FAQ

Welche Risiken sind bekannt?

Auch diese Frage kann nicht eindeutig beantwortet wer­den, weil zwar viele statistische Ein­flüs­se oder nicht ursächliche Ein­flüs­se auf das SIDS-Risiko bekannt sind, a­ber manch­mal nicht klar ist, ob es sich dabei um ur­säch­li­che Ein­flüs­se oder nicht ursächliche Ein­flüs­se handelt.

So ist statistisch bekannt, dass Babys junger Mütter häufiger von SIDS betroffen sind. Es ist aber unklar, ob es sich dabei um einen Einfluss des mütterlichen Alters selbst handelt, oder um den Einfluss eines ungünstigen Lebensstils, der im jüngeren Alter insgesamt häufiger (aber eben häufig auch nicht) anzutreffen ist.

Häufig genannte und viel diskutierte SIDS-Risiken sind:

Frühgeburtlichkeit: zu früh geborene Säuglinge (unter 33. Woche) sind etwa doppelt so oft von SIDS betroffen als Reifgeborene. Dabei ist unklar, ob dies auch an äußeren Einflüssen liegen könnte (Frühgeburten sind bei Raucherinnen und Konsumentinnen von Drogen deutlich häufiger, beides sind bekannte Risiken für SIDS).

Männliches Geschlecht: 60% der SIDS-Opfer sind männlich. Das könnte damit zusammenhängen, dass das männliche Geschlecht insgesamt empfindlicher und »weniger entwicklungsstabil« ist als das weibliche (so sind männliche Säuglinge nicht nur pflegeaufwändiger und häufiger krank, sie reagieren auch deutlich empfindlicher gegenüber ungünstigen Einflüssen, etwa gegenüber einer zu frühen Geburt). Allerdings scheint die erhöhte Empfänglichkeit der Jungs für das Schlafen im Elternbett nicht zu gelten − die SIDS-Raten unterscheiden sich hier nicht zwischen den Geschlechtern Co-sleeping − das übrigens mit Jungs häufiger praktiziert wird als mit Mädchen − könnte für Jungs theoretisch also auch einen Schutzfaktor darstellen.

Bauchlage: das Schlafen in Bauchlage wird generell als deutliches SIDS-Risiko gewertet. Dies wird damit begründet, dass die SIDS-Rate nach Änderung der ärztlichen Empfehlungen hin zur Rückenlagerung ab 1991 prompt zurückgegangen sei. Allerdings ist dieser Zusammenhang nicht ganz so klar wie er erscheint, da die Bauchschläfer-Rate und die SIDS-Rate nur lose miteinander korrellieren. Dennoch dürfte die Bauchlage zumindest für Solo-Schläfer ein erhöhtes SIDS-Risiko bedeuten. Ob dies auch für Babys im Elternbett gilt, ist umstritten, zumindest nach einer neueren Studie scheint die Bauchlage im Rahmen des Co-sleepings keine Nachteile zu haben.

Rauchen in der Schwangerschaft: In manchen (aber nicht allen) Studien ist das Rauchen in der Schwangerschaft auch dann ein Risikofaktor, wenn die Mutter aktuell nicht mehr raucht. Allerdings ist der ursächliche Zusammenhang unklar (Rauchen in der Schwangerschaft könnte auch ein Marker für andere Risiken sein − so erleben Raucherinnen häufiger Frühgeburten, die möglicherweise für sich allein ein höheres Risiko bedingen).

Zigarettenrauchen: Ein unbestrittener, deutlicher Risikofaktor für SIDS.

Drogen-, Alkohol- und Schlafmittelkonsum der Mutter: ebenso.

Überwärmung: dieser Einfluss wird immer wieder als Risiko genannt, sein Beitrag bleibt aber letzten Endes unklar. Das hängt damit zusammen, dass zwar viele SIDS-Opfer schweissgebadet aufgefunden wurden, dies könnte aber auch auf den Todeskampf zurückzuführen sein. Auch zeigt sich der Zusammenhang zwischen Überwärmung und SIDS nicht in allen Studien.

Loses und schweres Bettzeug, Verwendung von Kissen oder strammes Pucken: Hierdurch könnte die freie Atmung beeinträchtigt werden. Der Zusammenhang ist zwar plausibel und durch mehrere Studien belegt, der häufig gezogene Umkehrschluss, dass ein Baby nur in einem Schlafsack sicher schlafen könne, ist jedoch fragwürdig (dazu gibt es einfach zu viele Alternativen zu Kissen und schweren Federdecken).

Ernährung mit Kunstmilch: Gestillt zu werden scheint für das Baby als Schutzfaktor gegen SIDS zu wirken. Tatsächlich haben gestillte Säuglinge ein um 50% vermindertes SIDS-Risiko.

Ungünstiges Schlafumfeld: Dass das Schlafen im Elternbett ein eigenständiger Risikofaktor für SIDS sei, wird zwar immer wieder behauptet, ist aber wissenschaftlich umstritten, vieles spricht dagegen. Unbestritten ist jedoch, dass das SIDS-Risiko für das Baby deutlich zunimmt, wenn Co-sleeping unter ungünstigen Bedingungen praktiziert wird, etwa in einem Wasserbett, einer sehr weichen Matratze, auf einem Sofa, Sessel oder mit Menschen, die nicht regelmäßig für das Baby sorgen (»non-caregivers«, inklusive Geschwisterkinder).

Schlafen im eigenen Zimmer: Babys die nicht im elterlichen Schlafzimmer schlafen, haben in den ersten 6 Monaten ein erhöhtes SIDS-Risiko. Dies könnte damit zu tun haben, dass Babys in den ersten Lebensmonaten ihre Atmung auch auf die Atemgeräusche in ihrer Nähe abstimmen. Diese Eigenart hilft ihnen möglicherweise unwillkürlich auftretende »Aussetzer« in ihrer noch unreifen Atemregulation zu überspielen.

Impfungen: sie werden und wurden für alle möglichen Gesundheitsprobleme verantwortlich gemacht, vom Autismus bis zu SIDS. Wissenschaftliche Beweise stehen allerdings aus.

Fazit: In der Literatur werden sehr viele Risikofaktoren für den Plötzlichen Kindstod benannt, manchen davon wird ein großer Einfluss zugeschrieben, anderen ein kleiner Einfluss. Gerade bei den letzteren ist oft unklar, ob es sich in jedem Fall um einen ursächlichen Einfluss handelt, entsprechend umstritten sind sie in der Diskussion unter Fachleuten und Laien. Einen deutlichen, unbestrittenen Einfluss auf das SIDS-Risiko haben das Zigarettenrauchen, der Konsum von Drogen, Schlafmitteln und Alkohol, Nicht-Gestilltwerden sowie das Schlafen in einem ungünstigen Schlafumfeld (allein im eigenen Zimmer, auf einem Sofa, mit falschen Zudecken, mit Fremdpersonen) oder in einer ungünstigen Schlafposition (Bauchlage).