommt die von Ihnen zitierte Studie nicht zu dem Schluss, dass der Schnuller unbedingt Ursache für eine niedrigere Intelligenz wäre, sondern “The mechanisms that link type of feeding in early life with later intelligence may have more to do with the child’s social environment that with the nutritional qualities of the milk.” Geht in dem Abschlusssatz zwar um die Milch, aber entscheidende Faktor ist dann doch eher, dass Elternhaus. Und da zeigt sich nun mal der Trend, je niedriger der Bildungsgrad, umso weniger stillen und umso mehr Schnuller…

  • Meike

    Mein Mann und ich haben uns ernsthaft gefragt, warum man so viel über Babys hört und liest und trotzdem nicht darauf vorbereitet ist, dass das Baby von Anfang an eine Vielzahl entzückender Laute produziert. Vielleicht geht das einfach nicht so gut, wenn man einen Schnuller im Mund hat? Andere Babys hatten schon im Krankenhaus immerzu das Ding im Gesicht. Unsere Tochter hat meinen kleinen Finger vorgezogen (natürlich nur im Notfall eingesetzt) und dann irgendwann die eigenen Finger entdeckt. Wir haben aber zugegebenermaßen auch das Glück, dass sie ein sehr unkompliziertes Kind ist.

  • Kerstin

    Tja und dann gibt es noch die blöde Kombination dauersaugendes Baby mit Milchkuh als Mama. Meiner hat gerne kräftigst an der Brust gezogen und es kam immer genug raus. Wenn ich nicht abgedockt habe, lief die Milch aus der Nase wieder raus, trotzdem wurde weitergesaugt, nicht nur genuckelt. Ich musste immer nach max. 15 min abdocken und erstmal einen Stöpsel als Ersatz haben. Sonst war kein Beruhigen möglich. Meinen Finger habe ich kaum mehr aus dem Mund bekommen und die Babyfinger haben nach 15 Minuten geblutet. Kind hatte nach 3 Monaten sein (Normal)Gewicht locker verdoppelt, trotz vielem Schnullern und stundenlangem Tragen (von Papa), Mama hat es nach Kaiserschnitt bei der Gewichtsentwicklung nie gepackt, lange zu tragen. Papas Finger als Alternative zum Schnuller ging, aber auch er musste Schlafen und ab und zu arbeiten. Und ohne kräftiges Saugen hatten wir das erste halbe Jahr ein Dauergeschrei. Nur im Schlaf ist der Schnuller sofort raus gefallen, aber er hat im Traum weiter Saugbewegungen gemacht… Bei uns kam nach wenigen Tagen schon die Hebamme mit einem Schnuller an und auch die sehr alternativ denke Kinderärztin war damit einverstanden. Keine Saugverwirrung, aber dafür ganz viel entspannte Kuschelzeit mit entspannten Eltern und viel weniger ausgespuckter Milch, mehr als 350ml blieben nicht lange im Kind. Mündel-Phase hatten wir sehr intensiv. EIn Schnuller ist dann schneller und weiter draußen als man kucken kann.
    Und die Kleine hat ihn bekommen, wenn sie mit knapp 6 Monaten zu den kleinen Legos des großen Bruders gekrabbelt ist. Als sie mit 15 Monaten alleine aus dem Bett kam, hat sie ihn wie selbstverständlich immer am Eingang vom Zimmer des großen Bruders reingesteckt, beim rausgehen wieder ausgespuckt.

  • Daniela

    Danke für den Artikel. Er hat mir schnell endlich etwas mehr Hintergrundwissen gegeben, mit welchem ich mich vielleicht mal trauen werde in die Diskussion zu gehen. Bisher habe ich mich da lieber rausgehalten. Meine Kinder wachsen ohne Schnuller auf, weil ich einfach gar nicht wüsste in welchen Situationen ich ihn benutzen sollte. Sie wachsen beide Windelfrei auf und ich denke wenn man dieses Grundbedürfnis nicht weglässt gibt es schon viel weniger angespannte Situationen. Das Baby und Kind kann besser trinken, essen, Nähe erfahren und entspannt die Welt entdecken. Es gibt bestimmt Ausnahmefälle auch trotz des Abhaltens von Geburt an, aber doch macht es eben einen Unterschied, ob man diese Grundbedürfnis stillt. Es ist neben Nähe und Nahrung eines der Wichtigsten.

  • L

    Vorweg merke ich an, dass mir einige Artikel sehr gut gefallen haben, insbesondere der wertfreie Artikel zum “Langzeitstillen”. Grundsätzlich finde ich den hier vertretenen “biologisch-natürlichen” Ansatz sehr interessant und sehe diesen positiv. Jedoch verstehe ich auch Ihre Artikel wie die anderer Autoren und die Erziehungstipps Anderer: als Denkanstoß und zur Selbstreflexion.
    Nun zum Artikel:
    Ich finde es schade, dass dieser Artikel sehr verallgemeinert und weniger objektiv ist als andere Beiträge.
    Wir wollten unserem Sohn nicht den Schnuller geben und wenn, dann auf keinen Fall vor der 9. Woche, damit er immer brav an der Brust saugt.
    Leider hat er bereits wenige Wochen nach der Geburt die Brust nicht zur Beruhigung angenommen. Es mag natürlich sein, dass dies daran lag, dass er in den ersten Tagen hin und wieder die Flasche – teils mit abgepumpter Milch, teils mit Pre-Nahrung – bekommen hat.
    Auch wenn ich es in diesem Beitrag nicht vor hatte, rechtfertige ich mich im Folgenden.
    Da wir anfangs keine Milchpumpe hatten, müssten wir bei einzelnen Mahlzeiten (insgesamt waren es glaub ich 4 oder5) auf Pre-Nahrung zurück greifen.
    Die Ursache für die Fläschchengabe war, dass der Kleine ein verkürzes Zungenbändchen hatte, das dem gesamten Fachpersonal nicht aufgefallen war. Dass ich trotz von vornherein richtigem Anlegen – ja, manche Frauen haben Glück dabei und ich finde es nicht gut, dass ich mich in Gesprächen häufig schon dafür entschuldigen muss, weil anscheinend jeder Probleme mit dem Stillen hat/hatte – blutige Brustwarzen und extreme Schmerzen beim Stillen hatte, war leider nur für den ortsansässigen Kinderarzt ein Indiz für das verkürzte Zungenbändchen. Zum Glück, denn sonst wäre es mir nicht möglich gewesen, ihn weiter zu stillen, da es sich jedes Mal angefühlt hat, als würde jemand minutenlang mit grobem Schleifpapier über die blutigen Brustwarzen schaben.
    Zurück zum Thema:
    Bisher hindert der Schnuller unseren Sohn nicht daran zu lächeln oder Laute zu bilden. Er schafft beides auch mit Schnuller. Selbst schreien macht er manchmal mit Schnuller im Mund. Im Zweifelsfall lässt er ihn eben los, wenn er das Bedürfnis dazu hat.
    Ein aus meiner Sicht großer Vorteil des Schnullers ist, dass er in Kombination mit dem Getragenwerden beim einschlafen helfen kann. Insbesondere, wenn beide Elternteile eine gute Beziehung zum Kind haben wollen und entsprechend viel Zeit mit ihm verbringen. Der Aspekt, dass der Schnuller auch Männern ermöglicht, dass ihre Kinder bei Ihnen ein Erlebnis des Berhuhigungssaugens haben, ist aus meiner Sicht der größte Vorteil.
    Manchmal ist es aber auch so, dass man hin und wieder eine Mahlzeit einnehmen möchte und sich dabei unterhalten will. Bei einem sehr “gesprächigem” Kind das in einer Lautstärke Laute bildet, in der andere Babys schreien, ist dies ohne Schnuller häufig nicht möglich. Wobei, wie bereits beschrieben, das Bilden der Laute durch den Schnuller nicht gestoppt, sondern nur gedämpft wird.
    Ein weiterer Grund für den Schnuller ist übrigens, dass die Milchproduktion bei mir nicht noch weiter angeregt werden soll. Denn der Kleine saugt auch beim Beruhigungsbuckel sehr stark (von der Kinderärztin bestätigt) und ich habe bereits Probleme mit einem zu starken Milchspendereflex und zu viel Milch – trotz ausstreichen. Das liegt bei mir allerdings in der Familie. Anscheinend macht die Natur nicht immer alles nach Lehrbuch.
    Weiterhin möchte ich anfügen, dass ich den Verdacht, dass die Gabe des Schnullers zu dummen Kindern und Erwachsenen führt, als angreifend empfinde. Meine Eltern haben mir sehr lange den Schnuller erlaubt. Ich war bereits in einem Altern, in dem der Schnuller nicht mehr aktiv angeboten wurde, als ich ihn abgab – freiwillig, denn “große Kinder brauchen keinen Schnuller”.
    Ich selbst wurde übrigens aus gesundheitlichen Gründen nicht gestillt. Da dies jedoch niemandem auf die Stirn geschrieben steht, wurde meine Mutter dafür häufig von anderen Müttern geschnitten und ihr wurden spontan und ohne den Hintergrund zu kennen von fremden Frauen Vorwürfe gemacht.
    Ihren Artikeln zur Folge müsste ich also ein kränkliches, da nicht gestillt, und traniges Kind gewesen sein. Doch dem war nicht so. Ich hatte deutlich weniger Kinderkrankheiten als Freunde von mir, bei denen ich weiß, dass sie voll gestillt wurden und gewöhnlich bin ich als lebhaftes, aufgewecktes Kind bezeichnet worden, dessen Wissens- und Entdeckerdrang nicht zu bremsen gewesen sei – und das trotz Flaschennahrung und Schnuller.
    Mein Vater gehörte übrigens zu den Kindern, die bis weit in die Grundschulzeit an ihrem Daumen gelutscht haben und wurde dafür sehr gehänselt.
    Aus all diesen Gründen denke ich, man sollte weniger “biologisch-historisch” und vor allem dogmatisch an dieses Thema und die Kindererziehung im Allgemeinen gehen. Aus meiner Sicht machen sich viel zu viele Eltern zu viel Druck und versuchen Idealen zu entsprechen, die sie sich vor der Zeit mit Kind gesetzt haben. Dabei übersehen leider Viele auf ihr eigenes Kind zu blicken und sich an diesem und seinen Bedürfnissen und den eigenen Lebensumständen zu orientieren. Das sollte aus meiner Sicht die Leitlinie der Erziehung sein. Schließlich sind wir soziale Lebewesen, die miteinander auskommen wollen und müssen, auch innerhalb der Familie.
    Meiner Erfahrung nach rühren viele Probleme daher, dass man sich eher an Idealen als am eigenen Kind orientiert. Wenn man dieses aufmerksam beobachtet, merkt man selbst vor dem Hintergrund des angelesenen Wissens und der vielen erhaltenen Ratschläge, welcher Weg der passende für das kleine Individuum ist. Wer sich auf sein Kind einlässt und sich nach diesem richtet, macht sicher immer “das Richtige”, ob mit oder ohne Schnuller, mit oder ohne stillen.

Kommentar verfassen