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W.I.D.E.R.L.I.C.H – Omi qualmt!
Jede Generation hat ihre Laster. Beamen wir uns in die 1960 und 1970 er Jahre zurück: Qualm über der ganzen Gesellschaft. Ein Psychiater ohne Pfeife war so was wie ein Priester ohne Weihrauch – und das natürlich auch während der Behandlung. Und bei Besprechungen wurde nicht nur deshalb viel gebrüllt, weil da fast nur Männer unter sich waren, sondern weil man die Sprecher vor lauter Rauch nicht so gut erkennen konnte. Vom Leben auf dem Bau und im Handwerk ganz zu schweigen. Wir Kinder wussten damals genau, welcher Bauarbeiter in unserer Siedlung welche Marke rauchte – denn es war unser Job denen die Zigaretten unten im Dorf rauszulassen (und natürlich Bier vom Herrn Oeler mitzubringen, das war der Besitzer des Dorfladens).
Und heute sind diese Menschen eben oft genug nicht nur Großeltern, sondern eben auch noch immer Raucher*innen. Denn klar wollten viele dann irgendwann aufhören, nur, in echt ist das ziemlich schwierig. Nikotin ist nun einmal eine tief in den Gehirnstoffwechsel eingeschriebene Sucht.
Und so haben jetzt manche Eltern tatsächlich ein Problem: Die Oma qualmt! Und passt doch so gern auf meine kleine Sarah auf. Was soll ich nur tun, passiv Rauchen ist ungesund. Und dort quillt ja das Gift sogar aus den Tapeten! Manche gehen dann so weit, von der Omi zu verlangen, sich nur draußen mit dem Enkele zu treffen. Oder gar mit dem Rauchen aufzuhören. „W.I.D.E.R.L.I.C.H.“, hiess es zuletzt auf einem Erziehungsportal, das mich zum Thema Rauchen befragte:
„Ich habe meine Schwiegermutter wirklich lieb und gern. Aber bei diesem Punkt – das weiß sie auch – werden wir uns einfach niemals einig sein. Rauchen in der Anwesenheit eines Babys. Auch das von mir eingeforderte Händewaschen hilft da eigentlich kaum etwas. Und das Kaugummikauen, das sie von sich aus angefangen hat, auch nicht. “Ähm, ja. Leider riechst du trotzdem nach einer verqualmten Kiez-Kneipe!”
Bumm. Das Thema scheint tiefe Emotionen zu wecken
Ich würde dafür plädieren, die Kirche im Dorf zu lassen. Auch wenn ich glaube, über die Risiken des Zigarettenrauchs ganz gut informiert zu sein.😉
Denn es steht ja einiges auf dem Spiel. Eine Großmutter, die gut mit ihrem Enkel*in kann, ist ein riesen Plus – eine zusätzliche Bindungsperson, eine zusätzliche Entlastungsperson, jemand der/die dem Kind nahe ist und doch eine andere Rolle spielt – all das erweitert die sozialen Erfahrungen des Kindes und macht das Familienleben reicher und einfacher. Darauf zu verzichten, da müssen dann wirklich gravierende Dinge dagegen sprechen.
Wie etwa das Rauchen, das ja die Gesundheit meines Kindes beeinträchtigen kann? Ja, kann es. Nur, Gift ist eine Frage der Dosis, und hier lässt sich viel machen. Bei einem vernünftigen Verhalten (zu dem ich die allermeisten Großmütter und -väter in der Lage sehe) lässt sich die Rauchbelastung wirklich gut minimieren. Omi Otti raucht dann zum Beispiel, wenn das Kind schläft. Auf dem Balkon. Oder draußen. Wechselt danach vielleicht auch noch das T-Shirt. Gut, es soll auch Großeltern geben, die das nicht schaffen, dann wäre darüber zu reden, welche praktischen Regeln man dann findet. Aber im Normalfall nehme ich an, dass das klappt, es besteht ja eine wunderbare Ausgangssituation: alle sind motiviert.
Wie gefährlich ist Passivrauchen für Kinder?
Am gefährlichsten ist es in der Schwangerschaft – aus verständlichen Gründen: die von der Mutter über die Lunge ins Blut aufgenommenen Giftstoffe landen in unverminderter Konzentration in der Plazenta und im Gehirn des werdenden Babys. Kein Wunder sind Babys gerade von starken Raucherinnen oft zu klein oder kommen zu früh auf die Welt (es besteht eine klare Dosis-Wirkung Beziehung). Auch ist das Gehirn des Kindes beeinträchtigt. So lassen sich beispielsweise Probleme im Hirnstamm, von dem das unwillkürliche Nervensystem gesteuert wird, nachweisen (es wird vermutet, dass sich so das höhere SIDS-Risiko von Säuglingen rauchender Mütter erklärt). Auch andere Hirnteile können Einbußen erleiden, auch Regionen, die für Planung, Denken und Emotionskontrolle zuständig sind (dies könnte erklären, warum ADHS bei Kindern von Raucherinnen häufiger vorkommt). Auch hier wieder lässt sich ein Dosis-Wirkung-Zusammenhang zeigen: jede Zigarette zählt. (Auch jede, die dann weniger geraucht wird, glücklicherweise – so haben zum Beispiel Babys von Müttern die in der Frühschwangerschaft aufhören zu rauchen später das gleiche Geburtsgewicht wie die Babys komplett nichtrauchender Mütter).
Rauchen nach der Geburt
Auch das Rauchen nach der Geburt ist natürlich von Übel, wenn das Baby bzw. Kind mitraucht – allerdings sind wir hier schon in einer deutlich anderen Liga als beim Rauchen mit Babybauch. Beispiel SIDS: Rauchen im Mutterleib erhöht das Risiko im Schnitt um das 4 fache (wie gesagt schwankt das Risiko je nach Zahl der konsumierten Zigaretten). „Aktuelles Rauchen“ (also ohne dass in der Schwangerschaft geraucht wurde) dagegen nur – allenfalls – um das vielleicht 1,5-fache. (Deshalb sage ich den rauchenden Müttern gerne: das Aller-Allerwichtigste ist, dass Ihr es schafft in der Schwangerschaft aufzuhören – oder, falls ihr das nicht ganz schafft, Euch so gut es irgend geht einzuschränken!)
Klar ist das Rauchen dann immer noch eine gesundheitliche Belastung für das Kind: Kinder in Raucher-Haushalten entwickeln öfter Allergien und auch die Schleimhaut der Atemwege kann dauerhaft entzündet sein und das Kind damit stärker zu Husten und Asthma neigen.
Auch hier ist die Auswirkung wieder eine Frage der Dosis. Es ist etwas anderes, ob ein Kind zum Passiv-Dauer-Rauchen in wenig belüfteten Räumen verdammt ist (das war früher häufig) oder ob dessen Eltern mit ihrem Konsum vernünftig umgehen und zum Beispiel nur draußen rauchen. (Wie stark das Passivrauchen in Innenräumen zu Buche schlägt, zeigte sich übrigens bei Messungen der Lungenfunktion nach Einführung des Rauchverbots in der Gastronomie – da zeigte sich, dass das Dauer-Passivrauchen fast die gleichen nachteiligen Effekte hatte als das Selber-Rauchen.)
Gut regeln durch Reden…
Was Rauchen anrichten kann, ist damit klar. Und klar ist auch die Abhängigkeit von der Dosis. Gehen wir also wieder zu Oma Ottilie und der kleinen Sarah. Das Gute am Rauchen ist, dass sich dosistechnisch in der Betreuungssituation vieles gut regeln lässt. Und jede(r) kennt auch den Weg: Nicht rauchen, solange das Kind in der Wohnung ist. Wird ansonsten in der Wohnung geraucht, sollte die Wohnung vorher und während der Betreuungszeiten gut gelüftet werden. Wenn geraucht wird, dann nur draußen – und danach das T-Shirt wechseln, das ist insbesondere bei kleinen Kuschelkindern wichtig.
Aber da verbleibt ja immer noch ein Rest Nikotin irgendwo, oder? An den Tapeten oder auf dem Sofa zum Beispiel. Nur, als Eltern sollte man sich dann auch das fragen: Wie viel Zeit verbringt das Kind denn dort? Die allermeiste Zeit ist es ja zuhause. Oder in einer Einrichtung. Es ist ein bisschen wie mit den Keksen oder anderen Süßigkeiten, die bei Omaopa vielleicht reichlicher fließen: Was zählt ist das unter der Kurve des Alltagslebens gemittelte Maß. Der Weg zu Löchern in den Zähnen oder zu Diabetes ist ein langer, und auf dem sind andere Einflüsse oft deutlich wirkmächtiger. Da ist Omiopa nur ein kleineres Teilchen. Und Omi macht was sie kann.
Mehr ist nicht im Angebot. Ja, das ist vielleicht nicht optimal, was die Schadstoffbelastung angeht, aber was ist optimal? Andere Großmütter wohnen an befahrenen Autostraßen, auch nicht ideal.
Super-ideal aber ist es eine Großmutter zu haben.
Alles andere lässt sich zwischen sich zugeneigten Menschen jonglieren.
Wenn der gute Wille da ist. Und wenn keine Verurteilung da ist, und der andere nicht mit dem moralischen Hammer angegangen wird.
„Unglücklicherweise ist er unter denen die rauchen”
Der moralische Hammer nämlich macht die Sache manchmal dann komplizierter und toxischer als das Nikotin, das dann vielleicht noch im Spiel ist: „Du hörst nicht auf zu qualmen, obwohl Du doch weisst, was für zarte Bronchien so kleine Kinder haben! Und da sieh, eine Studie, die zeigt, dass der Plötzliche Kindstod durch Rauchen deutlich erhöht wird! Und: Jetzt hat sie schon wieder gehustet nachdem sie bei Dir war!“
Nein, wirklich, das muss man dann alles sein lassen – wenn eine Omi so raucht wie erwartbar und abgesprochen (siehe oben), dann kriegt ein Kind davon nicht gleich eine Bronchitis. Kinder husten wegen Erkältungen.
Und die Moral – das ist das schlimmste Hindernis. Ich traf vor vielen Jahren mal eine Jugendfreundin nach 20 Jahren wieder, sie erzählte wie es so geht. „Und dein Sohn“, fragte ich sie (den kannte ich noch als Baby). Die Antwort: „Unglücklicherweise ist er unter denen die rauchen.“ (so gezirkelt, weil sie Französin ist).
Ähm – DAS als erste Beschreibung deines Kindes? Dass er Raucher ist?
Ja, vielleicht sollte man es immer wieder mal deutlich sagen: Du, was zählt ist, dass dein Kind kein Arschloch ist. Wage, etwas tiefer zu blicken.
Und das gilt auch für die Gespräche mit der qualmenden Omi. Die braucht nicht deine Überheblichkeit und nicht deine Ratschläge und nicht deine Beurteilung. So wenig wie du sie brauchst. Sie hat ihr Leben, und da auch schon ein paar Runden gedreht. Ob sie raucht oder nicht ist Teil davon, und den macht sie mit sich selber aus. Sie ist 100 mal mehr als „eine Raucherin“, sie ist die Oma deines Kindes (und deine Mutter oder die deines Partners). Das Praktische, wie gesagt, wird sich regeln lassen.
Das Besondere an unserem Shop: Du kannst Dir das bestellte Buch auch signieren lassen, auch mit einem bestimmten Widmungstext – zum Beispiel für Freunde, die sich über ein persönliches Exemplar deines Lieblingsbuches bestimmt freuen werden.
Karin
Mit Baujahr 1966 gehöre zu der Generation, deren Eltern noch ganz selbstverständlich überall geraucht haben, egal, ob im Restaurant, daheim im Wohnzimmer oder auf der langen Autofahrt in den Skiurlaub. Oder genauer: mein Vater. Meine Mutter deutlich weniger und nicht in der Öffentlichkeit. Das war auch ihr größter Kritikpunkt an meiner eigenen Raucherei: Eine Frau tut das nicht in der Öffentlichkeit.
Und meine Großeltern nebenan haben genauso gnadenlos “gebarzt”, vor allem meine Oma (die damit übrigens lässig 100 geworden ist). Man kann also sagen, dass ich einigermaßen geräuchert aufgewachsen bin.
Aus heutiger Sicht ist das natürlich undenkbar, und ich bin heilfroh, dass mein Mann und ich mit der Qualmerei aufgehört haben, lange, ehe wir Eltern wurden. Aber ich würde doch meinem Sohn (wir sind sehr späte Eltern, er ist 10 Jahre alt) nicht die Großeltern verbieten! Ich wäre heute vermutlich nicht genau der Mensch, der ich bin, wenn ich nicht auch immer Omi und Opa gehabt hätte.
Dass ich das so gesund überstanden habe, könnte ja daran liegen, dass wir früher unsere freie Zeit ganz überwiegend an der frischen Luft verbracht haben. Da sehe ich in der heutigen Zeit die viel größeren Probleme: Kinder, die sich Tage im Voraus verabreden müssen, damit es in den Terminkalender passt, unter Daueraufsicht stehen und den Verlockungen der digitalen Medien ausgesetzt sind. Die ich hier gar nicht verteufeln will, sie haben viel Gutes, aber sie verlocken eben auch, und mit dieser Verlockung umgehen zu lernen, das ist gar nicht so einfach, zumal nach den Corona-Jahren, wo sie noch viel präsenter waren.
Also, nicht den Umgang mit den Großeltern einschränken, wenn man das Glück hat, dass sie in direkter Nähe wohnen, die sind sooo wichtig, sondern sich lieber Gedanken um das Freizeitverhalten der Kinder und die elektronischen Babysitter machen.
Wolf
Meine Geschwister und ich sind 70er und 80er Jahrgänge, dass Papa geraucht hat, völlig normal. Selten auch Mama. Daheim, im Auto, im Zug,…daheim am schlimmsten, immer Qualm in der Bude. Ich war so froh, als mein Papa während meiner Ausbildung plötzlich aufgehört hatte. Und heute, dass keiner außer mein Neffe raucht. Und der wird hoffentlich noch vernünftig. Aber jetzt wird er volljährig, macht ne Ausbildung auf dem Bau und muss sich ausprobieren und finden. Ich wüsste ehrlich nicht, ob wir lange zu Besuch kämen, würde bei den Großeltern geraucht. Überall auf den Oberflächen hängt das Nikotin, da will ich kein Baby oder Kleinkind frei lassen 😅 vom Qualm ganz zu schweigen…
ama
Das ganze Problem besteht aus 2 Teilen: einmal die Aufnahme von Giften (es ist nicht bloß das Nikotin) in den Körper während der Zeit als Fötus und danach, und dann die Prägung durch den Geruch.
Letztere wird leider fast immer vergessen. Dabei ist sie nicht minder wichtig, weil sie die Kinder umgebungsmäßig prägt. Es ist schon lange her und ich kann mich an die Einzelheiten nicht mehr erinnern, da wurde über eine Studie berichtet, bei der es um die Neigung von Kindern zu Alkohol ging. Wer als Kind durch den Geruch geprägt wurde, war später sehr viel stärker gefährdet, selbst zu Alkohol zu greifen. Genau das Gleiche gilt für das Rauchen.
Selbst wenn die Eltern oder andere Verwandschaft noch so nett ist, wer Kinder möchte, sollte um diese Personen einen großen Bogen machen. Warum sollte man die Gesundheit – dazu zählen auch die geistige Leistungsfähigkeit und die körperliche Durchhaltefähigkeit (dafür gibt es inzwischen das gruselige Wort “Resilienz”) in späteren (!) Jahren – auf’s Spiel setzen bloß wegen der Sucht von jemand Anderem?
Warum soll man aus falsch verstandener Freundlichkeit seine eigenen Kinder schädigen lassen? Wie ist es denn mit der Freundlichkeit und dem Respekt vor der Gesundheit der Kinder, die diese Anderen erbringen sollten?
Genau darum geht es: um die Achtung der Anderen vor der Gesundheit der Kinder.
Warum sollte ich Jemanden mehr achten als der die Gesundheit meiner Kinder zu achten bereit ist?
Das ist eine ganz klare und eindeutige Entscheidung, die man hier treffen muß. Und man muß sie treffen. Eine halbe Entscheidung gibt es nicht. Sie ist eindeutig, und das ist eindeutig.
Lorena
Wow – so einen Kommentar unter einen Artikel zu setzen, der von einer Fachperson verfasst wurde und genau erklärt, warum man genau diese moralinsauren Ansichten überdenken sollte. Das muss man auch erstmal bringen.
ama
Es ist “moralinsauer”, wenn man zu bedenken gibt, daß man Respekt vor der Gesundheit des Kindes einzufordern hat?
Im übrigen: Ein Kollege hat 2 Kinder. Das erste Kind kam, war da, und war sehr klein. Das zweite Kind kam, war etwas größer. Beide Kinder leiden an Atemproblemen. Daß die Eltern ihre Kettenraucherei einstellen? Wozu denn?
Mit den Kindern in eine Reha zur Therapie der Atemprobleme an die Nordseeküste fahren? Kein Problem. Und das Rauchen geht ungemindert weiter.
Genau da haben wir das Problem: Wenn Sucht (die der Eltern oder von Verwandten) über die Gesundheit der Kinder gestellt wird.
Die Gesundheit der Kinder zu vernachlässigen ist dann also “nicht moralinsauer”?
Ich habe hier ganz klar den Kern des Problems dargelegt, genau so wie er ist. Das hat übrigens auch nichts mit Moral zu tun, sondern mit Ethik, mit dem Wert, den man der Gesundheit der Kinder zumißt – oder zubilligt, je nachdem, wie unmoralinsauer man die Sache sieht.
Es ist eine ganz klare Entscheidung, eine Entscheidung, die das ganze Leben der Kinder mitbestimmt, nicht heute, nicht morgen, sondern (mit Glück) 80 oder mehr Jahre.
Herbert Renz-Polster
“Respekt vor der Gesundheit des Kindes” – große Nummer. Ich habe versucht eine mindestens ähnlich große Nummer dazu zu setzen: sein Bindungssystem. Danke.
Moira
@ Lorena
Und die Ansichten einer “Fachperson” stehen nicht zum Diskurs? Das wäre ziemlich traurig und ganz sicher nicht im Sinne des Autors, dessen Artikel ich immer gerne lese und heute erstmals inhaltlich nicht teile.
Lusi
Das mit dem Geruch und allgemein Vorbildsein und positiver Assoziation stimmt leider. Ich hatte das Glück, dass all meine engeren Verwandten nicht geraucht haben. So fand ich es immer eklig. Alle, die ich kannte und die mit häufig rauchenden Eltern aufwuchsen, haben später mindestens eine Zeit lang selbst geraucht. Mein Freund hat es immer noch nicht ganz geschafft, aufzuhören, aber fast. Seine Mutter riecht ordentlich nach Rauch. Aber da sie die einzige ist, find ich dann den Einfluss auf das Kind nicht so schlimm. Da mache ich mir eher Sorgen, ob die Oma dann später schneller schwer erkrankt…
Jan
Natürlich darf man Fachpersonen kritisieren und diese können auch mal falsch liegen, bzw. eine Meinung zum Thema haben, die dem wissenschaftlichen Konsens widerspricht. Gerade weil es in dem Artikel nicht um Fakten geht, sondern eine sehr eigene Meinung/Interpretation von HRP, die von den Meinungen anderer Fachpersonen weit abweicht.
Schauen Sie doch wie viele Ärzte und Ärztinnen Globuli verschreiben oder den Gang in eine Osteopathiepraxis empfehlen, ist doch auch komplett unwissenschaftlicher Quatsch.
Allein der Vergleich zum Strassenverkehr ist doch schon daneben. Darauf hat man doch gar keinen Einfluss, der qualmenden Oma kann man aber Grenzen setzen. Genau so wenig würde ich auf die Idee kommen, meine Tochter auf einen Gartenstuhl 2 Meter vor einen laufenden Dieselauspuff zu setzen (der Vergleich wäre da passender gewesen).
Marie
Hm. “Schauen Sie doch” Ich musste bei akuten Rückenproblemen meine Augen, mein Hirn, meinen Körper, meine Wahrnehmung, alles – öffnen, nämlich einer osteopathischen Behandlung, die mir mein Allgemeinarzt verordnete (manche Krankenkassen haben das im Programm). Dann habe ich zur Kenntnis genommen: Osteopathie ist in den USA (Anfänge dort Ende des 19. Jh), in UK, in Frankreich, in NL, in Norwegen und inzwischen auch in D eine in der Regel fünfjährige wissenschaftliche Hochschulausbildung, deren Absolventen auch von anderen Ärzten und Medizinern geschätzt werden, ebenso von den Patienten. Dazu gehören auch tierische Patienten. Pferde zB profitieren sehr, wenn ihr Skelett-, Muskel- und Bindegewebssystem wieder korrekt gängig gemacht wird. Osteopathie hat Berührungspunkte zu Chiropraktik, zum “Ruxen”, zum “Einrenken”, was ältere Menschen auf dem Land noch von Schäfern kennen. Man kann durch bildgebende Verfahren in Grenzen sichtbar machen, was dabei geschieht. Osteopathen haben hervorragende anatomische Kenntnisse.
Franziska
Zum Thema Ostheopathie gibt es kaum gute Studien, die eine gute Wirksamkeit belegen. Außerdem sind amerikanische Ostheopathen kaum mit den Deutschen gleichzusetzen. zudem gibt es genügend Praktiken, die Jahrhunderte lang durchgeführt wurden und die wirkungslos oder sogar schädigend sind. Z. B. Aderlass. Daher ist das Argumwnt, dass in den Ländern XYZ die und die Praktiken üblich sind einfach falsch. In Deutschland dient die Erstattung von wissenschaftlich „unwirksamen“ Heilmethoden übrigens ganz oft der Werbung. Schade, denn dieses Geld könnte gerade im Bereich der Pädiatrie sehr viel sinnvoller investiert werden.
Und ja: Homöopathie wirkt nicht über Placebo hinaus.
Unter bestimmten Umständen kann beides sinnvoll sein – einfach weil der zu behandelnden Person viel Aufmerksamkeit zukommt.
Als in der Apotheke tätigen Person graußt es mir übrigens regelmäßig, wenn ich so mitbekomme, was Kollegen erzählen/Kunden sich wünschen,… leider.
mariengold
Danke für deinen Kommentar, ama. Und Lorena, man darf auch ggü einer Fachperson eine eigene Meinung haben. Ich verabscheue den Geruch von Zigarettenrauch. Wieso sollte mein Bedürfnis nach qualmfreier Umgebung und Kleidung weniger wiegen als das Bedürfnis nach Rauchen seitens der Oma? Renz-Polster zeigt die Lösung gut auf: Oma raucht draußen, und sorgt danach dafür, dass die anderen vom Geruch nicht gestört werden. (Ich frage mich dennoch, wieso Suchtmittel hier generell verharmlost werden. Wo ist denn da die Grenze? Bei Alkohol vielleicht? Aber auch das darf jede:r für sich entscheiden, solange keine Aufsichtspflicht für das Enkelkind besteht. Alle Toleranz in Ehren, das finde ich merkwürdig.)
Herbert Renz-Polster
Für mich besteht das Problem ebenfalls aus zwei Teilen: da sind die Risiken – und die Chancen. Also: die Omi als mögliche Gefahrenquelle – und die Omi als mögliche, entwicklungsrelevante Bindungsperson des Enkelkindes. Mit Blick auf Ersteres wird man sagen: geht gar nicht, mit Blick auf Letzteres nach Möglichkeiten suchen, damit es vielleicht soch klappt. Das war die Intention dieses Beitrags.
Lilleme
Ich sehe es ganz genauso. Ich bin Krankenschwester, Stillberaterin und alleinerziehend. Ich kann ALLES aus dem Weg räumen oder eben nach Möglichkeiten suchen. Es geht meiner Meinung nach auch darum, nach Möglichkeiten und praktikable Lösungen zu suchen. Natürlich kann ich mein Kind fern halten von allen möglichen Gefahrenquellen. Vielleicht bin ich dann als Eltern irgendwann so gestresst, weil ich, egal bei welcher Betreuungsperson “einen Mangel” feststelle, dass mein Kind selbst zum Raucher wird, um den Stress seiner Kindheit zu “verarbeiten” 😉
Weniger optimieren. Mehr entwickeln. Und das geht nur, wenn ich Lösungen suche und keine Gründe finde.
Simone
Das Enkelkind könnte ja auch ein Anreiz für die Nikotin-Entwöhnung sein❣️
Es gibt bestimmt viele rücksichtsvolle Großeltern ,die während des Zusammenseins mit ihrem Enkel /ihrer Enkelin auf die Zigarette verzichten❣️
Beides passt einfach nicht zusammen. Entweder Fluppe oder Enkelkind ❣️
Jan
Die Mutter meiner Frau raucht „nur“ in der Küche. Wir finden dies in Ordnung, es ist schließlich ihr Haus und ihre Entscheidung. Mir brennt trotzdem jedes Mal die Nase und ich bekomme Kopfschmerzen wenn ich vor der Geburt meiner Tochter das Haus betreten hatte.
Wenn ich es als Ex-Raucher selbst kaum aushalte, warum sollte ich dies meiner Tochter antun?
Die Oma hat vor Jahren die dumme Entscheidung getroffen ihr Haus dichtzuqualmen und nun muss sie mit den Konsequenzen leben. Sie muss sich halt öfter zu uns bewegen, um eine Beziehung mit der Kleinen aufzubauen.
Wenn es an dem Weg zu uns scheitert, scheint ihr die Rolle als Oma nicht viel zu bedeuten und es würde eh nie eine gute Beziehung zustandekommen. Sie ist immer willkommen und aufpassen kann sie auf die Kleine auch bei uns zuhause, wenn sie dies möchte.
Das Problem Third-Hand-Smoke ist ja seit über 10 Jahren bekannt und es gibt diverse Studien zu dem Thema.
Ich respektiere ihre Meinung sehr, aber dieser Blogartikel ist einer der wenigen, wo sie wirklich ein bisschen mehr erklären könnten, dass auch der Rauch in der Kleidung Giftstoffe enthält und genau so schädlich sein kann wie Passivrauchen. Einfach die Fakten ignorieren mit der Hand drüberwischen und mit einer „Uns hat es ja auch nicht geschadet – wird schon passen!“-Attitüde herangehen, kenne ich schon genug von meinen Boomereltern – einfach anstrengend.
Marie
Hallo, Jan, empfindliche ExRaucherin bin ich auch – Vater als Raucher und Abgewöhner erlebt, selbst geraucht, mit Pause vor und in Schwangerschaft und in Kleinkindzeit. Nicht nikotinsuchtfrei offenbar – Wiederbeginn, als Kind 5J. Nur draußen, danach Zähneputzen – dennoch: Kind: “Mama, Du stinkst!” (So war auch meine spontane Reaktion auf die erste Zigarette als Jugendliche, es stank und brannte – damals hab ich’s noch nicht begonnen) Als Mutter schämte ich mich. Anzahl reduziert, mehr Zähneputzen. Dennoch immer wieder mal geraucht. Dann irgendwann mit über 50 aufgehört. Einfach weg davon. Hatte es satt. Es geht! – Ich bin inzwischen sehr empfindlich geworden gegen den Raucher – Geruch: im Zug kann und will ich nicht neben Rauchern sitzen. Ganz schlimm beim 9EUR Ticket. Dicht an dicht und kaum Ausweichchance. Extrem: Zugbegleiter /Mitfahrende, die beim Halt am Bahnsteig kurz eine anstecken, wieder reinspringen, sich mit entspanntem Lächeln auf den Nachbarsitz fallen lassen, tief ausatmend. War für mich oft Grund genug, ganz unökologisch Auto zu fahren. – Was ich hier in meiner ländlichen Umgebung in Norddtl. sehe: Eltern halten im Auto an der Apotheke. Autofenster halb offen, einer am Steuer, rauchend. Kinder sitzen hinten im Auto, im Kindersitz. In der Apotheke werden die vom Arzt verschriebenen Bronchitis- und Asthmamittel und der Inhalator abgeholt mit der Klage: “Die Kinder werden einfach nicht gesund, sind andauernd krank, so oft Bronchitis!”
Für mich müssen sich OmiOpi und andere Menschen im Kontakt mindestens an die Regeln halten, die der Autor beschreibt. – Es ist schon so: Jede Sucht macht Kontakt sehr mühsam. Eine Sucht, deren Auswirkungen das Gegenüber nicht ausweichen kann, kann Kontakt unmöglich machen, wenn Regeln nicht zu vereinbaren sind.
Herbert Renz-Polster
Also nach der Devise “Uns hat es ja auch nicht geschadet – wird schon passen!“ habe ich den Beitrag eigentlich nicht verfasst. Ich wollte darauf hinweisen, dass der Verzicht auf eine Großeltern-Betreuungsperson gut abgewogen werden sollte. Die Gründe habe ich genannt. Ich glaube es ging mir auch darum herauszuarbeiten, wie wichtig Großeltern sein können. Jede(r) muss entscheiden, wie gravierend die Gründe sein mögen, die eine Betreuung ausschliessen. Und ja, es gibt hier keine “saubere Wissenschaft”, die dies entscheiden kann, und ich nehme dies auch für mich nicht in Anspruch. Hier geht es – mal wieder – um ein “informiertes Gefühl”. Ja, vielleicht haben Sie doch recht mit dem “wird schon passen”. Danke.
Lilleme
Weniger urteilen und anklagen,dachte ich mir gerade…. Weniger Druck ausüben. V a auf die Kinder – wer weiß, sonst fangen sie noch zu kiffen an?! Da gibt’s noch ganz andere Einflussfaktoren, die der (psych) Gesundheit schaden.
Vielleicht kann ein Perspektivwechsel nur stattfinden, wenn man selbst betroffen ist und einfach froh wäre, eine Oma zu haben. Oder sonst einen herzlichen Menschen.
Franziska K
Die Großeltern rauchen. Leider. Darum ist das Raucherzimmer bei ihnen Tabu. Dieser Raum wurde seit Jahrzehnten so vollgequalmt, sich der entsetzlich durchdringende Gestank nach billigem Tabak in der Tapete und den Polstermöbeln festgesetzt hat. Mit verschläft es jedes Mal den Atem, wenn ich selbst den Raum betrete. Desweiteren wundert es mich nicht mehr, dass beide Kinder an Asthma und Allergien leiden. Mal sehen wie lange das „Verbot“ noch aufrecht erhalten werden kann, denn die Eltern der Cousine lassen diese munter im beschriebenen Raum spielen. Das ist in etwa so, als ob man jetzt mit all dem Wissen kleine Kinder in rauchezimmer in einer Kneipe spielen lassen würde. Keine Angst: bei den Großeltern gibt es auch andere Räume auf die ausgewichen werden kann.
Kay
Also in diesem Beitrag schwingen zwei unterschiedliche Kompenten mit die mir persönlich ziemlich unangenehm aufstoßen.
Ehrlich gesagt finde es auch etwas unangebeacht Süchte jedweder Personen zu entschuldigen.
Ich empfinde kalten Rauch als Nichtraucher absolut furchtbar und vorher und währenddessen zu lüften hilft absolut nichts. Mein Kind von vier Jahren findet diesen Geruch auch furchtbar und würde in so einem Raum gar nicht lange verweilen.
Und gerade weil Oma und Opa in der Regel wichtige Personen sind bleiben die Enkelkinder gerne länger und schlafen auch mal dort, da kann man doch nicht argumentieren sie halten sich nicht lange in solchen Gegebenheiten auf.
Wenn Oma und Opa so sehr Wert auf Rauchen legen muss man eben mit den Konsequenzen rechnen.
Und es geht auch mit Person zu sehr in die Richtung Oma und Opa zu glorifizieren. Natürlich ist es schön wenn Kinder eine gute Beziehung zu diesen haben, aber dann erwartet man eben auch Respekt für alle und man kann sich eben nicht alles erlauben (gilt auch für andere bereiche).
Klar brauch keiner Bevormundungen und Ratschläge des anderen, aber es geht hier nun mal um die Gesundheit von Kindern. Und die eigenen Kinder werden nun mal zu Erwachsenen und diese vielleicht auch mal zu Eltern und dort gelten nun mal bestimmte Regeln die es zu akzeptieren gilt, auch wenn man diese nicht teilt.
Genauso haben Oma und Opa auch Regeln die die Enkelkinder befolgen sollen.
Kinder sind ja nicht blöd und merken irgendwann dass sich die Eltern und Oma/Opa in gewissen Punkten nicht einig sind, warum dann vermeintliche heile Welt vorspielen, sollen sie so lernen mit Konflikten umzugehen?
Es ist nun mal so dass man andere Ansichten als die der eigenen Eltern hat und das muss man nun mal verstehen.
Hier wird mir ehrlich gesagt zu sehr auf die Empfindlichkeiten der Großeltern Wert gelegt.
Ich mag Ihre Beiträge gerne, nur in diesem lebt mir doch zu sehr der Geist der Vergangenheit der mir sagt: “uns hat es ja auch nicht geschadet”. Auch wenn es nicht Ihre Intention ist.
Ich bin gewiss keine Person die ihr Kind von allen potentiellen Gefahren fern halt, aber bei der Gesundheit hört es einfach auf und da gibt’s nun mal keinen Kompromiss – sehen hier in der Familie aber zum Glück alle so, auch unsere Raucher.
Vielleicht habe ich auch zu viele Asthmatiker oder auch Menschen in der Familie, die wegen ihres Zigaretten konsums sehr früh gestorben sind und bin daher besonders geprägt.