Kommentar30. April 2020

Corona – die Maskenpflicht und Dein Säugling

Gesichtsmasken können schützen. Sie können aber auch schaden. Deinem Baby etwa.

Corona ist eine einzige Zumutung. Die neueste: die Maskenpflicht. Ich hätte mir gewünscht, wir wären darum herum gekommen, aber die Maßnahme scheint etwas zu bringen.. Für mich geht sie grundsätzlich in Ordnung, wenn wir dadurch an anderer Stelle mehr Freiheit gewinnen.

Aber auch hier brauchen wir das menschliche Maß.

Genau darum soll es hier gehen – mit Blick auf die Säuglinge.

Nein, niemand will, dass Säuglinge einen Mund-Nasenschutz tragen, die Mundschutzpflicht gilt ja derzeit in den meisten Bundesländern erst ab 6 Jahren oder ab dem 6. Geburtstag – nur wenige Bundesländer wollen schon auch “kleinen Kindern” eine Maske überziehen.

Trotzdem mache ich mir Sorgen um die Säuglinge. Und zwar tiefgründige Sorgen. Ja, Säuglinge könnten meines Erachtens sogar diejenigen sein, die von der Maskenpflicht am meisten betroffen sind. Denn Säuglinge haben ein unglaublich feines Gespür für Gesichter. Insbesondere für die Gesichter von denen, die für sie wichtig sind – Mama und Papa zum Beispiel. Sie lesen darin beständig: Wie sind meine Versorger und Beschützer drauf? Was steht an? Wie ist die Stimmung in der Bude? Bei diesem beständigen Erkundungszug lesen sie unsere emotionalen Spuren – und ziehen ihre Schlüsse daraus.

Die Rolle des Lesens im Gesicht

Niemand hat das klarer gezeigt wie Edward Tronick mit seinem “Still-face” Experiment – dem Experiment des “starren Gesichtes”.

Sobald Eltern ihr Gesicht erstarren lassen und ihr Baby nur noch mit eingefrorerer Mimik betrachten, werden die Säuglinge unruhig. Dann machen sie eine Charme-Offensive: Mama, was ist denn nur los mit Dir, so geht das doch nicht! Wenn sich nichts ändert kommen sie in große Not. Sie spüren, dass sie irgendwie in Gefahr sind. Sie werden unruhig, drehen zuerst auf, schließlich fangen sie an zu weinen. Hält die Kontaktsperre an, so ziehen sie sich in ihr Schneckenhaus zurück. Sie erstarren regelrecht.  Der Blick in das reglose Gesicht der Eltern wird unerträglich. Bleibt die Resonanz hartnäckig aus, so verfällt der Säugling in eine Art Depression.

Was jetzt auf Babys zukommt

Was heisst das konkret, wenn Eltern nun im öffentlichen Raum eine Gesichtsmaske tragen sollen?

Das Wichtigste ist, dass Eltern gewappnet sind. Du musst wissen: Dein Gesicht ist für Dein Baby wichtig! Die darüber vermittelten Signale sind eine wichtige Quelle seiner Sicherheit! Es liest daraus ab, ob die Welt in Ordnung ist. Wenn ein Gesicht dagegen verhüllt ist, kann ein Säugling unter echten Stress geraten, weil er seine Gefühle noch nicht selbst regulieren kann. (Kein Wunder, dass der kleine Eliah oben im Bild – mein Enkelkind – seine Mama so kritisch und auch ein bisschen beängstigt anschaut und ihr ins Gesicht tatscht als gehöre dieses seltsame Stück Stoff wirklich nicht da hin.)

Kleine Kinder brauchen die Signale Deines Gesichts aber auch um ihr Verhalten zu steuern. Sie wollen in ihrem Handeln “begleitet” sein und sind dafür auf Rückmeldungen angewiesen. Etwa durch das Signal: “Nur zu, Du schaffst das!!” Oder: “Ja, Du machst das prima!” Oder auch: “Ja, ich verstehe Dich, Du willst jetzt nicht mit mir herumalbern, sondern in Ruhe kacken.” Ein großer Teil dieses Austauschs läuft über das Gesicht. (Das Gesicht liefert übrigens auch einen wichtigen Schlüssel zum Verständnis dessen, was wir unserem Baby sagen – manches davon kann ein Baby gar nicht verstehen, ohne gleichzeitig in unserem Gesicht herumzustöbern!).

Wer das Experiment von Prof. Tronick noch einmal anschaut  (Edward Tronick ist so etwas wie der US-amerikanische Remo Largo), wird deshalb verstehen, warum ich schwere Bedenken habe, Eltern kleiner Kinder eine durchgängige Maskenpflicht im öffentlichen Raum aufzuzwingen. (Ich nehme übrigens an, dass eine ähnliche Verunsicherung bei manchen Kindern noch weit ins zweite Lebensjahr hinein zu beobachten ist).

Wir dürfen jetzt keinen Unfug machen

Aus dem Gesagten ergeben sich wichtige Forderungen.

Erstens. Die Maskenpflicht für Eltern muss sich an einem menschlichen Maß orientieren. Wenn Dein Baby darunter leidet, dass Du eine Maske aufhast – runter damit. Solange Du zu anderen Menschen ausreichend Abstand hast muss das drin sein.

Beispiel: Ihr fahrt im Zug, das ist mit einem Baby stressig genug. Mit einer Maske auf kann das zu einem Horrortrip werden – weil das Trösten vielleicht nicht klappt, das In-den-Schlaf-Wiegen nicht klappt und so weiter. Lasst Euch ein eigenes Abteil geben. Oder setzt Euch separat. Diese Ausnahme MUSS vorgesehen sein, und wenn sie durch Musterprozesse erzwungen werden müsste. (Um es noch einmal klar zu stellen: ich bin nicht generell gegen eine Maskenpflicht. Aber ich bin für eine menschliche Auslegung derselben.)

Zweitens. Auch der Gebrauch von Masken in den Einrichtungen der frühen Bildung bedarf dringend einer Diskussion! Meine Überzeugung ist die, dass eine entwicklungsförderliche Begleitung und Betreuung (Be-treu-ung, das kommt von dem Wort Treue, wirklich, gemeint ist: Treue zum Kind) das Tragen einer Schutzmaske grundsätzlich in Frage stellt. Wie soll die viel zitierte “Co-Regulation” denn funktionieren mit nur eingeschränkter emotionaler Resonanz? Wie das Trösten (und das Trösten mit 1,5 Meter Abstand erst recht?). Wie die Sprachförderung? Wie das selbstverlorene Spiel? Wie der Austausch mit anderen Kindern?

Das Angesicht der Welt – für die Kinder ist es das Angesicht der Menschen, die für sie bedeutsam sind. Wir müssen das berücksichtigen.

Wir sind das unseren kleinen Kindern schuldig.

 

P.S. Wer entsprechende Erfahrungen  mitteilen kann: gerne in den Kommentaren teilen!

Zu diesem Beitrag will ich gerne auf mein Buch „Gesundheit für Kinder" hinweisen: "Kinderkrankheiten verhüten, erkennen, behandeln". Es hat sich im deutschsprachigen Raum als DAS umfassende Nachschlagewerk zur Kindergesundheit etabliert.
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60 Kommentare

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  • Anni

    Meine Tochter ist 7Monate alt und für sie ist die Maskenpflicht kein Problem. Sie sieht schließlich die Augen ihres Gegenüber und eine ruhige, nette Stimme bringt sie trotz allem zu lachen. Der Gesichtsausdruck unter der Maske erstarrt nicht, wir haben genug Gesichtsmuskeln die wir spielen lassen können 😉

  • Jenny

    Prinzipiell sehe ich es so, wie im Beitrag. Wie allerdings im Erstkommentar schon steht, haben wir ganz viele Gesichtsmuskeln. Wenn wir unsere Kinder nun unter der Maske anlächeln, ist schon ein Unterschied dazu zu erkennen, wenn man völlig starr bleibt im Gesicht.
    Zumal die Maske ja „nur“ beim Einkaufen/öffentlichen Verkehrsmittel angebracht ist. Diese Tätigkeiten hält man unter diesen ganzen Umständen eh schon im minimalen Rahmen. Ausnahmen gibt es natürlich.
    Dennoch plädiere ich auch dafür, die Maske und Situation zu entschärfen, wenn ein Kind sensibel auf die Maske reagiert oder in einem Moment, wo es die Bezugsperson braucht.

  • Uli

    Unser Sohn ist knapp 26 Monate alt und gerät in Panik, sobald er jemanden mit Maske sieht.

  • Nina

    Mir geht diese Maskenpflicht eindeutig zu weit. Unsere drei Kinder 10 Jahre/ 2,5 Jahre/ und 8 Monate sehen ihre Eltern nicht mit Maske, es sei denn es ließe sich nicht verhindern. Mein Mann geht alleine einkaufen oder wir lassen liefern… auf öffentliche Verkehrsmittel verzichten wir zur Zeit. Händehygiene und Abstand reicht m.E. Ich will meine Kinder nicht verstören.

  • Ju

    Heute ist auf meiner Arbeit ein zweieinhalb jähriges Kind panisch weggelaufen als seine Mutter und ich die Masken angezogen haben. Selbst als wir die Masken abgenommen haben, aber sie noch in unserer Hand hielten, hat er sich aus seinem Versteck nicht rausgetraut. Als wir die Masken ganz weggepackt haben, ist er ganz schnell zur Mutter gerannt.

  • Sa

    Ich habe mir hübsche Masken besorgt, mit freundlichen Mustern. Mein 2 jähriger hat verstanden, dass ich sie zum einkaufen tragen muss und ist sehr interessiert. Er möchte auch eine eigene haben.

    Mein Baby, 9 Monate alt, hat mich komisch angeschaut. Dann habe ich unter der Maske gelächelt und sie hat es ganz normal erwidert! Dann hat sie dran gespielt, wie mit Omas Brille.

    Aber, ja, das waren wenige Minuten. Ich nehme die Kinder nicht mit, wenn ich einkaufen gehe. Öffentliche Verkehrsmittel vermeide ich derzeit auch.

  • Liz

    Mir ist natürlich bewusst, dass es nicht allen Eltern möglich ist, alleine einkaufen zu gehen, aber das halte ich im Moment am aller sinnvollsten. Wenn irgendwie möglich ohne Kind einkaufen und wenn irgendwie möglich keinen ÖPNV mit Kindern nutzen.

    • Sa

      Genau! Wenn es geht, auf jeden Fall. Wundere mich immer noch über Familien, die zu viert einkaufen gehen.

  • Judith

    Ich hab hier einen Vortrag von Stephen Porges auf Video, der ja auch im Rahmen seiner Polyvagaltheorie zum Thema Co-regulation geforscht hat und meiner Erinnerung nach ist seiner Meinung nach für die Regulation vor allem die obere Gesichtshälfte, insbesondere die Muskulatur rund um die Augen relevant. Die wäre beim Masketragen ja frei. Vielleicht gibt’s da ja Literatur zu…spannendes Thema. Ich arbeite beruflich mit sehbehinderten/blinden Kleinkindern, auch da gelingt eine Regulation, dann halt über Stimme, Halten etc. Aber die kennen es in der Regel halt auch nicht anders und müssen sich von Anbeginn anders orientieren.

  • Andrea

    Meine Tochter (10 Monate) will mir die Maske runterreißen, gelingt es ihr nicht, fängt sie an zu schreien. Ich denke auch, dass wenn eben möglich, die Babys zu Hause bleiben sollten und stimme sonst komplett dem Beitrag zu.

  • Chris

    Ich arbeite in einer Kinderklinik und habe irgendwann mal gelernt, dass Säuglinge bis zu einem gewissen Alter den Mund brauchen um Gesichter erkennen zu können. Leider weiß ich dazu keine Quelle. Es gab schon Ideen, Münder auf den Schutz zu malen, allerdings gibt es dann keine Übereinstimmung mit der Stimmung oder der Handlung – man stelle sich eine Blutentnahme mit lachendem Mund vor. Für mich undenkbar. Gute Erfahrungen habe ich mit ausgeprägter Gesichts-und Augenmimik und noch deutlicheren Ammensprache gemacht. Auch der Rest der Körpersprache ist von Bedeutung so wie wir in der EEH Arbeit fast immer darauf achten. Atmung, Selbstanbindung, langsame /achtsame Bewegungen, offene Körpersprache.. Auch Berührungen können helfen – inne halten, warten bis erkennen stattfindet..
    Ich denke aber auch, dass dies für Laien nicht selbstverständlich ist und gerade wenn man selbst im Stress ist, ohne etwas Übung schwer abrufbar ist.
    Aber auch diese Tipps sind nur zur Kompensation und ersetzten nicht eine uneingeschränkte Gesichtsmimik im alltäglichen Umgang.
    Zum Glück müssen Eltern zu Hause keinen Mundschutz tragen.
    Schwierig wird es für die Kinder in Fremdbetreuung mit den Erzieherinnen. Es gibt aber auch da für Hörgeschädigte Menschen den Trick, ein Fenster mit Klarsichtfolie in den Schutz zu basteln/nähen. Dann ist es kein Medizinprodukt mehr aber das sind die selbstgenähten auch nicht.

  • Tabea Laue

    Danke fürs aufwerfen der Punkte.

    In der Neonatologie haben wir manchmal fürs Gesichtsschema v.a. erstmal einen Mund aufgemalt.

    Für kurzen Einsatz ist Rückentragen imho noch eine Idee.

    Viele Eltern versuchen ja bereits maskenpflichtige Gelegenheiten zu reduzieren.

    Betreuung muss in meinen Augen ohne Mundschutz machbar sein. Sogar wenn ich an die Einschulung denke wird mir ganz anders, wenn ich mir das vorstelle.

    In jedem Fall ist es wichtig, dass wir unsere Kinder weiter im Blick haben. Blödeln mit Maske finde ich eine gute Idee, um den Kindern die Masken vertraut werden zu lassen.

    Und dann haben wir ja viele weitere Tools, Stimme, Augenbrauen, Augenausdruck, Hände,… um in Verbindung zu bleiben.

    Was ich noch wichtig fände wär tatsächlich die sinnvolle Gestaltung von Kinderarztbesuchen. Für manche Kinder ja schon ohne Masken eine Herausforderung

    Danke für die Texte und Gedanken, insbesondere nochmal in den letzten Wochen.
    LG
    Tabea

    • Christina Pittner

      Kinderarztbesuche sind wirklich ein wichtiger Punkt! Das hab ich jetzt von einigen schon berichtet bekommen…. die Babys waren außer sich!

    • kathi

      ja den kann ich zustimmen. meine zweijährige tochter fand die U untersuchung furchtbar, sie hat nur geschrieen und ist sonst eigentlich ein sehr offenes kind. hinterher kam mir das alle in der arztpraxis masken trugen ( und sowieso immer sehr wenig zeit den kindern geben sondern immer gleich alles zack zack abarbeiten wollen kommt ja noch dazu). genauso werde ich keins meiner kinder in die kita bringen wenn dort maskenpflicht ist! genauso wie nur abgeben an der tür möglich ohne kurze übergabe zeit….

  • Veronika

    Meine Zwillinge sind 15 Monate alt und beide mussten wegen eines Virusinfekts mit aufgesattelter Lungenentzündung im März eine Woche stationär im Krankenhaus behandelt werden. Es war kein Covid-19, aber durch corona hatten alle in der Klinik immerzu eine Maske auf.
    Ich kann dem oben stehenden Artikel nur zustimmen. Meine Kinder haben angefangen zu brüllen, sobald eine Krankenschwester in den Raum gekommen ist, alles freundliche Zureden hilft nichts, wenn man das Gesicht nicht sieht.
    Ich selbst war als Begleitperson (ohne Maske, es gab schlicht nicht genug) selbst ziemlich gestresst davon, eine Woche quasi kein unverhülltes Gesicht zu sehen.

  • Mareen

    Ich bin der Meinung, dass Kinder sich an vieles gewöhnen und alles mitmachein wenn Mutter/Vater entspannt sind und vermitteln, dass alles ok ist. Wir haben bis vor kurzem in China gelebt. Meine 20 Monate alte Tochter fand Masken zuerst gruselig. Mittlerweile will Sie selbst eine aufsetzen, wenn ich eine trage. Spielerisch und locker rangehen/vormachen. Dann gibts auch kein Problem. In der Kita finde ich Masken total fehl am Platz.

  • Reh

    Mein 9 Monate alter Sohn verhält sich ganz normal, wenn ich oder andere Personen eine Maske tragen. Wir waren wegen seiner chronischen Krankheit im KH in der Sprechstunde. Dort waren insgesamt nacheinander 6 Personen mit Maske. Er lächelt, wenn er angelächelt wird, kommuniziert ganz normal. Die Augen, Stimme und Körperhaltung scheinen für ihn völlig auszureichen.
    (Hingegen hat er nach einer Pause von 6 Wochen jetzt totale Angst mit der Bahn zu fahren. Das machten wir vorher jeden Tag und es war ganz normal. Jetzt hat er bei Hin- und Rückweg sehr kläglich geweint und sich ständig ängstlich umgesehen. Ich habe die Lautsprecheransage und das Türenschließsignal in Verdacht.)

  • NanA

    Spannendes Thema – das in der öffentlichen Diskussion leider völlig untergeht. Was macht diese improvisierte ad hoc Schule mit unseren Kindern, wo sie nicht mit dem Freund Toben oder zum Trost in den Arm genommen werden können, wenn sie ihre Knie aufschlagen? Wie militärisch wird der Ton sein müssen zur Einhaltung aller Maßnahmen? Wir soll lernen ohne diese Bindung gut funktionieren? Mit welchen Verhaltensänderungen ist bei den Kindern zu rechnen die Schule schon anders kannten, sich auf die Normalität freuen und diese dort nicht mehr bekommen? Was macht die Maskenpflicht mit Grundschülern die Laute lernen oder in einer lauten Klasse noch sehr auf die Lippen der Lehrer achten? Die Bedenken hören ja nicht mit 2 Jahre auf. Ich wünsche mir da mehr Diskussionen und Beachtung auch der seelischen Gesundheit unserer Kinder. Danke für diesen Anfang!

    • Helen

      Ich beginne in der nächsten Woche – nach meiner Elternzeit – wieder in der Grundschule zu arbeiten. Genau diese Fragen stelle ich mir auch gerade und habe exakt die gleichen Bedenken wie du, NanA!!

  • Nicole

    Ich fürchte, dass nicht nur die kleinen Kinder darunter leiden. Meine Tochter muss nächste Woche als Viertklässlerin wieder in die Schule gehen. Bei den ganzen Regeln, die die Kinder dort einhalten sollen graust es mir jetzt schon! Wie kann man von zehnjährigen Kindern verlangen, dass sie sich nicht berühren, nicht weniger als ein Meter nähern und stundenlang eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen?
    Bis jetzt haben wir diesen ganzen Mist ganz gut hinbekommen, sind zu Hause glücklicherweise ganz gut zurecht gekommen. Aber wenn wir unsere Kinder jetzt auf diese Weise, unter diesen Umständen wieder in den “Alltag” schicken können doch nur gestörte Persönlichkeiten entstehen!

  • Monika

    Meiner Meinung nach hängt es auch vom Umgang der Eltern und der Vorerfahrung des Kindes ab, wie Kinder auf Masken /Mundschütze reagieren.
    Meine 3 jährige Tochter ist aufgrund ihres Asthmas häufig beim Kinderarzt und war 2x im Krankenhaus und kennt daher und auch vom Zahnarzt Mundschutz.
    Sie bewundert Ärzte und liebt es Arzt zu spielen und als sie uns das erste Mal mit Mundschutz gesehen hat war sie begeistert und wollte auch sofort einen um wie ein Arzt auszusehen. Meine Mutter hat ihr einen kleinen Mundschutz und auch einen für ihre Puppe genäht und sie liebt es damit zu spielen. Vielleicht kann so ein spielerischer Umgang auch ängstlicheren Kindern helfen.
    Was mir weitaus mehr Sorgen macht ist das Abstandhalten. Wenn die Erzieherinnen die Kinder nicht mehr in den Arm nehmen dürfen wenn sie weinen kann ich mir nicht vorstellen sie in den Kindergarten zu geben wenn der wieder aufmacht. Sie geht seit August in einen tollen Kindergarten wo die Erzieherinnen sehr bedürfnissorientiert sind (zum Beispiel Mittagsschlaf an eine Erzieherin gekuschelt die sich mit den Kindern hinlegt). Wenn ihr verboten würde mit ihrer Erzieherin zu kuscheln würde sie die Welt nicht mehr verstehen…

  • Ulrich Renz

    Wir extrahieren die wichtigsten emotionalen Signale, insbesondere Vertrauenswürdigkeit, aus den Augen bzw. der Augenbrauen-/Stirnregion des Gegenübers. Demgegenüber spielt die mimische Muskulatur des Mundes nur eine untergeordnete Rolle.
    Aus kognitionswissenschaftlicher Sicht ist eher nicht zu erwarten, dass Kinder durch die Maskierung der Eltern dauerhaft Schaden nehmen.

    • Olga

      Kognitionswissenschaft betrachtet auch Spracherwerb. In meinem Pädagogik-Studium wurde noch gelehrt, wie wichtig das beobachten der sich bewegenden Mundpartie schon für Säuglinge für den gelungenen Spracherwerb sei. Das durfte ich auch privat bei meinen drei Kindern beobachten: Artikulation muss klar und deutlich sichtbar sein.
      Solange das Tragen der Maske nur minimal bleibt, wird der Spracherwerb sicher nicht beeinträchtigt. Beim überwiegen von maskierten Gesichtern über längere Zeiträume kann sich das allerdings ändern. Das betrifft sowohl die Familien- als auch Kita-Situation.

  • Reka Forster-Pal

    Als ich die Regelung zur allgemeinen Maskenpflicht gelesen habe. Waren die 1. Gedanken die mir durch den Kopf schossen genau dieselben. Wie soll ein Säugling Kleinkind das verstehen und wie wirkt das auf ihn? Und wo bleibt dieser Austausch über die -Gesichtsmimik. Ein Großteil wird durch die Augenpartie abgedeckt. Aber was ist mit dem Rest?Während ich den Artikel mit den Kommentaren durchlas kam mir eine Erinnerung an einen Artikel in dem es um Mundschutz für Gehörlose ging. Evtl wäre das eine tragbare Lösung für Eltern mit den betroffenen Altersstufen? Dabei ist die Mundpartie der Maske aus einer durchsichtigen Plastikschicht… Ich bin selber Mama von einem 7 Jährigen und einem 2 Jährigen… Fühle also mit allen mit. Hier der link: https://www.ndr.de/nachrichten/info/Maskenpflicht-ist-fuer-Gehoerlose-grosses-Problem,gehoerlosecorona100.html.
    Bis jetzt stellt die Dame sie nur für Gehörlose her. Vielleicht auch bald für Eltern mit Babys?
    Lieben Gruß an Alle. Und viel Gesundheit. Reka aus München

  • Svenja

    Unsere Mittlere (fast 4) hat sich halbwegs dran gewöhnt und weiß auch, dass sie im Laden immer bei mir sein muss. Die Masken akzeptiert sie, redet aber mit niemand der eine auf hat.
    Viel spannender ist es, dass ich unsern Jüngsten mit 9 Wochen meist im Tragetuch dabei habe oder eben einfach auf dem Arm habe. Wenn ich jetzt zum Kinderarzt/Einkaufen etc muss und das Ding aufsetze, sehe ich ihn nicht mehr richtig. Das Sichtfeld ist nach unten einfach eingeschränkt und das verunsichert mich dann enorm. Das überträgt sich dann leider auch meist recht zügig an ihn (wenn er nicht gerade schläft).

  • Karena

    Dann näht euch einfach Masken mit Sichtfenster! Säuglinge können über die Körpersprache so viel verstehen, da braucht es nicht nur den Mund! Stimme, Körperhaltung, Augen!
    Und dann ist das ganze ja nicht gedacht, um den ganzen Tag damit rumzulaufen. Immer gleich ein bisschen Panik schüren…

    • Sauer

      Verzeihung aber warum schürt man Panik wenn man über mögliche Folgen nachdenkt und Erfahrungen teilt?
      Ist das nicht die Basis von Wissenschaft: Fragen zu stellen?
      Als Therapeutin kann ich diese Bedenken gegenüber der Masken sehr gut verstehen. Wir sollten uns immer die Frage stellen wo wir mit unseren Maßnahme nutzen oder vielleicht sogar das Gegenteil erreichen.
      Denn wenn auch nicht gleich jedes Kind in permanentes Dauergebrüll verfällt heißt es nicht, dass die Masken keine Spuren hinterlassen…

  • Andrea

    Wir waren heute mit meinem 15 Monate alten Sohn zum Impfen bei der Kinderärztin. Zum Glück musste ich als Mutter keine Maske tragen.
    Die Ärztin hatte jedoch eine FFP3 Maske auf. Sobald die Tür geschlossen wurde und die Routineuntersuchung begann, fing mein Sohn an jämmerlich zu weinen und sich an mich zu klammern.
    Noch nie habe ich ihn so weinen hören müssen und habe so eine Angst bei ihm verspürt. Ausgenommen der ersten drei Monate Abends weint er generell wenig (oder muss es einfach nicht). Und Arztbesuche und Impfen waren bisher auch kein Problem.
    Das war ein großer Schock-für mich wie für ihn!
    Was für ein Zufall gerade heute Ihren Artikel zu lesen!
    Ich hoffe sehr, wir kommen zu einem vernünftigen Einsatz der Masken, ohne dass die Schwächsten darunter leiden müssen!
    Danke für Ihre Arbeit!

  • Welli

    Das ist nur ein Aspekt in diesem Ausnahmezustand, der Kinder heftiger trifft als Erwachsene.

    Einer von vielen. Aus meiner Sicht sind Kinder am stärksten betroffen. Ich finde das ungerecht.

    Sie lernen in entwicklungsrelevanten Phasen, dass körperliche Nähe Gefahr bedeutet. Ich finde das bedenklich.

    Die Folgen sind nicht absehbar.

  • Welli

    Übrigens werde ich diesen Beitrag den Eltern meiner Babyschwimmkinder (deren Kurs jetzt ausfällt) schicken – haben Sie vielen Dank dafür.

  • Juliane

    Ich habe kürzlich eine Nähanleitung für Masken mit Fenster (Plastik,durchsichtig) am Mund gesehen. Die sind natürlich schneller feucht,aber evtl ist das ja eine Möglichkeit?

  • Ulrich Bartenbach

    Die neuen coolen Mütter tragen doch schon ganz lange Masken im und vorm Gesicht, die die Mimik verdecken: dicke Sonnenbrillen und Smartphone.

  • Inge

    Mein Sohn feiert im Juni seinen zweiten Geburtstag. Wenn ich eine Maske trage, hat er keine Panik. Aber er sagt sofort: runter, runter. Sobald ich die Maske ablege ist für ihn alles wieder in Ordnung. Es beschäftigt ihn also definitiv.

  • Anna

    Ich arbeite in der Krippe, diese Woche das erste Mal wieder seit langem.
    Wir sollten eigentlich auch eine Maske tragen wenn möglich, sprich wenn das Kind keine Angst hat.
    Ich hatte die ganze Woche nur ein Kind. Der Bub ist gerade 3 geworden. Angst hatte er keine, aber nach einer halben Stunde hat er mich ganz flehend angsehen und gesagt: “Bitte tu das weg *zeigt auf Maske*. Ich mag das nicht.”
    Ich hab sie natürlich sofort weggelegt.
    Masken sollten auch in Krippen und Kindergärten nicht getragen werden, meiner Meinung nach. In diesem Alter passiert so viel an Sprachentwicklung und emotional-sozialer Entwicklung. Die Masken empfinde ich da als Zumutung.

  • Lena

    Mir fällt beim Einkaufen sehr auf, dass mir selbst die Mimik fehlt, um mich auszudrücken und z.B. meine Freundlichkeit zu zeigen und andere einzuschätzen. Um so froher bin ich, dass meine 2,5-jährige Tochter die Masken toll findet. Ich habe ihr erklärt, dass es gerade eine Krankheit gibt und sich niemand anstecken möchte, etc. Beim Kinderarzt wird ein Mund-Nasen-Schutz gewünscht und die Ärzte und Angestellten tragen FFP-Masken. Das aufgemalte Lachgesicht hat meine Tochter sofort entdeckt. Und ihr habe ich gesagt, dass sie mit dem Mund-Nasen-Schutz wie eine Ärztin oder wie ihre Oma als Kinderkrankenschwester sein kann. Dann hat sie die Maske ganz stolz getragen und sogar einigermaßen die Finger davon gelassen. Die Kinderärztin ist auch toll und so war der Impftermin insgesamt ein positives Ereignis. Mal schauen, wie sich alles entwickelt… Vor der Rückkehr in die Krippe oder vielleicht direkt in den Kindergarten fürchte ich mich aus verschiedenen Gründen.

  • Charlie

    Babys haben ein sehr feines Gespür für Mimik. Wenn ich unter der Maske lächelte, lächelt mein 1,5jähriger zurück. Ihn bedrückt das nicht.

  • Tina

    Ich musste letztens mit meinem Sohn, 14 Monate zum Kinderarzt. Er hat nur geschrieen von dem Zeitpunkt an als ich meine Maske nehmen musste. Er drückte sich richtig weg von mir, ruhiges reden, singen… half alles nichts.

  • Sani

    Ich war mit unserem 9 Monate alten Sohn im KH, weil der Kinderarzt zu hatte und es sich leider nicht vermeiden ließ! Mein Sohn hat den ganzen Aufenthalt ab dem Zeitpunkt wo ich die Maske bekommen und aufgesetzt habe bis wir das KH verlassen (1-1.5 Std) haben geschrien! Er ließ sich nicht beruhigen, ich fand das echt eine Zumutung! Wo wir kurz alleine waren hab ich die Maske runter gezogen und er hat sich für diese kurze Minute beruhigt, kaum war sie wieder oben zack geschrien! Ich verstehe diese Maßnahme aber für die Babys ist das echt schlimm!

  • Andrea

    Irgendwie gruselig, dass das für meine Tochter, die diesen Monat zur Welt kommt, von Anfang an dazu gehören wird ? Mein Sohn (2,5) findet es ganz cool, er hat mich gefragt, ob das eine Baustellenmaske ist (der Papa trägt zum Renovieren eine), das langte ihm als Erklärung. Er schaut hier aus dem Fenster runter auf die Menschen und ruft laut „Schau, der hat auch eine Maske auf!“ Ich kann mir aber extrem gut vorstellen, dass es für viele Kinder verstörend wirkend kann ???

  • Sarah

    Meine 24 Monate alte Tochter nimmt die Behelfs-Masken inzwischen ganz gut an. Ich habe kleine Masken aus Kinder-Stoff selbst genäht, ihr 5-jähriger großer Bruder findet das eher spannend und ist ein gutes Vorbild 😉 Außerdem – und ich glaube das war durchschlaggebend – habe ich winzige Puppen-Masken genäht. Das hat das Ganze entscheidend beeinflusst, denn seitdem auch die Puppen Masken tragen können, wird das “bespielt”.

    Selber finde ich aber schon, dass die Masken die Mimik schon sehr einschränken. Nonverbale Kommunikation ist so ziemlich anstrengend.

  • Melanie

    Ich frage mich ja, ob es nicht Untersuchungen in Gesellschaften, in denen Masken tragen tatsächlich zum Alltag gehört (Japan, China ZT, aber auch viele streng muslimisch geprägte Länder, in der ja noch viel mehr verhüllt wird), dass Babys hier tatsächlich Schaden nehmen, oder ob die Kinder nicht sehr schnell lernen, andere Signale zu lesen (so wie es passiert, wenn wir aus diversen Gründen einen unserer Sinne verlieren beispielsweise).
    Sind die Experimente, die hier negative Folgen für Babys zeigen, nicht deshalb so ausgegangen wie sie ausgegangen sind, weil sie aus unserem Kulturkreis stammen und die Kinder vorher keine Zeit zur Gewöhnung hatten? Wie würden die Ergebnisse ausfallen würde man so ein Experiment jetzt machen und dann in mehreren Monaten nochmal, in denen das Maskentragen natürlich Alltag sein müsste?
    Ich habe tatsächlich ein bisschen Probleme damit, dass etwas, was in so verschiedenen Kulturen Alltag ist und womit Kinder selbstverständlich aufwachsen, ohne dass wir zumindest auf den ersten Blick negatives beobachten können (deshalb meine Frage nach den Studien), so problematisiert wird.
    Da stellt sich mir einfach ganz offen die Frage, wieviel von unseren eigenen Sorgen, Ängsten und Bedürfnissen dahinter steckt und wo es tatsächlich rein um die der Babys geht. Ich weiss es nicht, finde aber eine (gedankliche) Auseinandersetzung mit diesen Fragen sehr spannend.

    • Herbert Renz-Polster

      Ja, das ist wirklich eine interessante Frage, inwieweit und wie rasch sich Kinder daran gewöhnen. Dass sie gerade was Gesichtssignale angeht extrem lernfähig sein dürften nehme ich an. Sie werden wohl lernen, auch mit “sparsamen” Signalen klar zu kommen. Interessant!
      HRP

  • Lydia Springer

    Meine Tochter (7 Monate alt) reisst mir die Maske herunter, wenn ich sie im Supermarkt trage. Sie wirkte doch irritiert und hat den Fremdkörper rigoros entfernt. Wir machen es auch so, dass mein Mann meistens einkaufen geht. Ich empfinde die Maske aufgrund der permanenten falschen Handhabung fast aller Menschen als tickende Zeitbombe, die zu anderen gesundheitlichen Problemen führt und kann mit meiner Beobachtung die Aussagen von Herrn Montgomery (Präsident der Ärztekammer) nur bestätigen.

  • Esther

    Klar kann ich die Sorge nachvollziehen.
    Deswegen ist bei uns in den Notbetreuungen für Kinder im KiGa Alter auch die Maske nicht erlaubt. Weder Kinder noch Erzieher oder sonst jemand hat einen MNS. Erzieher/innen, die zur Risikogruppe zählt dürfen entscheiden, ob sie ohne MNS kommen möchten oder daheim bleiben. Und als Elternteil muß ich mein Kind nicht dort mit hinnehmen, wo ich einen MNS tragen muß. Einziger Punkt, der wirklich blöd ist, wäre ein Besuch beim Kinderarzt. Das kann ich mir gruselig vorstellen im ersten Moment. Aber dennoch glaube ich nicht, daß kleine Kinder davon nun einen Knacks weg bekommen.

  • M. Reindl

    Hallo. Genau so etwas kann ich auch berichten. Unser kleiner ist jetzt knapp fünf Monate. Aufgrund der Situation muss ich beide Kinder (4 Jahre und knapp fünf Monate) mit zum einkaufen nehmen. Baby war total erschrocken und verwirrt über die Masken und hat panisch zu weinen begonnen. Ich konnte ihn nicht beruhigen weil er mich mit der Maske nur panisch angeweint hat. Der Große hat dann auch zu weinen angefangen weil unser Baby noch nie so panisch geschrien hat. Auf dem Arm ging es dann einigermaßen. Aber diese Situation hat mich sehr geprägt.

  • Claudia

    Ich habe bisher keine schlechten Erfahrungen mit der Gesichtsmaske und unseren Kindern (4 Monate und 1,5Jahre) gemacht.
    Bei unserem Großen habe ich den Eindruck, dass er sie wie ein Kleidungsstück akzeptiert. Neulich beim einkaufen hat er mir die Maske an einer Seite abgemacht, seinen Brezelrest in den Mund gesteckt und versucht die Maske wieder anzubringen.
    Der Kleine schaut mich mit Maske etwas irritiert an (ähnlich wie bei der Sonnenbrille) aber lächelt ganz normal zurück, wenn ich ihn unter der Maske anlächle.
    Die U4 mit dem Kleinen neulich war problemlos. Die nehmen sich aber auch immer viel Zeit für die Kindern, sprechen mit ruhiger, liebevoller Stimme und begrüßen auch die Babys (anlächeln, ansprechen, nehmen sie an den Händchen bzw. kitzeln ein bisschen den Bauch).

  • Ana

    Ich finde, dass Gestik und Mimik in der Kommunikation eine ganz wichtige Rolle spielen, vielfach eine noch wichtigere als die Worte selbst. Der nonverbalen Kommunikation kommt in der menschlichen Kultur eine wesentliche Bedeutung zu, nicht nur über die Augen. Es hat etwas mit Respekt zu tun, mit Ernst nehmen und Zuhören, ebenfalls ganz wichtige Elemente in der zwischenmenschlichen Kommunikation. Das ist nicht nur für die Verständigung mit Kindern wichtig, sondern grunsätzlich. Werte wie Zuhören, jemanden wertschätzen, andere Meinungen tolerieren, höfliche Umgangsformen verlieren im öffentlichen Raum zunehmend an Bedeutung, was ich sehr bedauerlich finde. Hinzu kommt, dass Menschen gestresst sind vom Tragen einer Maske und die Grundstimmung sowieso gleich zu anfangs negativ ist.
    Wenn ich mit meinen Kindern einkaufen gehe (den zweijährigen kann ich einfach noch nicht ohne mich zuhause lassen, die beiden Brüder (4) und (6) können das schon eine halbe Stunde), gehe ich immer in die Hocke, achte darauf, dass niemand in nähster Nähe ist und ziehe die Maske herunter, bevor ich mit den Kindern spreche, ihnen beispielsweise erkläre, warum dieses jetzt kaufen und jenes nicht. Danach ziehe ich die Maske wieder auf – bis zum nächsten Regal. Wie sollen kleine Kinder ohne Mimik erkennen können, dass es mir wichtig ist, dass ich ihren Zwiespalt erkannt habe, das ich liebevoll begleiten und trotzdem
    konsequent bleiben werde. Nur über die Augen funktioniert das nicht. Da kann ich dann auch gleich von oben herab mit den Kindern sprechen, das käme aufs Gleiche raus!

  • Karin Fischer

    Meine knapp dreijährige Tochter liebt es normalerweise Bus zu fahren. Sie ist ein wahrer Menschenmagnet und bringt üblicherweise jedem ein Lächeln ins Gesicht. Nun waren wir seit Beginn der Maskenpflicht kürzlich das erste Mal wieder mit dem Bus unterwegs. Der Bus war voll (so viel zur Abstandsregelung) und jeder trug eine Maske. Meine Tochter hatte anders als sonst keinerlei Freude an der Fahrt, starrte mit verängstigter Miene die Menschen an und begann dann zu mir gewand immer wieder leise flehend zu sagen, dass sie sofort aussteigen möchte. Es half auch nicht, dass die Menschen neben uns super freundlich waren und Tierchen auf ihren Masken waren. Meine zwei Monate alte Tochter hat die Fahrt glücklicherweise im Tuch verschlafen. Die sehe ich mit Maske auf übrigens nur, wenn ich meinen Kopf komplett auf die Brust runter ziehe. Sein eigenes Baby nicht richtig ansehen können – das ist einfach nur Schikane! Wir sind dann bei der nächsten Haltestelle ausgestiegen.

  • Franziska Laube

    Lieber Dr. Renz-Polster,
    die von Ihnen beschriebene Verunsicherung erlebe ich seit Öffnung des Kindergartens in Sachsen (18.5.) auch bei meinem schon größeren Sohn (knapp 5). Vermutlich kommen dabei mehrere Dinge zusammen: die Masken der Erzieher*innen, die recht rigorosen Regeln (feste Räume, feste u verkürzte Gartenzeiten, keine Eltern dürfen den Kindergarten betreten, freie Spiel- und Bastelangebote sind deutlich eingeschränkt, …) und die gesamte Verunsicherung aller, welche die Kinder ja deutlich spüren. Ich finde (obwohl wir eine arg zugewandte Einrichtung haben mit freiem Konzept über die wir sonst sehr froh sind), dass die Kinder zur Zeit zumeist nicht mehr „artgerecht“ betreut werden und die Auflagen meiner Meinung nach nicht gut abgewogen wurden, wobei mir vor allem die Bedürfnisse der Kinder zu wenig einbezogen wurden. Meine Tochter (7) geht wieder in die Schule und kommt mit der Situation scheinbar besser zurecht aber auch sie spricht wörtlich davon, dass alles in der Schule „stressiger“ ist.
    Ich selber bin Lehrerin und beobachte mit zunehmender Sorge wie wir Kinder reglementieren, verunsichern und ihnen nur noch unzureichend Halt geben in den Einrichtungen.
    Ich würde mich freuen, wenn die Auswirkungen auf die Kinder ganzheitlicher und von den Kindern ausgehend betrachtet werden würden, daher danke ich Ihnen sehr für ihre Einschätzung.
    Liebe Grüße
    Franziska Laube

  • Ela

    Sorry aber Baby brauche das GANZE Gesicht. Könnt ihr vielleicht immer sehen wie euer Gegenüber drauf ist wenn ihr nur die Augen seht. Ganz ehrlich, schaut mal in den öffentlichen Verkehrsmitteln die Leute an und versucht deren Stimmung herauszubekommen.
    Unsere 1-jährige will gerne Kontakt zu Menschen aufnehmen. scheitert aber immer wieder und ist zutiefst verunsichert weil sie eben NICHT nur die Augen lesen kann, Kleinkinder können das nicht. Die müssen das erst lernen. Wir tragen keine Masken.Auch nicht in den Öffis (wir haben keine Auto und müssen die täglich nutzen). Unsere Kinder (1,4 und 6) schon sehr verunsichert, weil sie trotz erklären eben doch nicht alles verstehen. Ich will schützen. Aber zuerst meine Familie.

  • Laura

    Mein dreijähriger Sohn wird gerade in den Kindergarten eingewöhnt. Die Erzieherinnen tragen zwar keine Masken, aber ich als Mutter muss die ganze Zeit eine tragen. Für meinen Sohn ist das extrem belastend. Es sind nur fremde Menschen um ihn herum und von mir, seiner engsten Bezugsperson, kann er aus der Mimik kein Feedback bekommen. Sind die ok? Wie soll ich mich verhalten? Ich bin gespannt, ob eine Eingewöhnung so überhaupt möglich ist.

    Beim Kinderarzt ist es auch schwierig. Sonst ist mein Sohn sehr aufgeschlossen, redet viel und lässt prinzipiell alles mit sich machen, wenn man es ihm erklärt. Mund auf, Zähne zeigen, in die Ohren schauen, Spritze geben – kein Problem. Seit wir alle Masken tragen, sitzt er verschüchtert da, sagt kein Wort und will bei gar nichts mitmachen. Am liebsten will er sich in diesen Situationen bei Mama einkuscheln und nichts und niemanden mehr anschauen müssen.

    Meine 1,5 jährige Tochter lernt grade jeden Tag viele neue Wörter. Sie schaut mich an und ich wiederhole, was sie sagt und umgekehrt. Sobald ich eine Maske trage, interessiert sie sich überhaupt nicht mehr fürs miteinander Sprechen. Ich bin sehr froh, dass die Maskenpflicht nur Einkäufe und öffentliche Verkehrsmittel betrifft.

  • Sara

    In der Kita meiner Tochter (eineinhalb, Kita seit vier Wochen) tragen die Erzieher*innen Masken und trotzdem hat sie ihre Bezugserzieherin ins Herz geschlossen und geht mit Begeisterung in die Kita. Wir vermitteln ihr aber auch, dass wir Maske tragen richtig und wichtig finden. Wenn ich sie mit Maske anlächle, lächelt sie zurück. Man kann auch mit Maske liebevoll und zugewandt sein! Einige „Kita-Wörter“ hat sie auch schon gelernt.

  • Nici S

    Mein großer ist 3 Jahre und mein kleiner 6 Monate.
    Bei meinem großen ist es kein Problem wenn ich eine Maske aufsetze, es ist für ihn etwas wie verkleiden. Unser kleiner ist aber sehr sensibel und reagiert nach ein paar minuten mit nölen und nach spätestens 10 minuten fängt er an hysterisch zu weinen.
    Ich versuche im laden mich alle paar Minuten in eine Ecke zu stellen, zieh die Maske kurz runter und erzähle etwas mit ihm. So dauert der Einkauf zwar doppelt so lange …aber was soll’s.
    Wir haben ein Gesichtsschild probiert….dem kleinen hat’s gefallen, ich fand es auch ok…allerdings ist in Thüringen Pflicht das der Mund-nasen-schutz eng anliegt….Wir sind aus dem Kaufland raus geflogen 🙁 ….verständnis fehl am platz

  • Lena Abdi

    Weshalb referenzieren Sie denn auf das Still-Face-Experiment? Es ist doch ein himmelweiter Unterschied, ob ich auf ein unnatürlich gefrorenes Gesicht schaue, das kommuniziert: Ich nehme keinerlei Kontakt zu dir auf. Oder ob ich auf ein durch eine visuelle Barriere teilweise verdecktes Gesicht schaue – der dazugehörige Mensch redet, gestikuliert und das übrige, sichtbare Gesicht interagiert mit mir. Es besteht also lediglich eine telweise Beschränkung einer bestehenden Interaktion.

    Zweite Frage: Halten Sie eine traditionelle islamische Verschleierung, die nur die Augen freilässt, für Kinder für verstörend?

    • Herbert Renz-Polster

      Danke. Meine Information ist die, dass die traditionelle Verschleierung für den öffentlichen Raum gilt, nicht im Haus, aber ich kann mich irren. Wäre die Verschleierung durchgehend, ja, dann wäre es für die Säuglinge eine Einschränkung. Lg
      HRP

  • Janine

    Meine Tochter ist 4 Monate und hat überhaupt kein Problem mit Masken. Die Augen reichen ihr um ein Lächeln zu erkennen und sie lächelt auch gleich fröhlich zurück!

  • Alexander

    Alter Trick, mann deformiert jemanden, um sich auf den Podest zu bringen! Masken sind für alle schädlich und für Kinder so wie so…., dafür braucht mann keine Studien.

  • A.

    Ich arbeite in einer Apotheke unter einer Kinderarztpraxis und habe noch kein Kind, Kleinkind, Baby, Säugling erlebt, das ein Problem mit Masken hat.
    Das Problem sind immer die Eltern.

    Es ist landläufig anerkannt, dass das Essen-to-go (also die die maternale Milchbar) nur eingepackt transportiert wird. Kein Säugling gerät in Panik, nur weil die Bust im Kleidungsstück verschwindet. Oder der Kopf unter der Mütze, die Hände in Handschuhen, der Mund hinter einem dicken Schal im Winter oder die Augen hinter der Sonnenbrille im Sommer.
    Eine Maske ist nur ein weiteres Kleidungsstück.
    Kein Grund zur Panik!

    In anderen (religiösen) Kulturkreisen, in denen regelmäßig das Gesicht oder Teile davon verhüllt werden, gedeihen die Kinder “trotzdem”. Ein Wunder? Nein!
    Eine Maske ist wirklich nur: ein weiteres Kleidungsstück.

    Menschen kommunizieren nicht nur über den Mund, sondern mit dem ganzen Körper, egal wie verhüllt dieser ist.

    Meine Kinder (Kita und Grundschule) und ich tragen freiwillig (!!) überall FFP2 (ich habe ihnen die Wahl aus med. Mundschutz, Textil oder FP2 gelassen, sie haben alles rege getestet und eine Entscheidung getroffen, die für sie den optimalen Tragekomfort bietet, da wird die schnöde Maske auch gerne farblich individuell gestaltet).

    Funfact I: Seit geraumer Zeit reagieren meine Kids wesentlich besser auf Blickkontakt und subtile Zeichen, ohne dass ich etwas sagen muss. Das war vor den Masken bei meinen kleinen Quasselstrippen undenkbar.

    Funfact II: generell ist ihre Aussprache deutlicher geworden. Nuscheln funktioniert mit Maske eben nicht …

    Nun kurz zu meiner Person: Anfangs bin ich schier abgedreht unter den Dingern, war schon unter der OP-Maske gefühlt kurz vor dem Ersticken (was wohl mehr einer inneren Abwehrhaltung zuzurechnen ist als einem tatsächlichen O2-Defizit). Mittlerweile ist die Panik einem gewissen Sicherheitsgefühl gewichen. Der Mensch ist so ein Gewohnheitstier!

    Für mich sind diese Masken Alltag. Die Lunge hat sich längst an die tieferen Atemzüge gewohnt, ebenso wie die Haut unter regelmäßig wechselnden Masken im Winter besser den je war (wen kümmert noch trockene Heizungsluft!). Das lebe ich meinen Kindern vor: Mütze, Schal, Maske dabei? Check. Viel Spaß da draußen!
    Unterschätze niemals die Anpassungsfähigkeit des menschlichen Körpers – Masketragen ist reine Übungssache, wie Gewichtheben, Tauchen, Bergsteigen, …

    Wenn die Eltern allerdings selbst ständig über das neue Kleidungsstück wettern, versetzen sie ihre Kinder dadurch in Angst und Schrecken.
    Wenn sie zu geizig für regelmäßigen Maskenwechsel sind, stattdessen die dreckigen Dinger nur neben den Sonntagsbrötchen aufbacken oder sie gar mit reizenden Waschsubstanzen behandeln (Stichwort Maultaschensuppe), brauchen sie sich nicht über Hautreaktionen zu wundern.
    (Nennt man das dann hausgemachten Streuselkuchen?)

    Ich nehme mir in solchen Fällen gerne heraus, bei diesen Maskengegner:innen rotzfrech nachzufragen, ob sie eigentlich auch keine Unterwäsche tragen (in Erinnerung an die BH-Verbrennung unserer feministischen Großmütter) oder, falls doch, wie regelmäßig sie diese wechseln.
    Neben eines -trotz Maske- herzerfrischend deutlichen Mienenspiels beim Überdenken meines Vergleichs ernte ich durchweg Verständnis und Zuspruch, nicht nur weil es die Gesprächssituation entspannt, sondern auch die Sicht auf die Dinge.

    Fazit:
    Alles halb so wild und vor allem: Kopfsache!
    Unsere Kinder ziehen an, was wir ihnen vorleben.

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