Erhalte zu jedem gekauften Buch eine Widmung von Herbert Renz-Polster gratis dazu!
Warum klappt es gerade heute so schlecht?
Schon seltsam: Wir leben in einer »Wissensgesellschaft«, haben gut ausgebildete Kinderärzte, lückenlose Vorsorgeuntersuchungen und gewiss das beste Gesundheitssystem auf der ganzen Welt. Es gab noch nie so viele Experten, noch nie so viele Beratungsangebote, noch nie eine mächtigere Medizin. Und trotzdem stecken wir gerade bei den einfachsten, natürlichsten Dingen fest. Dem Kinderschlaf etwa.
Das hat sicherlich auch damit zu tun, dass der Schlaf ein paradoxes Verhalten ist, das nicht »gemacht« oder erzwungen werden kann. Der Schlaf muss sich ergeben − durch Entspannung. Nur: gerade die ist zu einem raren Gut geworden − auch in jungen Familien. Wir können uns nicht einfach baumeln lassen, in Ruhe unser Baby kennen lernen oder unsere neue Rolle finden − oft genug müssen wir stattdessen funktionieren, arbeiten, für unser Auskommen sorgen, alles organisieren, damit der Laden läuft. Ein Dilemma, bei dem gerade dieses Mimosenpflänzchen Schlaf ziemlich unter Druck gerät.
Aber das ist oft nicht der einzige Grund. In vielen Familien kommt der Druck noch aus einem anderen Kessel: mit dem Thema Schlaf werden oft Ziele und Hoffnungen verbunden, die im Grunde ins Feld der Erziehung fallen. Mit dem Schlaf verbunden werden dabei oft Themen wie Selbstständigkeit und Autonomieentwickung − was umgekehrt heißt, dass jetzt die dazu passenden Ängste im Raum stehen. Vor allem die Angst und Verwöhnung. Damit hängen an dem filigranen Gebilde Schlaf eben auch noch erzieherische Gewichte − sie tragen zur Entspannung nicht gerade bei. Aber aus genau dieser ergibt sich der Schlaf.
Noch keine Kommentare